Teltschik

Teltschik
Horst Teltschik

Horst M. Teltschik (* 14. Juni 1940 in Klantendorf, Landkreis Wagstadt, Sudetenland, heute: Kujavy, Tschechien) ist ein deutscher Politiker (CDU) und Wirtschaftsmanager.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Horst Teltschik (mitte), Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2008

Am Ende des Zweiten Weltkriegs flüchtete Teltschiks Familie nach Bayern. Sein Vater, der vorher selbständig war, fand in Tegernsee eine Stellung als Arbeiter. Horst Teltschik, der sich aktiv in der katholischen Jugendbewegung betätigte, zuletzt als Dekanatsjugendführer, besuchte das Gymnasium Tegernsee und erhielt 1960 das Abitur. Nach dem Wehrdienst bei der Bundeswehr studierte er an der Freien Universität Berlin (FU Berlin) von 1962 bis 1967 Politikwissenschaft, Neuere Geschichte sowie Völkerrecht. Während seines Studiums war er RCDS-Vorsitzender an der FU Berlin und später Landesvorsitzender des RCDS in Berlin. 1967 schrieb er seine Diplomarbeit über den chinesisch-sowjetischen Konflikt. Teltschik wandte sich nach einer kurzen akademischen Karriere als Hochschulassistent am Otto-Suhr-Institut bei Richard Löwenthal (1968-1970) hauptberuflich der Politik zu. 1970 war er Leiter der Abteilung für Deutschlandpolitik der CDU-Bundesgeschäftsstelle in Bonn. 1972 gewann ihn der damalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Helmut Kohl, als Referent für die Staatskanzlei in Mainz. Seitdem zählte Teltschik zum engsten Beraterkreis von Kohl. 1977 wurde er Leiter des Büros des Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und dann schließlich ab 1983 Vize-Kanzleramtschef. Er war maßgeblich an den deutsch-deutschen Verhandlungen der Wendezeit und der Deutschen Wiedervereinigung beteiligt.

Von 1991 bis 1993 war er Geschäftsführer der Bertelsmann Stiftung und von 1993 bis 2000 Vorstandsmitglied der BMW AG für das Ressort Wirtschaft und Politik. Von 1993 bis Ende 2003 amtierte er als Vorsitzender der firmeneigenen Herbert Quandt Stiftung. Mitte 2003 wurde ihm eine Honorarprofessur an der neuen Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Technischen Universität München übertragen [1]. Er hatte an der Technischen Universität bereits seit November 1996 als Lehrbeauftragter doziert.

Horst Teltschik leitete von 1999 bis 2008 die Münchner Sicherheitskonferenz. Anfang März 2003 überlegte man im Verteidigungsministerium und im Bundespresseamt, Teltschik in dieser Funktion abzulösen. Er hatte die Aufgabe eines „President Boeing Deutschland“ bei dem amerikanischen Rüstungs- und Luftfahrtkonzern übernommen [2]. Teltschik sah sich jedoch in keinem Interessenkonflikt: „Wenn Boeing ein reiner Rüstungskonzern wäre, würde zwar auch er sein Engagement bei der Konferenz für ‚problematisch‘ halten. Der Militär-Anteil bei der US-Firma betrage aber nur etwa 20 Prozent.“ [3] Er lehnte die branchenübliche Berufsbezeichnung ab: „Nein, nein, ein Lobbyist sei er nicht. Das betont Horst Teltschik gleich drei Mal an diesem Morgen. Wenn er nur den Türöffner für Boeing hätte spielen sollen, hätte er den Job nie angenommen.“ [4] Als der Dauerstreit zwischen Boeing und Airbus um staatliche Subventionen 2004 eskalierte [5], geriet Teltschik abermals zwischen die Fronten. „Aus Boeing-Sicht sei die WTO ‚nicht die geeignete Plattform‘ für die Auseinandersetzung der Wettbewerber“ [6], versuchte Teltschik zu beschwichtigen.

