Togoland

Togoland
Schutzgebiet Togo
Lage Schutzgebiet Togo
Bundeswappen_(Deutschland)#Deutscher_Bund
(Details)
Hauptstadt: Berlin, Deutsches Reich
Verwaltungssitz: 1884-86 Bagida
1886-97 Sebe
ab 1897 Lomé
Verwaltungsorganisation:
Oberhaupt der Kolonie: 1885–1888: Kaiser Wilhelm I.

1888: Kaiser Friedrich III. 1888–1899: Kaiser Wilhelm II.

Gouverneur der Kolonie: siehe Liste der Gouverneure von Togoland
Einwohner: ca. 1.000.000,
100 deutsche (1900)
320 deutsche (1912)
Währung: 1 Goldmark = 100 Pfennig
Besitzergreifung: 18841814 bzw. 1819
Heutige Gebiete: Togo und Teile Ghanas

Als Togoland bezeichnet man eine deutsche Kolonie, die von 1884 bis 1914 (bzw. 1919 s.u.) bestand. Das damalige Gebiet umfasste die heutige Republik Togo und den östlichsten Teil Ghanas und besaß eine Fläche von ca. 87.200 km². Der Name Togoland wurde 1905 offiziell auf Togo reduziert.

Inhaltsverzeichnis

Die Entstehungsgeschichte der deutschen Kolonie

Lage Togos
Togo um 1915

Schon ab 1857 gründeten die ersten hanseatischen Handelsunternehmen Faktoreien an der Sklavenküste, die ab 1882 durch einen regelmäßigen Dampferverkehr der Woermannlinie erschlossen wurde. Am 5. Juli 1884 unterzeichneten Plakkoo, der Stabträger (=Stellvertreter) des zu diesem Zeitpunkt vermutlich schon verstorbenen Königs Mlapa III. und Gustav Nachtigal einen „Schutzvertrag“, womit nun einzelne Orte im heutigen Togo zum Deutschen Schutzgebiet erklärt wurden. Am 5. September 1884 folgte ein Schutzvertrag mit dem König von Porto Seguro. Nach einem Abkommen mit Frankreich 1885 gelangte der Ort Anecho (bis 1905 auch Klein-Popo genannt) an Deutschland. Ab 1886 begann die teils gewaltsame Eroberung des nördlichen Hinterlandes.

Durch Grenzabkommen mit den benachbarten Kolonialherren Frankreich (1887, 1897 und 1912) und Großbritannien (14. Juli 1986, 1. Juli 1890 und 14. November 1899) erhielt Togoland mit der Zeit seine vollständige Größe. Als letzte Streitfrage wurde 1899 im Samoa-Vertrag die Aufteilung des sogenannten Salaga-Gebietes zwischen Deutschland und Großbritannien geklärt, das zwischen 1889 und 1899 neutrales Gebiet zwischen der britischen Goldküste und dem deutschen Togoland war.

Ab 1891 unterstand Togoland nicht mehr der Kolonialverwaltung in Kamerun. 1895 schloss Dr. Gruner mit dem am Niger gelegenen Gando Verträge ab. Diese unterstellten die Gebiete Nupe und Ilorin deutschem "Schutz". 1897 wurde der Verwaltungssitz von Sebe nach Lome verlegt.

1895-99 kam es zu mehreren kleineren Aufständen, die von Polizeitruppen bald unterdrückt wurden. 1897/98 bestand eine "Schutztruppe" aus einem Kommandeur, drei Unteroffizieren und 150 Afrikanern. Zu dieser Zeit wurde auch ein größerer Aufstand der Dagomba unterdrückt und das Land unterworfen. In der Nähe der Stadt Yendi ist heute noch ein Massengrab gefallener Dagombakrieger zu sehen.

Die „Musterkolonie“ Togoland

Historisches Foto aus der „Musterkolonie“

Togoland galt als die „Musterkolonie“ der deutschen Kolonialgeschichte. Hier unternahmen die Kolonialherren größere Anstrengungen im Bereich des Schul- und Gesundheitswesens (z. B. Impfaktionen gegen die Pocken) als in den anderen Kolonien. Zwei Eisenbahnlinien wurden gebaut: die Küstenbahn (1905) und die Hinterlandbahn (1913 eröffnet) und auch im Bereich Straßenbau galt Togoland als mustergültig. Die Einheimischen waren hier zunächst ebenso weitgehend rechtlos wie in den anderen deutschen Kolonien und z. B. der Prügelstrafe ausgesetzt. Gleichwohl gab es 1902 eine Verordnung zur Beseitigung der Haussklaverei und ab 1907 Erhebungen und Studien zur Schaffung eines Eingeborenenrechts. Eine Verordnung von 1906 ließ an Schulen außer der Landessprache ausschließlich die deutsche Sprache zu.

Togoland galt auch in dem Sinn als „mustergültig“, dass es die einzige deutsche Kolonie war, die ab 1900 eine nahezu ausgeglichene finanzielle Bilanz hatte: 1912 standen 11,4 Millionen Reichsmark auf der Importseite 10 Millionen Reichsmark an Ausfuhren gegenüber. Diese Bilanz trübte sich allerdings bereits in den letzten Jahren deutscher Kolonialherrschaft durch den rücksichtslosen Raubbau an den natürlichen Ressourcen des Landes. Nachdem z. B. nahezu sämtliche Elefanten des Gebietes abgeschossen worden waren, entfiel naturgemäß auch das Exportprodukt Elfenbein. Der historisch mit Deutsch-Togo verbundene Begriff der „Musterkolonie“ wird daher von Kritikern als Teil der deutschen Kolonialpropaganda angesehen.

