Resistenza

Resistenza

Mit dem Begriff Resistenza (ita. „Widerstand“) bezeichnet man die Gesamtheit von Parteien und politischen Bewegungen, die Widerstand gegen den italienischen Faschismus und die nationalsozialistischen Kräfte leisteten, die Teile Italiens nach dem Waffenstillstand von Cassibile vom 3. September 1943 besetzt hielten.

Am Widerstand nahmen organisierte und spontan gebildete Gruppen verschiedener politischer Richtung teil, vereint in der gemeinsamen Absicht, sich militärisch und politisch der „Repubblica Sociale Italiana (RSI, Soziale Republik Italien)“ und den Nazi-Streitkräften entgegenzustellen. Daraus entsprang der Befreiungskampf, der am 25. April 1945 endete, als der bewaffnete Partisanenaufstand, der vom „Komitee zur nationalen Befreiung Oberitaliens“ (Comitato di liberazione nazionale per l’Alta Italia, CLNAI) ausgerufen worden war, zur Befreiung von nahezu allen Städten im Norden des Landes führte.

Es war der letzte Teil des Territoriums, der noch von Truppen der Wehrmacht, die sich auf dem Rückzug nach Deutschland befanden, besetzt war und Ziel der unterdrückerischen Maßnahmen der republikanischen Verbände der RSI war, der die Partisanenbewegung den eigentlichen Widerstand entgegensetzte. Die bedingungslose Kapitulation des deutschen Heeres erfolgte am 29. April.

Im erweiterten Sinne wird von einigen auch der Zeitabschnitt von den 1930er Jahren (in denen die ersten Bewegungen ins Leben gerufen wurden) bis zum Ende des Krieges als Resistenza bezeichnet, wobei dem Konzept des Widerstandes jede Form der Opposition gegen die Diktatur Benito Mussolinis einverleibt wird.

Inhaltsverzeichnis

Die Opposition gegen das Regime

Partisanen feiern ihren Sieg in den Straßen von Mailand

Nach dem Mord an dem sozialistischen Abgeordneten Giacomo Matteotti und der entschlossenen Übernahme der Verantwortung von Seiten Mussolinis, machte sich Italien auf den Weg in ein diktatorisches Regime. Die immer größere Kontrolle und Verfolgung der Oppositionellen bei Gefahr der Inhaftierung und Verbannung drängte einen kleinen Teil der Opposition dazu, sich in Italien und im Ausland im Untergrund zu organisieren, indem ein loses Netz von Verbindungen aufgebaut wurde und die Grundlage einer handlungsfähigen Struktur geschaffen wurde, die möglicherweise zu bewaffnen wäre.

Dennoch ergaben die Untergrundaktivitäten keine Ergebnisse von Bedeutung, zersplittert verblieben sie in kleinen, nicht abgestimmten Gruppen, unfähig das Regime anzugreifen oder auch nur zu bedrohen. Ihre Aktivität beschränkte sich auf die ideologische Seite: Die Produktion von Schriften und Büchlein war beachtlich, die aber die Massen nicht erreichten, die von ihrer Zustimmung zum Regime nicht abwichen.

Nur der Krieg und insbesondere die Zersetzung des Staates ausgelöst durch die Umstände des Sommers 1943 bot den Untergrundaktivisten die Gelegenheit, untereinander in Kontakt zu treten (vielleicht vermittelt), darin unterstützt von den britisch-amerikanischen Streitkräften, die ihre Bedeutung für den Ausgang des Konfliktes erkannten und dafür sorgten, dass sie bewaffnet wurden und ihnen auch bei Versorgungsfragen halfen. Die Vertreter der Resistenza umfassten neben Sozialdemokraten und Kommunisten auch die Anarchisten, die Militanten der linken Parteien sowie die Liberalen und Katholiken, die vom Faschismus 1922 kaltgestellt worden waren.

Der CLN

Die Partisanen-Bewegung, zunächst in unabhängigen Gruppen zusammengefasst, wurde nach und nach vom Komitee für nationale Befreiung („Comitato di Liberazione Nazionale“, CLN) in Brigaden und Divisionen organisiert, unter ihnen die Brigade Garibaldi, aufgestellt auf Initiative der Kommunistischen Partei, die Brigade Matteotti, die der sozialistischen Partei verbunden war, die Brigaden „Gerechtigkeit und Freiheit“, der Partei der Aktion verbunden, sowie die sogenannten Badogliani (in erster Linie ehemalige Soldaten) mit monarchistischer Tendenz.

Insbesondere in der Zeit vom 8. September 1943 (Datum des Waffenstillstands von Cassibile) bis zum 25. April 1945 erlebte Italien einen Befreiungskrieg. Die Handlung der italienischen Partisanen waren in erster Linie ein patriotischer Krieg, die Haltung der italienischen Faschisten denen der Kollaborateure in Frankreich unter Philippe Pétain vergleichbar. Der weit überwiegende Bevölkerungsteil hingegen beteiligte sich nicht an den Freiheitskämpfen und war bemüht, so gut es ging, nicht in die Kriegshandlungen verwickelt zu werden.

