Traditionale Gesellschaft

Traditionale Gesellschaft

Traditionelle Gesellschaft (auch Vormoderne Gesellschaft) ist in einigen Theorien der Soziologie die Vorgängerin der modernen bzw. modernisierten Gesellschaft (Moderne). Unter der Annahme, dass sich Gesellschaften entwickeln, bezeichnet der Begriff das Stadium einer Gesellschaft, bevor bzw. aus dem sich eine moderne Gesellschaft (Industriegesellschaft) bildet. Die Vorstellung ist, dass sich traditionelle Gesellschaften von modernen Industriegesellschaften zwar unter verschiedenen Aspekten unterscheiden ließen, aber überwiegend Gemeinsamkeiten aufwiesen. Der Begriff wurde vor allem durch Max Weber geprägt.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale der traditionellen Gesellschaft

Kulturelle Merkmale

  • eindeutige moralische Werte
  • Weitergabe von Lebensweisheiten über die Generationen
  • Herkunft bestimmt das, was man sein wird: Das eigene Zutun ist gering, alles wird ererbt und verliehen, keine Wahlmöglichkeiten
  • Glauben an Überraschungen des Schicksals, denen man machtlos ausgeliefert ist
  • Muße wird als normaler Teil des Lebens empfunden
  • Gehorsam gegenüber dem Althergebrachten, der Macht einer hierarchischen Ordnung, in der ein Gott bzw. die Götter (religiöse Ordnung) oder die Vorfahren an der Spitze stehen, gefolgt von Fürsten o.ä. (politische Ordnung) und Familienoberhäuptern (häusliche Ordnung), wobei jede hierarchische Ebene sich am Vorbild der nächsthöheren orientiert

Ökonomische Merkmale

Theorien

Der Begriff gehört in den Kontext von Differenzierungs- und Modernisierungstheorien. Diese betrachten, welche Veränderung die Industrialisierung, insbesondere der Wandel der Produktionsweise zur Arbeitsteilung, auf die Gesellschaft hat bzw. hatte.

Zwei-Phasen-Modelle

Talcott Parsons

Das Schema der Pattern Variables von Talcott Parsons stellt mehrere Indikatoren von Traditionaler Gesellschaft und Moderner Gesellschaft gegenüber.

Emile Durkheim

Emile Durkheim unterscheidet die verschiedenen Gesellschaften nach mechanischer und organischer Solidarität.

Ferdinand Tönnies

Ferdinand Tönnies beschrieb in seinem Werk Geist der Neuzeit (1935) den Weg von der traditionellen mittelalterlichen zur neuzeitlichen Gesellschaft als den mentalen Weg von einer überwiegend „gemeinschaftlichen“ zu einer überwiegend „gesellschaftlichen“ Kultur (vgl. Gemeinschaft und Gesellschaft).

Henry Sumner Maine

Henry Sumner Maine spricht von der Entwicklung vom Status zum Kontrakt.

Mehr-Phasen-Modelle

Marxismus

Auch der Marxismus geht von einer Entwicklung der Gesellschaft vom Urzustand zum Kommunismus aus.

  1. Urgesellschaft
  2. Sklavenhaltergesellschaft
  3. Feudalismus
  4. Kapitalismus
  5. Sozialismus
  6. Kommunismus

Walt Whitman Rostow

1960 unterschied der US-amerikanische Ökonom Walt Whitman Rostow folgende Stadien:

  1. Traditionelle Gesellschaft
  2. Schaffung der Voraussetzungen für den wirtschaftlichen Aufstieg
  3. Wirtschaftlicher Aufstieg
  4. Entwicklung zur Reife
  5. Zeitalter des Massenkonsums

Nach diesem Zeitalter des Massenkonsums hatte auch Rostow die Vision einer "besseren", idealeren Gesellschaft.


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