Terranigma

Terranigma

Terranigma (jap. 天地創造 Tenchi Sōzō, wörtlich: Erschaffung von Himmel und Erde) ist ein Videospiel aus dem Fantasy-Action-Adventure-Rollenspiel-Genre. Es erschien am 20. Oktober 1995 in Japan und am 19. Dezember 1996 in Europa für die Spielkonsole Super Nintendo und ist der letzte Vertreter der inoffiziellen Soulblazer-Reihe.

Inhaltsverzeichnis

Hintergründe

Terranigma gehört mit zu den letzten offiziellen Spielen, die in Europa für das SNES groß beworben wurden. Der Nachfolger Nintendo 64 stand kurz vor der Veröffentlichung und die Konkurrenten PlayStation und Sega Saturn entrissen den 16-Bit-Konsolen den Videospielemarkt. Terranigma sollte noch einmal als Weihnachts-Verkaufserfolg für das SNES wirken, da die Genres der RPGs und Action-RPGs auf den neueren Plattformen noch unterrepräsentiert waren.

Während bei anderen Rollenspielen in der Regel die Welt zu retten ist, muss sie bei Terranigma erst wieder erschaffen werden. Die Musik des Spiels wurde von Miyoko Kobayashi und Masanori Hikichi geschrieben, die den wichtigsten Figuren des Spiels eigene Erkennungsmelodien gaben. Das Character Design stammt von Kamui Fujiwara.

Terranigma ist eine Mischung aus RPG und Action-Adventure, die Entwickler haben aber auch Elemente des Genres Wirtschaftssimulation mit eingebaut. So hat man beispielsweise die Möglichkeit, Dörfern und Städten bei der Entwicklung zu helfen. Diese wird aber auch teilweise kritisch betrachtet; so führt das Wachstum der Städte zwar zu einem größeren Wohlstand der Einwohner, jedoch kann man eine Zunahme der Oberflächlichkeit, den Verlust historischer Stadtbilder und die Ausbeutung der Natur bemerken.

Der Name Terranigma leitet sich von dem lateinischen Wort Terra (Erde) und dem griechischen Wort Enigma (Rätsel) ab.

Terranigma ist eines der wenigen Super-Nintendo-Spiele, das zwar in Europa, aber nicht in Nordamerika veröffentlicht wurde.

Inhalt des Spiels

Handlung

Kapitel 1: Versunkene Kontinente

Der Protagonist des Spiels ist ein Jugendlicher namens Ark (dt. "Arche"), der in Krysta lebt, einem abgeschiedenen Dorf in der Unterwelt. Eines Tages bricht er ein uraltes Siegel, woraufhin alle Dorfbewohner außer ihm und dem Dorfältesten zu Eis erstarren. Der Dorfälteste erklärt, dass er dies rückgängig machen kann, wenn er die Prüfungen der fünf Türme besteht. Mit jeder bestandenen Prüfung wird dabei auch ein vormals versunkener Kontinent der Oberwelt vom Meeresgrund gehoben. Nachdem die Dorfbewohner befreit sind gibt ihm der Dorfälteste die Aufgabe, die Oberwelt zu bereisen. Dort soll er das Leben wiederherstellen.

Kapitel 2: Fauna und Flora

Ark beginnt in Südamerika. Dort rettet er den Sonnenbaum Ra, den Ursprung aller Pflanzen. Anschließend bricht er nach Nordamerika auf, um die Vögel und den Wind zu befreien. Diese bringen ihn dann nach Afrika, wo er die restlichen Tiere befreit. Schließlich reist er nach Asien, um die Menschheit wiederzuerwecken.

