VISA International Service Association

VISA International Service Association
VISA International Service Association
Logo von VISA
Rechtsform Incorporation (NYSE: V)
ISIN US92826C8394
Gründung 1970
Sitz Financial District (San Francisco), Kalifornien, USA
Leitung Joseph Saunders, CEO und Vorsitzender, John Partridge (Präsident)
Mitarbeiter 6.800 (2010)
Umsatz 8,06 Mrd. US-Dollar (2010)
Gewinn 2,97 Mrd. US-Dollar (2010)
Produkte Finanzdienstleistungen
Website www.visa.de

Visa ist eine der beiden großen internationalen Organisationen für Kreditkarten, Debitkarten und Prepaidkarten und beschäftigte 2007 rund 6.000 Mitarbeiter. Der Name VISA ist ein rekursives Akronym und steht für Visa International Service Association. Visa International vergibt Lizenzen an Banken in aller Welt für die Ausgabe ihrer Karten (Issuing-Lizenzen) und für die Abrechnung von Vertragsunternehmen (Acquiring-Lizenzen). In Europa ist die in London-Westminster ansässige Niederlassung VISA International (EU) zuständig. Zum Einflussbereich der europäischen Niederlassung gehören auch die aussereuropäischen Staaten Türkei und Israel. Die Aufgaben und Rechte der VISA International nehmen in den einzelnen Staaten sogenannte Domestic Members wahr.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Logo von Visa 1970-2006

Die Kreditkarte ist die Weiterentwicklung der früheren BankAmericard. 1970 wurde die National Bank Americard Inc. mit 243 Banken als Gründungsmitglieder gegründet und 1976 in Visa umbenannt. Die im Visa-Logo verwendeten Farben Blau und Gold sollen den blauen Himmel und die goldfarbenen Hügel des US-Bundesstaates Kalifornien symbolisieren, in dem die Bank of America gegründet wurde. Von 1981 bis 1987 wurden in der Bundesrepublik Deutschland Visa Karten nur durch die Bank of America ausgegeben. Im April 1987 übernahm die spätere Santander Direkt Bank AG die Visa Mitgliedschaft der Bank of America. 1988 folgte auch die Citibank Privatkunden AG und die Noris Verbraucherbank GmbH. 1992 wurde die SGZ Bank AG und die Postbank Mitglied von Visa und 1995 folgte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV).

2006 hatte VISA in den USA einen Marktanteil von 44 Prozent bei den Kreditkarten und 48 Prozent bei den Debitkarten.[1]

Visa ist gemeinsam mit Europay International (ehemals Eurocard) und MasterCard International einer der Gründer der EMV-Spezifikation für Kreditkarten mit Chip.

In Asien bietet VISA mit der VISA payWave card die Möglichkeit an, kontaktlos direkt per Near Field Communication (NFC) durch Vorhalten der Karte an einem gesicherten System des point-of-sale zu bezahlen.

Visa CodeSure Karte

Im August 2010 startete Visa Europe auch in Deutschland ein Pilotprojekt zusammen mit der Deutschen Kreditbank (DKB) zur Einführung der Visa CodeSure Karte, die über einen zufälligen Sicherheitscode verfügt, der über ein Tastenfeld auf der Karte generiert wird. [2]

Kartellstreit 2007

Im Vorfeld des Börsengangs 2008 zahlte Visa 2007 an American Express außergerichtlich 2,1 Milliarden US-Dollar, um eine Klage des Konkurrenten zu vermeiden. American Express hatte Visa wettbewerbswidriges Verhalten vorgeworfen. Visa soll ihren Mitgliedsbanken zwischen 1996 und 2004 verboten haben, Kreditkarten von American Express auszugeben.[3]

Börsengang 2008

Am 19. März 2008 gelang dem Kreditkartenanbieter Visa Inc. mit Sitz in San Francisco der größte Börsengang in der US-Geschichte. Ursprünglich war ein Ausgabepreis von 37 bis 42 US-Dollar erhoben worden. Aufgrund der hohen Nachfrage wurden 406 Millionen Anteilsscheine zu einem Preis von 44 US-Dollar platziert. Somit liegt das Emissionsvolumen bei ca. 17,86 Milliarden US-Dollar. Da das Kaufinteresse an Wertpapieren am zweiten Tag extrem stieg, wurden weitere 40,6 Millionen Aktien von VISA zugeteilt. Am Tag des Börsenganges startete das Wertpapier (Wertpapiersymbol V) in der New York Stock Exchange (NYSE) mit einem Kurs von 59,50 US-Dollar. Zum Teil erreichte ein Anteilschein einen Höchstwert von 69 US-Dollar, jedoch sank der Kurs zu Börsenende auf 56,50 US-Dollar bei insgesamt 177 Millionen gehandelten Wertpapieren.

