Schmatzhausen

Schmatzhausen
Schmatzhausen
Gemeinde Hohenthann
Koordinaten: 48° 40′ N, 12° 2′ O48.65985277777812.032897222222476Koordinaten: 48° 39′ 35″ N, 12° 1′ 58″ O
Höhe: 476 m
Einwohner: 756 (30.06)
Eingemeindung: 1978
Postleitzahl: 84098
Vorwahl: 08781

Schmatzhausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Hohenthann, Landkreis Landshut in Bayern.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Schmatzhausen liegt im Quellgebiet der Kleinen Laaber (476 m ü. NN), die wenige Kilometer vor der Ortschaft bei Pfeffenhausen-Egg entspringt.

Besiedlung

Ausschnitt einer Kupferstichkopie von Peter Weiner die die Landkarte von Philipp Apian(um 1560) zeigt.

Anfangs gab es in dieser Gegend wahrscheinlich nur wenige Siedlungen, aber Hügelgräberfunde weisen darauf hin, dass hier wohl bereits die Kelten (bis 15 v. Chr) siedelten. Im 3. und 4. Jahrhundert übernahmen die Bajuwaren dann das Land.

Aus diesen frühen Zeiten kann man auch heute noch in manchen Feldern unmittelbar bei Schmatzhausen Keramikbruchstücke und Feuersteine finden, die durch die Bodenbearbeitung zutage treten.

80 n. Chr. siedelten die Römer in Regensburg, was ein Straßennetz voraussetzte, welches die Siedlungen im römischen Reich verband. Eine dieser "Römerstraßen" die Moosburg mit Regensburg verband ist heute noch im Müllerholz bei Osterwind zu sehen. Die Verbindungsstraße verläuft von Altdorf kommend über dem Lößhang entlang über Pfettrach nach Weihmichl. Dort führte diese über den Höhenkamm von Stollnried/Egg, weiter über Osterwind, Steig und Eschenloh auf den Burgberg von Rottenburg an der Laaber, wo der Verlauf nicht zuletzt wegen Sigillata-, Keramik- und Gebäude- bzw. Siedlungsfunden als gesichert gilt. Des Weiteren konnte diese bei Münster festgestellt werden. Das noch erkennbare Straßenstück ist etwa 80 Meter lang, die seitlichen Gräben sind noch gut erkennbar.

Schmatzhausen wurde dann vermutlich, genau wie Haimhausen oder Sachsenhausen, Anfang oder Mitte des 7. Jahrhunderts (620 - 650) von den Bajuwaren gegründet. Reihengräberfunde der Merowinger, die 1850 am Goldbrunner Haus gemacht wurden, weisen darauf hin. Bedauerlicherweise sind die Fundstücke (etwa 60 Skelette und ein Eisenschwert) verschollen. Auch anhand des Ortsnamens lässt sich auf etwa diese Gründungszeit schließen. Nur wenige Orte, die auf -ing enden, wurden angeblich etwas früher gegründet (Roning, Mießling).

Im Bodendenkmälerbuch des ehemaligen Landkreis Rottenburg an der Laaber ist unter Nr.33 eine Wallanlage bei Grünberg aufgeführt, eine Einöde östlich von Schmatzhausen. Diese frühmittelalterliche Verteidigungsanlage wird in dem Geheft "Wanderwege im Landkreis Landshut - Wandergebiet Landshut West" wie folgt beschrieben: "Um eine nahezu runde, leicht überwölbte Hügelkappe zieht sich ein Graben mit vorgelagertem Verteidigungswall. Der bodengleiche Zugang zum Nachbarhügel ist etwa 50 m[eter] breit."

Im selben Verzeichnis findet sich unter Nr. 10 in der ehemaligen Gemeinde Egg ein Turmhügel bei der Einöde Sachsenhausen, die südöstlich von Schmatzhausen gelegen ist. Der Hügel befindet sich am Rand eines kleinen Waldes, von einem kräftigen Baum gekrönt. Man weiß heut, dass die Turmhügel frühmittelalterliche Befestigungstürme, die meist aus Holz waren, trugen. Der Hügel wurde versehentlich angegraben wobei Brandspuren sichtbar wurden.

Geschichte

Im Mittelalter gehörte Schmatzhausen zu verschiedenen Grafschaften, unter anderem zu Roning-Rottenburg, Ebersberg-Sempt und Moosburg an der Isar. Zudem gehörte es zur Pfarrei St. Peter in Münster, da Schmatzhausen noch keine eigene Pfarrei war. Seit dem 12. Jahrhundert tauchen in den Urkunden dann Adelsgeschlechter auf, die sich nach dem Ort benannten: die Schmatzhauser und die Ziegelhauser.

