Wache (Schiff)

Wache (Schiff)

Als Wache wird auf Schiffen und Yachten der Teil einer Schiffsbesatzung bezeichnet, der im Schichtbetrieb den laufenden Schiffsbetrieb sicherstellt. Auf Schiffen entstand als erstes ein Schichtbetrieb im Sinne einer Arbeitsorganisation (Arbeitsteilung).

Die Schiffsbesatzung gliedert sich fest in die Wachen und die Dauerwächter. Jede Wache besteht aus einem Wachoffizier und gegebenenfalls mehreren Mannschaftsgraden.

Die Wachen werden nach einem Wachsystem gegangen. Am weitesten verbreitet ist das Dreiwach-System. Auf kleineren Schiffen, die nur zwei Nautische Offiziere oder nur einen Kapitän und einen Ersten Offizier haben, wird ein Zweiwach-System gefahren. Ist auf sehr kleinen Einheiten keine Ablösung der Mannschaft möglich, so spricht man auch von „Einwachenbooten“, obwohl hier im engeren Sinne gar keine Wachen mehr vorhanden sind.

Inhaltsverzeichnis

Dreiwach-System

00:00–04:00 04:00–08:00 08:00–12:00 12:00–16:00 16:00–20:00 20:00–24:00
Wache Wache 1 Wache 2 Wache 3 Wache 1 Wache 2 Wache 3
Freiwache 1
Freiwache 2
Freiwache 3

Beim Dreiwach-System geht eine Wache 4 Stunden lang, danach sind 8 Stunden Freiwache. Der 24-Stunden-Tag ist demnach in 3 Wachen eingeteilt:

  • 0 bis 4 Wache 00:00–04:00 und 12:00–16:00 Uhr, Mittelwache (auch Hundewache), meistens dem 2. Offizier zugeteilt
  • 4 bis 8 Wache 04:00–08:00 und 16:00–20:00 Uhr, meistens dem 1. Offizier zugeteilt
  • 8 bis 12 Wache 08:00–12:00 und 20:00–24:00 Uhr, meistens dem 3. Offizier zugeteilt, da hier zu den Wachzeiten meistens genügend höherrangige Offiziere wach sind, um diesen meist unerfahrensten aller Offiziere zu beaufsichtigen und anzuleiten.

Bei diesem System hat jedes Mitglied der Besatzung gleichbleibende Wachzeiten, was Vor- und Nachteile aufweist. Es gibt deshalb ein anderes Dreiwachsystem mit sieben Wachzeiten, sodass jeder gleichmäßig an den unangenehmen Wachzeiten beteiligt ist. Hierzu wird beispielsweise die Wache von 16:00 bis 20:00 in zwei zweistündige Wachzeiten unterteilt (erster und zweiter Plattfuß).

Die Nautiker stellen die Wachoffiziere (Abk.: WOs), die ihre feste Wache zugeteilt bekommen. Der Kapitän ist auf großen Schiffen keiner Wache zugeordnet.

Zweiwach-System

Beim Zweiwach-System geht eine Wache 6 Stunden lang, danach sind 6 Stunden Freiwache. Der 24-Stunden-Tag ist demnach in 2 Wachen eingeteilt:

  • 0 bis 6 Wache 00:00–06:00 und 12:00–18:00 Uhr, Mittelwache (auch Hundewache), meistens dem 1.Offizier zugeteilt.
  • 6 bis 12 Wache 06:00–12:00 und 18:00–24:00 Uhr, auch Katzenwache genannt, meistens dem Kapitän zugeteilt.

Dieses System ist üblich auf kleinen Schiffen, z. B. auf Küstenmotorschiffen, die nur mit einem Kapitän und einem Ersten Offizier (Steuermann) fahren, bzw. in früherer Zeit oft auch mit einem Bestmann fuhren.

Organisation

Jede Wache besteht aus dem WO und einer Anzahl Decks- und Maschinenpersonal, bei Segelschiffen ist einer der Matrosen der Toppsmatrosen der Wache. Früher wurde auch in der Maschine Wache gegangen, auf modernen Schiffen wird die Maschine von der Brücke aus vom WO fernbedient und die Maschinisten sind Dauerwächter.

