Sidewinder (Achterbahn)

Sidewinder (Achterbahn)
Achterbahn mit den meisten Inversionen: „Colossus“ im Thorpe Park

Als Inversion bezeichnet man die Überschlags- bzw. Überkopfelemente bei Achterbahnen. Im Volksmund werden die Elemente – ungeachtet ihres Typs – oft allgemein als Looping bezeichnet, er ist allerdings nur ein Element von vielen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Loop-the-Loop – eine der ersten Loopingachterbahnen
Holzachterbahn mit Looping: „Son of Beast

Erste Achterbahnen mit Inversionen entstanden bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts, vor allem auf Coney Island. Das Problem der ersten Überschläge war in der Regel, dass die Konstrukteure nur wenig Erfahrung mit den resultierenden Belastungen hatten, die insbesondere bei schnellen Richtungswechseln auftreten. So kam es immer wieder zu Verletzungen, vor allem im Nackenbereich und am Rücken.

Erst in den 1970er Jahren erlebten Inversionen auf Achterbahnen ein Revival als 1975 die erste Achterbahn mit Korkenzieher und gleich im folgenden Jahr der erste Looping der Nachkriegszeit errichtet wurden. Insbesondere der deutsche Ingenieur Werner Stengel erreichte mit der Herzlinie und Raumkurve vielbeachtete Fortschritt im Bau von Achterbahnen, die auch die Entwicklung immer neuer und gesundheitlich unbedenklichen Inversionstypen begünstigten.

Im Jahr 2000 wurde mit „Son of Beast“ die erste und einzige Holzachterbahn mit einer Inversion gebaut, dieser bestand allerdings nicht aus Holz sondern aus Stahl. In der Winterpause 2006/2007 wurde der Looping allerdings entfernt, um mit leichteren Zügen eine verbesserte Fahrt zu erlauben. Damit gibt es zur Zeit keine Holzachterbahn mit Looping auf der Welt.

Rekorde

Der Rekord für die meisten Inversionen auf einer Achterbahn liegt momentan bei zehn und wird gemeinsam von „Colossus“ (2002 eröffnet) und dem baugleichen „10 Inversion Roller Coaster“ (2006) in China gehalten. Beim 2006 eröffneten 4th-Dimension-Coaster Eejanaika (jap. ええじゃないか) im „Fuji-Q High Land“ in Japan überschlagen sich die Fahrer sogar 14 mal, allerdings besitzt die Schiene nur zwei Inversionen, der Rest wird durch eine Drehung der Sitze erzeugt.

Den Rekord für die höchste Inversion beansprucht das Sky Wheel mit 46 m für sich.

Looping

Looping der Achterbahn „Python“ im Efteling

Looping (deutsch = Überschlag, von englisch: loop = Schleife, Schlinge) wird die Fahrfigur genannt, bei der man einen vertikalen Kreis aufwärts fährt und sich an der Spitze kopfüber befindet.

Eine der ersten Achterbahnen mit einem Looping wurde 1895 als „Flip-Flap“ auf Coney Island eröffnet. Der bei dieser Bahn verwendete Kreislooping hatte den Nachteil, dass durch die spontanen Richtungsänderungen von Wagen und Zügen bei der Einfahrt starke Belastungen auftreten. Aus diesem Grund wurde Flip-Flap bereits 1903 wieder geschlossen. Der 1901 ebenfalls in Coney Island eröffnete „Loop-the-Loop“ mit einem elliptischen Looping verursachte schon weniger Probleme.

Werner Stengel machte sich in den 1970er Jahren das auch im Straßenbau verwendete Prinzip der Klothoide zu Nutzen. Dadurch konnte 1976 die von der deutschen Schwarzkopf GmbH gebaute Achterbahn „Revolution“ als erste Loopingachterbahn der Nachkriegszeit im Vergnügungspark Six Flags Magic Mountain (Valencia, USA) eröffnet werden. Die erste transportable Loopingachterbahn, der Looping Star, war ebenfalls eine Koproduktion von Stengel und Anton Schwarzkopf.

Einige Anlagen wie der unter Fans legendäre Thriller haben bis heute (fast) kreisrunde Loopings. Neue Bauten werden jedoch in vielen Staaten aufgrund der auftretenden Kräfte nicht mehr mit Kreisloopings zugelassen.

