Victor Schmieden

Victor Schmieden

Victor Schmieden (* 19. Januar 1874 in Berlin; † 11. Oktober 1945 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Chirurg.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Victor Gottfried Otto Schmieden wurde als Sohn des Geheimen Baurats Dr.-Ing.E.h. Heino Schmieden und dessen Ehefrau Elise, geb. Meyer, geboren. Zu den bekanntesten Bauten des Vaters gehört das Gewandhaus in Leipzig und das Völkerkundemuseum in Berlin.

Am 14. März 1904 heiratete Schmieden Wanda Saenger, mit der er die drei gemeinsame Kinder Johanna (1905), Gerhard (1907) und Heino (1909) hatte.

Leben

Nach dem Abitur 1892 am Joachimsthalschen Gymnasium studierte Schmieden an den Universitäten Freiburg, München, Berlin und Bonn. In Freiburg schloss er sich 1893 dem Corps Rhenania an. 1900 wurde er auch Mitglied des Corps Guestphalia Bonn.[1]

1897 wurde er mit einer Dissertation über Magenchirurgie zum Dr. med. promoviert. 1903 habilitierte er sich mit einer Arbeit über Geschwulstkrankheiten.

Er wechselte 1907 mit seinem Mentor August Bier an die Universität Berlin. Dort wurde er 1908 zum außerordentlichen Professor ernannt. Schmieden wurde 1913 Ordinarius für Chirurgie an der Universität Halle.

Während des Ersten Weltkriegs diente Schmieden als Stabsarzt d.R. hauptsächlich an der Westfront. Die dabei gemachten Erfahrungen verarbeitete Schmieden in seinem 1917 erschienenen Lehrbuch der Kriegschirurgie.

Ende 1919 kehrte Schmieden auf seinen Lehrstuhl nach Halle zurück, wo er das Dekanat der Medizinischen Fakultät übernahm. Berufungen nach Heidelberg und Würzburg lehnte er ab.

Am 1. Oktober 1919 erfolgte der Ruf als Ordinarius an die Universität Frankfurt am Main. In den Folgejahren wurden unter ihm zahlreiche Spezialabteilungen eingerichtet, so 1921 eine Abteilung für Knochentuberkulose, 1929 die Röntgendiagnostische Klinik und 1931 die Unfallchirurgische Klinik. 1939 wurde auch die Neurochirurgische Klinik wieder an die Chirurgische Universitätsklinik angeschlossen.

In den Jahren 1927/28 und 1938/39 amtierte Schmieden als Dekan der Medizinischen Fakultät. Im Jahre 1928 stiftete ein Patient von Schmieden, August Scheidel, die Scheidel-Stiftung mit einem Kapital von 1 Mio. Reichsmark.

Schmieden, der seit 1932 die NSDAP gewählt hatte, wurde nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 förderndes Mitglied der SS.[2] Im selben Jahr wurde er zum Prodekan der Frankfurter Universität ernannt. Schmieden war einer der Mitverantwortlichen bei der Gleichschaltung der ärztlichen Vereinigungen.[2] 1937 wurde er Mitglied der NSDAP.[2] Während des Zweiten Weltkriegs wurde er zum Generalarzt ernannt. 1944 verlieh ihm Adolf Hitler anlässlich seines 70. Geburtstags die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft.[2]

Schmieden verfasste zusammen mit Ferdinand Sauerbruch 1933 eine »Chirurgische Operationslehre«. Außerdem war er Mitherausgeber des Zentralblattes für Chirurgie.

Die Schmieden-Naht ist nach ihm benannt. Es ist eine Form der Darmnaht bei Operationen im Bereich des Magen-Darm-Kanals, wobei die vom Bauchfell überzogene Außenwand des Darms eingestülpt wird.

Auszeichnungen

Ein Teilbereich der "Vogelweidstraße" in der Nähe der Universitätsklinik in Frankfurt am Main wurde 1988 in „Victor-Schmieden-Straße" umbenannt – nach intensiver öffentlicher Diskussion wurde diese Straße nach dem Botaniker Conrad Peter Straßheim (1850 – 1923) in „Straßheimstraße" umbenannt.

Werke

  • Die Verletzungen der Wirbelsäule, Stuttgart: Enke, 1943, 2. durchges. Aufl.
  • Die chirurgische Behandlung des Colon-Carcinoms, Berlin: J. Springer, 1940
  • Lehrbuch der Kriegschirurgie, Leipzig: J. A. Barth, 1937, 3. völlig umgearb. Aufl.
  • Der chirurgische Operationskursus, Leipzig: J. A. Barth, 1919, 6., unveränd. Aufl.

Literatur

  • Gerhard Wilhelm Lotz: Der Chirurg Victor Schmieden (1874 - 1945) : sein Leben u. seine Beiträge zur operativen Versorgung perforierender Bauchschüsse im Kriege, zur Chirurgie des Herzbeutels und zur Therapie der akuten Pankreasnekrose, Frankfurt am Main (Dissertation) 1978
  • Sachs M, Encke A: Victor Schmieden (1874-1945) and his contribution to the development of modern surgery. Zentralbl Chir. 1997;122(7):597-609.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1930: 35, 572; 12, 679
  2. a b c d Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 547.



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