- Baryssau
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Baryssau
Барысаў
WappenStaat: Weißrussland Woblast: Minsk Gegründet: 1102 Koordinaten: 54° 14′ N, 28° 30′ O54.23333333333328.5Koordinaten: 54° 14′ N, 28° 30′ O Fläche: 45,97 km² Einwohner: 149.700 (2007) Bevölkerungsdichte: 3.256 Einwohner je km² Zeitzone: EET (UTC+2) Telefonvorwahl: (+375) 01777 Postleitzahl: 222518 Kfz-Kennzeichen: 5 Webpräsenz: Baryssau (weißrussisch Барысаў, russisch Борисов, auch Borissow, Borisov) ist eine weißrussische Stadt an der Bjaresina in der Woblast Minsk mit 149.700 Einwohnern (2007) und das Verwaltungszentrums des Rajons Baryssau.
Inhaltsverzeichnis
Wappen
Das Stadtwappen wurde offiziell am 22. Januar 1796 bestätigt (Gesetz Nr. 17435).
Beschreibung: In Silber eine von zwei rotbedachten silbernen Türmen und mit geschlossenem Tor auf grünem Grund begleitet stehende silberne Stadtmauer schwebt zwischen den Türmen auf einer silbernen Wolke der stehende blaugekleidete Apostel Petrus mit goldenem Umhang und Kopfnimbus, in der rechten Hand den Schlüssel zur Stadt haltend.
Symbolik: In der oberen Hälfte des Schildes ist das Minsker Wappen abgebildet, in der unteren jenes Wappen, welches vom polnischen König Stanisław August stammt: zwei Kriegstürme mit dazwischen auf einem silbernen Feld gestellten Toren und darüber der auf einer Wolke stehende Apostel Petrus, der in den Händen den Schlüssel zur Stadt hält. Das Wappen symbolisiert die Hartnäckigkeit, Stärke und den offenen Weg für eine gute Nachbarschaft und für einen friedlichen Handel.[1].
Geschichte
Die erste Erwähnung findet die Stadt in weißrussisch-litauischen Chroniken im Jahr 1102. Laut dieser Chroniken besiegte im Jahre 1102 Fürst Boris Wseslawitsch die Jatwinger und errichtete nach seiner Rückkehr eine Stadt mit seinem Namen. So ist nach der weißrussisch-litauischen Geschichtsschreibung an der Mündung des Flusses Scha in die Beresina eine Stadt entstanden, die nach dem Polazker Fürsten Boris Wseslawitsch benannt ist. Die erste Erwähnung der Stadt in den Laurentius-Chroniken jedoch ist auf das Jahr 1127 datiert, und in der Hypatiuschronik auf das Jahr 1128, als Festung des Fürstentums Polazk. Archäologische Funde bezeugen, dass die erste Ansiedlung bis auf die Grundmauern niedergebrannt ist. Eine neue Stadt ist weiter südlich entstanden an der Stelle, an der die Scha in die Beresina mündet. An dieser Stelle wurde im 12. Jahrhundert eine Holzfestung errichtet.
Frühe Stadtentwicklung
Aufgrund seiner günstigen geographischen Lage zählt die Stadt bereits Mitte des 13. Jahrhunderts zu den bekanntesten Handels- und Handwerkszentren. Ende des 13. Jahrhunderts ging Baryssau an das Großfürstentum Litauen, ab 1569 gehörte die Stadt infolge der Lubliner Union bis Ende des 18. Jahrhunderts der Rzeczpospolita an und befand sich dort in unmittelbarer Nähe zur russischen Grenze.
Die Stadt war Schauplatz zahlreicher Kriege. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde sie durch den Kampf zwischen den Fürsten Jogajla, Sigismund und Švitrigaila fast vollständig zerstört. Im Russisch-polnischen Krieg (1654-1667) war die Stadt zeitweilig von Russen bzw. Polen besetzt. Im Großen Nordischen Krieg (1700-1721) wurde die Stadt und ihre Bevölkerung schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Nach der zweiten polnischen Teilung 1793 ging die Stadt zusammen mit Minsk und weiteren weißrussischen Gebieten an das Russische Imperium. Baryssau wurde zur Kreisstadt innerhalb des Gouvernements Minsk.
Der Vaterländische Krieg des Jahres 1812 gegen Napoleon hinterließ in der Stadtgeschichte tiefe Spuren. Den napoleonischen Truppen gelang es nicht, die Stadtbevölkerung zu unterwerfen. Die Beresinskaja pereprawa (Übergang über die Beresina) wurde nach Meinung von Historikern das dunkelste Kapitel in der Geschichte der Napoleonischen Kriege.
Heute erinnern Denkmäler nahe dem Dorf Studenka und auf dem Brilewskoe-Feld an die Ereignisse. In Baryssau selbst sind noch Rest von Artilleriestellungen der Russischen Armee zu sehen, die am Vorabend des napoleonischen Angriffs am rechten Ufer der Beresina errichtet wurden. Diese wurden als historisches Denkmal 1926 unter den Schutz des Staates gestellt. 15 km nördlich von Baryssau, nahe dem Dorf Studenka, wurden die napoleonischen Truppen endgültig in die Flucht geschlagen. Zur Erinnerung an diesen Sieg wurde 1967 ein Denkmal errichtet.
Im November 1917 ergriffen die Bolschewiki die Macht in ganz Weißrussland und nahmen auch Baryssau ein. Ab 1918 war die Stadt von den Deutschen besetzt, von 1919-1920 von polnischen Truppen. Seit 1924 ist die Stadt Kreisstadt, erst als Verwaltungszentrum eines Rajons in der Sowjetunion und später in der unabhängigen Republik Belarus (Weißrussland).
