U4 Wien

U4 Wien
Zug der Linie U4 im Endbahnhof Hütteldorf
Bahnsteige in der Station Spittelau

Die U-Bahnlinie U4 gehört zum Netz der Wiener U-Bahn, hat auf einer Streckenlänge von 16,5 Kilometern 20 Stationen und verbindet den Bezirksteil Hütteldorf im Westen Wiens mit Heiligenstadt, einem Bezirksteil des 19. Wiener Gemeindebezirks, Döbling. Die heutige Strecke setzt sich aus der ehemaligen Wientalinie zwischen Hütteldorf und der Station Hauptzollamt (heute: Bahnhof Wien Mitte) und der Donaukanallinie zwischen dem Hauptzollamt und dem Bahnhof Heiligenstadt zusammen. Die Strecke folgt ausschließlich dem Verlauf des Wientales und des Donaukanals.

Inhaltsverzeichnis

Kennfarbe und Benennung

Im Beschluss zum Bau eines Grundnetzes für die Wiener U-Bahn waren sowohl Neubaustrecken wie auch der Umbau der bisherigen Wiental- und Donaukanallinie der Wiener Stadtbahn zur U-Bahn vorgesehen. Dabei wurden niedrige Signalnummern den neu zu errichtenden Strecken wie der U1 zugewiesen. Die Signalnummer 3 wurde bereits in den 1960er Jahren für die fest beschlossene, aber erst 1983 begonnene U3 reserviert. In diesem System der vier Grundlinien erhielt die U4 somit die vorerst höchste Signalnummer und die Kennfarbe Dunkelgrün.

Die Einbeziehung der Gürtellinie in das U-Bahn-Netz wurde erst in einer späteren Planungsphase ins Auge gefasst. Zu diesem Zeitpunkt ging man aber noch von einer in absehbarer Zeit zu realisierenden Neubaustrecke U5 aus. Deshalb hat die U6 heute die höchste Signalnummer.

Verlauf

Nr. Station Umsteigen Lage
1 Hütteldorf
S-Bahn Wien
oberirdisch
2 Ober St. Veit Einschnitt
3 Unter St. Veit Einschnitt
4 Braunschweiggasse Einschnitt
5 Hietzing Einschnitt
6 Schönbrunn Einschnitt
7 Meidling Hauptstraße gedeckelt
8 Längenfeldgasse  U6  gedeckelt
9 Margaretengürtel Einschnitt
10 Pilgramgasse Einschnitt
11 Kettenbrückengasse Einschnitt
12 Karlsplatz  U1 ,  U2 ,
Wiener Lokalbahnen
unterirdisch
13 Stadtpark Einschnitt
14 Landstraße
S-Bahn Wien
,  U3 
unterirdisch
15 Schwedenplatz  U1  Galerie
16 Schottenring  U2  Galerie
17 Roßauer Lände Einschnitt
18 Friedensbrücke Einschnitt
19 Spittelau
S-Bahn Wien
,  U6 
eingehaust
20 Heiligenstadt
S-Bahn Wien
oberirdisch
Modernes und …
… historisches Design entlang der U4
Hinweisschild in der Station Schönbrunn
Bodenbelag in der Station Hietzing
Zwei Züge der U4 bei der Querung des Wienflusses zwischen Landstraße und Schwedenplatz
U4-Brücke über den Wienfluss vor Hütteldorf
Der ehemalige kaiserliche Hofpavillion
Vorläufer der U4 beim Überqueren des Wienflusses, ca. 1980
Netz der Wiener Stadtbahn. Die grüne Linie entspricht im Großen und Ganzen der heutigen U4
Das 2005 fertiggestellte Zaha-Hadid-Haus wurde über den Überresten des Viadukts zwischen der Donaukanal- und der Gürtellinie der Wiener Stadtbahn errichtet.
Ein Teil des ehemaligen Stadtbahn-Verbindungsbogens wird heute als Spazierweg genutzt

Die U4 beginnt am Bahnhof Wien Hütteldorf. Dieser liegt an der Westbahn, gehört zum Netz der ÖBB und wird von S-Bahn und Regionalzügen angefahren. Nationale Intercityzüge halten hier ebenfalls beim stadteinwärtigen Verkehr. Die Anlagen der U4 liegen mitsamt einer Wendeanlage parallel zu den Gleisen der Westbahn und sind von dieser durch einen Maschendrahtzaun getrennt. Von der Kassenhalle des Bahnhofs Hütteldorf gelangen die Fahrgäste durch einen Tunnel zu den ebenerdig gelegenen Bahnsteigen der U4. Von hier aus nimmt die U4 einen leichten Bogen Richtung Norden, führt an einem neu errichteten Park-and-Ride-Parkhaus vorbei, überquert die Hadikgasse und das Bett des Wienflusses und mündet danach in den parallel zum Wienfluss verlaufenden Einschnitt ein. Danach erreicht sie ihre erste Station: Ober St. Veit mit einem gut erhaltenen Aufnahmegebäude im Otto-Wagner-Stil.

