Schülerspeisung

Schülerspeisung

Als Schulspeisung bezeichnet man die Versorgung von Schülerinnen und Schülern, Lehrpersonal und sonstiger Beschäftigter mit warmen Hauptmahlzeiten insbesondere an Ganztagsschulen. Zu den Zielen gehört es, eine vollwertige Nahrung anzubieten, gegebenenfalls mit mehreren Wahlmöglichkeiten und auch vegetarischer Kost, und dabei zugleich die Kosten für die Eltern niedrig zu halten. Schulfremde Unternehmer werden dabei als Caterer bezeichnet.

Geschichte

Zu den Verfechtern von Schulspeisung, aber auch Lernmittelfreiheit, kostenloser ärztlicher Untersuchungen und Ausstattung der Kinder mit Kleidung zählte in den 1920er Jahren der sächsische Landtagsabgeordnete und Reichstagsabgeordnete Ernst Schneller, der später im KZ Sachsenhausen ermordet wurde.

Der Brite John Boyd Orr setzte sich für die Verbesserung der Lebensqualität der Kinder während des Wachstums und für Reformen in der Schulspeisung ein. Für sein internationales Engagement erhielt er 1949 den Friedensnobelpreis.

Dänische Kakaospende, um 1946

Die Einführung der Schulspeisung im Nachkriegsdeutschland begann in den verschiedenen Zonen zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Die Briten führten in ihrer Zone ab März 1946 eine Schulspeisung aus Armeebeständen durch. Der ehemalige US-Präsident Herbert C. Hoover empfahl „eine tägliche Zusatzmahlzeit (350 kcal.) für Kinder und alte Menschen aus Armeebeständen, ergänzt durch Fett und Fleisch aus dem deutschen Viehabbauprogramm“. Auf seine Initiative geht zurück, dass ab 14. April 1947 in der Bizone aus den dafür bereitgestellten 40.000 Tonnen Lebensmittel 3,5 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren täglich mit einer Mahlzeit versorgt wurden. In der französischen Zone begann die Schulspeisung ab Mai 1949. [1]

Schulspeisung in Thüringen, 1975

Die Kinder wurden regelmäßig gemessen und gewogen. Sie mussten einen Löffel und ein Gefäß selbst mitbringen, oft „eine Konservendose mit selbstgefertigtem Henkel aus Draht“. [2] In Bayern bestimmten die „Richtlinien für die Durchführung der Schulspeisung in Bayern vom 17. April 1947“: „Zum empfangsberechtigten Personenkreis zählen alle schulpflichtigen Kinder im Alter von 6 bis 18 Jahren … nach ärztlichem Gutachten. Kinder von Selbstversorgern sind nicht teilnahmeberechtigt.“ Etwa 20 % der untersuchten Kinder wurden als unterernährt befunden. [3] Die Schulspeisungen dauerten bis etwa 1951.

Die Schweizer Organisation Schweizer Spende unterstützte von September 1945 bis Ende 1946 Kinder in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland.

In der DDR trat 1975 eine Verordnung über Schüler- und Kinderspeisung in Kraft.[4] Alle Kinder in den Vorschuleinrichtungen (Kindergärten) und noch 1989 85 % aller Schüler nahmen täglich ein ernährungsphysiologisch vollwertiges warmes Mittagessen ein. Auch mit Trinkmilch wurden die Schüler in ihren Schulen versorgt. Für die Mahlzeitenvorschläge der Schulküchen standen über 1.000 Rezepturen zur Verfügung. 75 % der finanziellen Aufwendungen für die Rohstoffe und Lohn- und Nebenkosten subventionierten die Kommunen. Die Teilnehmer zahlten 0,50 bis 0,75 DDR-Mark pro warmer Mittagsmahlzeit.[5][6]

Ende der 1970er-Jahre führte die Regierung Ecuadors unter Jaime Roldós eine Schulspeisung ein, um die Alphabetisierungskampagne zu unterstützen.

Im Jahre 1981 schlug David Stockman, der Finanzexperte in Ronald Reagans Regierung, vor Ketchup als Gemüse zu deklarieren, um die Anforderungen an die staatlich finanzierten Schulspeisungen günstiger erfüllen zu können. Der Entwurf wurde abgelehnt.

Die Versorgung von Schülern mit Schulmilch setzt die Europäischen Union gemäß der Verordnung (EG) Nr. 2707/2000 der Europäischen Kommission und der dazu erlassenen deutschen Verordnung vom 20. Juli 2001 fort.

In Großbritannien organisierte der Koch Jamie Oliver im Jahre 2004 eine Kampagne gegen Fastfood. Die Serie Jamie’s School Dinners führte zur Kampagne „Feed me better“ mit 241.000 an verschiedenen Schulen Englands gesammelten Unterschriften. 2005 reagierte die Labour-Regierung mit dem Versprechen, zusätzliche 280 Millionen Pfund Sterling zur Verbesserung der Schulmahlzeiten zur Verfügung zu stellen. Eine Gegenbewegung von Eltern, unter anderem durch Julie Critchlow und Sam Walker vertreten, fordert inzwischen mehr Fastfood. Im November 2006 kam es zu einer Art Boykott von Broccoli.

Durch die Schulspeisung des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen werden zur Zeit 250.000 Schüler weltweit mit einer täglicher Schulspeisung versorgt. Das Auswärtige Amt unterstützt 2006 von der Dürre besonders betroffene Kinder in Norden Kenias mit einer Schulspeisung. [7]

Einzelnachweise

  1. „Schokolade ist noch nie übriggeblieben“ Die Hoover-Schulspeisung in Bergzabern 1949/1950 (pdf)
  2. Die Schulspeisung in Ehrenhausen 1947-1951
  3. Im Kampf ums Überleben eine Hilfe. Die Schulspeisung in Illertissen
  4. Verordnung über die Schüler- und Kinderspeisung (SchKiSpV), 1975 (pdf)
  5. Handbuch Gemeinschaftsverpflegung für Werktätige und Schüler, überarbeitete Auflage, Verlag Die Wirtschaft, 1989
  6. Ratgeber Schülerspeisung, Verlag Die Wirtschaft, 1989
  7. Auswärtiges Amt setzt Hilfe für Opfer der Dürre in Ostafrika fort

Weblinks


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