Die meisten Loopings einer transportablen Achterbahn in Deutschland und auch die meisten Loopings überhaupt in einer Achterbahn weltweit hat der Olympia Looping mit fünf Loopings.

Inclined Loop
Interlocking Loops

Inclined Loop

Eine Abwandlung des Loopings stellt der Inclined Loop dar, bei dem ein normaler vertikaler Looping seitwärts „gekippt“ ist. Dieses Element ist allerdings als Inversion umstritten, da die Fahrgäste an keiner Stelle um 180° gedreht („über Kopf“) stehen.

Interlocking Loops

Der Begriff Interlocking Loops bezeichnet eine selten verwendete Kombination aus zwei Vertikalloopings, die wie im Bild rechts ineinander verschlungen sind. Die einzige sich heute noch im Betrieb befindende Achterbahn, die Interlocking Loops enthält, ist Loch Ness Monster im Freizeitpark Busch Gardens Europe.

Korkenzieher

Korkenzieher bei Big Loop im Heide-Park

Der Korkenzieher (englisch: Corkscrew), auch als Schraube oder beim Hersteller B&M als Flat Spin bzw. Wing Over bekannt, wird oft als auseinander gezogener Looping beschrieben, da die Ein- und Ausfahrt dort viel stärker auseinander gehen als beim normalen Looping. Hierbei ist die Schiene um einen imaginären Zylinder gewickelt. Der Name leitet sich vom Aussehen der Inversion ab, die eine Windung wie ein Korkenzieher beschreibt. Ursprünglich wurde der Name für ein Element mit zwei hintereinander folgenden Überschlägen dieser Art gewählt. Allerdings hat sich eingebürgert das ursprüngliche Korkenzieher-Element „Doppelter Korkenzieher“ und den eigentlich halben Korkenzieher einfach nur Korkenzieher zu nennen.

Der 1968 von Karl Bacon entworfene Korkenzieher wurde 1975 erstmalig von Arrow Dynamics für eine Bahn in Knott's Berry Farm verwendet[1], welche heute noch in Silverwood in Betrieb ist. Damit war der Korkenzieher – noch vor dem Looping – die erste Inversion der Nachkriegszeit.

Zwei oder mehrere ineinander verschlungene Korkenzieher nennt man Interlocking Corkscrews oder auch DNA Twist, da sie in ihrem Aussehen einem DNA-Strang ähneln.

Rollen

Heartline Roll bei „Typhoon“ (Bobbejaanland)

Rollen sind Drehungen um eine imaginäre Achse, die horizontal und in Fahrtrichtung ausgerichtet ist. Sie existieren in verschieden Ausführungen, die sich in den meisten Fällen einer der folgenden drei Gruppen zuordnen lassen.

Inline-Twist

Der Inline-Twist ist eine Drehung um die Schiene. Bei Standardachterbahnen wirken dabei negative g-Kräfte auf die Fahrgäste, sodass sie sich fühlen, als fielen aus dem Sitz. Bei Inverted Coastern hingegen treten auf Grund der veränderten Sitzposition ausschließlich positive g-Kräfte auf, die dem Element Ähnlichkeit zum Korkenzieher verleihen.

Heartline Roll

Beim Durchfahren der Heartline Roll werden die Fahrgäste einmal komplett um die Herzlinie gedreht. Dabei treten kurzzeitig negative g-Kräfte auf, die dem Fahrgast das Gefühl geben, er würde überkopf aus dem Sitz fallen. Bei Standardachterbahnen muss die Schiene die Form eines kleinen Korkenziehers einnehmen, damit die gewünschte Wirkung erzielt werden kann. Auf der englischen Achterbahn „Colossus“ findet man dieses Element gleich viermal hintereinander.

Zero G Roll

Zero-G Roll beim Inverted Coaster Black Mamba

Die Zero G Roll [ˈzɪərəʊ dʒiː rəʊl] ist eine Inversion, bei der der Körper schwerelos ist, also 0 (engl.: zero) g auf ihn einwirken. Man schwebt praktisch im Sitz.

Die Streckenführung entspricht der einer Wurfparabel, jedoch wird kurz vor Erreichen des Scheitelpunktes eine Drehung um 360 Grad um die Längsachse eingeleitet. Dabei verläuft die Drehung so, dass die Inversion (180 Grad, die Fahrgäste sind mit dem Kopf nach unten orientiert) im Scheitelpunkt der Parabel erreicht wird.