Die Strecke führt weiter entlang des Hietzinger Kais und des Wienflusses bis zum Schloss Schönbrunn, wo die U4 mit der Schlossbrücke die erste wichtige Brücke über die Wien unterfährt. Ab hier wird sie von der Linken Wienzeile begleitet, heute eine stark befahrene Durchzugsstraße, ursprünglich aber als breit angelegter Boulevard geplant. Kurz danach trifft sie im Bahnhof Längenfeldgasse zum ersten Mal auf die U6. Danach verlässt die Trasse das Tageslicht und unterfährt den Margaretengürtel. Von da an führt die Strecke wieder im offenen Einschnitt, bis sie nach einem Bogen unter dem Naschmarkt erneut von der Oberfläche verschwindet.

Danach macht die Trasse einen Bogen in Richtung Osten und trifft nach Unterfahrung der Operngasse am Karlsplatz ein. Die dortigen Bahnsteige befinden sich direkt neben den gut erkennbaren Mauern des kanalisierten Wienflusses. Danach unterquert sie die Lothringerstraße und den Schwarzenbergplatz und trifft nach der Johannesgasse auf den Stadtpark. Anschließend verschwindet die U4 erneut in einem Tunnelportal und trifft im Bahnhof Wien Mitte ein, einem unterirdischen Nahverkehrsknoten im 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße. Danach überquert die U4 den Wienfluss und trifft auf ein kurzes Tunnelstück unter dem Julius-Raab-Platz, von dem ein Betriebsgleis zur U3 abzweigt.

Danach folgt bis zur Station Friedensbrücke entlang des Donaukanals eine Galeriestrecke. Anschließend tritt die U4 wieder ein Stück lang unter freien Himmel und verschwindet neben der Nordbergbrücke wieder in einem Tunnel. Die Station Spittelau befindet sich parallel zu den Gleisen der Franz-Josefs-Bahn. Diesen folgt die U4 in ihrem letzten Streckenabschnitt bis zum Bahnhof Heiligenstadt. Dieser regionale Umsteigeknoten wird wie der Bahnhof Hütteldorf gleichzeitig von den ÖBB und den Wiener Linien benutzt.

Geschichte

Nach umfangreichen, immer wieder verworfenen Planungen fällte der Reichsrat Cisleithaniens im Jahr 1892 den Beschluss zum Bau der Wiener Stadtbahn, darunter die Wiental- und Donaukanallinie, die sich quasi als Nebenprodukt der laufenden Wienflussregulierungen und des Ausbaus des Donaukanals zu einem innerstädtischen Schiffsweg ergaben[1]. Die künstlerische Ausgestaltung wurde erst nach dem Spatenstich an Otto Wagner übertragen. Dieser entwarf mit seinen zahlreichen Mitarbeitern eine „Corporate Identity“ der Stadtbahn.

Die Wientallinie

Der erste Abschnitt des Vorläufers der heutigen U4 wurde am 1. Juni 1898 eröffnet[2]. Es handelte sich um die Strecke zwischen dem Bahnhof Hütteldorf und der Station Meidling Hauptstraße, wo sich bis in die 1970er Jahre Wiental- und Gürtellinie trennten. Die Eröffnung des zweiten Abschnitts zwischen Meidling Hauptstraße und dem damaligen Bahnhof Hauptzollamt (heute: Bahnhof Wien Mitte) erfolgte am 30. Juni 1899. Der dritte und letzte Abschnitt wurde am 6. August 1901 „ohne besondere Feierlichkeit[3] dem Verkehr übergeben. Nach den Stadterweiterungen des 19. Jahrhunderts und dem Heranwachsen Wiens zur Millionenstadt war die Schaffung eines leistungsfähigen Massentransportmittels dringend notwendig geworden. Neben den beiden genannten Linien, aus denen sich die heutige U4 zusammensetzt, wurden die Gürtellinie – das Kernstück der heutigen U6 – und die Vorortelinie beschlossen. Dieses Grundnetz der Stadtbahn konnte bis 1901 verwirklicht werden. Es wurde in den folgenden rund 70 Jahren zwar auf elektrischen Betrieb umgestellt und durch Verknüpfungen mit dem äußerst dichten Straßenbahnnetz effektiver gemacht, wurde aber aufgrund von Krieg, Nachkriegszeit und wirtschaftlicher Misere nicht ausgebaut.

Die im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts gebauten Linien galten zu einer Zeit, als in anderen Städten wie London bereits elektrische Untergrundbahnen unterwegs waren, als technisch überholt. Das Konzept einer Vollbahn, die auch Güter- und Militärzüge befördern sollte, war unvereinbar mit den Erfordernissen eines großstädtischen Nahverkehrsmittels. Bis zu ihrer Elektrifizierung im Jahr 1925 konnte die Stadtbahn deshalb keine wirkliche Popularität erlangen. Das System aus Wiental-, Donaukanal- und Gürtellinie, das danach ins Leben gerufen wurde, hatte mit den Relaisstationen Meidling Hauptstraße und Brigittabrücke (später: Friedensbrücke) die Linienbezeichnungen GD, DG, G, W und WD.

