Angela Merici

Angela Merici
Die heilige Angela Merici, Bildnis von Bartolomeo Altomonte in der Ursulinenkirche in Linz

Angela Merici (* zwischen 1470 und 1474 in Desenzano del Garda am Gardasee; † 27. Januar 1540 in Brescia) war die Gründerin der Compagnia di Sant'Orsola, aus der sich der Orden der Ursulinen entwickelte und wird von der katholischen Kirche als Heilige verehrt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend

Angelas Vater Giovanni Merici war Landwirt mit Brescianer Bürgerrecht, wahrscheinlich adelig. Die Mutter Caterina stammte aus der angesehenen Familie Biancosi de Bianchi aus Salò. Angela hatte zwei oder drei Brüder und eine Schwester.

Angela wuchs in dem Bauernhaus „Le Grezze“ nahe der Stadt auf. Das ländliche Leben prägte ihre Kindheit, die Mithilfe bei den Hausarbeiten und die selbstverständliche Frömmigkeit der Familie. Ohne eigentlichen Unterricht lernte sie lesen. Auch später las sie gern in der Bibel und in den lateinischen Schriften der Kirchenväter.

Als Angela etwa 10 Jahre alt war, starben ihre Eltern und sie wuchs mit ihrer Schwester bei einem Onkel auf. Hier lernte sie das luxuriöse Leben der vornehmen Gesellschaft kennen. Ihr eigener Lebensstil blieb einfach und fromm. Als dann ihre ältere Schwester plötzlich starb, ohne die Sterbesakramente empfangen zu können, bereitete ihr dies heftigen Kummer. In dieser Zeit bat Angela um Aufnahme in den Dritten Orden des heiligen Franziskus, wo sie sich der Kindererziehung widmete. Zeitlebens trug sie als Suor Angela Tertiaria das graue Kleid und den weißen Schleier der Drittordensschwestern.

Wirken

Im Alter von etwa zwanzig Jahren erkannte Angela Merici, wie ungebildet die Kinder ihrer Heimat aufwuchsen, da es keine Schulen gab. Sie ging daher zurück nach Le Grezze in das ererbte elterliche Haus, wo sie mit einigen Freundinnen eine Kleinkinderschule organisierte. Dies fand so gute Aufnahme, daß die Franziskaner sie 1516 nach Brescia einluden, um dort eine Schule zu gründen. In Brescia lebte sie sehr asketisch und zurückgezogen. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie durch Mithilfe im Haushalt. Ihre Mahlzeiten waren karg, sie aß Obst, Gemüse und Fisch - Fleisch nur, wenn sie krank war - und sie trank nie Wein. Sie schlief auf einer Strohmatte mit einem Stück Holz als Kopfkissen und verbrachte einen großen Teil der Nacht im Gebet.

Eine Überlieferung berichtet, dass sie in dieser Zeit während der Mittagspause auf dem Feld eine innere Schau gehabt habe, in der sie ihre geliebte Schwester inmitten von Engeln aus dem Himmel herabsteigen sah. Die Prozession sei vor ihr stehen geblieben, und die Schwester habe ihr gesagt, Gott wolle mit ihrer Hilfe eine Gemeinschaft geweihter junger Frauen gründen. Dieser prophetische Anruf durchzog ihr ganzes weiteres Leben.

In der vom Krieg zerstörten Stadt lernte sie Armut und Not kennen, vor allem die Not durch moralischen Verfall. Hier begegnete sie auch der neuen religiösen Laienbewegung dieser Zeit. Es entstanden Bruderschaften, deren Mitglieder Gebet, christliche Lebensführung und Apostolat verbanden.

Eine solche Bruderschaft gründete 1520 einen Luogo pio, ein Hospital für Unheilbare, das heißt an Syphilis erkrankte Männer und Frauen. Frauen der Brescianer Oberschicht kümmerten sich um Waisenmädchen, um gefährdete junge Frauen und um ehemalige Prostituierte. Angela arbeitete hierbei nicht mit. Um sie sammelte sich aber eine Gruppe junger Männer und Frauen, deren geistiger Mittelpunkt sie war. Sehr viele Menschen holten sich bei ihr Rat. Sie beriet liebenswürdig und klug, so dass ihr Zimmer nie leer war. Ihre besondere Gabe war es, Zerstrittene zu versöhnen.