Der besondere Reiz dieser Fahrfigur besteht darin, dass der Fahrgast nach allen Richtungen 0 g erfährt, obwohl er sich dabei einmal um die eigene Achse dreht. Die Drehung erfolgt dabei um die sog. Herzlinie.

Die Zero G Roll kann aufgrund ihrer Streckenführung nur auf Stahlachterbahnen verwendet werden. Häufig sind sie auf Bahnen des Schweizer Herstellers Bolliger & Mabillard (B&M) zu finden. Sie ist sowohl in Sitz-Achterbahnen als auch auf bodenlosen und Inverted Coastern einsetzbar.

Eine Variante der Zero G Roll ist die Revolution, bei der zwar ebenfalls eine Wurfparabel durchfahrenwird, allerdings im Scheitelpunkt nicht 0 sondern 0,1 g herrschen. Dadurch werden die Fahrgäste noch minimal in den Sitz gedrückt. Diese Fahrfigur findet man z. B. bei der transportablen Achterbahn „Euro Star“.

Immelmann und Dive Loop

Dive Loop bei „Dragon Khan“ in PortAventura

Beim nach dem deutschen Kampfflieger Max Immelmann benannten Immelmann (auch Immelmannkehre, Immelmann Loop oder Cobra Loop [ˈkəʊbrə lup] genannt) fährt die Bahn einen halben Looping aufwärts und direkt im Anschluss eine halbe Rolle.

Obwohl der Immelmann Loop auf der aus dem Kunstflug bekannten Immelmannkehre basiert, ist mit einer Immelmannkehre bei Achterbahnen häufig eine besondere 180-Grad-Kurve gemeint, die dem Kunstflugmanöver Hammerkopf oder Turn entspricht.

Der Dive Loop [ˈdaɪv lup] ist ein umgekehrter Immelmann, bei dem zuerst die Rolle bzw. ein halber Korkenzieher durchfahren wird und dann ein halber Looping abwärts.

Dive Loop und Immelmann gibt es auch in seitlich "gekippten" Varianten, dem Inclined Dive Loop und dem Inclined Immelmann. Beides gibt es nur einmal weltweit.

Sidewinder

Beim Sidewinder wird zunächst ein halber Looping durchfahren. An dessen Scheitelpunkt, also wenn sich der Zug in Rückenlage befindet, schließt sich eine halbe Schraube an. Die Ausfahrt des Sidewinder liegt also 90° nach links oder rechts zur Einfahrt, der Zug fährt wieder in Normallage.

Wird ein zweiter Sidewinder spiegelverkehrt im direkten Anschluss an den ersten durchfahren, dann ergibt sich daraus eine neue Fahrfigur, die Cobra Roll.

Sidewinder sind zum Beispiel beim Achterbahntyp SLC des niederländischen Herstellers Vekoma zu finden.

Cobra Roll

Eine Cobra Roll bei einem Boomerang

Bei der Cobra Roll [ˈkəʊbrə rəʊl] (auch Boomerang genannt) fährt der Zug gleich zweimal über Kopf. Das Element sieht von der Seite aus wie der Kopf der namensgebenden Kobra. Die Cobra Roll besteht aus zwei halben Vertikalloopings und zwei halben Corkscrews. Der Zug fährt einen halben Looping nach oben und gleich darauf in einen halben Corkscrew, so dass das Element Sidewinder entsteht. Es folgt ein erneuter halber Corkscrew, allerdings gespiegelt gegenüber dem ersten. Danach kommt ein zweiter Halfloop und das Element ist beendet. Es ist eines der meistverwendeten Elemente neben dem Vertical Loop und dem Corkscrew.

Sea Serpent Roll

Die Sea Serpent Roll (Seeschlange) ähnelt in ihrem Verlauf der Cobra Roll mit dem Unterschied, dass der zweite Sidewinder gegenüber dem ersten nicht gespiegelt, sondern umgekehrt durchfahren wird. Daher besteht im Gegensatz zur Cobra Roll kein Richtungswechsel, das heißt, der Zug verlässt das Element in dieselbe Richtung, aus der er eingefahren ist. Diese Figur heißt auch Roll-Over.

Raven Turn

Der Raven Turn ist eine halbe Inversion. Sie sieht aus wie ein halber Looping gefolgt von einer Abfahrt, die in derselben Höhe in die Horizontale übergeht, wie die Inversion begonnen hat. Der Raven Turn kann bisher nur auf Flying Coaster oder 4D Coaster eingesetzt werden, wobei sie bisher nur auf 4D-Coaster eingesetzt wurde.