Schmatzhausen wechselte zwischen den Adelsgeschlechtern und verschiedenen Klöstern mehrmals den "Besitzer". Um 1350 erbaute dann Greimwold Ziegelhauser, ein Adeliger aus Schmatzhausen und Domherr in Regensburg, die Pfarrkirche und gründete eine Pfarrei. Die Kirche ist der Hl. Katharina geweiht, weshalb im Ortswappen ein gebrochenes Rad zu finden ist. Dort taucht zudem ein Flachrelief, vom Geschlecht der Ziegelhauser und ein Winkelmaß als Zeichen des zweiten bedeutenden Adelsgeschlechts, der Schmatzhauser, auf. Dieses Wappen ist noch heute auf der Grabplatte des Ulrich Zieglhauser, die vermutlich aus Egg nach Schmatzhausen gebracht wurde, an der Pfarrkirche zu finden. Das Patronatsrecht für die Pfarrei besaßen natürlich die adeligen Gründer. Als ihr Geschlecht mit Ulrich Zieglhauser 1415 ausstarb, ging dieses Recht an die Landesherzöge von Niederbayern und Bayern über. Die Regierung von Niederbayern besitzt noch heute ein Mitspracherecht bei der Besetzung der Pfarrstelle.

1651 wurde die Pfarrkirche von den Schweden im Zuge des 30-jährigen Krieges niedergebrannt und wenige Jahre später wieder aufgebaut. 1720 bekam sie ihre heute vorhandene Innenausstattung im Barock- und Rokokostil. Später wurde die Kirche dann erweitert und ist seither in der derzeitigen Form präsent. Als 1965 der Holzboden der Kirche ersetzt und das Kirchengestühl erneuert wurde kamen Skelettreste zum Vorschein.

1818 wurde dann die Gemeinde Schmatzhausen gegründet, die zum Gericht Rottenburg an der Laaber gehörte. Dies ist auch der Grund warum Schmatzhausen heute über ein Wappen verfügt, was nur für Gemeinden üblich ist. Erster Bürgermeister war Simon Bökh aus Mießling. 1872 erbaute man das Schulhaus auf dem Kirchberg, das heute von den Vereinen genutzt wird. 1929 wurde der alte, hölzerne Pfarrhof durch ein neues Gebäude ersetzt.

Die Gemeinde wurde dann 1978 im Zuge der Gebietsreform aufgelöst und kam zur Großgemeinde Hohenthann.

Besonderes

In der Vergangenheit hat sich der Ort Schmatzhausen besonders durch seine weithin bekannte Faschingshochzeit hervorgetan. Dieses Faschingsspektakel welches 1939, 1957, 1962 und 1987 vom Burschenverein veranstaltet wurde, konnte Gäste, aus der Umgebung und drüber hinaus, zahlreich anlocken.

Die sich über mehrere Tage hinziehende, humorvolle Bauernhochzeit wird wie folgt in einer Festschrift des Burschenvereins beschrieben.

„Schon Wochen vor dem eigentlichen Termin war schon ein Hochzeitslader mit Ponywagerl oder stattlicher Kutsche unterwegs, um die gesamte Dorfbevölkerung zu mobilisieren und auf das kommende Ereignis hinzuweisen. Zwei sich im heiratsfähigen Alter befindenden junge Männer aus den Reihen des Burschenvereins treten stilecht als Braut und Bräutigam auf, stets begleitet von den beiden Brautvattern und der Kranzljungfrau. Sie durchleben im Schnelldurchlauf die Hochzeit, samt Schänke (Brautversprechen), Trauung und hitziger Scheidung, wo sich die Brautvattern gegenseitig die Schuld für das Scheitern der Ehe in die Schuhe schieben. Das würdige Zeremoniell gaben seit jeher die Bürger von Schmatzhausen, die in historischen Trachten und Gewändern gekleidet neben den Hauptakteuren mitwirken. Der eigentliche Höhepunkt einer jeden Faschingshochzeit war schon immer der traditionelle Umzug durchs Dorf, wo beispielsweise 1987 trotz strömenden Regens tausende Besucher die Straßen und Gassen von Schmatzhausen säumten um dieser einzigartigen Faschingsgaudi beizuwohnen. Eine stattliche Anzahl an Ochsen- und Pferdegespannen waren damals neben vielen Fußgruppen an diesem recht medienwirksamen Ereignis beteiligt. So gab es einen Kammerwagen mit Noderin [Näherin, die traditionell die Aussteuer für die Braut fertigte], Zigeunerwagen des Schützenvereins, Wagen vom Hochzeitslader, vom „Breit 4-er“[Brautführer] und noch zahlreich mehr für die aus nah und fern Angereisten zu sehen.“

Vereine

Das dörfliche Zusammenleben in Schmatzhausen ist von 11 Vereinen und einigen Stammtischen geprägt.

Vereine Gründungsjahr
Freiwillige Feuerwehr Schmatzhausen - Egg 1873
Bienenzuchtverein Schmatzhausen und Umgebung 1893
Obst- und Gartenbauverein Schmatzhausen 1900
Burschenverein "Heiterkeit" Schmatzhausen 1902
Schützenverein "Laabertaler" Schmatzhausen 1907
Krieger- und Soldatenkameradschaft Schmatzhausen - -
Spielvereinigung Schmatzhausen 1932
Touristenclub Schmatzhausen - -
KLJB Schmatzhausen 1964
Kath. Frauenbund Schmatzhausen 1985
Motorsportclub Schmatzhausen 1982

Literatur

  • Landratsamt Landshut: Wanderwege im Landkreis Landshut - Wandergebiet Landshut West 2. erweiterte Auflage. Rottenburg/L, 1974
  • Informationsbroschüre der Gemeinde Hohenthann, Ausgabe 2007
  • Festschrift des Burschenvereins "Heiterkeit" Schmatzhausen anlässlich der Fahnenweihe 2002

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