Verkehrslandeplatz Mengen-Hohentengen

Verkehrslandeplatz Mengen-Hohentengen
Flugplatz Mengen-Hohentengen
Kenndaten
ICAO-Code EDTM
Flugplatztyp Verkehrslandeplatz
Koordinaten
48° 3′ 23″ N, 9° 22′ 37″ O48.0563888888899.3769444444444554Koordinaten: 48° 3′ 23″ N, 9° 22′ 37″ O 554 m ü. MSL
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 3 km östlich von Mengen
5 km westlich von Herbertingen
3 km nordwestlich von Hohentengen
Straße B 32, B 311
Bahn Donautalbahn, Zollernalbbahn
Basisdaten
Eröffnung 1939
Betreiber Flugplatz Mengen–Hohentengen GmbH
Fläche 64 ha
Terminals 1
Flug-
bewegungen
30000
Start- und Landebahnen
08/26 1.600 m × 30 m Asphalt
Grasbahn 700 m × 30 m Gras

Der Flugplatz Mengen-Hohentengen (ICAO-Code: EDTM) ist ein ziviler Verkehrslandeplatz auf der Gemarkung der rund vier Kilometer südwestlich gelegenen Stadt Mengen im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg. Er geht auf einen Militärflughafen aus dem Jahre 1939 zurück. Dieser wurde am 1. Juni 1935 in Betrieb genommen, und 1978 zum zivilen Flugplatz umgewidmet.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Von 1939 bis 1978 wurde der Mengener Flughafen militärisch genutzt. 1978 erfolgte die Umwandlung zu einem zivilen Verkehrslandeplatz. Es kam zur Gründung der Flugplatz Mengen-Hohentengen GmbH, welche Betreiberin der Anlage wurde.

Militärische Nutzung im Dritten Reich

Die Geschichte des Mengener Flugplatzes beginnt im Jahr 1935, als das Reichsluftfahrtministerium die Planungen für einen Militärflughafen am heutigen Standort aufnahm. Offiziell sollte der Flugplatz lediglich als „Notlandeplatz“ tituliert werden, um so ein geheimer Flughafen zu bleiben. Mit Beginn des Jahres 1939 wurde dann der Bau realisiert, wobei es zunächst danach aussah, als würden die Pläne zugunsten eines noch größeren Landeplatzes auf dem Gelände der nahe gelegenen Kaserne in Sigmaringen aufgegeben. Geologische Schwierigkeiten am dortigen Standort waren jedoch der Grund dafür, dass letztlich doch in Mengen gebaut wurde. Zu Kriegsbeginn, insbesondere während des Westfeldzuges, starteten jedoch keine Maschinen von Mengen aus, da zu dieser Zeit der Flughafen mit einer Betonstartbahn von 1200 Metern Länge und 80 Metern Breite ausgerüstet wurde. Dabei handelte es sich um eine der ersten Betonstartbahnen auf dem Gebiet des Deutschen Reiches. Sollte in Mengen ursprünglich ein schweres Jagdgeschwader stationiert werden, änderten sich diese Pläne kriegsverlaufsbedingt im Jahre 1941 und die Flugzeugführerschule 116 Göppingen bildete hier bis zum Kriegsende junge Piloten aus. Ab 1940 befand sich zudem die Abteilung Musterbau der Friedrichshafener Flugzeugbauer von Dornier in Mengen und führte hier Testflüge durch. Berühmte Flugzeugtypen wie das Luftboot Dornier Do 214, die Do217P und Do335 wurden auf dem Mengener Flughafen getestet, die Do335 absolvierte hier gar ihren Jungfernflug. Auch die ersten Düsenjäger machten in Mengen Station, die Me262 und die Me323 wurden in den 1940er Jahren auf dem Flughafen gesehen.

Das Ende der Reichsluftwaffe in Mengen bedeutete die Besetzung des Flughafens durch französische Truppen am 22. April 1945, eine Luftbrücke Straßburg - Mengen wurde eingerichtet. Am 8. Mai 1945 flog General Jean de Lattre de Tassigny von Mengen aus nach Berlin. Der Oberkommandierende der 1. französischen Armee nahm dort als Vertreter Frankreichs die deutsche Kapitulationserklärung entgegen, der Zweite Weltkrieg war zu Ende. Anfang Juni 1945 wurden von Mengen aus die britischen im Schloss Bad Wurzach internierten Zivilisten der Kanalinsel Jersey zum britischen Militärflughafen Hendon in der Nähe von London ausgeflogen.

