- Semimartingal
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Als Semimartingale werden in der Stochastik bestimmte Prozesse bezeichnet, die insbesondere für die Definition eines allgemeinen stochastischen Integrals von Bedeutung sind. Die Klasse der Semimartingale umfasst viele bekannte stochastische Prozesse wie den Wiener-Prozess (Brownsche Bewegung) oder den Poisson-Prozess.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Gegeben sei ein Wahrscheinlichkeitsraum mit zugehöriger Filtration . Dabei wird angenommen, dass die Filtration vollständig ist (alle P-Nullmengen sind -messbar).
Ein Semimartingal ist dann ein stochastischer Prozess mit Werten in mit:
- ist an adaptiert
- Pfade/Trajektorien von sind càdlàg (rechtsseitig stetig, linksseitige Limite existieren)
- es existiert eine (nicht notwendig eindeutige) Darstellung:
wobei fast sicher endlich und -messbar, ein lokales Martingal und ein Prozess von endlicher Variation ist.
Eigenschaften
Stochastische Integration
Wie bereits in der Einleitung angedeutet, lassen sich mit Hilfe von Semimartingalen allgemeine stochastische Integrale konstruieren. Semimartingale stellen die größte Klasse von Integratoren dar, für die ein Integral der Form
sinnvoll definiert werden kann. stammt in diesem Fall aus der Menge aller lokal beschränkten vorhersagbaren Prozesse.
Stabilität unter Transformationen
Die Klasse der Semimartingale ist unter vielen Operationen stabil. Nicht nur ist jedes gestoppte Semimartingal offensichtlich wieder ein Semimartingal, auch unter Lokalisierung, einem "Wechsel der Zeit" oder einem Übergang zu einem neuen absolut stetigen Maß bleiben Semimartingale erhalten.
Beispiele
Martingale
Jedes Martingal ist trivialerweise ein Semimartingal, da jedes Martingal selbst ein lokales Martingal ist.
Außerdem ist jedes Submartingal ein Semimartingal sowie jedes Supermartingal, sofern es rechtsstetig mit linksseitig existierenden Grenzwerten ist.
Sprungprozesse
Viele Sprungprozesse wie verallgemeinerte Poisson-Prozesse sind Semimartingale, da sie von beschränkter Variation sind.
Ito-Diffusionen
In der Finanzmathematik spielen Ito-Diffusionen eine zentrale Rolle. Diese sind im Wesentlichen darstellbar als
wobei der letzte Term ein Ito-Integral mit Volatilitätsfunktion σs bezeichnet.
Literatur
- Jean Jacod, Albert N. Shiryaev: Limit Theorems for Stochastic Processes. 2. Auflage. Springer, Berlin 2002, ISBN 3540439323.
- Philip Protter: Stochastic Integration and Differential Equations. 2. Auflage. Springer, Berlin 2003, ISBN 3540003134.
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