Schwarze Liste

Schwarze Liste

Eine Schwarze Liste, Negativliste oder einfach nur Index (oft auch englisch blacklist) ist eine Liste von Personen oder Dingen, die gegenüber den nicht aufgeführten in irgendeiner Form benachteiligt werden sollen. Diese Benachteiligung kann sich unter anderem in sozialer Diskriminierung oder technischer Einschränkung äußern und kann sowohl dem eigenen Schutz wie der Unterdrückung dienen.

Das Gegenstück zur schwarzen Liste bezeichnet die so genannte Weiße Liste oder Positivliste (whitelist), bei der die auf der Liste genannten Instanzen gegenüber der Allgemeinheit bevorzugt werden.

Inhaltsverzeichnis

Schwarze Listen in Politik und Gesellschaft

Klassische Versionen sind die Proskriptionslisten, die im Römischem Reich zu Zeiten Sullas verwendet wurden. Auf diesen Listen standen die Namen missliebiger, zu ermordender politischer Gegner. Auch in Diktaturen werden häufig Schwarze Listen mit politischen Gegnern geführt. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden unter anderem von Reinhard Heydrich solche Listen verfertigt, auf denen unter anderem Ernst Röhm und der Reichskanzler Kurt von Schleicher standen, die beide ermordet wurden. Auch der Name des Autors Bertolt Brecht, der ins Exil gehen musste, fand sich auf so einer Liste wieder. Schwarze Listen wurden in der Zeit des Nationalsozialismus auch jene Listen genannt, nach denen schädliches und unerwünschtes Schrifttum indiziert und ausgesondert wurde. Auf deren Basis fanden auch die Bücherverbrennungen im Mai und Juni 1933 statt. Unter dem chilenischen Putschgeneral Augusto Pinochet wurden politische Gegner anhand von Schwarzen Listen ebenfalls ermordet. In den Vereinigten Staaten während der McCarthy-Ära landeten aufgrund antikommunistischer Bedrohungsängste zahlreiche Personen auf einer Schwarzen Liste von nicht mehr zu beschäftigenden Personen. Insbesondere die Filmbranche war (nicht zuletzt aufgrund der tatkräftigen Mitarbeit von Walt Disney) betroffen, die so genannten Hollywood Ten erlangten internationale Bekanntheit. Unter den Opfern befand sich unter anderem Charlie Chaplin.

Rechtswidrige Informationssammlungen, die von Rechtsextremen und Linksextremen über ihre jeweiligen politischen Gegner geführt werden, werden ebenso als Schwarze Listen bezeichnet. Eine weitere Schwarze Liste in der heutigen Zeit ist die so genannte Lista Negra in Brasilien, ein Verzeichnis aller Großgrundbesitzer und Wirtschaftsunternehmen, die Menschen durch unbezahlte Sklavenarbeit auf ihren Wirtschaftsbetrieben ausbeuten. Diese Liste wird von allen Tageszeitungen einmal jährlich veröffentlicht. Der Index Librorum Prohibitorum war das amtlich vom Apostolischen Stuhl herausgegebene Verzeichnis verbotener Bücher.

Schwarze Listen im Kommunikationsbereich

Die Robinsonlisten sind Schwarze Listen mit Kontaktdaten von Personen, die keine unerwünschte Werbung erhalten wollen. Es gibt diese Listen für Briefpost, E-Mail, SMS, Telefon und Telefax. Die in den Verbänden organisierten Unternehmen verpflichten sich, dem Wunsch der registrierten Verbraucher nach Werbefreiheit nachzukommen und sie in keiner Form kommerziell zu kontaktieren. Der Eintrag in die Robinsonlisten ist kostenlos. Im Zusammenhang mit E-Mail ist eine Schwarze Liste eine Liste mit Domains, E-Mail-Adressen und IP-Adressen, die in der Vergangenheit negativ aufgefallen sind. Passt eine E-Mail zu einem der gelisteten Datensätze, kann sie beim Empfang speziell behandelt werden. Das kann komplette Ablehnung, Verzögerung, Löschung oder Kennzeichnung als Spam (vergleiche auch Spamfilter und Greylisting) sein. Schwarze Listen können dabei lokal geführt werden oder aber auf zentralen Servern als so genannte Realtime Blackhole List (RBL). Abhängig vom Einsatzzweck wird teilweise auch eine Kombination beider Arten verwendet.

Telefonvorwahlen von Mehrwertdiensten, deren Anwahl verhindert werden soll, können durch technische Umsetzung einer Schwarzen Liste ebenso blockiert werden wie der Eingang von Anrufen bestimmter Rufnummern. Bei der Übermittlung der Rufnummer (CLIP) wird die Rufnummer des rufenden Teilnehmers dem gerufenen Teilnehmer angezeigt.

Programme mit indizierten (blacklisted, deutsch etwa schwarzgelisteten) Namen sollen sich nicht ausführen lassen. So werden von Schulen zum Beispiel häufig Filesharing- oder Instant Messenger-Programme (etwa KaZaA und ICQ) in eine Blacklist eingetragen.

Die freie Enzyklopädie Wikipedia wendet für so genannte Spam-Links, über deren Definition in konkreten Fällen oft keine Einhelligkeit erzielt wird, das so genannte Blacklisting an.

Schwarze Listen im Verbraucher- und Naturschutz

Die schwarze Liste der Luftfahrtunternehmen wird seit 2006 durch die Europäische Kommission veröffentlicht und quartalsmäßig aktualisiert. Sie stellt die konsolidierte Form der von verschiedenen Ländern veröffentlichten nationalen schwarzen Listen dar und führt alle Fluggesellschaften auf, welche die Betriebsbewilligung aus Sicherheitsgründen verloren haben.

Im Naturschutz kennt man in der Schweiz Schwarze Listen für Neophyten, die sich so stark und rasch ausbreiten, dass sie viele andere für den betreffenden Lebensraum charakteristische Arten verdrängen. Das Bundesamt für Naturschutz arbeitet seit 2010 an Schwarzen Listen invasiver Arten in Deutschland.

Schwarze Liste der Versicherer

Das Hinweis- und Informationssystem der Versicherungswirtschaft (HIS) wird von Kritikern häufig mit einer schwarzen Liste gleichgesetzt. Dort vermerkte Personen können demnach von angeschlossenen Versicherungen als besonders hohes Risiko eingestuft werden. Verbraucherschützer machen immer wieder darauf Aufmerksam, dass derartige Einträge durchaus zu möglichen Nachteilen führen können, beispielsweise während der Antragsphase. [1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. "Runter von der Schwarzen Liste: HIS-Daten" auf www.wdr.de

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