Militärische Nutzung in der Nachkriegszeit

Die französischen Streitkräfte nutzten den Flugplatz Mengen-Hohentengen in den Folgejahren vor allem für Transportaufgaben: Eine Brigade mit mittleren Bombern vom Typ Martin B-26 wurde hier stationiert, 1947 dann aber in den Senegal abgezogen. Der Flugplatz blieb aber Teil einer ständigen Kurierstrecke der französischen Luftwaffe, die von Paris über Straßburg, Koblenz, Mengen wieder zurück nach Straßburg und Paris führte und mit Ju52-Flugzeugen betrieben wurde. Ab Juli 1952 durften dann unter französischer Aufsicht erstmals wieder deutsche Fliegergruppen den Segelflugbetrieb aufnehmen. Von Seiten der NATO wurde Mitte der 1950er Jahre der Ausbau zu einem Düsenjägerflugplatz geprüft. Die geplante Startbahn von 2440 Metern Länge wurde aber wegen des 611 Meter hohen Missionsberges im Süden von Mengen nicht realisiert.

Mit Gründung der Bundeswehr 1955 wurde der Flugplatz auch für das deutsche Militär wieder bedeutsam: Von 1957 bis 1963 bildete die Luftwaffe ihre Piloten in Mengen an Piper, Do 27, Percival Pembroke, Noratlas und T-6 Harvard aus. Von 1960 bis 1966 fand zudem ein Teil der Ausbildung der französischen Soldaten des Escadron Aerien 3/521 der französischen Luftwaffe in Mengen statt: In Zusammenarbeit mit Soldaten der US Army wurden die Franzosen an den Flugabwehrraketen Nike-Ajax und später Nike Hercules geschult. Von 1960 bis 1962 wurde südöstlich des Fliegerhorstes eine Kasernenanlage gebaut, nachdem zuvor keine Unterkünfte zur Verfügung gestanden hatten. Kurz nach der Fertigstellung wurde jedoch die Ausbildung der T-6-Piloten in die USA verlegt, der Flugplatz verlor an Bedeutung. Etwa 15 Jahre lang wurden die Anlagen nun lediglich noch für gelegentlichen militärischen Übungsflugbetrieb mit Noratlas, Hubschraubern und später der Transall genutzt, bis es 1978 schließlich zur Umwidmung in einen zivilen Verkehrslandeplatz kam.

Die zivile Nutzung

Zur Stärkung der Infrastruktur im als strukturschwach eingestuften Landkreis Sigmaringen gründeten der Landkreis, einige umliegende Städte und Gemeinden, das Fürstenhaus Hohenzollern-Sigmaringen, Wirtschaftsunternehmen und Bankinstitute der Region, sowie örtliche Fliegergruppen 1978 gemeinsam die Flugplatz Mengen-Hohentengen GmbH. Nach und nach wurden die Flugplatzanlagen ausgebaut, ein Tower wurde ebenso errichtet, wie Tankanlagen, Nacht- und Anflugbefeuerung, sowie gastronomische Einrichtungen im Bereich des Flughafens. Die Landebahn wurde auf die heutigen Maße von 1600x30 Metern ausgebaut. Seit dem Jahr 2008 ist der Luftraum F eingerichtet. Nachdem der Verkehrslandeplatz im März 2008 für Instrumentenflug ausgerüstet wurde, um auch bei schlechter Sicht erreichbar zu sein, erhält er Ende 2008 eine neue Befeuerung der Start- und Landebahn. Das Land fördert diese Maßnahme mit 133.750 Euro, das sind 50 Prozent der Gesamtinvestition. Verkehrsstaatssekretär Rudolf Köberle in Stuttgart erklärte in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit der Sicherung des Flugbetriebs und der Erreichbarkeit des Verkehrslandeplatzes zur Stärkung des gesamten Wirtschaftsraums.[2]

Einrichtungen

Tower des Mengener Flugplatzes

Der Verkehrslandeplatz Mengen-Hohentengen verfügt heute über einen Tower, eine asphaltierte Start- und Landebahn, eine Grasbahn, Tankanlagen, eine Gaststätte, ein Hotel, einen Campingplatz und mehrere Flugzeughallen.