Nähere Betrachtung

Die Bedeutungen, die dem Phänomen der Resistenza beigelegt werden, sind vielfältig, weil die persönlichen Erfahrungen vielfältig waren, die Wege, die zurückgelegt wurden von jenen Männern und Frauen, die eine zwanzigjährige Diktatur erlebt hatten: Nicht selten bereits unter diesem Regime geboren und aufgewachsen, beschlossen sie, die Nazis und die Republik von Salò zu bekämpfen. Die Prise vom Bewusstsein der Möglichkeit, der Diktatur ein Ende zu bereiten und eine Demokratie entstehen zu lassen, die Verweigerung, der Verpflichtung dem Heeresdienst der Rest-Republik nachzukommen, die Hoffnung, das Ende des Krieges und der Leiden eines Volkes zu erleben, das Verlangen nach sozialer Befreiung, die Verteidigung Italiens gegen die deutsche Aggression nach dem Fall des faschistischen Regimes sind nur einige der Gründe, die Tausende von Italienern dazu bewegt haben, zu Widerstandskämpfern zu werden.

Man rechnet, dass in den so genannten Partisanenkrieg ca. 310.000 bewaffnete Menschen verwickelt waren, insbesondere in den bergigen Regionen von Zentral- und Norditalien entwickelte sich Guerilla-Aktivität und Kontrolle über Gebiete, die nach und nach von der Herrschaft der Faschisten befreit wurden.

Im südlicheren Teil Italiens hatte die Partisanen-Bewegung eine nicht so große militärische Bedeutung, obwohl sich in den Gebieten, die durch die Alliierten wieder der Kontrolle des Königs unterstellt worden waren, die führenden politischen Vertreter versammelten, die seit langem die militärischen Aktionen der Partisanen abgestimmt hatten, auch gemeinsam mit den bewaffneten Alliierten. Denn die britisch-amerikanischen Streitkräfte hatte die deutsche Wehrmacht, die sich Richtung Norden zurückzog, schon am 12. Oktober 1943 an der Gustav-Linie aufgehalten.

Mit der halb befreiten Halbinsel und dem verbleibenden immer noch zu befreienden Teil, mit gewaltigen sozialen Spannungen und bedeutenden Streiks der Arbeiter, die schon im Frühjahr 1944 die großen Industriestädte Mailand, Turin und Genua lahmlegten, bereitete sich die Bevölkerung Norditaliens darauf vor, den längsten und härtesten Winter seit langem zu überstehen, den von 1945. Die Partisanen planten nun ihren Kampf auf den Bergen der Valsesia, auf den Hügeln der Langhe und den Höhenzügen des ligurischen Apennin.

Die GAP und die SAP

In den Städten begannen sich Kerne Partisanen, genannt GAP (Gruppi di azione patriottica [„Gruppen für patriotische Aktionen“]) zu gründen, jede gebildet aus wenigen Kämpfern, die bereit waren, Sabotageakte und Guerilla-Aktionen zu unternehmen sowie politische Propaganda zu verbreiten. Neben diesen entstand in den wichtigsten städtischen Zentren im Innern der Fabriken die SAP (Squadre di azione patriottica, „Kampfgruppen für patriotische Aktionen“), große Gruppen zur Unterstützung der kriegführenden Partisaneneinheiten, mit der besonderen Zielrichtung, die Beteiligung der Bevölkerung an der Aufstandsbewegung zu erleichtern. Es entstanden an diesem Punkt jedoch Spannungen darüber, wer für die Partisanenbewegung in politischer oder militärischer Hinsicht der bevorzugte Verhandlungspartner sein könnte: die Italiener oder die Alliierten.

Unter diesem Aspekt war binnen kurzem die „offizielle“ Militarisierung der Partisanen hilfreich, die im Juni 1944 mit der Einrichtung des Freiwilligenkorps für die Freiheit (oder „Italienisches Korps für die Befreiung“ [Corpo italiano di liberazione, CIL]) stattfand und die sowohl von den alliierten Militärkommandos als auch von der nationalen Regierung anerkannt wurde. An die Spitze der ungefähr zweihunderttausend Kämpfer, die das neue italienische Heer bildeten, wurde der General Raffaele Cadorna gestellt, mit den Vizekommandanten Luigi Longo als Vertreter der PCI und Ferruccio Parri als der der Partei der Aktion.