Kapitel 3: Licht und Schatten

Ark setzt seine Reise weiter nach Europa fort. Er begleitet die menschliche Zivilisation an einigen entscheidenden Punkten, z.B. rettet er den Erfinder des Flugzeuges. Im Laufe seiner Reise kommt Ark dem wahnsinnigen Wissenschaftler Beruga auf die Spur, der ein Mittel für Unsterblichkeit erfunden hat. Dieses Mittel will er nur Menschen verabreichen, die "wichtig" sind, den Rest will er mit Hilfe eines von ihm entwickelten Virus umbringen - wie er es schon einmal getan hat. Als Ark Beruga aufhalten will wird er niedergestreckt. In einer Vision erscheint der Dorfälteste vor Ark und sagt, dass er seine Aufgabe erfüllt habe und nun in Ewigkeit ruhen könne. Ark erkennt nun, dass er nur benutzt wurde, wird jedoch von seinen Freunden gerettet, bevor ihn der Tod einholen kann.

Um Beruga aufzuhalten, setzt er fünf Mondsteine in einen Schrein am Südpol ein. Eine Figur erscheint vor Ark. Sie erklärt, dass Ark ein legendärer Held sei, der das Gleichgewicht der Welt wahre. Da Ark jedoch nur der dunkle Aspekt dieses Helden ist, wird er von der Figur, dem Lichtaspekt seiner selbst, getötet.

Kapitel 4: Wege des Schicksals

Ark wird als wahrer Held wiedergeboren. Er stellt sich Beruga und vereitelt dessen Pläne, doch es wird klar, dass auch Beruga nur eine Marionette einer finsteren Macht war, die aus der Unterwelt heraus wirkt. Also begibt sich Ark zurück in die Unterwelt, um sich dieser Macht endgültig zu stellen.

Die Hauptfiguren

  • Ark (アーク, Āku) lebt seit dem Verschwinden seiner Eltern beim Dorfältesten. Er neigt dazu, anderen Streiche zu spielen, was ihn schon oft in Schwierigkeiten bringt. Den Großteil seiner Freizeit verbringt Ark mit seiner Freundin Melina in Krysta (jap. クリスタルホルム, Kurisutaruhorumu für Schwedisch Kristallholm). Ark ist der spielbare Hauptcharakter.
  • Melina aus Krysta (エル, Eru, von engl. Elle) ist die Freundin von Ark und arbeitet in einer Weberei. Ihre strenge Mutter bewacht sie, damit Ark sie nicht zu Dummheiten anstiftet. Später folgt sie Ark in die Oberwelt.
  • Der Dorfälteste (長老, chōrō) ist der Dorfvorsteher von Krysta. Er lehrte Ark die wichtigen Dinge des Lebens, versucht ihn mit seiner Weisheit auf den richtigen Weg zu bringen und gab ihm die Aufgabe die Oberwelt wiederzuerwecken. In Wirklichkeit ist er jedoch Ragnara (Dark Gaia, ダークガイア, Dāku Gaia), die Manifestion des Bösen und der eigentliche Feind im Spiel. Er war für die erste Zerstörung der Erde verantwortlich und versucht nun, die neu belebte Erde gänzlich unter ihre Kontrolle zu bringen.
  • Fluffy (ヨミ, Yomi) lebte Jahrtausende in einer Truhe (engl. Box of Pandora) bis Ark deren Siegel brach. Seitdem begleitet Fluffy Ark auf seiner Reise. Nach und nach erhält Ark immer mehr Informationen über das mysteriöse Wesen. Am Ende des Spiels stellt sich heraus, dass Fluffy die Urform aller Lebewesen und der Letzte seiner Art ist. Yomi ist auch der Name der Unterwelt bzw. dem Land der Toten im Shintō.
  • Ma-Jo (メイホウ, Meihō) ist ein alter, weiser und weitgereister Mönch. Außerdem ist er der Großvater von Mei-Lin. Ark begegnet ihm in Lhasa. Ma-Jo besitzt die Gabe der Voraussagung.
  • Mei-Lin (メイリン, Meirin) lernt Ark in der Geisterstadt Luran (ロウラン, Rōran für chin. Loulan) kennen, wo einst ihre Eltern lebten, bis sie starben. Mei-Lin ist die Enkelin von Ma-Jo und besitzt die Fähigkeit, Illusionen zu erschaffen.
  • Fyda (フィーダ, Fīda) ist eine Schwertkämpferin, die beauftragt wurde, das Leben von Melina aus Storkholm zu beschützen. Ark lernt sie in der Stadt Loire kennen.
  • Roy (ロイド, Roido, von engl. Lloyd) ist ein mysteriöser Schwert-Kämpfer, der immer ruhig bleibt. Ark trifft ihn zum ersten Mal im Schloss von Loire. Später begegnen sie sich an verschiedenen Orten. Roy war früher Söldner.
  • Melina aus Storkholm ist die Oberwelt-Doppelgängerin von Melina aus Krysta. Ark begegnet ihr zum ersten Mal im Thronsaal von Schloss Loire, wo sie stumm neben dem König sitzt. Seit dem Tod ihrer Eltern durch die Hand des Königs sprach sie kein Wort mehr, bis ihre Blockade durch eine von Mei-Lins Illusionen gebrochen wird.
  • Perry (ペルル, Peruru) ist ein Junge, den Ark in der Stadt Liberita kennenlernt. Perry fährt für sein Leben gern Skateboard. Mit dieser Fähigkeit kann er Ark des Öfteren helfen. Perry arbeitet in einem Waisenhaus.
  • Beruga (ベルーガ, Berūga) ist ein Wissenschaftler, der einst den Nobelpreis für Biotechnologie gewann. Seitdem widmet er sich den Forschungen der Unsterblichkeit, für die er jedoch auch bereit ist, zu töten.
    Ark begegnet Beruga zum ersten Mal in seinem Labor in der Nähe der Stadt Devota (グランドモスク, Gurando Mosuku für engl. Grand Mosque, „Große Moschee“), wo Beruga als Gott verehrt wird. Beruga ist dem Mittel zur Unsterblichkeit sehr nahe, doch will er nur jene unsterblich machen, die (aus seiner Sicht) wichtig sind. Es stellt sich aus heraus, dass Beruga für das Aussterben der Erde (vor dem Einsetzen der Spielhandlung) durch einen von ihm entwickelten Virus verantwortlich ist und die Marionette von Ragnara ist.

