Sojus 2A

Sojus 2A

Sojus 2A ist die inoffizielle Bezeichnung für einen abgesagten Raumflug eines Sojus-Raumschiffes. Er sollte parallel zu Sojus 1 durchgeführt werden, wurde aber aus technischen Gründen kurzfristig abgesagt, was der Mannschaft das Leben rettete.

In der sowjetischen Raumfahrt war es üblich, nur erfolgreiche Missionen zu nummerieren, deshalb gab es keine offizielle Bezeichnung für diesen abgesagten Flug. Die Bezeichnung Sojus 2 wurde im Oktober 1968 für ein unbemanntes Zielobjekt für Sojus 3 verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Situation

Über zwei Jahre nach dem letzten bemannten Raumflug der Sowjets sollte mit einer Doppelmission das neue Sojus-Raumschiff eingeführt werden. Der Entwurf zeigte noch viele Mängel, und mehrere unbemannte Starts waren nicht erfolgreich, dennoch wurde auf politischen Druck der Start angesetzt.

Besatzung

Wie schon bei den Woschod-Flügen wurde die Mannschaftseinteilung zum Streitpunkt mehrerer unterschiedlicher Lager. Auf der einen Seite stand Nikolai Kamanin, der Leiter der Kosmonautenausbildung, auf der anderen Wassili Mischin, Leiter des Konstruktionsbüros OKB-1.

Kamanin hatte seit Herbst 1965 acht Kosmonauten in der Ausbildung für die Sojusraumschiffe. Vier davon hatten schon einen Weltraumflug hinter sich: Juri Gagarin, Andrijan Nikolajew, Waleri Bykowski und Wladimir Komarow. Zwei Kosmonauten ohne Weltraumerfahrung (Wiktor Gorbatko, Jewgeni Chrunow) waren seit 1960 in der Kosmonautengruppe, zwei weitere (Anatoli Woronow und Pjotr Kolodin) seit 1963.

Mischin versuchte, geeignete Ingenieure seiner Konstruktionsbüros als Kosmonauten ausbilden und als Sojusbesatzungen nominieren zu lassen. Dies betraf vor allem Sergej Anochin, Alexei Jelissejew und Waleri Kubassow, die im Mai 1966 zusammen mit fünf weiteren Ingenieuren in die Kosmonautengruppe aufgenommen wurden.

Ein weiterer Kandidat für eine Nominierung als Sojus-Kommandant war Georgi Beregowoi, der 1964 aufgrund der Förderung von Marschall Rudenko in die Kosmonautengruppe nachgerückt war. Beregowoi war ein hervorragender Testpilot, war aber größer und schwerer als die anderen Kosmonauten und überschritt außerdem das eigentliche Höchstalter.

Die Mannschaftszuweisungen änderten sich stetig. Auch die Tatsache, dass für Anochin noch kein Raumanzug zur Verfügung stand, spielte eine Rolle.

Im August 1966 wurde deshalb entschieden, dass Sojus 1 und Sojus 2 von Komarow und Bykowski kommandiert werden sollten, mit Gagarin und Nikolajew als Ersatzleute. Die zwei weiteren Besatzungsmitglieder sollten aus der Gruppe Anochin, Jelissejew, Chrunow und Gorbatko kommen.

Diese Entscheidung war jedoch nicht endgültig, und nachdem die Frage der Besatzung bis in das Zentralkomitee eskalierte, galt ab November 1966 folgende Zuteilung:

Sojus 1 sollte mit Komarow starten, als Ersatz wurde Gagarin eingeteilt. Sojus 2 sollte von Bykowski kommandiert werden, mit Nikolajew als Ersatz. Somit hatte Beregowoi keine Chancen auf einen Raumflug vor Sojus 3. Als die beiden Kosmonauten, die von Sojus 2 zu Sojus 1 umsteigen sollten, waren Chrunow und Jelissejew eingeteilt, mit Gorbatko und Kubassow als Ersatz. Somit waren drei Plätze für relativ erfahrene Kosmonauten reserviert, während der vierte von einem Ingenieur eingenommen werden sollte. Chrunow war bereits bei der ersten sowjetischen EVA Ersatzmann für Alexei Leonow.

Das Unglück von Sojus 1

Der Start von Sojus 1 mit Wladimir Komarow an Bord erfolgte am 23. April 1967. Der Start von Sojus 2 sollte am Tag danach stattfinden. Beide Raumschiffe sollten vier Tage in der Umlaufbahn bleiben.

In der Erdumlaufbahn traten jedoch schwerwiegende Probleme bei Sojus 1 auf, da sich ein Solarmodul nicht entfaltet hatte und das Raumschiff nur schwer stabilisiert werden konnte. Kurzzeitig wurde zwar daran gedacht, dass die Kosmonauten von Sojus 2 das verklemmte Solarmodul von Hand lösen könnten, aber der geplante Start konnte aufgrund schlechter Wetterverhältnisse am Startplatz nicht durchgeführt werden.

Komarow in Sojus 1 versuchte eine Landung, jedoch versagten die Bremsschirme und die Landekapsel zerschellte am Boden, wobei Komarow getötet wurde.

Bei einer Untersuchung von Sojus 2 wurden an den Bremsschirmen dieselben Fehler wie bei Sojus 1 entdeckt. Wenn Sojus 2 gestartet wäre, hätten Bykowski, Jelissejew und Chrunow ebenfalls nicht überlebt.

Auswirkungen

Der Absturz von Sojus 1 und der Tod von Komarow warf die sowjetische bemannte Raumfahrt 18 Monate zurück. Erst im Oktober 1968 erfolgte mit Sojus 3 der nächste bemannte Start, wofür Beregowoi nominiert wurde.

Während Chrunow und Jelissejew weiterhin für ihren Ausstieg in der Erdumlaufbahn trainierten, der im Januar 1969 dann tatsächlich stattfand, bereitete sich Bykowski für einen bemannten Mondflug vor, der allerdings nie durchgeführt wurde.

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