T-City

T-City

T-City ist ein Projekt der Deutschen Telekom AG, bei dem eine ausgewählte Stadt Personal-, Sach- und Finanzmittel von der Telekom zum Aufbau einer Telekommunikations-Hochleistungsinfrastruktur und der Umsetzung von Projektideen erhält. Um eine geeignete T-City zu finden, ging dem Projekt ein Ideen-Wettbewerb voraus, den die Stadt Friedrichshafen am Bodensee gewann. Das Projekt läuft fünf Jahre (bis 2012) und hat als Hauptziele die Erhöhung der Lebens- und Standortqualität durch Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien sowie die Vernetzung der Stadt.

Inhaltsverzeichnis

Wettbewerb

Der Städtewettbewerb begann am 31. Mai 2006. Über 400 deutsche Städte mit einer Einwohnerzahl von 25.000 bis 100.000 konnten teilnehmen. Mithilfe eines zweistufigen Verfahrens wurden am 1. Dezember 2006 aus 52 teilnehmenden Städten zehn Endrundenteilnehmer ausgewählt. Im Mittelpunkt des Wettbewerbs stand die gesamte Stadt als urbaner Lebensraum. Bürger, soziale Gruppen, Unternehmen und städtische Institutionen waren aufgefordert, gemeinsam eine Bewerbung zu erstellen. Aufgabe dieser Gemeinschaftsbewerbung war es, innovative und umsetzbare IKT-Anwendungen für die eigene Stadt zu entwerfen. Am 21. Februar 2007 wurde Friedrichshafen von einer elfköpfigen unabhängigen Jury zum Sieger gekürt. Die verbleibenden neun Städte der Endrunde (Arnsberg, Coburg, Frankfurt (Oder), Görlitz, Kaiserslautern, Kamp-Lintfort, Neuruppin, Osterholz-Scharmbeck und Schwäbisch Hall) erhielten Leistungen im Wert von jeweils 50.000 Euro zur Verwirklichung einer Projektidee. Den Sonderpreis der Jury für das beste soziale Projekt im Wert von 100.000 Euro erhielt die Stadt Arnsberg für das Projekt „e-Kinderbetreuung“. Er wurde am 15. März 2007 von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der CeBIT in Hannover überreicht.

Definition

In dem Gemeinschaftsprojekt T-City sollen innovative Informations- und Kommunikationsanwendungen für eine ganze Stadt umgesetzt werden. T-City ist ein breit angelegtes Gemeinschaftsprojekt der Deutschen Telekom AG mit Bürgern, Unternehmen und anderen öffentlichen und privaten Organisationen aus Friedrichshafen. Das Projekt will zeigen, welche Nutzen und Mehrwerte innovative Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) bereits heute erzeugen und welche Chancen und Nutzenpotenziale in ihnen noch liegen (beispielsweise durch bessere Kommunikationsmöglichkeiten, technische Vereinfachungen, Zeit- und Geldersparnisse oder Ressourcenschonung). Besondere Merkmale von T-City sind der Bottom-up Ansatz und die nahezu alle Lebenslagen und Nutzergruppen umfassende Breite des Projektes.

Ziele

Hauptziele des Projektes sind die Verbesserung der Lebensqualität der Bürger und die Verbesserung der Standortqualität für Unternehmen. Darüber hinaus soll mit den realisierten IKT-Anwendungen eine gute Vernetzung der Bürger und Institutionen und somit insgesamt eine verbesserte Integration der Stadt erreicht werden. Im Zentrum von T-City steht der konkrete Nutzen für alle Anwender. Im Sinne der Überwindung des so genannten digital divide sollen darüber hinaus auch bisherige Nichtnutzer die neuen Anwendungen kennenlernen und im Weiteren verwenden können. Mit T-City will die Telekom eine neue Form des nachfrageorientierten Innovationsmanagements erproben, die über den angebotsorientierten Ansatz der Entwicklung und Markteinführung neuer Technologien hinausgeht, indem Nutzergruppen von vornherein involviert werden.

Vorteile

Für Friedrichshafen liegen die Vorteile unter anderem im vorzeitigen Ausbau der Breitbandinfrastruktur, in hohen Investitionen in vielfältige IKT-Anwendungen, in den Synergieeffekten für Wirtschaft und Verwaltung sowie in dem nachhaltigen Imagegewinn als Innovationsstandort.