Schauplätze

Die Oberwelt in Terranigma stellt die reale Erde dar, wobei einige Orte andere Namen tragen. So heißt zum Beispiel das Himalaya-Gebirge im Spiel Eklemata, Shanghai oder eine andere chinesische Stadt wird zu Yamei (ユンコウ, Yunkō), Chicago zu Seeheim (ニアレイク, Nia Reiku für engl. Near Lake) usw. In der Unterwelt stehen überall Kristalle auf einem Stück Land, umringt von Lava. Nur das Dorf Krysta unterscheidet sich vom Rest der Unterwelt. Es sieht sehr idyllisch aus, mit Wiesen, Bäumen und einem kleinen Fluss.

In der Oberwelt kann Ark später auch Dörfer und Städte betreten. Dort kann er sich ausruhen, Gegenstände kaufen und die Bewohner ansprechen. Ark kann an bestimmten Punkten die weitere Entwicklung der Spielwelt beeinflussen. So kann er nach Einführung der Demokratie in einer Stadt den progressiven Kandidaten zum Bürgermeister wählen, da sich das Dorf bei der Wahl des konservativen Kandidaten wirtschaftlich nicht entwickelt. Bei anderen Städten kann er deren Entwicklung durch Tourismus fördern, oder Seeheim nach dessem großen Brand (vgl. Großer Brand von Chicago) durch Spenden. Später kann er auch dafür sorgen, dass Flughäfen gebaut werden.

