- Theodor Dannecker
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Theodor Dannecker (* 27. März 1913 in Tübingen; † 10. Dezember 1945 in Bad Tölz) war ein deutscher SS-Hauptsturmführer und als Judenreferent (auch „Judenberater“) einer der engsten Mitarbeiter Adolf Eichmanns.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Nach dem Besuch der Handelsschule arbeitete Dannecker zunächst als Textilwarenhändler, bis er 1932 Mitglied der NSDAP und der SS wurde. 1934 wurde er Angehöriger der SS-Verfügungstruppe und ein Jahr später Mitglied des SD. Im März 1937 wurde Dannecker zum „Judenreferat“ des SD versetzt.
Tätigkeit als Judenreferent
Dannecker entwickelte sich unter Adolf Eichmann zu einem der versiertesten Experten der SS für die „Endlösung der Judenfrage“ und war seit seinem Einsatz in Frankreich hauptverantwortlich an der Vernichtung des europäischen Judentums beteiligt. Von September 1940 bis August 1942 war er der Leiter des Judenreferats der SD-Dienststelle in Paris und dort federführend in der Planung der Juden-Deportationen über das Sammellager Drancy in die Vernichtungslager, vor allem nach Auschwitz (ab August 1942).
Wegen Missbrauchs seiner Stellung wurde er im August 1942 nach Berlin ins Eichmannreferat zurückbeordert. Ab Januar 1943 war Dannecker maßgeblich an der Umsetzung der sogenannten Endlösung der Judenfrage beteiligt. So organisierte er von Januar bis September 1943 als „Judenberater“ der deutschen Botschaft in Sofia die Deportation von über 11.000 Juden, die in den besetzten Gebieten unter bulgarischer Herrschaft in Thrakien und Makedonien lebten. Zwischen September 1943 und Januar 1944 war er in der gleichen Funktion von Eichmann in Italien eingesetzt, wo erst Sipo und SD (BdS) eingerichtet werden mussten. Der Krieg war zu diesem Zeitpunkt für Deutschland nicht mehr zu gewinnen und es ging nur mehr darum, die Juden so schnell wie möglich zu deportieren. Er gründete ein mobiles „Einsatzkommando Italien“ aus etwa acht SS-Männern, das nach der Einrichtung des BdS in Verona dort stationiert wurde. Dannecker wurde wegen nicht ausreichender „Ergebnisse“ kurzfristig nach Berlin zurückbefohlen, obwohl seine Tätigkeit zur Deportation von etwa 2.700 Juden von Italien nach Auschwitz führte. Sein Nachfolger in Italien wurde Friedrich Boßhammer.
Zwischen Frühjahr und Sommer 1944 organisierte er im Eichmann-Kommando die Deportation der jüdischen Bevölkerung Ungarns. Nach dem Krieg wurde er im Dezember 1945 von der United States Army interniert und beging wenige Tage später in der Haft Suizid.
Literatur
- Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes und Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik. Karl Blessing Verlag, München 2010, ISBN 3-896-67430-7, ISBN 978-3-89667-430-2 (auch Schriftenreihe, Bd. 1117 der Bundeszentrale für politische Bildung. Bonn 2011)
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich - Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main, 2. Auflage: Juni 2007, ISBN 978-3-596-16048-8
- Claudia Steur/Gerhard Hirschfeld: Theodor Dannecker. Ein Funktionär der „Endlösung“. Klartext Verlag, Essen 1996, ISBN 978-3-88474-545-8
- Michael Mayer: Staaten als Täter. Ministerialbürokratie und „Judenpolitik“ in NS-Deutschland und Vichy-Frankreich. Ein Vergleich. Reihe: Studien zur Zeitgeschichte, 80. Oldenbourg, München 2010, ISBN 978-3-486-58945-0 (zugl. Diss. München 2007). In google.books online lesbar
Weblinks
- Literatur von und über Theodor Dannecker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Nürnberger Prozess Hauptverhandlung, 51. Tag., 5. Februar 1946, zur Rolle D's in Paris.
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