Bayerisches Nationaltheater

Bayerisches Nationaltheater
Max-Joseph-Platz mit Nationaltheater, 2008

Das Nationaltheater am Max-Joseph-Platz in München ist der Spielort der Bayerischen Staatsoper und des Bayerischen Staatsballetts.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Münchner Residenz, Königsbau (links) und Nationaltheater (rechts), Fotografie von Joseph Albert (1860)
Nationaltheater, um 1900
Die Lage des Nationaltheaters in der Residenz, Luftbild (2007)

Münchens erstes öffentliches Opernhaus wurde 1657 am Salvatorplatz gebaut. 1751 folgte das Residenztheater, in dem der Hof vor allem italienische Opern spielen ließ (1781 wurde hier Mozarts Idomeneo uraufgeführt). Für ein großes Publikum war es mit 560 Plätzen zu klein, und als 1795 das Haus am Salvatorplatz geschlossen werden musste, wurde der Ruf nach einem neuen "Opernhaus für Alle" laut.

Dieser Forderung kam König Maximilian I. Joseph 1810 nach, als er den Architekten Karl von Fischer beauftragte, das neue Königliche Hof- und Nationaltheater zu planen. Am 26. Oktober 1811 wurde der Bau begonnen, doch es sollte sieben Jahre dauern, bis die Oper stand. Zunächst wurden die Arbeiten 1813 für einige Zeit unterbrochen, weil Probleme mit der Finanzierung entstanden waren und 1817 vernichtete ein Brand einen Teil des Neubaues. Als das Haus am 12. Oktober 1818 mit der Uraufführung von Ferdinand Fränzls Oper Die Weihe eröffnet wurde, war von den ehrgeizigen, monumentalen Plänen Fischers nur ein Teil realisiert worden.

Ein weiterer Brand zerstörte am 14. Januar 1823 erneut das ganze Theater bis auf die Grundmauern. Die Vorstellung begann an diesem Dienstagabend um 18 Uhr mit der komischen Oper Die beyden Flüchtlinge. Während der Aufführung fing die Dekoration Feuer, und weil das Löschwasser eingefroren war konnte nichts gegen den Brand unternommen werden.

Doch der von der Stadt München finanzierte Wiederaufbau wurde schnell beschlossen. Hierbei wurde vom Architekten Leo von Klenze auch die ursprünglich geplante, aber nicht realisierte Säulenvorhalle hinzugefügt. Am 2. Januar 1825 wurde wiedereröffnet.

Der nächste große Umbau erfolgte 1854: Als die Maximilianstraße verbreitert wurde, musste ein Teil des Hauses entfernt werden, dafür vergrößerte man den Orchestergraben. Zur Regierungszeit König Ludwig II., eines glühenden Verehrers Richard Wagners, wurden hier die Wagner-Opern Tristan und Isolde, Die Meistersinger von Nürnberg, Das Rheingold und Die Walküre uraufgeführt.

Bühne und Technik wurden 1925 modernisiert, doch schon 18 Jahre später, am 3. Oktober 1943 wurde das Haus durch einen Bombenangriff zerstört. Noch am Abend des 2. Oktobers dirigierte Meinhard von Zallinger darin eine Aufführung von Eugen d’Alberts Tiefland. Das nächtliche Bombardement ließ nur die Umfassungsmauern stehen.

Nach dem Krieg entschloss man sich, kein neues Theater zu bauen, was billiger gekommen wäre, sondern das alte zu rekonstruieren. Gerhard Moritz Graubner und Karl Fischer leiteten den Wiederaufbau 1958 bis 1963, der 62 Millionen D-Mark kostete und zum Teil aus Spenden der Bevölkerung gedeckt wurde. Dabei wurde die Bühne verändert; sie ist seither eine der größten Opernbühnen der Welt.

Am 21. November 1963 feierte man mit einer Aufführung der Oper Die Frau ohne Schatten von Richard Strauss unter der Leitung des GMD Joseph Keilberth vor geladenen Gästen die Wiedereröffnung. Am 23. November 1963 folgte dann dann die erste öffentliche Vorstellung mit Die Meistersinger von Nürnberg von Richard Wagner, wieder unter der Leitung von Joseph Keilberth.

1987 bis 1989 wurden die Unterbühne und die Technik erneut modernisiert.

2006 erfolgte eine weitere Modernisierung der Bühnentechnik sowie der Austausch des Bühnenbodens.

Architektur

Zuschauerraum mit Königsloge

Das Nationaltheater erinnert von außen an einen griechischen Tempel. Es besitzt einen zweifachen Dreiecksgiebel. Der Eingangsbereich wird von korinthischen Säulen getragen. Das Innere ist ebenfalls nach klassisch-griechischem Vorbild gestaltet. Die prachtvolle Königsloge bildet das Zentrum des 2.100 Zuschauer fassenden Innenrondells. Die Bühne umfasst 2.500 m², das Theater besitzt damit die nach der Opéra Bastille in Paris und dem Teatr Wielki in Warschau weltweit drittgrößte Opernbühne. Durch die konsequente Verwendung von Holz als Baumaterial hat das Theater eine exzellente Akustik.

Literatur

  • Katharina Meinel: Für Fürst und Vaterland. Begriff und Geschichte des Münchner Nationaltheaters im späten 18. Jahrhundert. Herbert Utz Verlag, München 2003, ISBN 3-8316-0242-5
  • F. Meiser: Das königliche neue Hof- und Nationaltheater-Gebäude zu München, seine innere Einrichtung, Maschinerie und die angeordneten Feuer-Sicherheitsmaßregeln. Franz, München 1840 (Digitalisat)
  • Festliche Oper. Geschichte und Wiederaufbau des Nationaltheaters in München. Hrsg. vom Freistaat Bayern unter Mitwirkung der Freunde des Nationaltheaters E.V. und der Landeshauptstadt München. Geschäftsführung und Redaktion: Paul Schallweg. Verlag Georg D. W. Callwey, München 1964

Norbert Hierl-Deronco: Der Intendant Karl Freiherr von Perfall, In Briefen aus den Jahren 1863-1870, Krailling, 1992, ISBN 3-929884-03-8

Weblinks

48.13944444444411.5794444444447Koordinaten: 48° 8′ 22″ N, 11° 34′ 46″ O


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