Teltschik beendete zum 30. Juni 2006 seine Tätigkeit als Chefrepräsentant von Boeing in Deutschland: „Teltschik wolle seine Zeit verstärkt seinen Aktivitäten in Wirtschaft und Politik sowie seiner Familie widmen, erklärte Boeing-Managerin Laurette Koellner.“ [7]

Horst Teltschik ist Mitglied des International Advisory Board des Council on Foreign Relations (CFR) mit Sitz in New York City [8].

Horst Teltschik ist Mitglied im Kuratorium der Eugen-Biser-Stiftung.

Horst Teltschik ist seit 2002 Mitglied im Verwaltungsrat des Pharmakonzerns Roche.

Familie

Horst Teltschik ist seit 1967 mit Gerhild Ruff verheiratet und hat zwei Kinder: Richard Alexander (* 1968) und Anja Katharina (* 1971).

Auszeichnungen

1985 wurde er zum Kommandeur der französischen Ehrenlegion ernannt und erhielt im selben Jahr das Bundesverdienstkreuz am Bande. 1991 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Wirtschaftswissenschaften an der Corvinus-Universität Budapest und 1997 der Sogang-Universität Seoul verliehen. Teltschik wurde 1991 mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen der Republik Österreich geehrt sowie mit der Kommandeursstufe des Verdienstordens der Republik Polen. Zu seinem Abschied als Leiter der Münchener Sicherheitskonferenz wurde er im Februar 2008 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Werke

  • Zum Vertrag vom 12. August 1970 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. - Bonn : CDU Bundesgeschäftsstelle, Abt. Politik, Arbeitsgruppe Außen-Deutschlandpolitik, 1970. - 65 Bl.
  • 329 Tage : Innenansichten der Einigung. - Berlin : Siedler, 1991. - 380 S. - ISBN 3-88680-424-0
  • Grenzen der Kunstfreiheit : Dokumentation der Bertelsmann Stiftung zum Symposium am 27. Oktober 1991 in Gütersloh / Hrsg. von Horst Teltschik. - Gütersloh : Bertelsmann Stiftung, 1992. - 78 S.
  • Die deutsche Außenpolitik in den neunziger Jahren : München, 31. Oktober 1991 / Außenpolitischer Club der CSU. - München : CSU, 1992. - 53 S.

Weblinks

Quellen

  1. Pressemitteilung der Technischen Universität München: „Gipfel der Anerkennung“: Dr. Horst Teltschik Honorarprofessor der TU München, 2. Juni 2003 (siehe)
  2. Pressemitteilung Boeing: Boeing ernennt Dr. Horst Teltschik zum President Boeing Deutschland, 4. März 2003
  3. Horst Tetschik: „Kein Interessenkonflikt“, manager magazin, 9. März 2003. In dem Artikel heißt es weiter: „Boeing-Chef Phil Condit rechnet hingegen für dieses Jahr mit mehr als 50 Prozent Rüstungsgeschäften.“
  4. Andreas Rinke: Horst Teltschik: Der Grenzgänger, Handelsblatt Nr. 45 vom 5. März 2003, S. 18 ([1])
  5. Streit um Airbus und Boeing eskaliert, sueddeutsche.de/AP, 6. Oktober 2004
  6. Boeing und Airbus stoppen Kollisionskurs im Beihilfestreit, Handelsblatt Nr. 236 vom 3. Dezember 2004, S. 1. (PDF-Datei) Ein halbes Jahr später betonte Teltschik einerseits, der Subventionsstreit würde „nicht zu einem Handelskrieg zwischen Europa und den USA führen“ und andererseits unterstütze „Boeing (...) die US-Regierung bei Ihrer Entscheidung, den Subventionsstreit vor die WTO zu bringen.“, Teltschik: 'Boeing hofft auf Verhandlungsergebnis mit Airbus', sueddeutsche.de/dpa, 3. Juli 2005
  7. Teltschik hört bei Boeing auf, Handelsblatt, 1. Juni 2006
  8. Council on Foreign Relations, International Advisory Board: Horst Teltschik

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