Der allgemeine Ausdruck Raven Turn bezeichnet jede Inversion, die dem oben genannten Design entspricht, jedoch gibt es zwei Arten des Raven Turns. Angenommen der Zug durchfährt zuerst den Halber-Loop-Teil, bezeichnet man das Element als Inside Raven Turn wenn die Schienen unter dem Zug sind, als der Zug beginnt das Element zu befahren, während man von einem Outside Raven Turn spricht, wenn sich zum Beginn des Elements die Schienen über dem Zug befinden.

Batwing

Der Batwing besteht aus zwei Inversionen und zwar einem Dive Loop (halber Korkenzieher, halber Looping) mit anschließendem Sidewinder (halber Looping, halber Korkenzieher). Dabei liegen Ein- und Ausfahrt des Elements in entgegengesetzter Richtung zueinander. Der Hersteller Vekoma nennt dieses Element auch Double Sidewinder. Arrow nennt dieses Element Boomerang, während er die Cobra Roll bei seinen Achterbahnen Batwing nennt.

Weitere Inversionen

Norwegian Loop beim „Speed Monster“ (Tusenfryd, Norwegen)
  • Inside Top Hat – ein Top Hat bei dem die Wagen an der Spitze innen und damit auf dem Kopf fahren (siehe Bild unten)
  • Norwegian Loop – ein umgedrehter Looping, bei dem die Ein- und Ausfahrt an der Spitze erfolgt (siehe Bild rechts)
  • Pretzel Loop – beim Flying Coaster benutzte Inversion, bei der die Ein- und Ausfahrt an der Spitze auf dem Bauch liegend erfolgt und die Fahrer am tiefsten Punkt auf dem Rücken liegen. Der Name leitet sich vom Brezel-ähnlichen Aussehen ab. (siehe Bild unten)
  • Roll Over – ein Looping, bei dem an der Spitze eine komplette Rolle eingeschoben ist und der damit eine Herzform hat. (siehe Bild unten)
  • Sky Loop – inoffizieller Name für die Kombination aus „Humpty Bump Lift“ mit „Heartline Roll“ und einem halben Looping (siehe Bild unten)
  • Wraparound Corkscrew – ein Korkenzieher, der in einer Abfahrt endet. Wurde bisher nur bei der inzwischen stillgelegten Drachen Fire in Busch Gardens verbaut.
  • Cutback oder Tongue - ein Korkenzieher, dessen zweite Hälfte gespiegelt zur ersten ist. So wird eine schnelle 180°-Kehre mit Überkopffahrt ermöglicht.
  • Pretzel Knot - ein "zusammengeschobener" Batwing, bei dem sich die Ein- und Ausfahrtsschienen kreuzen. Wurde nur einmal gebaut und inzwischen wieder abgerissen, da zu hohe G-Kräfte auftraten.

Rückhaltesysteme

Üblicherweise haben Achterbahnen mit Inversionen umfangreichere Rückhaltevorrichtungen als Modelle, die nicht über Kopf gehen, um den Fahrgast vor dem Herausfallen zu schützen. In den meisten Fällen handelt es sich um Schulterbügel, die zusätzlich auch ungesunde Verdrehungen des Körpers verhindern sollen, bei vielen Fahrgästen aber wegen der mangelnden Bewegungsfreiheit unbeliebt sind, und weil auf etwas unsanfter fahrenden Achterbahnen der Kopf gegen den Schulterbügel schlägt. Es gibt aber auch Looping-Achterbahnen ohne Schulterbügel, beispielsweise ältere Schwarzkopf-Bahnen wie Nessie im Hansa-Park, oder Neuentwicklungen im Bereich der Züge wie auf dem Boomerang im Wiener Prater oder dem Sky Wheel bei dem das neue X-Car von Maurer Söhne verwendet wird. Der Grad der notwendigen Sicherung hängt auch von der Art der Inversion ab. Der klassische Vertikallooping wird im Allgemeinen auch mit einem reinen Beckenbügel gefahrlos durchfahren, weil der Fahrgast durch die Zentrifugalkraft im Sitz gehalten wird.

Bildbeispiele

Weblinks

Einzelnachweise

  1. coasterglobe.com: The History of the Inversion

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