Sphenoclea zeylanica

Sphenoclea zeylanica
Sphenoclea zeylanica
Sphenoclea zeylanica, Fruchtstand und Laubblätter

Sphenoclea zeylanica, Fruchtstand und Laubblätter

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Nachtschattenartige (Solanales)
Familie: Sphenocleaceae
Gattung: Sphenoclea
Art: Sphenoclea zeylanica
Wissenschaftlicher Name der Familie
Sphenocleaceae
T.Baskerv.
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Sphenoclea
Gaertn.
Wissenschaftlicher Name der Art
Sphenoclea zeylanica
Gaertn.

Sphenoclea zeylanica ist die einzige Art der Gattung Sphenoclea und der Pflanzenfamilie Sphenocleaceae. Nach aktuellen Erkenntnissen wird sie in die Ordnung der Nachtschattenartigen (Solanales) eingeordnet. Ursprünglich stammt sie aus Afrika, ist aber heute in vielen Teilen der Welt eingebürgert. Da sie ähnliche Habitat-Ansprüche wie Reis besitzt und den Wuchs von Reispflanzen hemmt, ist diese Pflanzenart ein bedeutendes Unkraut im Reisanbau. Manchmal wird sie als Gemüsepflanze verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Sphenoclea zeylanica wächst als einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von meist 0,5 bis 0,7 Meter (0,2 bis 1,5) Meter.[1] Sie gedeiht vor allem in feuchten und überfluteten Gebieten. Alle Pflanzenteile sind kahl[1]. Die zahlreichen Wurzeln sind lang und strickartig[2]. Die aufrechten, meist stark verzweigten Stängel sind bei einem Durchmesser von bis 1 Zentimeter fleischig[1] und mehr oder weniger hohl[3].

Die wechselständig am Stängel angeordneten[1] Laubblätter sind 0,5 bis 2,0 Zentimeter lang gestielt. Die einfache Blattspreite ist bei einer Länge von 6 bis 12 Zentimeter und einer Breite von meist 2 bis 3,5 (selten auch bis 6) Zentimeter eiförmig bis elliptisch; in der Flora of China 2011 findet man zur Blattspreite folgenden Angaben: bei einer Länge von 2 bis 9 Zentimeter und einer Breite von 0,5 bis 2 cm ist sie lang-elliptisch, elliptisch-lanzettlich oder eiförmig-lanzettlich[1]. Die Blattspitze kann stumpf, aber auch zugespitzt bis stachelspitzig sein, während die Blattbasis meist keilförmig zulaufend und der Blattrand glatt ist. Die Blattunterseite ist grau bis grün und die Blattoberseite grün[1].

Blütenstände und Blüten

Die Blütenstände stehen endständig an den Hauptachsen an 1,5 bis 5,0 (selten bis 10,0) Zentimeter langen Blütenstandsschäften. Die mit einer Länge von 2,5 bis 8,0 (Flora of China: 1 bis 4[1]) Zentimeter und einem Durchmesser von 6,0 bis 9,0 Zentimeter zylindrischen, ährigen Blütenstände sind dicht mit bis zu 100 Blüten besetzt. Die Blütenstände enthalten spatelförmige oder eiförmige[1] 2,0 bis 3,0 Millimeter lange Tragblätter (Brakteen) mit zugespitzten bis spitzen Blattspitzen. Die Vorblätter (Brakteolen) sind paarig, breit linealisch, an der Spitze unregelmäßig gezackt und ebenfalls 2,0 bis 3,0 Millimeter lang.