Der Wachoffizier ist für die Führung des Schiffs zuständig, d. h. für die Navigation, die Ladungskontrolle und die Sicherheit des Schiffes. Er bestimmt in regelmäßigen Abständen die Position und trägt sie in die Seekarte ein, bestimmt bzw. korrigiert den Kurs und ist verantwortlich dafür, dass das Schiff die Kollisionsverhütungsregeln einhält.

Ferner wird ein Ausguck gegangen, je nach Anordnung in der Nock oder auf der Back. Auf Revierfahrt oder im Hafen geht ein Rudergänger Ruder- bzw. Ankerwache, auf See läuft meistens der Autopilot. Wachmitglieder, die Kontrollgänge ausführen, werden auch Läufer genannt.

Der Kapitän kann jederzeit das Kommando über das Schiff übernehmen. Treten schwerwiegende Störungen, Schlechtwetter oder unklare Verkehrssituationen auf, ist der WO verpflichtet, den Kapitän zu unterrichten. Auf Revierfahrt und bei schwierigen Situationen sind meistens mehrere Offiziere auf der Brücke, gegebenenfalls auch ein Lotse.

Auf Segelschiffen war und ist der wachhabende Offizier in Absprache mit dem Kapitän auch dafür zuständig, die Segelmanöver zu veranlassen. Diese Befehle werden dann vom Toppsmatrosen der stehenden Wache in Befehle für die Wache umgesetzt, er steuert das Manöver an Deck, der Offizier bleibt beim Ruder und gibt dort die entsprechenden Befehle an den Rudergänger. Da ein Segelschiff nur im Zusammenspiel zwischen der richtigen Segelstellung und Ruderlage manövriert werden kann, erfordern Manöver hier ein enges Zusammenspiel von WO und Toppsmatrose. Je nach Notwendigkeit werden für Manöver auch die Freiwächter herangezogen, so genannte Alle-Mann-Manöver, oder man fährt Manöver kurz vor oder nach dem Wachwechsel mit der aufziehenden und der abziehenden Wache.

Freiwächter

Tagsüber ist die Freiwache meistens eine Zeit lang für anfallende Arbeiten auf dem Schiff eingesetzt, die Dauerwächter sind traditionell der Smutje (Koch), der Bootsmann, der Elektriker und meistens eine Anzahl von Decks- und Maschinenpersonal. Das Maschinenpersonal geht auf den heute extrem rationalisierten Schiffen meist nicht Wache.

Aufgaben

Die Wache übernimmt eine visuelle und auditive Kontrolle über die Geschehnisse rund um das Wasserfahrzeug. Sie warnt die Besatzung vor Gefahren (z.B. Wahrschau), versieht die Hörwache am Seefunk (bei sehr großen Schiffen auch den Bordfunk), observiert akustische Warnsignale (intern sowie extern) und warnt den Steuermann im Falle eines Kollisionskurses (sog. Stehende Peilung). Des Weiteren ist sie für die Sicherheit an Bord verantwortlich (z.B. Reaktion auf Feueralarm). Außerdem muss die Wache den Kapitän/Kommandanten verständigen, wenn außergewöhnliche Vorkommnisse auftreten, wie beispielsweise Piraterie, Beschuss, Feueralarm, Sinken, Meuterei, Personenschäden mit Todesfolge, Mayday-Funksprüche mit erheblicher Bedeutung etc..

Des Weiteren ist rund um die Uhr während der Fahrt ein Ausguck zu besetzen. Dies ist nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern auch aus rechtlichen Gründen (Kollisionsverhütungsregeln, gilt in internationalen Gewässern) gefordert. Hierdurch wird eine Havarie vermieden, die einen Verlust oder eine Beschädigung des Fahrzeuges zur Folge haben kann.

Die Wache befindet sich an Deck gewöhnlich auf der Brücke (an Yachten in der Plicht).


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