Schloss Nischwitz

Schloss Nischwitz

Das Schloss Nischwitz ist eine Schlossanlage im Stil des Rokoko in Nischwitz, einem Ort der sächsischen Gemeinde Thallwitz im Landkreis Leipzig. Zwischen 1714 und 1721 errichtet, erhielt es seine heutige Gestalt durch Heinrich von Brühl, der es um 1750 zu einem repräsentativen Sommersitz aus- und umbauen ließ. Nachdem es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer mehr verfiel, erwarb ein privater Investor das Anwesen Anfang der 1990er und lässt es seitdem Schritt für Schritt restaurieren.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geschichte des Schlosses reicht bis in das späte Mittelalter zurück. Bereits im 11. Jahrhundert wurde in der „Neuen Sächsischen Kirchengalerie“ ein Rittergut an der heutigen Stelle beschrieben. Der Ort wurde 1450 mitsamt dem dazugehörigen Rittergut durch die Familie von Nischwitz erworben und erhielt von ihr seinen Namen.

1714 veranlasste der damalige Besitzer, der Königlich sächsischer Kammermeister Freiherr von Rackwitz, nach Verfall des alten Ritterguts den Neubau eines Schlosses mit entsprechenden Nebengebäuden und Park. Als Architekt zeichnete Matthäus Daniel Pöppelmann verantwortlich. Nach Fertigstellung 1721 wechselte das Anwesen im Laufe der Jahre mehrfach die Besitzer.

1743 erwarb schließlich Graf Heinrich von Brühl, später sächsischer Premierminister unter Kurfürst Friedrich August II., den Besitz. Um 1750 ließ er das Anwesen unter Leitung des Oberlandesbaumeisters Johann Christoph Knöffel zu seiner Sommerresidenz im Stil des Rokoko umbauen. Die umfangreich Aus- und Umbauten schufen ein Ensemble, das mit seiner großzügigen Hofanlage sowie Orangerie, Verwaltungsgebäuden und dem sich an die Gartenseite anschließenden Schlosspark bis heute erhalten geblieben ist.

Von der originalen, kostbaren Innenausstattung ist hingegen viel abhanden gekommen. Sehenswert sind die spätbarocken Wand- und Deckenmalereien im Garten- und Festsaal, die dem italienischen Maler Stefano Torelli zugeschrieben werden. Sie zeigen Jagdimpressionen und mythologische Szenen.

Während des Siebenjährigen Krieges marschierten 1758 preußische Truppen in Sachsen ein. Sie besetzten und plünderten das Schloss. Überlieferungen zufolge konnte dabei die Brandschatzung der Anlage nur durch den mutigen Einsatz des Nischwitzer Dorfpfarrers verhindert werden.[1] Nach dem Tod Heinrichs von Brühl verkauften seinen Erben den Besitz an den Leipziger Juristen Phillip Heinrich Lastrop.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurden nach weiteren Besitzerwechseln umfangreiche Umbauten im Erdgeschoss vorgenommen, in deren Zuge das barocke Treppenhaus durch eine repräsentative, spätklassizistische Treppenanlage ersetzt und mit großen Wand- und Deckengemälden versehen wurde. Zu dieser Zeit erfuhr auch der damalige, durch Friedrich August Krubsacius angelegte Rokokopark eine Umgestaltung zu einem englischen Landschaftsgarten mit Teepavillons sowie steinernen Statuen und Vasen. 1848 ließ die Familie von Ritzenberg in diesem Park eine Familiengruft in Form eines dorischen Tempels errichten

1888 kaufte Kurt von Zimmermann das Schloss und Gut Nischwitz. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs floh die Familie von Zimmermann vor heranrückenden sowjetischen Truppen und wurde während der sowjetischen Besatzungszeit 1945-49 enteignet. Spätere Bemühungen der Familie, ihr Eigentum nach der Wiedervereinigung Deutschlands zurückzuerhalten, blieben bis auf die Rückgabe von einigem Mobiliar ohne Erfolg.

Als Staatseigentum der DDR diente das Schloss, das den Krieg weitgehend unbeschädigt überstanden hatte, bis zur Wende als Alten- und Pflegeheim. Während dieser Zeit setzte ein fortschreitender baulicher Verfall der Anlage ein, der nur notdürftig aufgehalten wurde. Durch die Arbeit einer Gruppe polnischer Restauratoren seit Anfang der 1980er Jahre konnte die Gartenfront des Schlosses weitgehend originalgetreu restauriert werden.

Anfang der 1990er Jahre verkaufte die Gemeinde die Schlossanlage an einen privaten Investor namens Grimm. Später wurde daraus eine Holding GmbH. Diese stellt die spätbarocke Schlossanlage schrittweise wieder her. Bisher wurden die Fassade der Hoffront, die angrenzenden Gebäude von Orangerie und Verwaltung restauriert sowie das Teehaus in der Parkanlage. Im Inneren fanden umfangreiche Restaurierungsarbeiten an Decken- und Wandgemälden sowie dem klassizistischen Treppenhaus statt.

Heutige Nutzung

Ein Teil der restaurierten Nebengebäude beherbergt heute Wohnungen, während das Schloss zu Repräsentationszwecken dient.

Literatur

  • Johannes Hohlfeld: Beiträge zur Geschichte der Familie von Zimmermann. Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte, Leipzig 1925.
  • Hans Krumbholz: Burgen, Schlösser, Parks und Gärten. 3. Aufl. Tourist-Verl., Berlin u. a. 1988, ISBN 3-350-00285-4.
  • Walter May: Schloß Nischwitz und die Architektur des sächsischen Rokoko. Techn. Univ. Dresden, Dresden 1969.
  • Martin Schreiber: Beschreibung der Schlossanlage zu Nischwitz. Hochschule für bildende Künste, Dresden 1996.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. schloss-nischwitz.de Stand: 23. Juni 2007.
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