Produktportfolio

Kreditkarten, Chargenkarten

Kreditkarte mit Tauben-Hologramm
  • VISA Classic
  • VISA Premium (Gold, Platinum, Infinite)
  • Für kleine bis mittlere Geschäftskunden ist die Ausgabe spezieller Business-Karten (VISA Commercial) und für größere Unternehmen und Behörden auch im Corporate Design als VISA-Corporate-Karte erhältlich.

Debitkarten

Visa Electron-Karte
  • VISA Electron in Europa. Diese Karte ist nicht hochgeprägt und kann ausschließlich am Point of Sale oder im Internet eingesetzt werden. Visa Electron kann dabei sowohl als Debit-, Kredit- und Prepaid-Karte ausgegeben werden.
  • V Pay, wurde neben VISA Electron ab 2006 als chip- und PIN-basierte Debitkarte in Europa eingeführt und basiert auf der EMV-Technologie und kann sowohl im Handel als auch an Geldautomaten in Europa eingesetzt werden.
  • VISA Check Card in den USA
  • VISA Debit Card in Japan und den USA. Nachfolger ab 2004 der VISA Delta in Großbritannien und Irland.
  • VISA Carte Bleue in Frankreich (kann sowohl als Debit- und Kreditkarte ausgegeben werden)

Prepaidkarten

  • VISA Prepaid (Guthabenkarte), Ausgabe in Deutschland durch folgende Vertragspartner:
Banken
Sparkassen
Volksbanken Raiffeisenbanken
  • Volksbanken mit den Programmen VR-Go und VR-Future,
  • Volksbank Raiffeisenbank Starnberg-Hersching-Landsberg eG,
  • Volksbank Pirna eG,
  • Volksbank Villingen,
  • Volksbank Weinheim eG
  • Volksbank Kraichgau Wiesloch-Sinsheim eG

International:

  • VISA Buxx in den USA
  • VISA Payroll in England
  • LOAD von Raiffeisen in Österreich

PLUS

  • Selten, aber möglich, ist die reine Bargeldbezugskarte PLUS analog zur gleichnamigen Geldautomatenmarke. Jede VISA-Karte mit dem PLUS-Logo kann weltweit an Geldautomaten genutzt werden, die das PLUS-Akzeptanzlogo aufweisen. Die Sparcard der Postbank ist z.B. eine Visa-PLUS Karte.

Visa Europe

Visa Europe ist ein Mitgliedsverband – eine Organisation im Besitz und unter Kontrolle ihrer 4.600 europäischen Mitgliedsbanken – und seit Juli 2004 ein eigenständig eingetragenes Unternehmen.

Im Oktober 2007 wurde Visa Europe unabhängig von der neuen globalen Visa Inc. mit einer exklusiven, unwiderruflichen und unbefristeten Lizenz in Europa. Die Mitgliedsorganisationen von Visa Europe kommen aus 36 europäischen Ländern. Hauptsitz von Visa Europe ist London. Weitere Geschäftsstellen befinden sich in Athen, Brüssel, Frankfurt, Paris, Istanbul, Lissabon, Madrid, Mailand, Stockholm und Warschau.

Deutschland

Für die Ausgabe der VISA-Karten sind in Deutschland über 2.500 Banken und Sparkassen zuständig, die als Mitgliedsinstitut von VISA die entsprechenden Karten mit individuellem Preis- und Leistungskatalog anbieten. Zahlreiche Anbieter offerieren für das erste Jahr die VISA-Kreditkarte kostenlos bzw. zu einem Sondertarif bspw. für Schüler und Studenten oder in Verbindung mit einem neuem Girokonto, wo Kreditkarten kostenlos als Bonus-Leistung dazugegeben werden. Einige Banken bieten eine dauerhaft kostenlose VISA-Karte in Kombination mit einem kostenlosen Girokonto an.

