- Giorgio Moroder
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Hansjörg „Giorgio“ Moroder (* 26. April 1940 in St. Ulrich in Gröden, Südtirol, Italien) ist ein Südtiroler Produzent und Komponist. Moroder gilt als Erfinder der Synthesizer-Disco-Musik.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Moroder wuchs in Gröden auf und begann als Teenager mit dem Gitarrespiel. Ab seinem 19. Lebensjahr tourte er mit Bands durch Europa. Von 1967 an konzentrierte er sich aufs Songwriting und Komponieren. Unter anderem schrieb er gemeinsam mit Michael Holm einen Hit für Ricky Shayne. 1969 war er dann als „Giorgio“ mit der Bubblegum-Nummer Looky, Looky in den französischen, italienischen und spanischen Hitparaden recht erfolgreich. Moroder interessierte sich schon damals für die Musikproduktion, vor allem für die neuartigen elektronischen Innovationen dieser Jahre. 1970 produzierte er den ersten deutschsprachigen Hit, in dem ein Synthesizer verwendet wurde: Arizona Man in der Version von Mary Roos kletterte bis auf Platz neun der Charts. Anfang 1971 erwarb er einen Moog-Synthesizer. Sein nächster und erster größerer eigener Hit Son of My Father von 1972, bereits gemeinsam mit dem langjährigen Arbeitspartner Pete Bellotte produziert, war ebenfalls unter Verwendung des Synthesizers entstanden, auch wenn die Elektronik hier noch nicht im Vordergrund stand.
Moroder hatte inzwischen in München sein eigenes Studio eingerichtet, Musicland. Ab 1973 arbeitete Giorgio Moroder mit der Ex-Bostonerin und ehemaligen Musical-Sängerin Donna Summer zusammen. Summer, gebürtige LaDonna Andrea Gaines, hatte es nach einer Europatour des Hippiemusicals Hair nach München verschlagen, wo sie zu dieser Zeit als alleinerziehende Mutter lebte. Im Team mit dem Arrangeur Harold Faltermeyer, Drummer und Co-Autor Keith Forsey und dem Toningenieur Jürgen Koppers kreierte Moroder für sie einen energetischen Discosound. Der ausgekoppelte Song The Hostage aus ihrem ersten Soloalbum Lady of the Night von 1974 lief in Holland und Frankreich recht erfolgreich. Der Durchbruch für Summer wie für Moroder kam aber erst 1976 mit dem 17-minütigen „erotischen Epos“ Love to Love You, Baby. Die BBC boykottierte den Song.
Anfang 1976 veröffentlichten Moroder und Bellotte unter dem Bandprojektnamen MLS (Musicland Set) auch die Instrumental-Single Take Five/Enterprise, die aber ebenso wenig kommerziellen Erfolg hatte wie Einzelgänger, das auf deutsch gesungene Soloalbum Moroders, welches er ein Jahr zuvor veröffentlicht hatte und später wieder vom Markt nahm, indem er versuchte, sämtliche noch verbliebenen Exemplare aufzukaufen. Im Februar 1976 erreichte Love to Love You, Baby Platz 2 der US-Charts (Billboard Hot 100), das Disco-Genre war geboren. Moroder: „Ich glaube, wir erfanden den Bass Drum- und Bass-Sound, der Teil der modernen Discomusik wurde.“ Der Produzent räumt dabei ein, aus zahlreichen Quellen geschöpft zu haben, so z. B. vom Philadelphia- oder Philly Soul, vom Motown-Stil, aber auch von zeitgenössischen elektronischen Bands in Deutschland, wie Popol Vuh oder Tangerine Dream. Die Veröffentlichung des Titels ohne die Angabe seines Namens als Co-Komponist, veranlasste Bassist Dave King zu einem Rechtsstreit gegen Giorgio Moroder, den er jedoch nach einigen Jahren verlor. King hatte angegeben, die Basslauf-Figur auf der Single sei seine Erfindung gewesen, nicht die Moroders, und hätte dem Musiktitel erst als prägendes Element zu weltweitem Erfolg verholfen.