Kooperationsmodell

Mit dem T-City Projekt wurde erstmals eine auf längere Zeit angelegte umfassende partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen einem Konzern und einer ganzen Stadt, der Stadt Friedrichshafen (www.friedrichshafen.de), vereinbart.

Investitionen der Telekom

Die Telekom investierte in die T-City Friedrichshafen zunächst in den Ausbau der Netzinfrastruktur innerhalb des Stadtgebietes nach dem neuesten Standard (VDSL mit bis zu 50 MBit/s im Festnetz und HSDPA mit bis zu 7,2 MBit/s im Mobilfunk). Darüber hinaus stellt sie umfangreiche Leistungen für die Umsetzung, Erprobung und Kommunikation innovativer IKT-Anwendungen zur Verfügung zu stellen.

Anwendungen

Unter anderem wurde ein E-Ticketing Dienst via Handy für den Katamaran, ein öffentliches Verkehrsmittel zwischen Friedrichshafen und Konstanz, getestet. Im Bereich E-Government Lösungen wurde eine Potenzialanalyse und Prozessoptimierung beschlossen und begonnen. Eine internetbasierte Lernplattform, die an drei Schulen in T-City getestet wurde, wurde im Anschluss in Betrieb genommen. Das System ermöglicht es, multimediale Lern- und Lehrmethoden sowie aktuelle Inhalte in den Schulunterricht zu integrieren. Seit 2009 sind 37 Kindergärten Friedrichshafens an ein webbasiertes Portal angeschlossen, das die Prozesse um die Vergabe und Organisation von Betreuungsplätzen für Eltern und Kindergärten vereinfacht. Zudem ermöglicht die Installation von intelligenten Stromzählern in einigen Haushalten der Stadt, dass die Anwender ihren Energieverbrauch im Internet verfolgen und so Einfluss auf ihre persönliche Energiebilanz nehmen können. Auch wurde für den Bereich Medizin eine mobile Telemedizin Anwendung für Patienten mit Herzinsuffizienz im Test realisiert. Weitere Anwendungen sind in Realisierung. Ein entwickeltes Serviceportal, das Dienst- und Serviceleistungen, insbesondere für Senioren, gebündelt über ein wohnungseigenes Touchscreen-Terminal zum Abruf anbietet, befindet sich in der Testanwendung. Der Bereich „Vernetztes Zuhause“ stellt einen Kernbereich dar, in dem erstmals das Strom- und das Breitbandnetz miteinander verknüpft wurden. Die Ergebnisse des Pilotprojekts dienen dazu, die Lösung weiterzuentwickeln. Geplant ist, auch Telefonie, IT und Entertain-Dienste einzubinden.

Botschafter

20 so genannte T-City Botschafter aus Friedrichshafen stehen den Bürgern und Unternehmen als Ansprechpartner und Auskunftsgeber über das T-City Projekt zur Verfügung. Sie kommen aus unterschiedlichen Berufs- und Altersklassen und sind jeweils auf ein bestimmtes Projektfeld spezialisiert. Sie informieren über Möglichkeiten im Rahmen des Projektes, erklären die Technologien und ihre Anwendungsmöglichkeiten.

Zukünftler

Seit 2009 gibt es in der T-City Friedrichshafen die so genannten Zukünftler. Sie wurden kostenlos mit neuartigen Informations- und Kommunikationstechnologien (u.a. Telefonanlagen, Mobilfunkgeräte, Internetfernsehen, intelligente Stromzähler) ausgestattet und erproben diese in ihrem Lebensalltag. Zudem testen sie verschiedene T-City Projekte in der Anwendung. Um verschiedene Gruppen der Stadtbevölkerung einzubinden, wurden sechs Privathaushalte, zwei Studenten-WGs sowie ein Kindergarten von einer Jury als „Zukünftler“ ausgewählt.

Evaluation

Das T-City-Projekt wird von der Arbeitsgruppe Stadt- und Regionalforschung des Geographischen Instituts der Universität Bonn evaluiert. Ziel der Evaluation ist es, zu überprüfen, inwieweit das Projekt das selbstformulierte Ziel der „Erhöhung der Lebens- und Standortqualität“ erreicht.

