Stiftung Ettersberg

Stiftung Ettersberg
Sitz der Stiftung Ettersberg

Die Stiftung Ettersberg ist eine gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Weimar, die der vergleichenden Erforschung europäischer Diktaturen des 20. Jahrhunderts und ihrer demokratischen Transformation gewidmet ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Idee zur Gründung der Stiftung Ettersberg geht auf den spanischen Schriftsteller und Regisseur Jorge Semprún zurück, der als ehemaliger Buchenwaldhäftling erstmals 1994 anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels anregte, den Ettersberg, auf dem das KZ Buchenwald und anschließend das sowjetische Speziallager Nr. 2 errichtet wurden, als Bezugspunkt der doppelten Diktaturerfahrung der Deutschen in europäischer Perspektive fruchtbar zu machen und in den Dienst der demokratischen Entwicklung in Mittel- und Osteuropa und der europäischen Integration zu stellen. Der damalige Thüringer Ministerpräsident Bernhard Vogel griff diese Idee auf und die Thüringer Landesregierung rief auf seine Initiative hin die Stiftung Ettersberg ins Leben, die ihre Arbeit im Frühjahr 2002 aufnahm.

Aufgaben

Die Stiftung Ettersberg soll zur historischen Aufarbeitung und der vergleichenden Analyse von Diktaturen faschistischer, nationalsozialistischer und kommunistischer Provenienz sowie autoritärer Regime beitragen, ihre Herrschaftsmechanismen und die sie tragenden Kräfte, aber auch die Bedeutung von Opposition und Widerstand gegen autoritäre und totalitäre Unterdrückung herausarbeiten und die Erinnerung an die Opfer diktatorischer Gewalt wach halten. Sie soll sich darüber hinaus mit den Problemen der „Bewältigung“ von Vergangenheit, mit Fragen des Übergangs von der Diktatur zur Demokratie und den Stabilitätsbedingungen freiheitlicher Demokratie beschäftigen.

Der Auftrag der Stiftung Ettersberg ist demgemäß, prospektive Geschichtsforschung zu betreiben, die nicht nur Erinnerungsarbeit leistet, sondern darüber hinaus die nachfolgenden Generationen für die latenten Gefährdungen von Freiheit und Demokratie sensibilisiert. Den internationalen und interdisziplinären Dialog hierüber will die Stiftung Ettersberg zwischen Politikwissenschaftlern, Historikern sowie Sozial- und Kulturwissenschaftlern in Europa fördern, nationale Erfahrungen international fruchtbar machen und damit zur Stabilisierung der freiheitlichen Demokratie in ganz Europa beitragen. Sie will ein Forum der internationalen Begegnung, der Besinnung, des Gedenkens, der Anregung und nicht zuletzt der kritischen Analyse von Gegenwartsentwicklungen sein.

Die Stiftung Ettersberg führt in europäischer Perspektive internationale Symposien, wissenschaftliche Fachtagungen und Kolloquien durch, deren Ergebnisse in einer eigenen Schriftenreihe publiziert werden. Sie befördert den Dialog zwischen den einschlägig arbeitenden Hochschulinstituten, wissenschaftlichen und pädagogischen Institutionen und anderen Initiativen, die auf den Gebieten der Diktaturforschung und demokratischer Transformationsprozesse tätig sind. Darüber hinaus organisiert sie Ausstellungen und initiiert Schülerwettbewerbe zu den Themenkomplexen Diktaturerfahrung, Demokratiestabilisierung und Demokratiegefährdung.

Organisation

Leitende Organe der Stiftung sind der Vorstand sowie der Stiftungsbeirat. Vorstandsvorsitzender ist Hans-Joachim Veen (Weimar/Trier); Stellvertretender Vorsitzender: Volkhard Knigge (Weimar/Jena). Vorstandsmitglied ist Renate Müller-Krumbach (Weimar)

Ehrenmitglieder des Stiftungsbeirates sind Jorge Semprún (Paris) und Bernhard Vogel (Ministerpräsident a. D., Bonn/Berlin). Mitglieder des Stiftungsbeirates sind Hans-Peter Schwarz (Vorsitzender, Bonn/München), Eckhard Jesse (Chemnitz), Ehrhart Neubert (Erfurt), Gilbert Merlio (Paris), Lutz Niethammer (Jena), Mária Schmidt (Budapest), Karl Schmitt (Jena), Robert Traba (Berlin).

