Schloßstraße (Berlin-Steglitz)

Schloßstraße (Berlin-Steglitz)
Schloßstraße mit Rathaus Steglitz in Richtung Nordosten
Die Schloßstraße am Walther-Schreiber-Platz

Die Schloßstraße ist die Haupteinkaufsstraße des Berliner Ortsteils Steglitz (Bezirk Steglitz-Zehlendorf). Mit 137.000 m² Verkaufsfläche ist sie nach der City West der zweitgrößte Einzelhandelsstandort Berlins[1] und wichtigster Zentrenbereich für die südwestlichen Bezirke der Stadt.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf

Die Straße verläuft über rund 1,7 Kilometern in Nord-Süd-Richtung durch den Ortsteil. Ihre südliche Fortsetzung ist die Straße Unter den Eichen, die nördliche die zum Ortsteil Friedenau gehörende Rheinstraße. Den Übergang zur Rheinstraße und die Ortsteilgrenze bildet der Walther-Schreiber-Platz.

Geschichte

Die Schloßstraße ist Teil der alten Straßenverbindung von Berlin nach Potsdam und Brandenburg an der Havel. Seit Ende des 18. Jahrhunderts gab es hier eine leistungsfähige Kunststraße. Mit dem raschen Wachstum der Gemeinde Steglitz in der wilhelminischen Epoche wurde die Schloßstraße um 1900 zu einer modernen städtischen Hauptstraße ausgebaut.

Seit der reichsweiten Nummerierung der Fernverkehrsstraßen 1932 (ab 1934 „Reichsstraßen“) war die Schloßstraße Teil der Reichsstraße 1 von Aachen über Berlin und Königsberg nach Eydtkuhnen an der Grenze zu Litauen. Sie entspricht der heutigen Bundesstraße 1, die an der seit 1945 gültigen Ostgrenze in Küstrin endet. Mit Eröffnung der ein Straßenblock südöstlich verlaufenden Westtangente im Jahr 1968[2] wurde der Verlauf der B 1 auf die Autobahn verlegt, da diese nun von der Schloßstraße die Funktion einer Hauptverkehrsachse übernahm.

Namensgebung und Schreibweise

Der Name der Schloßstraße verweist auf das am Ende der einstigen Dorfaue befindliche Steglitzer Schloss. Es wurde 1804 für den Erbherren auf Steglitz, den späteren preußischen Justizminister Carl Friedrich von Beyme, erbaut und ist das historisch wertvollste Gebäude des Ortsteils. Da es später auch Landsitz des preußischen Generalfeldmarschalls Friedrich von Wrangel war, wird es heute auch Wrangel-Schlösschen genannt.

Die Straßenbezeichnung wurde als Eigenname und historischer Begriff nicht der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst und schreibt sich deshalb weiterhin mit „ß“.

Einzelne Objekte weichen jedoch, unabhängig von der Rechtschreibreform, in ihrer Schreibweise von der offiziellen Orthografie ab. So lauten die Stationsschilder im U-Bahnhof Schloßstraße seit der Eröffnung 1974 „SCHLOSS-STRASSE“ (in Versalbuchstaben), in Druckwerken der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wird der Bahnhof allerdings in der BVG-eigenen Rechtschreibung als „Schloßstr.“ bezeichnet. Am Walther-Schreiber-Platz gibt es seit 2007 das Schloss-Strassen-Center, in dessen Namen gleich drei Schreibfehler vereint sind (eine korrekte Schreibweise wäre „Schloßstraßen-Center“, weil das „ß“ nach dem langen Vokal in „Straße“ erhalten bleibt).

Architektur

VW-Pavillon von 1951, seit 1988 unter Denkmalschutz
Einkaufszentrum Das Schloss am südlichen Ende der Schloßstraße

Im südlichen Bereich der Schloßstraße, am Hermann-Ehlers-Platz, befinden sich der Steglitzer Kreisel sowie das alte Rathaus Steglitz. Auf Grund von Asbestbelastung soll der Kreisel in naher Zukunft saniert werden, wobei mit Kosten in Höhe von bis zu 100 Mio. Euro gerechnet wird. Die Sanierung des Kreisels ist allerdings umstritten. CDU und FDP drängen auf einen Abriss des Kreisels und einen darauffolgenden Neubau, der dem gewünschten Image der Schloßstraße als attraktive Einkaufsstraße eher gerecht werden soll.

