Johann Michael Sailer

Johann Michael Sailer
Johann Michael Sailer
Johann Michael Sailer
Wappen des Bischofs von Regensburg (1829-1832)
Büste Sailers in der Ruhmeshalle, München

Johann Michael Sailer, seit 1826 von Sailer[1] (* 17. November 1751 in Aresing, Oberbayern; † 20. Mai 1832 in Regensburg) war ein katholischer Theologe und Bischof von Regensburg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als Sohn eines Schuhmachers wurde er Schüler und ab 1770 bis zur Auflösung des Ordens Novize bei den Jesuiten. Am 23. September 1775 wurde er in Augsburg zum Priester geweiht. 1784 erhielt er durch Fürsterzbischof Clemens Wenzeslaus von Sachsen (u.a. Augsburg) eine Professur für Theologie an der Universität Dillingen. Er wurde 1794 als angeblicher Illuminat seines Amtes enthoben, lebte eine Zeit lang beim Grafen zu Stolberg in Wernigerode, sodann in Ebersberg (Oberbayern). Er erhielt 1799 wieder eine Anstellung als Professor der Theologie an der Universität Ingolstadt, die 1800 an die neue bayerische Landesuniversität Landshut verlegt wurde und wo er seine Hauptwerke verfasst. Sailer wurde 1821 in Regensburg erster Domkapitular, 1822 Generalvikar, Koadjutor und Titularbischof von Germanicopolis, 1825 Dompropst an der Kathedrale, endlich am 28. Oktober 1829 Bischof von Regensburg. 1810 ernannte ihn die Bayerische Akademie der Wissenschaften zum auswärtigen Mitglied. Nach mehreren Schlaganfällen starb Sailer 1832 in Regensburg.

Einer seiner engsten Mitarbeiter in Regensburg war Melchior von Diepenbrock.

Sailer war der Gründer und Hauptvertreter einer innerlichen und dabei duldsamen Richtung innerhalb der katholischen Kirche.

Seine größten Verdienste erzielte er durch die Heranbildung eines neuen Priestertyps. Mehr als 1000 jungen Geistlichen vermittelte er während seiner dreißigjährigen Lehrtätigkeit nicht nur seine Ausprägung des Christentums, sondern auch die Fähigkeit, sich im täglichen Leben auf die gesamte Existenz der ihnen anvertrauten Gläubigen einzulassen. Zu seinen Schülern gehörten König Ludwig I. von Bayern, der Bibelübersetzer Joseph Franz von Allioli, sowie der spätere bayerische Ministerverweser und Regierungspräsident Johann Baptist von Zenetti, der ihm zeitlebens verbunden blieb.

Zu seinen zahlreichen schriftstellerischen Werken gehören Die Weisheit auf der Gasse, oder Sinn und Geist deutscher Sprichwörter. Ein Lehrbuch für uns Deutsche, mit unter auch eine Ruhebank für Gelehrte, die von ihren Forschungen ausruhen möchten, (1810, neu hrsg. 1987); Vollständiges Lese- und Gebetbuch für kath. Christen (1785) und Über Erziehung für Erzieher (1807).

Bedeutsam ist seine Übersetzung und Edition der Imitatio Christi des Thomas von Kempen als Nachfolge Christi 1794, die zahlreiche Auflagen bis in die neuere Zeit erlebte.

Er zählt zu den Pionieren der Pastoraltheologie.

Während der Kompositionsarbeit an seiner Missa Solemnis (1820) stand Ludwig van Beethoven in Verbindung mit Sailer.

Sein Grabdenkmal im Regensburger Dom wurde von Konrad Eberhard geschaffen und zählt zu dessen Hauptwerken.

Werke

  • Theologiae Christianae cum Philosophia nexus, Augsburg 1779
  • Vollständiges Lese- und Betbuch zum Gebrauch der Katholiken, München, Ingolstadt 1783
  • Vollständiges Gebetbuch für Katholische Christen, München 1785
  • Ueber den Selbstmord. Für Menschen, die nicht fühlen den Werth, ein Mensch zu sein, München 1785 (Images und elektronischer Volltext im Deutschen Textarchiv) (Images in der BSB)
  • Vernunftlehre für Menschen, wie sie sind. Nach den Bedürfnissen unserer Zeit, 2 Bde. München 1785
  • Glückseligkeitslehre aus Vernunftgründen, mit Rücksicht auf das Christentum, München 1787
  • Vorlesungen aus der Pastoraltheologie, 3 Bde., München 1788-1789
  • Kurzgefasste Erinnerungen an junge Prediger, München: 1791 (Images und elektronischer Volltext im Deutschen Textarchiv)
  • Für Kranke und ihre Freunde, München 1791
  • Das Buch von der Nachfolge Christi. Neu übersetzt und mit einer Einleitung und kurzen Anmerkungen für nachdenkende Christen, München 1794
  • Briefe aus allen Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung. Gewählt, übersetzt und zur Erbauung und Belhrung seiner Mitchristen herausgegeben 6 Bde. München 1800-1804
  • Grundlehren der Religion, München 1805
  • Über Erziehung für Erzieher, München 1807
  • Kleine Bibel für Kranke und Sterbende und ihre Freunde, München 1810
  • Joseph Anton Sambuga, wie er war, München, Verlag Jakob Giel, 1816 Kompletter Scan des Buches.
  • Handbuch der christlichen Moral, zunächst für künftige katholische Seelsorger und dann für jeden gebildeten Christen, München 1817