Die sitzenden Blüten sind kleiner als 2 Millimeter, radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle.[1] Der Blütenbecher (Hypanthium) ist längsseitig zusammengedrückt, an der Basis breit mit der Blütenstandsachse verwachsen, im Alter schwach knorpelig. Die fünf Kelchlappen sind eiförmig-kreisförmig[1] oder breit und stumpf dreieckig bis fast abgerundet und 1,5 bis 2,5 Millimeter lang. Bis zur Fruchtreife wird der Kelch etwas schmaler und ist dann weiter abgerundet und mit einer unregelmäßig ausgezackten bis papierartigen Spitze versehen, die eingebogen ist und die Spitze der Frucht verdeckt. Die fünf weißen und etwa 2,5 Millimeter langen Kronblätter sind mit etwas der Hälfte ihrer Länge zu einer 1,0 bis 1,5 Millimeter langen Kronröhre verwachsen. Die sich überlappenden Kronlappen sind stumpf dreieckig und 1,0 bis 1,2 Millimeter lang. Es ist nur ein Kreis mit fünf Staubblättern vorhanden[1][3]. Die fadenförmigen Staubfäden sind mit einer Länge von 0,4 Millimeter sehr kurz und entspringen an oder leicht unterhalb der Mitte der Kronröhre. Die Staubbeutel sind bei einer Länge von 0,5 Millimeter fast kreisförmig [3]. Der mehr oder weniger unterständige, zweikammerige Fruchtknoten sind bei einer Länge von etwa 2,5 Millimeter verkehrt-eiförmig mit gestutztem oberen Ende [3]. Jeder Fruchtknoten enthält viele anatrope Samenanlagen in zentralwinkelständiger Plazentation [1]. Die Narbe ist unscheinbar zweilappig, fast kopfig [1]. Sphenoclea zeylanica blüht das ganze Jahr über [1] und nur wenige Blüten eines Blütenstandes sind zur gleichen Zeit geöffnet [3].

Früchte und Samen

In den Fruchtständen stehen die Kapselfrüchte dicht zusammen. Die kreisförmig aufspringenden Kapselfrüchte weisen eine Länge von 2,5 bis 3,0 Millimeter und einen Durchmesser von 2 bis 4 Millimeter auf. Die Kapselfrüchte enthalten viele Samen [1]. Die blass gelblich-braunen oder braun-gelben, glänzenden Samen sind mit einer Länge von 0,5 Millimeter länglich-zylindrisch, längs mit zehn bis zwölf Rillen gestreift, zwischen den Rillen leicht und undeutlich gekörnt. Die Früchte reifen das ganze Jahr über [1].

Vorkommen und Standorte

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet von Sphenoclea zeylanica liegt im tropischen bis südlichen Afrika: Kenia, Tansania, Uganda, Gambia, Ghana, Guinea, Mali, Senegal, Sierra Leone, Malawi, Mozambik, Sambia sowie Botswana und in Madagaskar[4]. Sie ist heute auch im tropischen Asien, auf pazifischen Inseln und in der Neotropis als vermutlich eingeschleppte Pflanze weit verbreitet[5][6][1].

Sphenoclea zeylanica bevorzugt feuchte Standorte in niedrigen Höhenlagen, sie ist oftmals in langfristig überfluteten Reisfeldern und Sümpfen zu finden[7]. In Nepal wächst sie auch in Höhenlagen bis 1600 Meter[8].

Botanische Geschichte und Systematik

Historische Illustration von Francisco Manuel Blanco

Sphenoclea zeylanica und die Gattung Sphenoclea wurden 1788 von Joseph Gärtner in De Fructibus et Seminibus Plantarum ...., 1, S. 113, Tafel 24, Figur 5 erstbeschrieben[9]. Synonyme für Sphenoclea Gaertn. sind: Gaertnera Retz. (non Gaertnera Schreber, non Gaertnera Lam.), Pongati Adans., Pongatium Juss. und Rapinia Lour.[4]. Synonyme für Sphenoclea zeylanica Gaertn. sind: Gaertnera pangati Retz., Pongatium indicum Lam., Pongatium indicum Lam., Pongatium spongiosum Blanco, Pongatium zeylanicum (Gaertn.) Kuntze, Rapinia herbacea Lour., Reichelia palustris Blanco, Sphenoclea dalzielii N.E.Br., Sphenoclea pongatia A.DC., Sphenoclea pongatium A.DC..