Publikationen

In der Schriftenreihe der Stiftung Ettersberg Europäische Diktaturen und ihre Überwindung sind seit 2003 im Böhlau Verlag erschienen:

  • Hans-Joachim Veen (Hg.): Nach der Diktatur. Demokratische Umbrüche in Europa – zwölf Jahre später. (Band 1, 2003.)
  • derselbe (Hg.): Die abgeschnittene Revolution. Der 17. Juni 1953 in der deutschen Geschichte. (Band 2, 2004.)
  • Ehrhart Neubert und Thomas Auerbach: „Es kann anders werden“. Opposition und Widerstand in Thüringen 1945–1989. (Band 3, 2005.)
  • Hans-Joachim Veen (Hg.): Alte Eliten in jungen Demokratien? Wechsel, Wandel und Kontinuität in Mittel- und Osteuropa. (Band 4, 2004.)
  • Henning Pietzsch: Jugend zwischen Kirche und Staat. Geschichte der kirchlichen Jugendarbeit in Jena 1970–1989. (Band 5, 2005.)
  • Volkhard Knigge und Ulrich Mählert (Hg.): Der Kommunismus im Museum. Formen der Auseinandersetzung in Deutschland und Ostmitteleuropa. (Band 6, 2005.)
  • Peter März und Hans-Joachim Veen (Hg.): Woran erinnern? Der Kommunismus in der deutschen Erinnerungskultur. (Band 8, 2006.)
  • Eva Ochs: „Heute kann ich das ja sagen“. Lagererfahrungen von Insassen sowjetischer Speziallager in der SBZ/DDR. (Band 9, 2006.)
  • Michael Ploenus: „...so wichtig wie das tägliche Brot“. Das Jenaer Institut für Marxismus-Leninismus 1945–1990. (Band 10, 2007.)
  • Peter Wurschi: Rennsteigbeat. Jugendliche Subkulturen im Thüringer Raum 1952–1989. (Band 11, 2007.)
  • Hans-Joachim Veen, Ulrich Mählert und Peter März (Hg.): Wechselwirkungen Ost–West. Dissidenz, Opposition und Zivilgesellschaft 1975 bis 1989. (Band 12, 2007.)
  • Hans-Joachim Veen, Ulrich Mählert und Franz-Josef Schlichting (Hg.): Parteien in jungen Demokratien. Zwischen Fragilität und Stabilisierung in Ostmitteleuropa. (Band 13, 2008.)
  • dieselben (Hg.): Kirche und Revolution. Das Christentum in Ostmitteleuropa vor und nach 1989. (Band 14, 2009.)
  • dieselben (Hg.): Die Folgen der Revolution. 20 Jahre nach dem Kommunismus. (Band 15, 2010.)
  • Maciej Górny: Die Wahrheit ist auf unserer Seite. Nation, Marxismus und Geschichte im Ostblock. (Band 16, 2011.)

Wanderausstellungen

Die Stiftung Ettersberg präsentiert vier Wanderausstellungen in verschiedenen Städten Deutschlands und in Polen:

  • „Wo das Unrecht alltäglich ist, wird Widerstand zur Pflicht“ – Opposition und Widerstand in der DDR.
  • Der Schrei nach Freiheit – Der 17. Juni 1953 in Thüringen.
  • Die Rückkehr der Demokratie – Die demokratischen Revolutionen in Ostmitteleuropa 1989–1991.
  • Polen und Deutsche gegen die kommunistische Diktatur. (Gemeinsam mit IPN Krakau)

Weblinks

www.stiftung-ettersberg.de


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