(Eine vollständige Bibliographie der ca. 240 Schriften Sailers findet sich in: Schiel, Hubert, Johann Michael Sailer. Briefe, Regensburg 1952, 541-665)

Neuere allg. zugängliche Nachdrucke

  • Vorlesungen aus der Pastoraltheologie, in: Anton Zottl/Werner Schneider (Hg.), Wege der Pastoraltheologie. Texte einer Bewußtwerdung. Das 18. Jahrhundert: Grundlegung und Entfaltung (F. St. Rautenstrauch - F. Ch. Pittroff - J. M. Sailer): Bd. I, Eichstätt 1987, ISBN 3-7721-0095-3, 117-167 (Wesentl. Passagen aus: 1. Grundfragen der Pastoraltheologie, 2. Praktisches Schriftforschen als Grundlage und Vorbereitung pastoraler Tätigkeit, 3. Der Seelsorger in seinen Funktionn als Lehrer, Hirte und Priester)117-167
  • Das Buch von der Nachfolge Christi: ausgewählte Verse; mit Abbildungen aus illuminierten Handschriften der British Library des Thomas von Kempen. Nach der Übers. von Johann Michael Sailer. Kiel: Steinkopf, 2004. ISBN 3-7984-0773-8

Gesamtausgaben

  • Johann Michael Sailers gesammlte Schriften, 9 Bde. München 1828-1823
  • Johann Michael Sailers gesammlte Werke, 28 Teile, Grätz 1818-1827
  • Johann Michael Sailers gesammlte Reden. Sonntags-, Fest-, Fasten-, dann allgemeine Gelegnheits- und erst Meßpredigtn und Homilien, 8 Teile, Grätz 1820
  • Johann Michael Sailers herausgegebene Reden. Sonntags-, Fest- und Gelegenhitspredigten 6 Teile, Grätz 1820-1821
  • Johann Michael Sailers sämtliche Werke, unter Anleitung des Verfassers herausgegeben von Joseph Widmer, 40 Teile, Sulzbach 1830-41, Suppl. Band 1855