Die Wiener Stadtbahn

Die Planungsfehler wurden nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, im Herbst 1918, schmerzlich bewusst: Nach der militärischen Katastrophe und dem Zusammenschrumpfen der Doppelmonarchie auf einen alpendominierten Kleinstaat musste auch die (unter anderem nach militärischen Erfordernissen) gebaute Wiener Stadtbahn ihren Betrieb einstellen. Grund dafür war der grassierende Kohlenmangel und die plötzlich eingetretene Importabhängigkeit Österreichs von den nunmehr ausländischen Kohlengruben. Die Elektrifizierung der Wiental- und Gürtellinie wurde zu einer der ersten größeren Unternehmungen der jetzt sozialdemokratisch verwalteten Gemeinde Wien. Die beiden Linien befanden sich in Besitz der Staatsbahn, dem Vorläufer der heutigen ÖBB. Neben der längst fälligen Elektrifizierung des Systems wurden weitere Planungsfehler beseitigt: Vor der Station Gumpendorfer Straße wurde die Gürtellinie mit dem Netz der Straßenbahn verknüpft. Von dort führte die Linie 18G zum damaligen Ostbahnhof, dem heutigen Südbahnhof. Auf der Trasse der heutigen U4 verkehrte die Linie WD (Wiental-Donaukanal). Auf den Strecken waren straßenbahnkompatible Fahrzeuge mit Oberleitungsschiene unterwegs. Die Strecken befanden sich nicht im Besitz der Stadt Wien, sondern waren nur von den Staatsbahnen gepachtet worden. Unter anderem aus diesem Grund dachte man nicht daran, für einen möglichen U-Bahn-Betrieb entsprechendes Wagenmaterial zu entwickeln.

Die Linie WD, die im Jahr 1925 in Betrieb ging, begann in Hütteldorf, folgte der oberen Wientallinie bis zur Station Meidling Hauptstraße, wo die Züge der Gürtellinien begannen. Von dort folgte die Trasse weiter dem Wiental bis zum Bahnhof Hauptzollamt (heute: Bahnhof Wien Mitte), überquerte den Wienfluss und folgte danach dem Donaukanal stromaufwärts. In der Station Brigittabrücke trennte sich die Linie GD von der Donaukanallinie und folgte einem Viaduktbogen zu den Anlagen der Gürtellinie G.

In den rund 50 Jahren des Betriebs der Wientallinie von 1925 bis in die 1970er Jahre wurden immer wieder Pläne gewälzt, diese in ein künftiges U-Bahn-Netz einzubeziehen. Diese Überlegungen bestanden eigentlich seit ihrer Errichtung. Ein Plan im Roten Wien wurde von der Weltwirtschaftskrise zunichte gemacht, die Planungen nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich versickerten sehr bald im Zweiten Weltkrieg. Nach 1945 mussten zum Teil erhebliche Schäden, entstanden durch Fliegerbomben und den Häuserkampf während der Schlacht um Wien, beseitigt werden. Ein großer Teil der historischen Stationen der „oberen Wientallinie“ (zwischen Meidling Hauptstraße und dem Bahnhof Hütteldorf) musste bald ersetzt werden. Details wie der kaiserliche Hofpavillon in Hietzing wurden schon in der Zwischenkriegszeit unter Denkmalschutz gestellt. Die Stationen Meidling Hauptstraße, Hauptzollamt, Schwedenplatz und Schottenring fielen zwischen 1955 und 1968 der Spitzhacke zum Opfer.[4]

In den ersten beiden Jahrzehnten nach 1945 wurde nach Beseitigung der Kriegsschäden in die Wiener Stadtbahn – wie überhaupt in das öffentliche Verkehrswesen – kaum investiert. Für die sozialdemokratische Stadtregierung hatte der Wohnbau, mit dem an die Traditionen der Zwischenkriegszeit angeknüpft wurde, Vorrang. Außerdem bekamen öffentliche Verkehrsmittel am Höhepunkt des Erdölzeitalters und der nun auch in Europa beginnenden Massenmotorisierung für viele Zeitgenossen etwas Anachronistisches. Gerade weil Straßenbahnen als Hindernis für den fließenden Verkehr angesehen wurden, wurden auch in Wien in dieser Zeit die ersten Tunnelstrecken angelegt. Gleichzeitig wurde der Masterplan für den Aufbau eines Schnellbahnsystems entwickelt. Erstaunenswert an den Plänen aus den 1960er Jahren ist, dass man in der Stadtbahn wieder auf den Status Quo ante 1925 zurückgehen und die Stadtbahnstrecken allesamt von der ÖBB betreiben lassen wollte. Die Verhandlungen diesbezüglich platzten aber im Jahr 1964.[5] 1968 beschloss der Wiener Gemeinderat den Bau des Grundnetzes der Wiener U-Bahn, der die Linie WD mit der künftigen Signalnummer U4 umfassen sollte. Damit war die U4, wie wir sie heute kennen, ins Leben gerufen worden.

Einzelnachweise

  1. Die lange Entstehungsgeschichte
  2. Eröffnungsdaten Linie U4
  3. Die Donaucanallinie der Wiener Stadtbahn
  4. Die Stadtbahn überlebt zwei Weltkriege
  5. Stadtbahn Wien

Weblinks


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