Umleitung (Film)

Umleitung (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel Umleitung
Originaltitel Detour
Produktionsland Vereinigte Staaten
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1945
Länge 67 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Edgar G. Ulmer
Drehbuch Martin Goldsmith,
Martin Mooney
Produktion Leon Fromkess
Musik Leo Erdody
Kamera Benjamin H. Kline
Schnitt George McGuire
Besetzung
  • Tom Neal: Al Roberts
  • Ann Savage: Vera
  • Edmund MacDonald: Charles Haskell Jr.
  • Claudia Drake: Sue Harvey

Umleitung ist ein US-amerikanischer Film noir des Regisseurs Edgar G. Ulmer aus dem Jahr 1945.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Al Roberts, ein Barpianist aus New York, ist auf dem Weg nach Los Angeles, um seine Verlobte Sue zu besuchen, die dort ihr Glück als Schauspielerin versucht. Da er weder ein Auto noch genügend Geld für die Zugfahrt hat, muss Roberts die gesamte Strecke per Anhalter zurücklegen. Eines Tages wird er von Charles Haskell mitgenommen, einem prahlerischen Millionärssohn, der jedoch seit Jahren keinen Kontakt mehr zu seiner Familie hatte. Die beiden kommen ins Gespräch und nach einer Weile übernimmt Roberts das Steuer.

Als er kurze Zeit später den vermeintlich schlafenden Haskell aufwecken will, bemerkt er zu seinem Entsetzen, dass dieser tot ist. Roberts weiß, dass die Polizei diese Geschichte vermutlich nicht glauben und ihn des Mordes verdächtigen würde. Daher versteckt er Haskells Leiche und nimmt dessen Identität an. Roberts fährt weiter Richtung Los Angeles, in der Hoffnung, dort untertauchen zu können.

An einer Tankstelle bietet er sich einer jungen Frau namens Vera als Mitfahrgelegenheit an. Es stellt sich bald heraus, dass Vera den toten Haskell und auch seinen Wagen flüchtig kannte. Sie stellt Roberts zur Rede und fragt ihn, was er mit der Leiche gemacht habe. Roberts erzählt ihr die Wahrheit, doch sie glaubt ihm nicht. Obwohl Vera nichts als Verachtung für ihn übrig hat, liefert sie Roberts nicht an die Polizei aus. Sie überredet ihn, das Auto zu verkaufen und ihr das Geld zu überlassen. In Los Angeles nehmen sie sich unter dem Namen Haskell ein Hotelzimmer.

Am nächsten Tag erfährt Vera aus der Zeitung, dass Haskells wohlhabender Vater im Sterben liege und nun nach seinem Erben gesucht werde. Vera wittert die Chance auf Reichtum und verlangt von Roberts, er solle sich als der Erbe ausgeben. Als dieser sich weigert, kommt es zum Streit. Vera betrinkt sich und droht damit, die Polizei zu rufen. Sie nimmt das Telefon und schließt sich damit in ihrem Schlafzimmer ein. Roberts zerrt verzweifelt am Telefonkabel, um die Verbindung zu unterbrechen. Als es ihm schließlich gelingt, die Tür zu öffnen, liegt Vera tot auf dem Bett. In ihrer Trunkenheit hatte sie das Kabel um ihren Hals gewickelt und war so von Roberts versehentlich stranguliert worden. Roberts wird klar, dass ihm nur die Flucht bleibt. Kurz darauf liest er in der Zeitung, dass man Veras Leiche gefunden habe und nun nach Charles Haskell als dem Mörder fahnde. Er wähnt sich zunächst in Sicherheit, wird schließlich aber doch von der Polizei verhaftet.

Hintergrund

Der Film basiert auf dem Roman Detour von 1939. Der Autor, Martin Goldsmith, war auch für das Drehbuch verantwortlich.