Eine relativ große Bedeutung hatte Togoland für die Nachrichten- und Verkehrsverbindung mit Deutschland sowie den anderen afrikanischen Kolonien. Eine telegrafische Verbindung mit Europa bestand bereits seit 1894. Eine 1914 eröffnete Großfunkstation in Kamina, sowie ein direktes über Monrovia geführtes Seekabel waren wichtige Einrichtungen, um den Informationsfluss ins Ausland zu gewährleisten.

Handel

Verladen von Baumwollballen vor Lome, 1885

Die Hauptprodukte, die aus Togo exportiert wurde, waren Palmöl, Palmkerne, Mais, Kautschuk und Baumwolle. Zu den Nebenprodukten zählten Elfenbein, Kakao, Kaffee, Erdnüsse, Kopra, Kokosnüsse, Pfeffer, lebende Tiere und Häute. Etwa 2/3 der Erzeugnisse wurden nach Deutschland exportiert.

Importiert wurden Textilien, Spirituosen, Holz und Holzware, Tabak, Zigarren, Materialware und Eisenware.

Infrastruktur

In Togo wurden während der deutschen Kolonialzeit drei Eisenbahnstrecken mit einer Gesamtlänge von etwa 320 km gebaut. 1905 wurde die Küstenbahn Lome-Anecho mit einer Länge von 44 km eröffnet. Die Strecke Lome-Agome-Kpalime (119 km) wurde am 27. Januar 1907 eröffnet. Zuletzt wurde noch eine Verbindung Lome-Atakpame (160 km) gebaut.

Der Schiffsverkehr mit Europa fand 1899 dreimal monatlich durch Hamburger und Liverpooler Dampfer statt. Die Schiffsflotte umfasste im Jahr 1911 327 Schiffe mit 577.000 Registertonnen.

Die deutschen Gouverneure Togolands 1884–1914

Siehe auch: Liste der Gouverneure von Togoland

Gouverneure der deutschen Kolonie Togoland, die von 1884 bis 1914 bestand:

Geschichte nach der deutschen Herrschaft

Der Westteil Togos kam 1919 faktisch zur britischen Kolonie Goldküste, der Ostteil wurde französisches Mandatsgebiet

Die Kolonie wurde nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs schnell von ihren Nachbarn erobert. Am 27. August 1914 wurde Togo den Engländern offiziell übergeben.

1916 wurde Togo zwischen England (33.000 km²) und Frankreich (54.000 km²) aufgeteilt. Durch den Versailler Vertrag 1919 verlor Deutschland seine Kolonie endgültig und Französisch-Togoland und Britisch-Togoland wurden Völkerbundmandate. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde daraus ein UN-Treuhandgebiet.

1956 wurde Britisch-Togoland nach einer Volksabstimmung an Ghana angegliedert. Der Französische Teil stimmte für die innere Autonomie.

1960 wurde Französisch-Togoland zur unabhängigen Republik Togo. Die Regierung von Togo lud zur Unabhängigkeitsfeier auch den letzten deutschen Gouverneur Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg-Schwerin ein.

Deutsch wird auch heute noch an vielen Schulen Togos gelehrt.

Öffentliches Gedenken heute

In Berlin-Wedding gibt es im so genannten „Afrikanischen Viertel“ heute immer noch die „Togostraße“. Sie kreuzt u.a. die Petersallee und den Nachtigalplatz, die nach deutschen Afrikaforschern benannt waren. Seit 1986 erinnert jedoch die Petersallee an Hans Peters (Jurist, Politiker und Widerstandskämpfer) und nicht mehr an Carl Peters. Ebenfalls im Ortsteil Wedding befindet sich die Kleingartenanlage „Dauerkolonie Togo“, deren Name auf die nahe Togostraße und die typische Bezeichnung Dauerkolonie für eine dauerhafte Kleingartenanlage zurückzuführen und nicht als Proganda zur Wiederherstellung des kolonialen Status’ zu verstehen ist. In Duisburg-Buchholz gibt es die „Afrikasiedlung“, in der es ebenfalls eine „Togostraße“ gibt, die an die „Lomestraße“ grenzt. In Hannover-Badenstedt existiert ein „Afrikaviertel“ mit einem „Togoweg“.

Siehe auch

Literatur

  • Erbar, Ralph: Ein "Platz an der Sonne"? Die Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte der deutschen Kolonie Togo 1884-1914. Stuttgart 1991 (= Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte Bd. 51)
  • Arthur J. Knoll: Togo under Imperial Germany, 1884-1914. A Case Study in Imperial Rule. Hoover Institution Press, Stanford 1978 (Hoover Institution Publication, vol. 190).
  • Timm, Uwe: Deutsche Kolonien. Verlag AutorenEdition, München 1981
  • Deutsche Kolonialgesellschaft: Kleiner Deutscher Kolonialatlas. Berlin 1899

Weblinks


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