- A.N.R.
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Aeronautica Nazionale Repubblicana (A.N.R.), amtliche deutsche Bezeichnung Nationalrepublikanische Luftwaffe, war die Bezeichnung der italienischen Luftstreitkräfte, die nach der Kapitulation Italiens am 8. September 1943 den Krieg im Rahmen der Streitkräfte der Italienischen Sozialrepublik (Repubblica Sociale Italiana – RSI) auf der Seite Hitler-Deutschlands und der Achsenmächte bis zum Ende fortsetzten. Diese wird manchmal auch Aviazione Nazionale Repubblicana oder seltener Aviazione della RSI genannt. Die A.N.R. operierte zwischen Oktober 1943 und dem 29. April 1945 und erzielte bemerkenswerte Erfolge gegen alliierte Bomberformationen und ihren Begleitschutz.
Inhaltsverzeichnis
Politischer Hintergrund
Unmittelbar nach Bekanntgabe des einseitigen Waffenstillstandes mit den Alliierten (Waffenstillstand von Cassibile) am 8. September 1943 setzte sich König Viktor Emanuel III. und die seit Juli 1943 von Marschall Pietro Badoglio als neuer Ministerpräsident geführte Regierung nach Brindisi in Süditalien ab und stellte sich unter den Schutz der Alliierten. Der von deutschen Soldaten aus der Inhaftierung befreite Diktator Benito Mussolini bildete in dem vom Deutschen Reich besetzten Norditalien einen neuen faschistischen Staat, die Repubblica Sociale Italiana - RSI. Die Hauptstadt dieser faschistischen Republik befand sich in Salò am Gardasee. Mussolinis neuer Kriegsminister Marschall Rodolfo Graziani durfte mit Genehmigung Hitlers eigene Streitkräfte aufstellen. Diese Streitkräfte bestanden aus Soldaten, die den Befehlen der rechtmäßigen italienischen Regierung Pietro Badoglios aus moralischen Gründen nicht mehr nachkommen wollten und sich für eine Fortsetzung des Krieges auf Seiten der Deutschen einsetzten. Im Rahmen dieser neuen faschistischen Streitkräfte entstand auch eine neue Luftwaffe mit der Bezeichnung Aeronautica Nazionale Repubblicana.
Geschichte
Nach dem 8. September 1943 gab Adolf Hitler den Befehl, Italien zu besetzen und seine Streitkräfte – sofern sie sich nicht eindeutig zum Bündnis bekennen – zu entwaffnen, um einen vollständigen Abfall des Landes von der Achse zu verhindern. Deutsche Truppen beschlagnahmten vor allem im Norden über 4.500 italienische Militärflugzeuge, darunter 1.600 Kampfflugzeuge, von denen etwas mehr als 1.000 nach Deutschland gebracht oder unmittelbar in die deutsche Luftwaffe übernommen wurden. Etwa 2.500 italienische Flugzeuge und etwa 10.000 Flugzeugmotoren wurden kurz nach dem Waffenstillstand von deutschen Truppen in Italien zerstört. Das Personal der Regia Aeronautica kehrte entweder ins Zivilleben zurück oder setzte zu einem kleinen Teil den Kampf im Rahmen der Regia Aeronautica Cobelligerante auf alliierter Seite fort. Ein nicht unerheblicher Teil des italienischen Luftwaffenpersonals jedoch erklärte sich spontan bereit, den Kampf auf deutscher Seite fortzusetzen und wurde daraufhin in deutsche Einheiten eingegliedert. So wurde zum Beispiel eine Jagdgruppe der deutschen Luftwaffe aufgestellt die mit Macchi MC.205 ausgestattet war die von deutschen und italienischen Piloten geflogen wurden.
Die Aeronautica Nazionale Repubblicana wurde noch im September 1943 gegründet, als General Tito Falconi über den Rundfunk alle auf der Seite Deutschlands kampfwilligen italienischen Piloten zu sich nach Turin einberief. Im Vergleich zu den italienischen Luftwaffenverbänden, die von Süditalien aus auf alliierter Seite kämpften, hatte die ANR den Vorteil, dass sie einen Großteil des bisherigen italienischen Fluggeräts unter ihre Kontrolle bringen konnte und die Unterstützung der vorwiegend in Norditalien angesiedelten Flugzeughersteller hatte, die 1943 mit der Herstellung von leistungsfähigen Jagdflugzeugen der so genannten Serie 5 begonnen hatten.
Es gab in Italien nunmehr zwei italienische Luftstreitkräfte, aber zu Kampfeinsätzen gegeneinander kam es nicht, da die Aviazione Cobelligerante del Sud (englische Abkürzung ICBAF) und die Aeronautica Nazionale Repubblicana völlig andere Einsatzgebiete bzw. -schwerpunkte hatten.
Die Markierungen der Flugzeuge der Aeronautica Nazionale Repubblicana waren gegenüber denen dei der Regia Aeronautica vor 1943 und denen der Aeronautica Cobelligerante völlig anders gestaltet. Diese bestanden nicht mehr aus runden Kokarden sondern aus quadratischen Abzeichen mit zwei Fasci (Liktorenbündel) auf den Tragflächen und einer italienischen Flagge ohne Savoyenkreuz in der Mitte dafür aber mit gezacktem Goldrand auf dem Rumpf und eine kleinere davon auf dem Leitwerk. Die Maschinen der ANR die direkt Einheiten der deutschen Luftwaffe unterstellt waren, trugen Balkenkreuze an Rumpf und Tragflächen sowie eine vorher beschriebene kleine italienischen Flagge mit gezacktem Goldrand an der Kabine und am Leitwerk.