Die Evaluation des Projektes erfolgt mit einem Methodenmix aus qualitativer und quantitativer Sozialforschung. Es werden standardisierte Befragungen und qualitative Interviews mit Bewohnern sowie Vertretern von Unternehmen geführt. Jährlich werden 1.000 zufällig ausgewählte Bewohner der Stadt Friedrichshafen und 150 Vertreter von Unternehmen mittels computergestützten Telefoninterviews befragt. Zusätzlich werden jeweils ca. 30 leitfadengestützte qualitative Interviews mit Bewohnern sowie mit Vertretern von Unternehmen geführt. Ergänzt werden diese Erhebungen durch Expertengespräche sowie Presse-, Homepage- und Dokumentenanalysen. Das Team des Geographischen Instituts wird von einem interdisziplinären Wissenschaftsnetzwerk unterstützt.[1]

Die Einschätzung der Bevölkerung zu der Frage, inwieweit das Projekt die Lebensqualität in Friedrichshafen erhöht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Diejenigen Bewohnerinnen und Bewohner, die Einzelprojekte von T-City genutzt haben, bewerten den Beitrag des Projektes zur Verbesserung der Lebensqualität in Friedrichshafen deutlich höher, als die Nichtnutzer (41% vs. 25%). Männer bewerten den Beitrag mit 40% höher als Frauen mit 31% (dieser Unterschied zwischen Männer und Frauen, der für diejenigen der 1.000 Befragten gilt, die T-City kennen, kann jedoch nicht auf die Gesamtstadt übertragen werden, da der Unterschied statistisch nicht signifikant ist, d.h. der statistische Fehler durch die Stichprobe ist größer als der gemessene Unterschied.) Das Alter der Befragten hängt jedoch nicht eindeutig mit der Bewertung zusammen. Die 14-29 jährigen (Nutzer und Nicht-Nutzer) gehen zu 38% davon aus, dass T-City die Lebensqualität in Friedrichshafen erhöht, die 30-49 jährigen zu 34%, die 50-65 jährige zu 37% und die über 65jährigen zu 35%.

Unternehmensvertretern ist das Projekt zu 94% bekannt. 51% gehen davon aus, dass das Projekt die Standortbedingungen in Friedrichshafen deutlich verbessern wird. Ein Drittel der Unternehmen geht darüber hinaus davon aus, dass ganz konkret das eigene Unternehmen einen Vorteil dadurch haben wird, dass Friedrichshafen T-City geworden ist. Auch bei den Unternehmen bewerten diejenigen, die Einzelprojekte bereits genutzt haben, den Beitrag des Projektes zur Standortqualität deutlich positiver als die Nichtnutzer (59% vs. 30%).

Die Ergebnisse der qualitativen Forschungsteile lassen sich wie folgt zusammen fassen: Das Ausprobieren von funktionierenden Produkten oder Lösungen führt bei den Befragten zu positiven Bewertungen eines Beitrages von Technologie zur Lebensqualität. Die Technologie steht jedoch in der Regel nicht im Vordergrund, sondern der konkrete Nutzen für den eigenen Alltag (erleichterte Kommunikation, erleichterte Organisation, erhöhte Sicherheit).

Vor Ort wird das Projekt seit dem 1. Januar 2009 auch vom Deutsche Telekom Institute for Connected Cities an der Zeppelin University wissenschaftlich begleitet.

Unterstützer

Das Projekt wird zudem vom Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) und anderen Partnern wie zum Beispiel Alcatel-Lucent und Samsung Electronics Technische Werke Friedrichshafen TWF (www.twf-fn.de) unterstützt.Geschäftsführer der TWF, Stefan Söchtig, ist seit 2009 Geschäftsführer der Projektgesellschaft für T-City Friedrichshafen. Seitdem hat das Joint-Venture Projekt weltweite Bedeutung gewonnen.

Jury

Die T-City Jury setzt sich aus elf unabhängigen Juroren aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen zusammen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wissenschaftsnetzwerk der T-City Begleitforschung. Website des T-City Begleitforschung. Abgerufen am 21. Juni 2011.

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