Bologna feiert nach der Befreiung vom 21. April 1945

Allmählich begann man sich auch auf die Zukunft zu konzentrieren. Der Blick richtete sich jetzt auf das, was nach dem Krieg geschehen sollte. Wenn auf der einen Seite der Befreiungskrieg verschiedene politische Kräfte vereinte, sei es nur in der Illegalität und der ideologischen Vielfalt, so war das unmittelbare Ziel – das neue Italien – eine Quelle von Meinungsverschiedenheiten: Die Parteien der Linken – ansonsten untereinander gespalten – fürchteten insbesondere eine Restauration des liberalen vorfaschistischen Staates; die Partei der Aktion hob ihrerseits die Notwendigkeit hervor, dass den Partisanen-Organisationen beim Aufbau einer neuen Demokratie eine wichtige Rolle zugeschrieben werde, die in der Lage sein sollte, die alte monarchistische Ordnung umzustürzen. Die Monarchie aber wurde auch von einigen Partisanen-Gruppen unterstützt, die sich frei und unabhängig dem christlich-demokratischen Flügel zurechneten. Unter ihnen waren beispielsweise Soldaten des Heeres, die nicht den Truppen der RSI beigetreten waren.

Die bedingungslose Kapitulation

Der italienische Widerstand endete förmlich am 29. April mit der bedingungslosen Kapitulation des deutschen Heeres. Aber dem war die Gefangennahme und Hinrichtung Benito Mussolinis vorausgegangen: Am 27. April 1945 wurde der Duce (Führer) des Faschismus, eingewickelt in den Übermantel eines deutschen Soldaten, in Dongo gefangen genommen, in unmittelbarer Nähe zur Schweizer Grenze, als er versuchte mit seiner Begleiterin Clara Petacci auszureisen. Von den Partisanen erkannt, wurden er und Clara Petacci gefangen genommen und am folgenden Tag, dem 28. April, in Giulino di Mezzegra am Comer See, hingerichtet. Ihre Leichen wurden auf dem Loreto-Platz in Mailand mit dem Kopf nach unten aufgehängt ausgestellt – neben denen anderer hoher Parteifunktionäre – und der Menge zur Schändung überlassen. An derselben Stelle hatten am 10. August 1944 die Nationalsozialisten, gleichsam als Mahnung an den italienischen Widerstand, die Leichen von fünfzehn getöteten Geiseln ausgestellt. An der Ermordung der Geiseln war der SS-Hauptsturmführer Theo Saevecke beteiligt.

Am 30. April 1945 gab das Komitee zur nationalen Befreiung Oberitaliens bekannt, dass „die Erschießung Mussolinis und seiner Komplizen der notwendige Abschluss eines geschichtlichen Abschnittes war, der unser Land noch immer mit materiellen und moralischen Trümmern bedeckt hinterlässt“.

Einige Zahlen über die Resistenza

Man rechnet, dass die Gefallenen des italienischen Widerstandes (in Kämpfen oder in Gefangenschaft erschossen) zusammen ca. 44.700 ausmachen; weitere 21.200 blieben verstümmelt und invalid zurück. Unter den italienischen Partisanen und Soldaten fielen kämpfend mindestens 40.000 (10.260 allein von der Division Acqui, die in Kefalonia und auf Korfu eingesetzt war). 40.000 Soldaten starben in den Lagern der Nazis.

Kämpfende Frauen unter den Partisanen gab es 35.000, während 70.000 an den Verteidigungsgruppen der Frauen teilnahmen. 4.653 von ihnen wurden verhaftet und gefoltert. 2.750 wurden nach Deutschland verschleppt, 2.812 erschossen oder erhängt. 1.070 fielen in Kämpfen. 15 wurden mit der goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.

Zivile Opfer faschistischer Unterdrückungsmaßnahmen während der Resistenza waren weitere zehntausend, die in Lager deportierten Juden mehr als 10.000. Von den 2.000 aus dem Ghetto von Rom am 16. Oktober 1943 deportierten kehrten nur fünfzehn lebend zurück.

Goldene Tapferkeitsmedaillen

Weitere Orte

Literatur

Umfangreich und vielfältig ist die Literatur über die Resistenza: Romane und Essays, die einen Zeitabschnitt intensiver Verstrickung der Schriftsteller untersuchen. Einige grundlegende Texte:

  • Giorgio Bassani:: Die Gärten der Finzi-Contini (Il Giardino dei Finzi-Contini, 1962).
  • Italo Calvino: Wo Spinnen ihre Nester bauen (Il sentiero dei nidi di ragno, 1947).
  • Carlo Cassola: La ragazza di Bube (1960).
  • Beppe Fenoglio: Il partigiano Johnny, (postum 1968).
  • Gianpaolo Pansa: Il sangue dei vinti.
  • Cesare Pavese: La casa in collina.
  • Luigi Pintor: Servabo.
  • Renata Viganò: L’Agnese va a morire.
  • Elio Vittorini: Uomini e no, 1945.
  • Myriam Anissimov: Primo Levi – Die Tragödie eines Optimisten, Berlin 1999.
  • Robert Katz Rom 1943–1944, Essen 2006

Weblinks

 Commons: Resistenza – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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