Die Familie Sphenocleaceae wurde 1839 durch Thomas Baskerville in Affinities of Plants: With Some Progressive Development, S. 110. aufgestellt. [10] Ein Synonym für Sphenocleaceae ist Pongatiaceae Engl. ex Meisn. nom. illeg.[4].

Sphenoclea zeylanica ist heute die einzige Art der Gattung Sphenoclea und der Familie der Sphenocleaceae. Manche Autoren erwähnen auch, dass es eine oder zwei weitere Arten gibt, doch handelt es sich dabei nur um Synonyme.

Die Familie der Sphenocleaceae wird aufgrund aktueller molekularbiologischer Untersuchungen in die Ordnung der Nachtschattenartigen (Solanales) eingeordnet. Zuvor wurde diese Familie aufgrund morphologischer Studien meist in die Ordnung der Asternartigen (Asterales) oder in die Ordnung der Glockenblumenartigen (Campanulales) eingeordnet. Dort war sie typischerweise nahe oder in der Familie Glockenblumengewächse (Campanulaceae) platziert. Gegen diese Einordnung sprach immer, dass in der Gattung Sphenoclea kein Milchsaft vorkommt, dies ist dagegen für die Glockenblumengewächse typisch. Weitere Merkmale, die die Sphenocleaceae von den Asternartigen beziehungsweise von den Glockenblumenartigen unterscheiden sind die schuppenförmigen Kronlappen, die tetracytrischen Stomata und die ringförmig aufspringende Kapselfrüchte. Bereits 1948 wurde diese Einordnung der Familie durch Herbert Kenneth Airy Shaw angezweifelt, jedoch wurden seine diesbezüglichen Äußerungen nicht akzeptiert. Er sah die Familie nahe den Kermesbeerengewächsen (Phytolaccaceae) platziert.[11][12]

Die verwandtschaftlichen Verhältnisse zu den restlichen Familien der Nachtschattenartigen (Solanales) sind im folgenden Kladogramm nach Cosner 1994[12] wiedergegeben:

Solanales



Hydroleaceae


     

Sphenocleaceae



     

Montiniaceae



     

Solanaceae


     

Convolvulaceae





Unkraut und Ökologie

Sphenoclea zeylanica zählt als Unkraut im Reisanbau, vor allem in Südost-Asien, den USA, der Karibik, Indien, Pakistan und West-Afrika. Weiterhin gibt es Berichte über ein Auftreten von Sphenoclea zylanica in Baumwoll-Pflanzungen, sowie bei Weizen und Sojabohnen, die mit Reis in Wechselkultur gezogen werden. Sphenoclea zeylanica kann dabei den Ernteertrag um bis zu 45 % senken.[13]

Andere Untersuchungen zeigen jedoch auch eine mögliche positive Wirkung von Sphenoclea zeylanica: Es wurde nachgewiesen, dass Stoffe, die die Art ausscheidet, die Reis-Wurzel-Nematoden Hirschmanniella spp. – einen weiteren bedeutenden Reisschädling – um bis zu 99 % reduzieren können.[14]

Um der Beeinträchtigung der Nutzpflanzen durch Sphenoclea zeylanica entgegenzuwirken, werden verschiedene Herbizide eingesetzt, darunter 2,4-D, Butachlor und Mecoprop.[15] Von den Philippinen sind jedoch Pflanzen bekannt, die eine Toleranz gegenüber 2,4-D ausgebildet haben.[16] Als biologische Alternativen zur Unkrautbekämpfung können Schimmelpilze aus der Gattung Alternaria eingesetzt werden, jedoch zeigten Experimente, dass der Einsatz von 2,4-D effektiver ist.[17]

Gemüsepflanze

Zum Teil werden junge Sphenoclea zeylanica-Pflanzen als Gemüse genutzt; gedünstet haben sie einen pikanten, leicht bitteren Geschmack. Taiwanesische Reisfarmer verkaufen die Pflanzen als Gemüsepflanze, einige Farmer bauen Sphenoclea zeylanica sogar gezielt an.[18]

Nachweise

Literatur

Einzelnachweise

Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil den unter Literatur angegebenen Quellen, darüber hinaus werden folgende Quellen zitiert:

