Walter Ackermann (Pädagoge)

Walter Ackermann (Pädagoge)

Walter Ackermann (* 11. Juni 1889 in Eisenach; † 21. April 1978 in Wiesbaden) war ein deutscher Pädagoge.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Walter Ackermann besuchte von 1899 bis 1908 das Gymnasium in Coburg und studierte anschließend bis 1914 Philosophie, Mathematik und Physik in Lausanne (1908), Berlin (1908-1909) und Göttingen (1909/10-1914). Hier erfuhr er nach eigenen Worten "die größten Fortschritte meiner geistigen Entwicklung" durch den Philosophen Leonard Nelson, dessen Kreis[1] er sich anschloss.

1914 konnte er noch sein Staatsexamen ablegen und promovieren, bevor er als Kriegsfreiwilliger in einer Fliegertruppe der Infanterie an die Front geschickt wurde. Bei einem Aufklärungsflug verlor er hier 1917 seine linke Hand.

1919 wurde er Assistent des Soziologen Franz Oppenheimer in Frankfurt, einem Bekannten Nelsons; Oppenheimer gab nach Nelsons frühem Tode ab 1929 mit dem Nobelpreisträger Otto Meyerhof und Nelsons langjähriger Mitarbeiterin Minna Specht[2] bis 1937 die Bände 5 und 6 der Abhandlungen der Neuen Fries'schen Schule heraus, die Nelson mit dem Mathematiker Gerhard Hessenberg und zunächst auch mit dem Physiologen Karl Kaiser ab 1904 als Neue Folge herauszugeben begonnen, aber im Zusammenhang mit den Folgen des 1. Weltkrieges um 1918 wieder eingestellt hatte.

Mit dem Pädagogen Otto Haase (1893-1961) aus dem Nelson-Kreis unternahm Ackermann 1920 vergeblich den Versuch, in Binz auf Rügen eine Schule am Meer zu gründen, so dass er bis zu seiner Assessorenprüfung im Jahre 1922 zunächst am Lietzschen Landerziehungsheim Schloss Bieberstein tätig war. Nach kurzem Engagement im Landerziehungsheim Bergschule Hochwaldhausen im Vogelsberg trat er darauf jedoch in Thüringen in den Staatsdienst und arbeitete als Studienrat an der Aufbauschule Greiz im Vogtland.

1928 wechselte er nach Berlin und begann seine Tätigkeit in der Schulfarm Insel Scharfenberg im Tegeler See. Nach der Machtergreifung Hitlers ging er 1934 an eine höhere Knabenschule in Charlottenburg und wurde in der Folge wegen seiner „halbarischen“ Frau und angeblicher „Wehrzersetzung“ innerhalb Berlins mehrfach versetzt. 1943 ließ er sich deswegen auf eigenen Antrag pensionieren und siedelte nach Freiburg über.

Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs wurde er an der 1946 eröffneten Pädagogischen Hochschule in Göttingen zum Dozenten für Philosophie berufen und 1946 dort zum Professor ernannt – „als dritter ehemaliger Scharfenberger Lehrer neben Blume und Ziegelmayer“.[3]

Nach seiner Emeritierung im Jahre 1954 war ihm noch ein langer Lebensabend gegönnt.

Werke

  • Sittliche und religiöse Weltansicht von Leonard Nelson (1946)

Literatur

  • Dietmar Haubfleisch: Schulfarm Insel Scharfenberg, Mikroanalyse der reformpädagogischen Unterrichts- und Erziehungsrealität einer demokratischen Versuchsschule im Berlin der Weimarer Republik. Lang, Frankfurt u.a. 2001.

Einzelnachweise

  1. Gemeint ist die Jakob-Friedrich-Fries-Gesellschaft.
  2. Minna Specht war Mitbegründerin von Nelsons IJB/ISK und dann Leiterin seines Landerziehungsheims Walkemühle.
  3. Haubfleisch S. 972.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Walter Ackermann — ist der Name folgender Personen: Walter Ackermann (Pädagoge) (1889–1978), deutscher Pädagoge Walter Ackermann (Schriftsteller) (1903–1939), Schweizer Pilot und Schriftsteller Diese Seite ist eine Begriffsklärung z …   Deutsch Wikipedia

  • Ackermann — ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Name ist eine veraltete deutsche Bezeichnung für einen Hufner. Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Ac — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Söhne und Töchter der Stadt Eisenach — Dies ist eine Liste der in der Stadt Eisenach geborenen Persönlichkeiten. Sie ist in Kategorien unterteilt und innerhalb dieser Kategorien alphabetisch geordnet. Inhaltsverzeichnis 1 Bildende Künstler 2 Literaten 3 Musiker und Komponisten 4 Natur …   Deutsch Wikipedia

  • Siedlungsgenossenschaft — Briefmarke der Deutschen Bundespost (1964) aus der Serie Bedeutende Deutsche. Oppenheimer ist, von seinem akademischen Schüler Ludwig Erhard als …   Deutsch Wikipedia

  • Insel Scharfenberg — Schulfarm Insel Scharfenberg Schultyp Ganztagsgymnasium und Internat Gründung 1922 Ort Berlin Bundesland Berlin Staat Deutschland …   Deutsch Wikipedia

  • Liste Eisenacher Persönlichkeiten — Dies ist eine Liste der Persönlichkeiten, die in der Stadt Eisenach geboren wurden oder dort gewirkt haben. Sie ist in Kategorien unterteilt und innerhalb dieser Kategorien alphabetisch geordnet. Inhaltsverzeichnis 1 Söhne und Töchter der Stadt 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Persönlichkeiten der Stadt Zürich — In dieser Liste sind bedeutende Personen aufgeführt, die entweder aus der Stadt Zürich stammen oder längere Zeit dort gewirkt haben. Wo nicht anders vermerkt, ist Zürich der Geburtsort respektive Sterbeort. Inhaltsverzeichnis 1 Frühmittelalter… …   Deutsch Wikipedia

  • Greiz — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Söhne und Töchter der Stadt Wuppertal — Die Liste der Söhne und Töchter der Stadt Wuppertal enthält eine Übersicht bedeutender, im heutigen Wuppertal geborener Persönlichkeiten, chronologisch aufgelistet nach dem Geburtsjahr. Ob die Personen ihren späteren Wirkungskreis in Wuppertal… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”