Die ANR hatte nach der Rückführung des zunächst in die deutsche Luftwaffe eingegliederten Personals eine Stärke von etwa 34.000 Mann und verfügte 1943 über 700 einsatzfähige Flugzeuge. Von den zunächst verfügbaren 1.800 Piloten flog ein Teil die neuen Jagdflugzeuge der Typen Fiat G.55, Macchi MC.205 und Reggiane Re.2005, der Rest flog Unterstützungsflugzeuge oder schulte auf deutsche Muster um, insbesondere auf die Messerschmitt Bf 109. Die Macchi MC.202, der ausgezeichnet bewährte Vorgänger der MC.205, wurde hingegen nach einer kurzen Einsatzzeit fast nur noch zur Schulung verwendet. Die Bomber und Transportflugzeuge der ANR waren größtenteils deutschen Luftwaffeneinheiten zugeteilt und flogen meist Transporteinsätze an der Ostfront, in manchen Fällen aber auch Bombenangriffe. Daneben gab es noch die Torpedoflieger, die mit ihren SM.79 die alliierten Flottenverbände im Mittelmeer angriffen, einige Male flogen diese bis nach Gibraltar.
Gegen Ende 1944 bzw. Anfang 1945 erhielt die ANR noch ihre stärksten Jagdflugzeuge, insgesamt 19 Exemplare der Messerschmitt Bf 109K-4, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 727 km/h die letzte und schnellste zum Einsatz gekommene Version der Bf 109. Ihre letzten Flugzeuge erhielt die ANR noch am 28. April 1945, jenem Tag an dem Mussolini von Partisanen erschossen wurde. Es waren fünf Bf 109K-4 die auf dem Flugplatz Orio al Serio bei Bergamo eintrafen und bei einem Einsatz am selben Tag – höchstwahrscheinlich der letzte Luftkampf der ANR – wurden ohne Verluste einige B-26-Bomber abgeschossen.
Die oftmals eigenständig von der deutschen Luftwaffe operierenden Verbände der ANR erzielten bis zum Ende April 1945 bemerkenswerte Erfolge gegen alliierte Bomberformationen und ihren Begleitschutz. Um Mitte 1944 waren die alliierten Bomberverbände wegen der ständigen Angriffe der ANR in Norditalien gezwungen, die Anflüge Richtung Deutschland von Nordafrika aus einzustellen (wie auch die Rückflüge), so dass Norditalien nicht länger ein Drehkreuz alliierter Bombenangriffe war. Am 25. Juli 1944 kam es zum einzigen bekannten Einsatz von ANR-Jägern außerhalb von Norditalien als einige Maschinen, hauptsächlich Bf 109, nach Tulln bei Linz in Österreich verlegt wurden, wo sie zusammen mit Jägern der Luftwaffe durch intensives Flakfeuer zerschlagene B-17-Formationen angriffen, die über der Stadt ihre neue Einflugschneise nach Deutschland ausgesucht hatten. Dieser Einsatz, bei dem zahlreiche US-Bomber und Begleitjäger abgeschossen wurden, endete um Mitte Januar 1945. ANR-Jäger schossen insgesamt 257 alliierte Flugzeuge ab, die zur ANR gehörige Flugabwehr verzeichnete weitere 156 Abschüsse (nur einwandfrei bestätigte Abschusszahlen, in Wahrheit sind diese weit höher). Daneben kämpften ANR-Fallschirmjägerverbände, darunter die Division Folgore, als Infanterie an der Seite deutscher Verbände.
Von allen italienischen Teilstreitkräften erwies sich (wie schon in der Zeit vor 1943) die Luftwaffe als die erfolgreichste. Nach der Niederlage der Achsenmächte lösten die Alliierten die ANR und alle anderen militärischen Verbände der faschistischen Republik von Salò auf. Teile des Materials wurden von der Aeronautica Cobelligerante Italiana übernommen, die ab Juni 1946 unter dem Namen Aeronautica Militare Italiana - AMI firmierte. Die AMI übernahm z.T. auch ehemaliges Personal der ANR.
Flugzeuge der ANR
Jagdflugzeuge
- Fiat G.55 Centauro
- Macchi MC.205 Veltro (ital. für Jagd- oder Windhund)
- Reggiane Re.2005 Saggittario
- Messerschmitt Bf 109G-6, G-10, G-12, K-4
- Dewoitine D.520
Bomber
Transportflugzeuge
- Fiat G.12
- Savoia-Marchetti SM.81 Pipistrello
- Savoia-Marchetti SM.82 Canguro
- Savoia-Marchetti SM.84
- Piaggio P.108T
Verbindungsflugzeuge
- Fieseler Storch
- Saiman 202
Ausbildungs-Jagdflugzeuge
- Fiat G.50 Freccia (auch als Doppelsitzer G.50B)
- Macchi MC.202 Folgore
- Reggiane Re.2001 Falco II
Berühmte Piloten der ANR
- Adriano Visconti (26 Luftsiege)
- Luigi Gorrini (19)
- Ugo Drago (16)
- Mario Bellagambi (13)
- Ennio "Banana" Tarantola (11)
- Raffaele Valenzano (8)
- Carlo Cavagliano
- Mario Cavatore
- Giuseppe Robetto
- Antonino Weiss
- Carlo Magnaghi
- Fausto Filippi
- Marino Marini
- Carlo Faggioni
Siehe auch
- Zweiter Weltkrieg
- Regia Aeronautica (RA)
- Sozialrepublik Italien
- Aeronautica Cobelligerante Italiana
- Aeronautica Militare Italiana (AMI - ab 1946 bis heute)
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