Die elektronischen Einflüsse waren noch deutlicher auf der 1977er-Summer-Nummer I Feel Love zu hören. Der Song kletterte im Juli des Jahres auf die Spitzenposition der britischen Charts. Mit seinen repetitiven Synthesizer-Loops beeinflusste er noch in den 1990er Jahren zahlreiche Produzenten der elektronischen Tanzmusik. I Feel Love führte erneut zu einem Rechtsstreit, dieses Mal von Seiten Eberhard Schoeners, der reklamierte, die Synthesizer-Sequenz hätte sich Moroder bei ihm abgeschaut; auch dieses Mal gewann Moroder. 1978 übersiedelte Moroder nach den USA und komponierte den Soundtrack zu dem Hollywood-Film "12 Uhr nachts – Midnight Express", sein erster Versuch auf diesem Gebiet wurde sofort mit einem Oscar belohnt. Insgesamt komponierte und produzierte er im Anschluss über ein Dutzend Filmmusiken, darunter auch für bekannte Werke wie Top Gun, Scarface, Katzenmenschen, Flashdance und American Gigolo. Außerdem steuerte er für die Olympischen Spiele von Los Angeles 1984 mit (Reach Out [1] ) den offiziellen Song bei, ebenso für die Olympischen Sommerspiele 1988 in Seoul (Hand in Hand [2]) sowie für die Fußball-Weltmeisterschaft 1990 (Un'estate Italiana [3]) bei. Der Song Forever Friends für die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking stammt ebenso von ihm.
Giorgio Moroder arbeitete in seiner Karriere mit zahlreichen Größen des Musikgeschäfts zusammen, beispielsweise mit den Sparks, mit Elton John, mit den Three Degrees, mit David Bowie, Phil Oakey, Freddie Mercury, mit Blondie, Barbra Streisand, Pat Benatar, Roger Daltrey, Chaka Khan und Cher. Er remixte u. A. Musik der Eurythmics und von Heaven 17. Ihm wurden drei Oscars, drei Grammys und vier Golden Globes verliehen. Seine Musikproduktionen gaben dabei immer Anlass zu Spekulationen über die angeblich seelenlose 'Music-Machine' als Grundlage seiner Musik. „Ich bin Produzent, kein Politiker“, erklärte Moroder nüchtern, „also mache ich Musik und keine Storys“. Neben dem Musikgeschäft widmet sich Giorgio Moroder seit einigen Jahren auch computergenerierter Video- und Fotokunst, ferner war er an einem Supersportwagen-Projekt beteiligt (Cizeta Moroder).
Moroders musikalischer Beitrag zur umstrittenen 1984er Neufassung des Stummfilm-Klassikers Metropolis verprellte manchen, der bleibende Einfluss seiner Arbeit auf neuere Musikrichtungen wie Techno wird jedoch anerkannt. 1987 produzierte er das Duett von Falco und Brigitte Nielsen Body Next to Body. Ein recht bekannter Titel entstand im Jahr 2000: ein Trance-Remix von Jam & Spoon seines 70er-Jahre-Titels The Chase. Da es sich um eine reine Instrumental-Nummer handelte und im Radio meist die Titel nicht angesagt werden, der Titel aber oft im Radio lief, kannten und suchten zahllose DJs und Fans den Titel, wussten aber nicht, wie er heißt und von wem er ist. Erst mit dem Aufkommen des Internet und der Peer-to-Peer-Tauschbörsen erreichte der Titel wieder die Konsumenten.
Giorgio Moroder lebt heute in Los Angeles (Beverly Hills) mit seiner mexikanischen Frau Francisca und seinem Sohn Alex, geboren 1989. Im Grödnertal besitzt er noch ein Haus, wo er seinen Urlaub verbringt. Im Jahr 2005 wurde er vom italienischen Staatspräsidenten Carlo Azeglio Ciampi zum Commendatore im Verdienstorden der Italienischen Republik ernannt. Am 5. September 2010 wurde ihm der Große Verdienstorden des Landes Südtirol verliehen.
Trivia
- Sein Album "Einzelgänger" (1975) gehört zu den Raritäten auf Musikbörsen; einzelne Exemplare erreichten besonders hohe Erlöse.
- Die Zeitschrift ff schätzt sein Vermögen auf etwa 300 Millionen Euro.
