Thorsten Schäfer-Gümbel

Thorsten Schäfer-Gümbel
Thorsten Schäfer-Gümbel (Kandidatenfoto 2008)

Thorsten Schäfer-Gümbel, geborener Schäfer (* 1. Oktober 1969 in Oberstdorf), ist ein deutscher Politiker (SPD). Er ist Fraktionsvorsitzender und Landesvorsitzender der hessischen SPD.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung und Beruf

Als Sohn eines in Oberstdorf stationierten Zeitsoldaten wurde Schäfer-Gümbel im Allgäu geboren, wuchs jedoch seit seinem fünften Lebensjahr in Gießen auf.[1] Nach dem Abitur an der dortigen Landgraf-Ludwigs-Schule im Jahr 1989 studierte Schäfer-Gümbel zunächst Agrarwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen, wechselte dann zu den Politikwissenschaften, in denen er das Studium 1997 mit dem Magister Artium abschloss. Nach einer Zwischenstation als wissenschaftlicher Mitarbeiter für Europäische Integration am Institut für Politikwissenschaft der Universität Gießen war er von 1998 bis 2001 Referent des Sozial- und Jugenddezernenten der Stadt Gießen. Hier war er unter anderem für die Implementierung des Bund-Länderprogramms „Soziale Stadt“ in der Gießener Nordstadt zuständig. Ab März 2002 nahm er eine Beratertätigkeit für die SPD-Landtagsfraktion Hessen wahr. Seit 2002 arbeitete er erneut als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Dezernat II der Stadt Gießen.[2]

Politik

Thorsten Schäfer-Gümbel April 2009

Schäfer-Gümbel ist seit 1986 Mitglied der SPD und der Jusos und dort in verschiedenen Vorstandsämtern aktiv. Er gehörte keiner Juso-Strömung an, sondern war als Nachfolger der südhessischen Juso-Vorsitzenden Nina Hauer gemeinsam mit ihr ein Verfechter der eigenständigen linken Ausrichtung des Bezirks Hessen-Süd. Außerdem war er stellvertretender Juso-Landesvorsitzender in Hessen und stellvertretender Vorsitzender der Europäischen JungsozialistInnen. Seit 2004 ist er Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Gießen und war von 2001 bis 2009 stellvertretender Vorsitzender der SPD Hessen-Süd. Thorsten Schäfer-Gümbel war in der 16. Legislaturperiode Fachsprecher für Industrie- und Beschäftigungspolitik sowie Technologie- und Forschungspolitik der SPD-Landtagsfraktion.

Seit 2001 ist er Abgeordneter des Kreistags des Landkreises Gießen. Auf kommunaler Ebene gehört Schäfer-Gümbel zudem seit 2006 der Regionalversammlung Mittelhessen an[2].

Im Hessischen Landtag ist er seit dem 5. April 2003 Abgeordneter und stand der Ober-und Mittelhessenrunde der SPD-Landtagsfraktion in der 16. und 17. Wahlperiode vor. In der 17. Wahlperiode fungierte Schäfer-Gümbel als stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst, Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Verkehr und Mitglied im Europa-Ausschuss. Bei der Landtagswahl 2008 unterlag er im Wahlkreis Gießen II gegen Innenminister Volker Bouffier (CDU) im Kampf um ein Direktmandat. Seit dem 27. Januar 2009 führt er im Landtag die SPD-Fraktion. In der 18. Legislaturperiode gehört Schäfer-Gümbel dem Hauptausschuss des Hessischen Landtags an.

Thorsten Schäfer-Gümbel unterstützte die Kampagne Hands off Venezuela der trotzkistischen Internationalen Marxistischen Tendenz und damit den venezolanischen Staatspräsidenten Hugo Chávez, was ihm z.B. von Seiten der Frankfurter Allgemeinen heftige Kritik einbrachte.[3] Auf Nachfrage äußerte er, „es liege schon einige Jahre zurück, dass er den Aufruf unterzeichnet habe. Damals sei es um die internationale Solidarität gegangen.[4]

Für die Landtagswahl 2009 wurde er am 8. November 2008 von der hessischen SPD-Vorsitzenden Andrea Ypsilanti als Spitzenkandidat vorgeschlagen. Er trat nach der Selbstauflösung des Hessischen Landtages bei den Neuwahlen am 18. Januar 2009 an der Spitze der Landesliste an.[5][6] In seiner Strategie grenzte er sich von Andrea Ypsilanti ab, indem er zugab, dass es ein Fehler gewesen sei, dass die SPD trotz anderslautender Versprechen ein Bündnis mit der Linkspartei angestrebt habe. Er selber zeigte sich für alle Bündnisse offen.[7]

Der auch online geführte Wahlkampf Schäfer-Gümbels fand großes Medienecho.[8][9] Schäfer-Gümbel hat Benutzerkonten bei Sozialen Netzwerken wie Facebook, StudiVZ und YouTube-Videobotschaften auf seiner Internetpräsenz.

Seit dem 28. Februar 2009 ist Schäfer-Gümbel Vorsitzender der hessischen SPD. Er wurde mit 90,3 Prozent in dieses Amt gewählt.[10]

Auf dem Bundesparteitag in Dresden wurde Thorsten Schäfer-Gümbel am 14. November 2009 in den Parteivorstand sowie in das Präsidium der SPD gewählt. Er erzielte mit knapp 80 Prozent der Stimmen das drittbeste Ergebnis aller Kandidaten.

Privates

Schäfer-Gümbel ist verheiratet, hat drei Kinder und ist evangelisch (konvertiert vom römisch-katholischen Glauben).[11]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gießener BLICK, Dezember 2008, S. 1
  2. a b Lebenslauf auf schaefer-guembel.de, aufgerufen am 20. August 2010
  3. Schäfer-Gümbel unterstützte linksextremistische Kampagne. In: FAZ, 13. Dezember 2008
  4. Robert John: Wahlkampf in Hessen. FAZ verweigert Solidarität radikal. In: Frankfurter Rundschau, 14. Dezember 2008
  5. Hessen-SPD: Ypsilanti verzichtet auf Spitzenkandidatur. Spiegel Online, 8. November 2008, abgerufen am 8. November 2008.
  6. Thorsten Schäfer-Gümbel führt die SPD in den Landtagswahlkampf. SPD Hessen, 8. November 2008, abgerufen am 9. November 2008.
  7. „Der Fehler war der Wortbruch“. In: Süddeutsche Zeitung, 1. Dezember 2008
  8. Annett Meiritz: Debatte um Wahlbetrug: Schäfer-Gümbel bittet per Videoblog um Verzeihung. In: Spiegel Online, 7. Dezember 2008
  9. Patrick Brauckmann: Schäfer-Gümbel will online punkten in: politik-digital.de, 8. Dezember 2008
  10. Schäfer-Gümbel folgt auf Ypsilanti. Hessischer Rundfunk, 28. Februar 2009, abgerufen am 28. Februar 2009.
  11. Vita auf der Website des Hessischen Landtags, aufgerufen am 16. Juni 2008

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