Pilgerreise

1524 unternahm sie eine Pilgerfahrt ins Heilige Land. Unterwegs befiel sie eine Augenkrankheit, durch die sie fast erblindete. Sie brach aber die Reise nicht ab, sondern ließ sich zu allen heiligen Stätten führen. Die Rückreise mit dem Schiff verlief gefahrvoll. Mitreisende und Besatzung schrieben es Angelas Gebet zu, dass sie schließlich das Ziel erreichten. Zurück in Venedig, konnte sie wieder sehen. Die Adligen der Stadt schätzten Angela so sehr, dass sie sie baten, zu bleiben und in den dortigen Luoghi pii mitzuarbeiten. Sie lehnte entschieden ab und brach fluchtartig auf.

Wahrscheinlich im Heiligen Jahr 1525 schloss sich Angela einer Pilgergruppe nach Rom an. Während einer Privataudienz bat Papst Clemens VII. sie um ihre Mitarbeit bei den karitativen Einrichtungen der Stadt. Aber sie lehnte auch dies ab und kehrte mit dem Segen des Papstes nach Brescia zurück, da sie sich dorthin berufen glaubte.

1529 floh Angela auf Drängen von Freunden, die eine Belagerung Brescias durch die Truppen Karls V. befürchteten, nach Cremona. Auch hier wurde sie von Menschen jeden Standes aufgesucht und um geistliche Hilfe gebeten. In Cremona erkrankte Angela lebensgefährlich, aber zur Überraschung aller erholte sich wieder. 1530 war Angela wieder in Brescia. Körperlich war Angela gebrechlich geworden, aber geistig war sie immer noch voller Energie.

Ordensgründung und Tod

Regel der Compagnia

Ab 1531 sammelte Angela Merici junge Frauen um sich, die sich zwar ein Leben nach den Evangelischen Räten führen und sich ganz dem Dienst am Nächsten widmen, aber nicht in klösterlicher Klausur leben sollten. Ab 1533 trafen sie sich regelmäßig zu Gebet, Austausch und geistlicher Unterweisung. Am 25. November 1535 gründeten Angela und 28 Jungfrauen die „Compagnia di Sant’ Orsola“, die „Gemeinschaft der heiligen Ursula“, die 1535 von Papst Paul III. anerkannt wurde.

Für diese Gemeinschaft verfasste Angela Merici mit ihren Mitschwestern eine Ordensregel, die der Bischof von Brescia 1536 bestätigte. 1537 wurde sie zur Generaloberin gewählt. Als sie 1539 schwer erkrankte, diktierte sie ihrem Sekretär und Freund Gabriele Cozzano ihr „Testament“ – „Legati“ – und die „Gedenkworte“ – „Arricordi“ – für diejenigen, die die Gemeinschaft nach ihrem Tod leiten würden.

Am Nachmittag des 27. Januar 1540 starb Angela in ihrem Zimmer bei der Kirche Sant’Afra. Am nächsten Tag wurde sie in der Kirche aufgebahrt, bekleidet mit dem graue Kleid und Umhang und dem weißen Schleier der Tertiarinnen. Von der Bevölkerung Brescias wurde sie schon kurz nach ihrem Tod als Heilige verehrt. 1768 wurde Angela Merici von der katholischen Kirche seliggesprochen, 1807 erfolgte die Heiligsprechung. Ihre Reliquien befinden sich in einem Kristallsarkophag in der Oberkirche der früheren Kirche Sant’Afra, die später Angela Merici geweiht wurde.

Wenige Jahre nach dem Tode Angela Mericis wandelte sich die Gemeinschaft der Ursulinen in eine klösterliche Lebensform. Die Ursulinen sind der größte Frauenorden, der sich der Erziehung widmet.

Gedenktag

Weblinks

 Commons: Angela Merici – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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