Tower

Im Tower arbeiten vier ausgebildete Angestellte, die eine tägliche Verfügbarkeit von 9 Uhr bis SS+30 garantieren.

Ansässige Unternehmen

Dem Gelände des Flugplatzes angeschlossen haben sich mehrere Unternehmen aus dem Bereich des Flugzeugbaus. Unter anderem haben der Ultraleichtflugzeughersteller Comco Ikarus und die Firma Wezel Flugzeugtechnik ihren Sitz am Mengener Flughafen, ebenso verschiedene Charterflug-Unternehmen. Ein Unternehmen, das Hubschrauberflüge anbietet siedelt ebenso in Mengen, wie zwei Flugschulen, eine davon für Ultraleichtflugzeuge.

Fliegergruppen

Zwei Fliegergruppen, die als gemeinnützige Vereine organisiert sind, nutzen den Flugplatz in Mengen. Die 1952 gegründete und seit 1960 als Verein etablierte „Fliegergruppe Mengen e.V.“ verfügt über eine Flugzeughalle, ein Vereinsheim und vier Flugzeuge, an denen sie in den Sparten Ultraleichtflugzeug (früher: Segelflug), Motorsegler und Motorflug auch Flugschüler ausbildet. Daneben absolvieren die Segelflieger der Luftsportgruppe Ravensburg ihre Flüge vom Flugplatz Mengen-Hohentengen aus.

Technische Daten

Der Flughafen, dessen Startbahn 08/26 mit Nacht- und Anflugbefeuerung ausgerüstet ist, ist für Flugzeuge bis für Ultraleichtflugzeuge, Segelflugzeuge, Motorsegler, Hubschrauber bis 6000 kg und Flugzeuge bis 5700 kg, mit PPR bis 14 Tonnen zugelassen. Die asphaltierte Start- und Landebahn ist 1600 Meter lang und 30 Meter breit, eine Grasbahn mit 700 Metern Länge und 30 Meter Breite steht ebenfalls zur Verfügung. Als Kraftstoffe können AvGas, JET A1 und SUPER+ getankt werden. Etwa 30000 Flugbewegungen werden pro Jahr am Flugplatz Mengen-Hohentengen registriert. Für nichtgewerblichen und gewerblichen Gelegenheitsverkehr ist die Zollabfertigung vor Ort möglich.

Trägergesellschaft

Die am 5. April 1978 gegründete „Flugplatz Mengen-Hohentengen GmbH“ ist eine Gesellschaft mit dem Ziel, „im Rahmen des flugtechnisch Machbaren und des behördlich Zulässigen den Flugbetrieb auf dem Flugplatz Mengen-Hohentengen nachhaltig zu fördern“. In der Gesellschaft mit über 800 000 Euro Stammkapital sind insgesamt 35 Gesellschafter vertreten. Das Stammkapital kommt zu gut 16 Prozent vom Landkreis Sigmaringen, zu knapp 12 Prozent von den beteiligten Kommunen und zu knapp 72 Prozent von privaten Investoren. Geschäftsführer ist Tilmann Beck, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Sigmaringer Landrat Dirk Gaerte.[3]

Literatur

  • Flugplatz Mengen-Hohentengen. ›Tor zur Welt‹ für den Kreis Sigmaringen. S. 78. In: Von Alno bis Zollern - Unternehmen im Landkreis Sigmaringen. S. 68-113. In: Dirk Gaerte (Hrsg.), Edwin Ernst Weber (Konzeption): Der Dreiländerkreis Sigmaringen. Ein Führer zu Natur, Wirtschaft, Geschichte und Kultur. Meßkirch: Gmeiner Verlag, 2007; ISBN 978-3-89977-512-9

Einzelnachweise

  1. Flugplatz Mengen-Hohentengen. ›Tor zur Welt‹ für den Kreis Sigmaringen. S. 78. In: Von Alno bis Zollern - Unternehmen im Landkreis Sigmaringen. S. 68-113. In: Dirk Gaerte (Hrsg.), Edwin Ernst Weber (Konzeption): Der Dreiländerkreis Sigmaringen. Ein Führer zu Natur, Wirtschaft, Geschichte und Kultur. Meßkirch: Gmeiner Verlag, 2007; ISBN 978-3-89977-512-9
  2. Land gibt Geld für Flugplatz. In: Südkurier vom 19. November 2008
  3. Landratsamt Sigmaringen

Weblinks


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