Unmittelbar am alten Rathaus an der Ecke zur Grunewaldstraße wurde im März 2006 Das Schloss eröffnet (ursprünglich als Schlossgalerie geplant). Auf vier Ebenen werden 36.000 m² Handels-, Freizeit- und Gastronomiefläche sowie rund 12.000 m² Dienstleistungsfläche geboten. Auch die drei Berliner Radiosender Kiss FM, 94,3 rs2, und der Berliner Rundfunk 91,4 sind hier eingezogen. Unter vielen Lokalpolitikern ist das Gebäude umstritten, da das Ende der 1960er Jahre erbaute Forum Steglitz, das Kaufhaus Karstadt sowie andere große Einkaufsgebäude bereits existieren und so eine räumliche Überkapazität entstanden ist. Außerdem wird auf die prekäre Verkehrssituation auf der angrenzenden stark befahrenen Kreuzung Schloß- /Grunewald- /Albrechtstraße hingewiesen. Im März 2007 wurde das 1967 eröffnete Karstadt-Haus geschlossen und abgerissen. Es wurde 2009 in vergrößerter Form neu eröffnet. Derzeit wird das ehemalige Wertheim-Haus (erbaut 1952) abgerissen und durch ein neues Gebäude ersetzt. Auf dem gesamten Areal wird mit rund 76.000 m² eines der größten Einkaufszentren Berlins entstehen. Da die Vorderfront des ehemaligen Wertheim-Hauses unter Denkmalschutz steht, bleibt sie erhalten und wird in das neue Gebäude integriert. Der neue Boulevard Berlin soll im Frühjahr 2012 fertiggestellt sein.

Der Bierpinsel

Die in den 1960er Jahren noch existierende Bundesautobahn 104 wurde mit einer Straßenüberbauung für einen Anschluss an die parallel zur Schloßstraße verlaufende Bundesautobahn 103 (Westtangente) vorgesehen. Die 1971 fertiggestellte und nach dem Berliner Politiker Joachim Tiburtius benannte Brücke über die Schloßstraße im Bereich der Kreuzung mit der Schildhornstraße wird aus späterer Sicht von Kritikern teilweise als Bausünde angesehen. Unmittelbar neben einem Brückenpfeiler steht der am 13. Oktober 1976 eröffnete und offiziell als Turmrestaurant deklarierte 46 Meter hohe Turm, der nach Plänen des Architektenehepaares Ursulina Schüler-Witte und Ralf Schüler errichtet wurde. Er erhielt im Volksmund bald den Namen Bierpinsel, womit auf die Bauform, die Nutzung durch gastronomische Einrichtungen und vor allem auf den Ausschank von Freibier bei der Eröffnung angespielt wird. Es ist ein mit rotem Kunststoffmaterial verkleidetes Turmbauwerk, das auf einem Sichtbeton-Treppenturm ein mehreckiges dreietagiges Häuschen trägt. Der Bierpinsel ist wegen Sanierungs- und Modernisierungsbedarf seit 2002 geschlossen. Im Jahr 2006 erwarben Larissa Laternser und ihre Mutter Tita den Turm. Für die Renovierung fanden sie einige Sponsoren, gesucht wird jedoch noch ein Betreiber des Restaurants. Als neue Attraktion lassen die Eigentümerinnen durch drei Street-Art-Künstler den Turm für rund 500.000 Euro im April/Mai 2010 farbig besprühen. Die beauftragten Sprayer Flying Förtress,[3] Honet[4] und Sozyone[5] haben (fast) freie Motivwahl, allerdings sollen die Darstellungen nach einem Jahr wieder entfernt werden.[6]

Staatsbesuch des amerikanischen Präsidenten Kennedy 1963, Aufnahme in Höhe des ehemaligen Kaufhauses Wertheim