Spielmechanik

Wenn Ark viele Gegner bezwungen hat, steigt sein Level, was ihn stärker macht und ihn seine Gegner leichter bezwingen lässt. Dabei erhöhen sich seine Kraftpunkte, sein Glücksfaktor, seine Angriffskraft und seine Verteidigung. Ihm werden Kraftpunkte abgezogen, wenn er von einem Gegner angegriffen wird. Wenn er alle seine Kraftpunkte verloren hat, fällt er um und erwacht dort, wo er zuletzt das Spiel gesichert hat. Der Glücksfaktor zeigt, wie hoch die Chance für gute und starke Treffer ist.

Ark kämpft mit Speeren, von denen er 25 unterschiedlich starke Exemplare finden kann. Zur Abwehr gegnerischer Angriffe stehen ihm Rüstungen zur Verfügung, von denen er auch 25 finden kann und die auch unterschiedliche Stärken haben. Er erlernt auch Magie, mit der er sich heilen und stärken, die er aber auch im Kampf einsetzen kann. Er kämpft gegen Dämonen, Monster, Gespenster, Zombies und Roboter. Neben zahlreichen Gegnern trifft er auf seiner Reise aber auch viele Freunde.

Ark kann mit seinen Speeren, neben dem normalen Angriff, vier verschiedene Techniken anwenden. Eine davon ist der so genannte Blitzstich, bei dem er rennt und die Waffe nach vorne schnellen lässt. Dieser Angriff ist besonders effektiv gegen schnelle Gegner. Darüber hinaus beherrscht Ark noch eine Technik namens Amoklauf; dabei schleudert er seinen Speer wie wild um sich, was sich gut im Kampf gegen viele kleine vereinzelte Gegner anwenden lässt. Dann wäre da noch die so genannte Wirbelklinge: Beim Einsatz dieser Technik springt Ark und dreht seine Waffe gleichzeitig um sich, sodass fliegende Gegner besonders hart getroffen werden. Beim Funkenpflug schließlich rennt er, springt und reibt die Waffe am Boden, was besonders großen und schweren Gegnern schwer zu schaffen macht. Außerdem kann er seine Waffe auch als Schutzschild gegen Geschosse benutzen. Die Kämpfe laufen wie bei Action-Adventures üblich in Echtzeit ab (anstatt rundenbasiert, wie eher für RPGs typisch).

Verweise auf die Realität

Im Spiel trifft man wiederholt auf Anspielungen auf reale historische Ereignisse oder Folklore. Die Städte und Gegenden in der Oberwelt haben durchgehend reale Vorbilder, wie z.B. Lhasa, Luran (Loulan) und Storkolm (Stockholm).

Auch die Charaktere sind oft an historische Persönlichkeiten angelehnt. In Luran trifft man erstmals den Forscher Hedi (Sven Hedin), der die Wüstenstadt besucht. Im Gefängnis von Schloss Loire kann man den Dieb Rob Wood (Robin Hood) befreien, der von den Reichen stiehlt um es den Armen zu geben. Man reist mit Kolumbo (Christoph Kolumbus) nach Amerika, hilft Sam (im engl. Bell - Alexander Graham Bell) bei der Erfindung des Telefons und John (im engl. Eddy - Thomas Alva Edison) bei Experimenten mit Glühbirnen.

Der Name des Endgegners Ragnara stammt von der nordischen Sage Ragnarök, die den Kampf der Götter beschreibt.

Rezeption

Terranigma wurde in Deutschland gut aufgenommen. Die Zeitschrift Fun Generation bewertete das Spiel mit 7 von 10 Punkten und bezeichnete das Spiel als gut, obwohl es der erste Weihnachtshit von Nintendo sei, der auch deutliche Schwächen aufweise. Daher sei es schwer verständlich, warum nicht ein bisher hierzulande unveröffentlichter und stärkerer Titel wie beispielsweise Chrono Trigger gewählt worden sei. Die Zeitschriften Man!ac und Mega Fun bewerteten das Spiel jeweils mit 80%, die Video Games vergab 85%.

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