- Moroder war zeitweise beteiligt am Projekt des Supersportwagens Cizeta V16T und besitzt bis heute den Prototyp, welcher noch den Namen "Cizeta-Moroder" trug.
- In dem PSP & PS2 Spiel "Grand Theft Auto: Liberty City Stories wird in dem Radiosender "Flashback FM" Giorgio Moroders Musik gespielt, auch "The Chase" (von 12 Uhr nachts - Midnight Express)
Diskografie Singles (Auswahl)
Chartplatzierungen Erklärung der Daten Singles Looky, Looky DE 26 xx.xx.1969 (7 Wo.) [4] CH 3 xx.xx.1969 (19 Wo.) Moody Trudy DE 31 xx.xx.1970 (6 Wo.) Underdog DE 22 xx.xx.1971 (13 Wo.) Son of My Father DE 47 xx.xx.1972 (2 Wo.) US 46 xx.xx.1972 (… Wo.) From Here to Eternity DE 29 xx.xx.1977 (10 Wo.) UK 16 xx.xx.1977 (… Wo.) [5] NL 22 xx.xx.1977 (4 Wo.) Chase UK 48 xx.xx.1979 (6 Wo.) US 33 xx.xx.1979 (4 Wo.) [6] Lady Lady Lady (mit Joe Esposito) NL 49 xx.xx.1983 (1 Wo.) Reach Out (mit Paul Engemann) DE 1 xx.xx.1984 (14 Wo.) [7] CH 2 xx.xx.1984 (11 Wo.) [8] US 81 xx.xx.1984 (4 Wo.) NL 47 xx.xx.1984 (3 Wo.) Together in Electric Dreams (mit Phil Oakey) UK 3 xx.xx.1984 (15 Wo.) NL 35 xx.xx.1984 (5 Wo.) American Dream (mit Paul Engemann) DE 36 xx.xx.1984 (7 Wo.) Goodbye Bad Times (mit Phil Oakey) UK 44 xx.xx.1985 (5 Wo.) Be My Lover Now (mit Phil Oakey) UK 91 xx.xx.1985 (1 Wo.) Carry On (mit Donna Summer) UK 65 xx.xx.1998 (1 Wo.) The Chase (feat. Jam & Spoon) DE 44 xx.xx.2000 (5 Wo.) UK 46 xx.xx.2000 (1 Wo.) CH 75 xx.xx.2000 (5 Wo.) NL 68 xx.xx.2000 (6 Wo.) Last Night (mit Gloria Gaynor) DE 70 xx.xx.2000 (9 Wo.) CH 89 xx.xx.2000 (2 Wo.) als Giorgio
- Stop / Believe in Me - Hansa 1966
- Bla Bla Diddley / How Much Longer Must I Wait - Hansa 1966 (als Giorgio and the Morodians)
- Lilly Belle / Love's Morning Land - Hansa 1967
- Yummy, Yummy, Yummy / Make Me Your Baby - Hansa 1968
- Cinnamon / Reesy-Beesy - Hansa 1968
- Looky, Looky / Happy Birthday - Hansa 1969
- Máh-Ná-Máh-Ná / Doo-Bee-Doo-Bee-Doo - Hansa 1969
- Moody Trudy / Stop - Hansa 1969
- Arizona Man / Sally Don't You Cry - Hansa 1970
- Underdog / Watch Your Step - Hansa 1971
- Son of My Father / I'm Free Now - Hansa 1971
- Everybody Join Hands / London Traffic - Hansa 1971
- Today's a Tomorrow / Pauline - Hansa 1972
- Take It, Shake It, Break My Heart / Spanish Disaster - Hansa 1972
- Lonely Lovers' Symphony / Crippled Words - Philips 1973
- Heaven Helps the Man (Who Helps Himself) / Sandy - Philips 1973
- Marrakesh / Nostalgie - Philips 1974
- Lie, Lie, Lie / Collico - Philips 1974
- Bricks and Mortar / It's a Shame - Philips 1975
- Rock Me to My Soul / Dark and Deep and Inbetween - Philips 1975 (als Giorgio's Common Cause)
- Einzelgänger - Philips 1975
- Knights In White Satin 1976
als Giorgio Moroder
- I Wanna Funk with You Tonite / Oh, L'Amour - Oasis 1976
- Let the Music Play / Oh, L'Amour - Oasis 1977
- From Here to Eternity / Utopia - Me Giorgio - Oasis 1977