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q Deyuan Hong & Nicholas J. Turland: Sphenocleaceae. In: Flora of China Editorial Committee: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven & Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Cucurbitaceae through Valerianaceae, with Annonaceae and Berberidaceae. Volume 19, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 28. Februar 2011, ISBN 978-1-935641-04-9, S. 504 (Online-Text ist mit dem gedruckten Werk identisch, Familie Sphenocleaceae, Gattung Sphenoclea und Art Sphenoclea zeylanica - Online).
  2. Mats Thulin: Sphenoclea zeylanica. In: H. K. Airy Shaw (Hrsg.) Flora of Tropical East Africa: Campanulaceae, Crown Agents, 1976.
  3. a b c d e S. M. H. Jafri: Sphenocleaceae Eintrag in der Flora of Pakistan, University of Karachi.
  4. a b c Sphenocleaceae T. Baskerv., nom. cons. bei GRIN. Abgerufen am 07. November 2011.
  5. Sphenoclea zeylanica Gaertn., Sphenocleaceae - Datenblatt bei Pacific Island Ecosystems at Risk = PIER. Online, abgerufen am 26. Juni 2007.
  6. Blanca Leon und Kenneth R. Young: Aquatic plants of Peru: diversity, distribution and conservation. In: Biodiversity and Conservation, Volume 5, Heft 10, Oktober 1996. Seiten 1169-1190. doi:10.1007/BF00051570
  7. W. H. Reissig et al.: Illustrated guide to integrated pest management in rice in tropical Asia, International Rice Research Institute, 19856. ISBN 978-971104-120-5. S. 300–301.
  8. Sanjay Manandhar: Plants and People of Nepal, Timber Press, 2002. ISBN 978-088192-527-2. S. 437
  9. Eintrag Sphenoclea zeylanica bei IPNI
  10. Sphenocleaceae T. Baskerv. bei Tropicos. Abgerufen am 07. November 2011.
  11. Die Familie der Sphenocleaceae bei der APWebsite. Abgerufen am 06. November 2011.
  12. a b Mary E. Cosner, Robert K. Jansen und Thomas G. Lammers: Phylogenetic relationships in the Campanulales based on rbcL sequences. In: Plant Systematics and Evolution, Volume 190, Nummer 1-2, März 1994. Springer Verlag Wien. Seiten 79-94. doi:10.1007/BF00937860
  13. Rhomela F. Masangkay et al.: Factors Influencing Biological Control of Sphenoclea zeylanica with Alternaria alternata f. sp. sphenocleae. In: Plant Disease, Volume 83, Nummer 11, November 1999, Seiten 1019-1024. doi:10.1094/PDIS.1999.83.11.1025
  14. Michel Luc, Richard A. Sikora, John Bridge: Plant parasitic nematodes in subtropical and tropical agriculture, CABI, 2005. ISBN 978-08519-972-78. S. 109.
  15. J. T. Swarbrick und J. H. Kent: The Status of Weed Control in Tropical Pastures. In: Improving Weed Management, Food and Agriculture Organization of the United Nations, International Weed Science Society, 1982. S. 126–135
  16. B. L. Mercardo et al.: Growth behaviour and leaf morphology of Philippine strains of Sphenoclea zeylanica showing differential response to 2,4-D. In: Weed Research, Band 20, Nummer 4, 1990. S. 245–250.doi:10.1111/j.1365-3180.1990.tb01710.x
  17. M. O. Mabbayad und A. K. Watson: Biological control of gooseweed (Sphenoclea zeylanica Gaertn.) with an Alternaria sp. In: Crop Protection, Band 14, Ausgabe 5, August 1995, S. 429–433. doi:10.1016/0261-2194(95)00015-E
  18. Monica L. Naples und Paul J. A. Kessler: Weeds of Rain Fed Lowland Rice Fields of Laos & Cambodia. Unveröffentlichte MSc-Arbeit, University of Leiden, Niederlande.

Weblinks

 Commons: Sphenoclea zeylanica – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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