Umleitung ist ein B-Movie, der von der Produktionsfirma Producers Releasing Corporation (PRC) finanziert wurde. Die Dreharbeiten begannen am 25. Juni 1945 und dauerten nur sechs Tage. Da das Budget mit etwa 30.000 Dollar sehr knapp bemessen war, beschränkt sich der Film hauptsächlich auf zwei Schauplätze: Das Hotelzimmer und das Auto, das dem Regisseur Edgar G. Ulmer gehörte. Da ein Teil des Filmmaterials gespiegelt wurde, um eine Fahrt von Osten nach Westen zu suggerieren, befindet sich in manchen Szenen das Lenkrad des Wagens auf der rechten Seite.

Die letzte Szene, in der Al Roberts von der Polizei aufgegriffen wird, kommt in der Romanvorlage nicht vor. Sie wurde eingefügt, um den Richtlinien der Hays-Zensurbehörde zu entsprechen, nach denen kein Verbrecher ungestraft davonkommen dürfe. Darüber hinaus wurde aus der letzten Zeile des Films, "God or Fate or some mysterious force can put the finger on you or on me for no good reason at all.", der religiöse Bezug entfernt und die Hauptfigur Alexander Roth in Al Roberts umbenannt.

Umleitung feierte seine Premiere am 30. November 1945, war jedoch kein kommerzieller Erfolg. Erst in den 1950er Jahren erkannten europäische Kritiker, allen voran die Autoren der französischen Zeitschrift Les Cahiers du cinéma, die Qualität des Films und brachten ihm Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegen. Heute gilt Umleitung als ein Klassiker des Film noir. Regisseure wie Martin Scorsese, Paul Schrader, Peter Bogdanovich und François Truffaut würdigten Umleitung in Filmen, Büchern und Artikeln und zählten ihn zu ihren Einflüssen. [1]

1992 drehte Wade Williams ein gleichnamiges Remake, in dem Tom Neal Jr. die Rolle übernahm, die im Original sein Vater gespielt hatte.

Umleitung als Film noir

Al Roberts ist ein unbescholtener Durchschnittsbürger, der durch Zufall in eine verhängnisvolle Lage gerät und der verführerischen, aber gefährlichen Femme fatale Vera ausgeliefert ist. Die Geschichte wird in Rückblenden erzählt und von Roberts aus dem Off kommentiert. Der Film macht zudem häufig Gebrauch von Spiegeln (z.B. der Rückspiegel im Auto) und Schatten.

Edgar G. Ulmer stammte aus Österreich und hatte als Bühnenbildner unter anderem an den Filmen Metropolis, M – Eine Stadt sucht einen Mörder (beide Fritz Lang), Der Golem, wie er in die Welt kam (Paul Wegener), Der letzte Mann und Sunrise (beide Friedrich Wilhelm Murnau) mitgewirkt. Der Einfluss des expressionistischen Kinos spiegelt sich in vielen seiner Werke wider, darunter auch in Umleitung, der als ein klassischer Vertreter des Film noir gilt.

Kritik

  • Lexikon des Internationalen Films: "Ein kleiner, unaufwendig, aber sehr präzise inszenierter Thriller, der in erster Linie von der dichten, sehr düsteren und bedrückenden Atmosphäre lebt."
  • Time: "Film noir? Yeah, baby. No film is noirer."

Auszeichnungen

1992 wurde der Film in das National Film Registry aufgenommen.

Quellen

  1. siehe Literatur. Scorsese bespricht den Film in seiner Dokumentation Eine Reise durch den amerikanischen Film von 1995

Literatur

  • Goldsmith, Martin M.: Detour; Blackmask, 2006. ISBN 1-59654-366-3
  • Truffaut, François: Die Filme meines Lebens. Aufsätze und Kritiken; Verlag der Autoren, 1997. ISBN 3-88661-174-4
  • Bogdanovich, Peter: Wer hat denn den gedreht?; Haffmans Verlag, 2002. ISBN 3-251-00463-8
  • Schrader, Paul: Notes on Film Noir, Artikel im Film Comment, 1972.

Weblinks


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