- Love's in You (Love's in Me) / I Can't Wait - Oasis 1978 (Giorgio & Chris)
als Spinach (mit Michael Holm)
- America / America (Rhythm of Love) - Liberty 1970
- Action Man part 1 & 2 - Liberty 1971
- (Sweet Sixteen) You Know What I Mean / Knockin' on Your Door - United Artists 1972
Werke (als Produzent)
- 1978 : Midnight Express von Alan Parker mit Brad Davis, Randy Quaid
- 1980 : Foxes von Adrian Lyne mit Laura Dern, Jodie Foster
- 1980 : American Gigolo von Paul Schrader mit Richard Gere, Lauren Hutton
- 1982 : Katzenmenschen von Paul Schrader mit Nastassja Kinski, Malcolm McDowell
- 1983 : Flashdance von Adrian Lyne mit Jennifer Beals, Michael Nouri
- 1983 : Scarface von Brian De Palma mit Al Pacino, Michelle Pfeiffer
- 1984 : Das Titellied Neverending Story von Die unendliche Geschichte Teil 1 gesungen von Limahl
- 1984 : Electric Dreams
- 1984 : Metropolis von Fritz Lang (mit der Musik von Giorgio Moroder)
- 1986 : Top Gun (das Lied Take My Breath Away mit Berlin)
- 1987 : Over the Top
- 1990 : Die unendliche Geschichte II – Auf der Suche nach Phantásien
Einzelne Songs oder Alben für
- Edoardo Bennato
- Blondie
- David Bowie
- Irene Cara
- Cher
- Cheap Trick
- Roger Daltrey
- Falco meets Brigitte Nielsen (Body Next to Body 1987)
- Agnetha Fältskog (1968)
- France Gall
- Uschi Glas
- Sammy Hagar
- Nina Hagen (Alben Angstlos und Fearless, 1984)
- Debbie Harry (Rush Rush 1983)
- Janet Jackson
- Elton John
- Madleen Kane
- Chaka Khan
- Limahl
- Kenny Loggins
- Freddie Mercury (Love Kills, 1984)
- Miami Sound Machine
- Gianna Nannini
- Graham Nash
- Olivia Newton-John
- Mary Roos
- Sparks
- Barbra Streisand
- Donna Summer
- Bonnie Tyler
Auszeichnungen
- Oscar/Beste Filmmusik für Midnight Express 1979
- Bambi 1984, 1988
- Oscar/Bester Song 1983 für Flashdance...What a Feeling aus Flashdance
- Oscar/Bester Song 1986 für Take My Breath Away aus Top Gun
- Grammy Award 1998 für Carry On mit Donna Summer
- über 150 goldene Schallplatten
- 2004 Aufnahme in die Dance Music Hall of Fame
Einzelnachweise
- ↑ Song auf Dailymotion
- ↑ Song auf You Tube
- ↑ Song auf You Tube
- ↑ Günter Ehnert (Hrsg.): Hit-Bilanz, Deutsche Chart Singles 1956-1980. Taurus-Press, Hamburg 1990, ISBN 3-922542-24-7, S. 85.
- ↑ everyhit.com, Suchmaske: „Giorgio"
- ↑ Joel Whitburn: The Billboard Book of Top 40 Hits. 7. Auflage. Billboard Books, New York 2000, ISBN 0-8230-7690-3, S. 442.
- ↑ Günter Ehnert (Hrsg.): Hit-Bilanz, Deutsche Chart Singles 1981-1987. Taurus-Press, Hamburg 1988, ISBN 3-922542-34-4, S. 119.
- ↑ hitparade.ch, Giorgio Moroder
Weblinks
- Offizielle Website
- Giorgio Moroder: Biografie und Diskografie (engl.)
- Giorgio Moroder bei Discogs (englisch)
- Giorgio Moroder in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Literatur von und über Giorgio Moroder im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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