Tirschtiegel

Tirschtiegel
Trzciel
Wappen von Trzciel
Trzciel (Polen)
DEC
Trzciel
Trzciel
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Lebus
Landkreis: Międzyrzecz
Fläche: 3,03 km²
Geographische Lage: 52° 22′ N, 15° 53′ O52.36666666666715.8833333333337Koordinaten: 52° 22′ 0″ N, 15° 53′ 0″ O
Einwohner: 2.335 (30. Juni 2008[1])
Postleitzahl: 66-320
Telefonvorwahl: (+48) 95
Kfz-Kennzeichen: FMI
Wirtschaft und Verkehr
Straße: BerlinPosen
Schienenweg: ZbąszyńMiędzychód
Nächster int. Flughafen: Posen-Ławica
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Gemeindegliederung: 16 Ortschaften
Fläche: 258,44 km²
Einwohner: 6.304 (30. Juni 2008[1])
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Jarosław Kaczmarek
Adresse: ul. Poznańska 22
66-3204 Trzciel
Webpräsenz: www.trzciel.pl

Trzciel (deutsch Tirschtiegel) ist eine polnische Stadt in der Woiwodschaft Lebus, Kreis Międzyrzecz, an der Obra gelegen mit etwa 2.000 Einwohnern. Sie ist zudem Sitz der gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erstmals erwähnt wurde der Ort im Jahre 1307. Der slawische Name des Ortes leitet sich vom altpolnischen Wort trzcielina ab, was soviel wie Schilfstängel bedeutet. Vor 1394 erhielt Trzciel die Stadtrechte. Zuerst entwickelte sich die Stadt am rechten Obraufer (Stary Trzciel), seit dem 18. Jahrhundert kam auf dem linken Ufer Nowy Trzciel dazu. Ursprünglich zum polnisch-litauischen Staat gehörig, fiel die Stadt mit der Zweiten Teilung Polens 1793 an Preußen. Die beiden Orte wurden erst im Jahre 1888 miteinander vereinigt. Sie gehörten zum Kreis Meseritz, der in der Provinz Posen, ab 1920 in der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen lag. In der Neustadt hatten sich protestantische Glaubensflüchtlinge aus Schlesien angesiedelt. Bekannt war die Stadt für ihren Hopfenanbau und das Korbmacherhandwerk.

Infolge des Versailler Vertrags wurde die am östlichen Ortsrand von Tirschtiegel verlaufende Bahnlinie Bentschen - Birnbaum 1920 zur neu entstandenen polnischen Republik geschlagen. Die Grenze verlief im Raum Tirschtiegel ca. drei Meter westlich neben dem Bahnkörper. Damit blieb der Ort Tirschtiegel zum größeren Teil bei Deutschland, jedoch der Bahnhof, einige Vorwerke und ein Friedhof befanden sich in Polen, dabei teilte die neue Grenze auch ein Haus, dieses Motiv des "Hauses in zwei Ländern" wurde in den 1920er Jahren auf Ansichtskarten gezeigt. Auf Grund dieser Grenzziehung wurde 1929 durch die Kleinbahn-AG Tirschtiegel-Dürrlettel eine Eisenbahnverbindung nach Westen hergestellt. [2]

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde in der Stadt ein Arbeitslager für Juden eingerichtet.

Im Sommer 1944 begann durch die Hitlerjugend unter Leitung der Wehrmacht auch im Raum Tischtiegel die Anlage eines sehr umfangreichen Systems von Schützen- und Laufgräben zur Abwehr der erwarteten nächsten großen Offensive der Roten Armee. Insbesondere nördlich von Tirschtiegel im Bereich der Obra-Seenkette ist dieses Grabensystem heute noch sehr gut erkennbar. Bei den Kämpfen im Januar 1945 fand dieses Grabensystem und die Obra zwar als sogenannter Tirschtiegel-Riegel im Wehrmachtsbericht Erwähnung, jedoch hat es auf Grund von Schneeverwehungen und kaum vorhandenen Soldaten zu seiner Besetzung keinerlei militärische Bedeutung erlangt. Der Vorstoß der Roten Armee ging über Tirschtiegel und den Tirschtiegel-Riegel in hoher Geschwindigkeit hinweg, erst an der Oder konnte die Front dann nochmals bis April 1945 stabilisiert werden.

Nachdem die Stadt 1945 von der Roten Armee besetzt worden war, wurde sie kurze Zeit später der polnischen Verwaltung unterstellt. Die deutschen Bewohner wurden in mehreren Schüben vertrieben.

Sehenswürdigkeiten

St.-Adalberts-Pfarrkirche
  • Neugotische St.-Adalberts-Pfarrkirche (Kościół św. Wojciecha)
  • Bürgerhäuser
  • Im Zweiten Weltkrieg verwüsteter jüdischer Friedhof, die ehemalige Synagoge dient heute als Geräteschuppen der Feuerwehr.

Persönlichkeiten

Gmina

Zur Stadt- und Landgemeinde Trzciel gehören neben der Stadt Trzciel die Ortschaften Bieleń, Brójce (Brätz), Chociszewo (Choczeschowo, Kutschkau), Jasieniec (Eschenwalde), Lutol Mokry (Naßlettel), Lutol Suchy (Dürrlettel), Łagowiec (Lagowitz), Panowice (Panwitz, Mittelvorwerk), Rybojady (Rybojadel, Hoffmannsthal), Siercz (Schierzig), Sierczynek (Schierzighauland), Smolniki, Stary Dwór (Altenhof), Świdwowiec und Żydowo (Elisenfelde).

Partnerstädte

  • Asendorf, Deutschland seit 1993
  • Falkenberg, Deutschland seit 2000

Verweise

Literatur

  • Norbert Diering, Tirschtiegel in alten Ansichten, Zaltbommel/Niederlande 1995, ISBN 90-288-6154-8 / CIP

Fußnoten

  1. a b Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2008
  2. Siegfried Bufe: Eisenbahnen in Ostbrandenburg und Posen, Egglham 1988



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