Literatur

  • Georg Aichinger, Johann Michael Sailer. Bischof von Regensburg, Freiburg 1865. Digitalisat: [1] (PDF-Format)
  • Franz Xaver Arnold, Pastoraltheologische Durchblicke. Das Prinzip des Gott-Menschlichen und der geschichtliche Weg der Pastoraltheologie, Freiburg, Basel, Wien 1965.
  • Hans Bungert (Hrsg.), Johann Michael Sailer. Theologe, Pädagoge und Bischof zwischen Aufklärung und Romantik, Universitäts-Verlag, Regensburg 1983, ISBN 3-921114-57-8.
  • Werner Chrobak u. a.: Johann Michael von Sailer. Pädagoge – Theologe – Bischof von Regensburg, Schnell und Steiner, Regensburg 2001, ISBN 3-7954-1447-4.
  • Karl Eschweiler, Die katholische Theologie im Zeitalter des deutschen Idealismus. Die Bonner theologischen Qualifikationsschriften von 1921/22. Aus dem Nachlaß herausgegeben und mit einer Einleitung versehen von Thomas Marschler. Monsenstein und Vannerdat, Münster 2010, ISBN 978-3-86991-180-9 (darin S. 131-270: Die Erlebnistheologie Johann Michael Sailers als Grundlegung des theologischen Fideismus in der vorvatikanischen Theologie)
  • Gerard Fischer, Johann Michael Sailer und Johann Heinrich Pestalozzi, Freiburg, Basel, Wien, 1954.
  • Matthias Grätsch, Bischof Johann Michael Sailer Seminararbeit. Philosophisch-Theologische Hochschule Benediktbeuern, Hauptseminar Kirchengeschichte, o.J. (um 2000). (online, PDF-Format)
  • Johann Hofmeier, Seelsorge und Seelsorger. Eine Untersuchung zur Pastoraltheologie Johann Michael Sailers. Regensburg 1967.
  • Barbara Jendrosch, Johann Michael Sailers Lehre vom Gewissen (= Studien zur Geschichte der kath(olischen) Moraltheologie, Band 19), Regensburg 1971, zugleich Hochschulschrift, München, Univ., Theol. Fak., Diss. 1968. ISBN 3-7917-0320-X.
  • Theoderich Kampmann, Ein exemplarischer Priester. Johann Michael Sailer. Paderborn 1984, ISBN 3-506-79260-1.
  • Friedrich Wilhelm Kantzenbach, Johann Michael Sailer und der ökumenische Gedanke. )Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns, 29.) 1955.
  • Gisbert Kranz, Johann Michael Sailer. Regensburg 1982, ISBN 3-7917-0748-5.
  • Volker Ladenthin, Wenn Unterricht und Erziehung zur Sprache kommen. Beispiele „Sprachkritischer Didaktik“ bei Ch. Thomasius und J. M. Sailer. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik. 70, 1994, S. 303–321.
  • Berthold Lang, Bischof Sailer und seine Zeitgenossen. Manz, München u. a. 1932.
  • Alexander Loichinger, Sailer und Diepenbrock. In: Münchener Theologische Zeitschrift. 41, 1990, S. 383–388.
  • Alexander Loichinger, Sailer, Diepenbrock, Christian und Clemens Brentano. In: Münchener Theologische Zeitschrift. 52, 2001, S. 304–322.
  • Franz Heinrich ReuschSailer, Johann Michael von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 178–192.
  • Paul Schattenmann, Johann Michael Sailer und sein Freundeskreis im Ries. In: Zeitschrift für Bayerische Kirchengeschichte. 27, 1958, S. 66–74.
  • Willibrord Schlags, Johann Michael Sailer, „der Heilige der Zeitenwende“: nach seinen Bekenntnissen und Schriften dargestellt. Buchgemeinde, Bonn 1934.
  • Werner Schneider, Johann Michael Sailers biblische Grundlegung der Pastoraltheologie. In: Anton Zottl, Werner Schneider (Hrsg.): Wege der Pastoraltheologie. Texte einer Bewußtwerdung. Das 18. Jahrhundert: Grundlegung und Entfaltung (F. St. Rautenstrauch – F. Ch. Pittroff – J. M. Sailer). Band I. Eichstätt 1987, ISBN 3-7721-0095-3, S. 105–114.
  • Heinz Schuster, Die Geschichte der Pastoraltheologie. In: Franz Xaver Arnold u.a. (Hrsg.): Handbuch der Pastoraltheologie. Band I. Freiburg. Basel, Wien 1964, S. 54ff.
  • Georg Schwaiger (Hrsg.): Johann Michael Sailer und seine Zeit. Verlag des Vereins für Regensburger Bistumsgeschichte, Regensburg 1982.
  • Georg Schwaiger, Johann Michael Sailer, der bayerische Kirchenvater. Schnell & Steiner, München 1982, ISBN 3-7954-0108-9.
  • Remigius Stölzle, Johann Michael Sailer. Seine Maßregelung an der Akademie zu Dillingen und seine Berufung nach Ingolstadt. Kösel, Kempten-München 1910.
  • Werner Vitzthum, Johann Michael Sailer 1751–1832. Von Aresing nach Regensburg. Gemeindeverwaltung, Aresing 1982.
  • Barbara Wachinger, Die Moraltheologie Johann Michael Sailers in: Georg Schwaiger (Hrsg.), Paul Mai (Hrsg.), Johann Michael Sailer und seine Zeit (= Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, Band 16), 1982, S. 257 – 275.
  • Raimund LachnerJohann Michael Sailer. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 8, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-053-0, Sp. 1182–1197.
  • Lewis Lockwood: Beethoven - Seine Musik, sein Leben. Bärenreiter-Metzler 2009
  • Manfred Heim: Johann Michael von Sailer. In: Katharina Weigand (Hrsg.):Große Gestalten der bayerischen Geschichte. Herbert Utz Verlag, München 2011, ISBN 978-3-8316-0949-9

Weblinks

 Commons: Johann Michael Sailer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Franz Heinrich ReuschSailer, Johann Michael von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 178–192.


Vorgänger Amt Nachfolger
Johann Nepomuk von Wolf Bischof von Regensburg
18291832
Georg Michael Wittmann
starb vor der päpstlichen Präkonisation
Franz Xaver Schwäbl

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