Am nördlichen Ende der Schloßstraße befindet sich das Forum Steglitz. Es wurde 1970 eröffnet und stellte zu diesem Zeitpunkt das zweite Einkaufs- und Dienstleistungszentrum nach dem Europa-Center dar. War es lange Zeit ein Hauptanziehungspunkt der Schloßstraße, ging die Attraktivität des Hauses Anfang der 2000er Jahre deutlich zurück. Möglicherweise lag dies auch daran, dass in den oberen Etagen Geschäfteketten große Etagenanteile belegten (z. B. Karstadt-Sport, W.O.M., Schaulandt). Damit wurden viele kleinere Geschäfte verdrängt, was wiederum zum Rückgang der Kundenzahlen beitrug. In den Jahren 2005/2006 wurde das Forum Steglitz modernisiert, um ein zeitgemäßes Aussehen und eine ebensolche technische Ausstattung herzustellen.

Das früher gleich neben dem Forum stehende Hertie-Kaufhaus wurde 2005 abgerissen. Zwischen dieser Fläche und dem Forum verläuft entlang der Bornstraße die Bezirksgrenze zwischen Steglitz-Zehlendorf und dem Ortsteil Friedenau des Bezirks Tempelhof-Schöneberg. Das für viele Anwohner gefühlsmäßig in der Schloßstraße liegende Kaufhaus befand sich somit an der auslaufenden Bundesallee /Ecke Rheinstraße und damit nicht in Steglitz. Auf dem Gelände wurde Ende März 2007 als weiteres Einkaufszentrum das Schloss-Strassen-Center (SSC) eröffnet. Dieses ist von der Verkaufsfläche deutlich kleiner als das im Süden der Schloßstraße gelegene Einkaufszentrum Das Schloss und wurde als dessen nördlicher Gegenpol konzipiert, um eine gleichmäßigere Verteilung der Besucherströme zu erreichen.

Im Zusammenhang mit diesen Arbeiten wurde auch der Walther-Schreiber-Platz umgestaltet. Die ehemals in der Platzmitte befindlichen Bushaltestellen wurden an den Straßenrand verlegt.

Verkehrsanbindungen

Neben mehreren Buslinien sind entlang der Schloßstraße die drei südlichsten Bahnhöfe der U-Bahn-Linie U9 gelegen.

Am nördlichen Ende der Schloßstraße liegt der U-Bahnhof Walther-Schreiber-Platz, in der Mitte an der autobahnähnlichen Überbauung der U-Bahnhof Schloßstraße und am südlichen Ende der U-Bahnhof Rathaus Steglitz, der zudem ein Umsteigebahnhof zur Linie S1 der Berliner S-Bahn, der Wannseebahn, ist. Unweit vom Walther-Schreiber-Platz gelegen befindet sich mit dem Bahnhof Feuerbachstraße ein weiterer Bahnhof der S1.

Pläne

Um die Anziehungskraft der Schloßstraße als Einkaufsmeile zu erhöhen, wurde vom Stadtplanungsausschuss von Steglitz-Zehlendorf der Umbau der Schloßstraße beschlossen. Unter anderem ist geplant, die Straße auf eine Spur für Kraftfahrzeuge und eine Fahrradspur je Fahrtrichtung zu begrenzen. Die Gehwege werden derzeit verbreitert. Der Verkehr soll danach vornehmlich über die parallel verlaufende Westtangente geleitet werden.

Weblinks

 Commons: Schloßstraße (Berlin-Steglitz) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung I A: Bericht zur Zentren- und Einzelhandelsentwicklung und zur Förderung der städtischen Zentren, 2007. Tabelle 2 auf Seite 12.
  2. Bürgerinitiative Westtangente: Vorgeschichte der Westtangente und der Bürgerinitiative
  3. Graffiti von Matthias Flying Förtress', online
  4. Honet-Graffiti, online
  5. Bilder von Gonzales Sozyone, online
  6. Claudia Fuchs: Bierpinsel mit Maske, Artikel in der Berliner Zeitung vom 21. Dezember 2009, S. 22
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