Dabei handelt es sich sehr oft um eine sogenannte Chargenkarte, bei der es einmal pro Monat eine Abrechnung über die Kartenumsätze gibt, die dann per Lastschrift in einer Summe von einem Konto (Girokonto) abgebucht werden. Einkäufe, die mit der Kreditkarte bezahlt werden, werden teilweise erst einen Monat nach Kauf in Rechnung gestellt, so dass ein kleiner Zinsvorteil entsteht.

Im Dezember 2004 gab es 404.202 und 2009 rund 490.000 VISA-Akzeptanzstellen in Deutschland und die Möglichkeit der Bargeldbeschaffung mit der Kreditkarte an 49.344 Geldautomaten sowie 8.111 Bargeldstellen. Anfang 2007 vereinbarte VISA Verträge über Akzeptanzstellen in Einzelhandelsmärkten der Rewe Group, seit 2008 auch in 52 ProMarkt-Filialen sowie in Hugendubel und Peek & Cloppenburg-Filialen. Neben dem sofortigen Zustandekommen eines Kaufvertrages läuft die Abbuchung von dem Kreditkartenkonto erst nach Ablauf des gewählten Abrechnungszeitraums.

Luxemburg

Ab dem 1. November 2011 erhalten die Kunden von elf Luxemburger Geschäftsbanken ihre V PAY-Karte.[4]

Geschäftsmodell

Das Geschäft des Kreditkartenanbieters funktioniert nach folgendem Prinzip: Allein für die Abwicklung der Kreditkartenzahlung werden Gebühren erhoben. Das Risiko unbezahlter Kartenschulden tragen Banken und andere Organisationen, die die Kreditkarte ausgeben. Viele Produkte der VISA werden zusammen mit kostenlosen Girokonto-Paketen angeboten, bei denen eine monatliche oder jährliche Grundgebühr anfällt. Manche Kontopakete bieten VISA-Produkte ohne Grundgebühren an.

Kritik

Am 7. Dezember 2010 teilte VISA mit, dass über ihre Einrichtungen keine Spenden mehr an WikiLeaks entrichtet werden können.[5] Das geschah in engen zeitlichem Zusammenhang mit Maßnahmen anderer US-amerikanischer Finanzdienstleister wie PayPal und MasterCard, die ebenfalls nach der Veröffentlichung von Depeschen US-amerikanischer Botschaften durch WikiLeaks Schritte unternahmen, um Spendenmöglichkeiten an WikiLeaks zu deaktivieren. Die UN-Menschenrechtskommission zeigte sich daraufhin besorgt über mutmaßliche Einschüchterungsversuche von Wikileaks-Partnern. Insgesamt könnten die Maßnahmen ein Versuch sein, Wikileaks an Veröffentlichungen zu hindern. Dies würde gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung verstoßen.[6]

Nach der Deaktivierung der WikiLeaks-Konten durch Visa war der Internetauftritt des Unternehmens auf Grund einer verteilten Dienstblockade im Zuge der Operation Payback längere Zeit nicht erreichbar.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. How Visa operates. In: Forbes. 25. Februar 2008, abgerufen am 9. Juni 2011 (englisch).
  2. http://www.visa.de/de/uber_visa/presse/aktuelle_pressemitteilungen/pilotprojekt_visa_europe_fuhr.aspx
  3. Visa muss im Kartellstreit zahlen. In: Handelsblatt. 9. November 2007, abgerufen am 16. September 2011.
  4. Les Luxembourgeois recevront la carte de débit V PAY avant la fin de cette année paperjam, 17. Oktober 2011.
  5. Wikileaks' Visa payments suspended. Visa Europe has begun suspending payments to whistle-blowing website Wikileaks ahead of carrying out an investigation into the organisation. In: BBC News. 7. Dezember 2010, abgerufen am 9. Juni 2011 (englisch).
  6. UNO spricht von Zensurversuch gegen WikiLeaks. In: tagesschau.de. 9. Dezember 2010, abgerufen am 9. Juni 2011.

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