Standseilbahn Stuttgart

Standseilbahn Stuttgart
Südheimer Platz–Waldfriedhof
Strecke der Standseilbahn Stuttgart
Streckenlänge: 0,536 km
Spurweite: 1000 mm (Meterspur)
Maximale Neigung: 282 
Höchstgeschwindigkeit: 11 km/h
Legende
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Übergang zur Stadtbahn
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Südheimer Platz 297 m
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Burgstallstraße (ehemalige B 14)
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Ausweiche in Streckenmitte
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Waldfriedhof 382 m
Fahrplan

Die Standseilbahn Stuttgart verbindet seit dem 30. Oktober 1929 den Südheimer Platz im Stadtteil Heslach (Talstation) ohne Zwischenhalt mit dem Waldfriedhof im Stadtbezirk Degerloch (Bergstation). Sie wird von den Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) betrieben und in Stuttgart selbst in der Regel nur als Seilbahn bezeichnet. Seit Ende der 1990er-Jahre ist sie außerdem als Linie 20 in das Liniennummernsystem der Stadtbahn Stuttgart einbezogen. Am Südheimer Platz besteht Anschluss an die SSB-Linien U1 und U14.

Im Gegensatz zu vergleichbaren Anlagen dient die Stuttgarter Seilbahn kaum touristischen Zwecken, sondern überwiegend dem lokalen öffentlichen Personennahverkehr. Sie kann deshalb von Beginn an zum regulären SSB-Tarif benutzt werden, seit 1978 ist sie dementsprechend in den Tarif des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart (VVS) integriert.

Im Volksmund wird sie auch als Erbschleicher-Express oder Witwen-Express bezeichnet. Ein weiterer Spitzname in Anspielung auf ihre Eigenschaft als Standseilbahn ist Schnürlesbahn.

Inhaltsverzeichnis

Betrieb

Die Seilbahn verfügt über eine Spurweite von 1000 Millimetern (Meterspur) und legt die Fahrstrecke von 536 Metern in vier Minuten zurück. Das Zugseil ist 35 Millimeter dick. Sie wird täglich zwischen 9:10 und 17:50 Uhr betrieben, in den Wintermonaten wird der Betriebsschluss auf 17:10 Uhr vorverlegt. Die Bahn verkehrt regulär im 20-Minuten-Takt, bei großem Andrang werden jedoch zusätzliche Zwischenfahrten eingelegt.

Geschichte

Die Standseilbahn wurde in den Jahren 1928/29 von der Maschinenfabrik Esslingen erbaut. Sie ersetzte seinerzeit eine 1914, dem Eröffnungsjahr des Friedhofs, eingerichtete Omnibuslinie "W" (wie Waldfriedhof). Die Verbindung erleichterte Trauergästen die Überwindung des Höhenunterschieds von 85 Metern zwischen Heslach und dem Degerlocher Waldfriedhof.

Die Bahn war zudem die erste vollautomatische Seilbahn weltweit und kam daher von Anfang an ohne Maschinisten aus. Zum Betätigen der Steuerung sind lediglich zwei Wagenbegleiter notwendig. Bevor der Fahrkartenverkauf in den 1970er-Jahren auf Automaten umgestellt wurde (je einer in der Tal- und Bergstation) fungierten diese außerdem als Schaffner.

Während 1930 – dem ersten vollen Betriebsjahr – noch 690.000 Fahrgäste die Bahn nutzten, ist die Nachfrage deutlich geringer. So wurden 2003 120.000, 2005 170.000 und 2008 150.000 Personen befördert.

Durch den Orkan Lothar im Dezember 1999 wurde ein Wagen durch einen umstürzenden Baum beschädigt, anschließend jedoch restauriert. In den Jahren 2003/04 wurde die Bahn modernisiert, um die neuen EU-Sicherheitsrichtlinien (die unter anderem nach der Brandkatastrophe der Gletscherbahn Kaprun 2 verschärft worden waren) zu erfüllen. Seit dem 24. Juli 2004 fährt sie wieder planmäßig.

Wagen

Die beiden Wagen tragen die Nummern 1 und 2. Sie wurden aus Kostengründen – ihr Bau erfolgte während der Weltwirtschaftskrise von 1929 – außen aus Teakholz und innen aus Mahagoniholz gefertigt. Beide sind jeweils 9800 Millimeter lang, 2200 Millimeter breit und wiegen leer 7800 Kilogramm. Das maximal zulässig Gesamtgewicht beträgt 13.425 Kilogramm. Sie bieten neben dem Klappsitz für den Wagenführer 22 Sitzplätze und 52 Stehplätze.[1] Für die Beleuchtung besitzen die Wagen einen einfachen Stromabnehmer der an einer dreipoligen Oberleitung anliegt.

Auszeichnungen

Im März 2007 erhielten die Stuttgarter Straßenbahnen AG anlässlich der Verleihung des Denkmalschutzpreises Baden-Württemberg 2006 durch den Schwäbischen Heimatbund eine „Besondere Anerkennung“ für den Erhalt und die Sanierung der Standseilbahn, weil es ihr gelungen war, „durch eine aufwendige Sanierung mit vielen kreativen Ideen und in mühevoller Kleinarbeit heutigen Anforderungen anzupassen, ohne den ursprünglichen Charakter zu zerstören“.[2]

Literatur

  • Hans-Joachim Knupfer: Hoch über Heslach – Die Stuttgarter Seilbahn. 75 Jahre Technik- und Verkehrsgeschichte. Stuttgarter Straßenbahnen AG, Stuttgart 2004, ISBN 3-00-013868-4
  • G. Bauer, U. Theurer, C. Jeanmaire: Stuttgarter Straßenbahnen. Eine Dokumentation über die Straßenbahnlinien von 1868–1975. Verlag Eisenbahn Gut Vorhard, Villigen AG 1976, ISBN 3856490264, Seite 232
  • Gottfried Bauer, Ulrich Theurer: Von der Straßenbahn zur Stadtbahn Stuttgart 1975-2000. Eine Dokumentation über den Schienenverkehr der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) zwischen 1975 und 2000. Stuttgarter Straßenbahnen AG, Stuttgart 2000, ISBN 3-00-006615-2, Seiten 167 und 204–205

Referenzen

  1. Die Standseilbahn auf www.stuttgart-tourist.de
  2. Aus der Laudatio

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Standseilbahn Stuttgart – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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