Zweiter Weltkrieg
Anfang Juli 1941 erfolgten in Baryssau erbitterte Kämpfe zwischen der ersten Moskauer Division der Roten Armee und Panzereinheiten der deutschen Wehrmacht. In der Zeit vom 2. Juli 1941 bis 1. Juli 1944 betrieben die Deutschen in der Stadt und Umgebung sechs Todeslager, in denen mehr als 33.000 Menschen ermordet wurden.
Im Oktober 1941 wurde ein Massaker an 7000 Juden in Baryssau für Heinrich Graf von Lehndorff-Steinort zum entscheidenden Grund, sich dem Widerstand gegen das NS-Regime anzuschließen.[2]
Um die Befreiung der Stadt kämpften im Jahre 1944 die Truppen der 3. Weißrussischen Front, 13 Kampfeinheiten wurden mit dem Orden „Borisowskie“ ausgezeichnet. 29 Personen aus der Region Baryssau wurden als Helden der Sowjetunion ausgezeichnet. Die Stadt erhielt den Orden des Großen Vaterländischen Krieges erster Ordnung.
In Baryssau bestand das Kriegsgefangenenlager 183, Borisow, für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[3] Schwer Erkrankte wurden im Kriegsgefangenenhospital 1673 versorgt.
Bevölkerungsentwicklung
In der unmittelbaren Nachkriegszeit kam es zu explosionsartigen demographischen Schüben:
- 1959 — 59.300 Einwohner
- 1970 — 84.000 Einwohner
- 1997 — 154.300 Einwohner
Entwicklung der letzten Jahre:
- 2005 — 150.000 Einwohner
- 2006 — 149.900 Einwohner
- 2007 — 149.700 Einwohner
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke und Architektur
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Gebäude aus Stein in Baryssau errichtet. Mit der Fertigstellung des Baryssauer Wassersystems 1806, welches durch die Beresina den Dnepr mit der Westlichen Dwina verband und somit für den einzigen Verkehrsweg sorgte, erhielt die Stadt einen Hafen und wurde zum Zentrum im Schiffbau an der Beresina. Somit spielte die Stadt eine Schlüsselrolle in den Handelsbeziehungen zwischen weißrussischen Städten.
1823 wurde der Bau einer katholischen Kirche fertiggestellt, des ältesten erhaltenen religiösen Bauwerkes in der Stadt. Der alte Marktplatz hat die charakteristischen Züge von Bauten des 19. Jahrhunderts und stellt ein interessantes Beispiel provinzieller bürgerlicher Architektur dar. Zweimal jährlich findet hier ein Jahrmarkt statt.
In Baryssau befindet sich eines der ersten hyperboloiden Bauten der Welt, ein stählerner Wasserturm, der nach den Plänen des Ingenieurs Wladimir Grigorjewitsch Schuchow errichtet worden ist.
Ein heute nicht mehr existentes Bauwerk ist das Schloss Baryssau, eine Befestigungsanlage die unweit der Siedlung Baryssau am linken Ufer der Beresina in der Nähe des Zusammenflusses mit der Prilja mutmaßlich Ende des 12. - Anfang des 14. Jahrhunderts errichtet wurde.
Sport
In der Stadt ist der FK BATE Baryssau beheimatet, der 2009 zum vierten Mal in Folge und zum sechsten Mal insgesamt weißrussischer Fußballmeister wurde und sich 2008 als erste weißrussische Mannschaft der Geschichte für die Gruppenphase der UEFA Champions League qualifizierte.
Wirtschaft und Infrastruktur
Mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Moskau-Brest 1871 erhielt Baryssau einen Bahnhof, was mit zu einem allgemeinen Aufschwung der Wirtschaft führte. So entstand immer mehr Industrie am rechten Ufer der Beresina. Heute befinden sich hier das Verwaltungs- und das Industriezentrum der Stadt sowie die wesentlichen Wohnviertel der Stadt.
Baryssau ist die zweitwichtigste Industriestadt im Minsker Gebiet. Hier sind 42 Fabriken und 613 Handelsunternehmen und Betriebe der Nahrungsmittelbranche ansässig.
Bildung
In Baryssau ist eine Zweigstelle des Institutes für Verwaltung und Unternehmensführung, einer privaten Hochschule mit Sitz in Minsk, angesiedelt. Außerdem hat die Stadt 24 Mittelschulen, drei Gymnasien, ein polytechnisches Lyzeum, drei Fachschulen, drei Berufsschulen, eine Musik-, eine Kunst- und eine Choreographieschule.
Presse
Neben der staatlichen Zeitung „Adsintsva“ (Einheit) gibt es in Baryssau die oppositionell ausgerichtete Zeitung „Borissowskie nowosti“ (Borisower Nachrichten), die offiziell nicht mehr verkauft wird und im Untergrund tätig ist.
Söhne und Töchter der Stadt
- Anatoli Borissowitsch Tschubais, Politiker und Unternehmer
- Chaim Laskow, israelischer General und Generalstabschef der israelischen Streitkräfte
Quellen
- ↑ Webseite zur Heraldik weißrussischer Städte (auf Russisch)
- ↑ * Antje Vollmer: Doppelleben : Heinrich und Gottliebe von Lehndorff im Widerstand gegen Hitler und von Ribbentrop. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2010 (ISBN 978-3-8218-6232-3), S.151-153.
- ↑ Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962-1977.
Weblinks
- Informationen aus der Stadt Baryssau (auf Russisch)
- Nachrichtenportal aus Baryssau (Russisch)
- Fotos und Informationen aus Baryssau (Russ., Weißruss., Englisch, Polnisch)
- Forum zu Baryssau
- Forum und Informationsportal zur Stadt (Russisch)
- private Webseite zu Baryssau, u. a. zum Leben in der Stadt (Russisch)
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