- Walter Anderson
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Walter Arthur Alexander Anderson (* 10. Oktober 1885 in Minsk (Weißrussland); † 23. August 1962 in Kiel) war einer der bedeutendsten deutschen Folkloristen des 20. Jahrhunderts und der Programmatiker der volkskundlichen geographisch-historischen Methode (Finnische Schule).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Walter Anderson wurde in Minsk in eine deutschstämmige Familie geboren (seine Brüder waren der bekannte Statistiker Oskar Anderson und der Astrophysiker Wilhelm Anderson), und wuchs in Kasan auf, wo er nach Erreichen des Schulabschlusses das Studium an der historisch-philologischen Fakultät begann. Während seines Studiums an der Kasaner Universität wurde er 1909 mit einem Stipendium für Westeuropäische Literaturgeschichte an die Universität von Sankt Petersburg abgeordnet, wo er 1911 den Magistergrad erlangte. 1912 erhielt Anderson seinen ersten akademischen Posten als Privatdozent für Westeuropäische Literaturgeschichte und Lektor für Italienisch an der Kasaner Universität, wo ihm 1916 für seine Magisterarbeit in allgemeiner Literaturgeschichte der Doktorgrad zuerkannt wurde. 1918 wurde Anderson als außerordentlicher Professor an den Lehrstuhl für Westeuropäische Literaturgeschichte der Universität von Kasan berufen, doch er konnte den Posten aufgrund der Revolutionswirren nicht annehmen. Als Professor für Folkloristik (1920-1939) an der Universität von Tartu (ehemals Dorpat, Estland), wo er seine Vorlesungen zuerst auf deutsch, ab 1922 jedoch auf estnisch hielt, war er mitverantwortlich für die Entwicklung der volkskundlichen Forschung im Baltikum. Als Anerkennung für seine Arbeit wurde er 1936 als Korrespondierendes Mitglied in die Preußische Akademie der Wissenschaften[1] aufgenommen. Nach der Annexion Estlands durch die Sowjetunion arbeitete Anderson von 1940 bis Anfang 1945 an der Universität in Königsberg (Preußen). Nach Ende des 2. Weltkrieges lehrte Walter Anderson an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, wo er 1962 an den Folgen eines Verkehrsunfalls verstarb.
Zu Andersons wichtigsten Werken zählt die auf seiner Magisterarbeit von 1916 basierende Monografie Kaiser und Abt (Folklore Fellows' Communications 42, Helsinki 1923).
Werke (Auswahl)
- Kaiser und Abt. Die Geschichte eines Schwanks. Folklore Fellows' Communications 42, Helsinki, 1923.
- Die Marspanik in Estland 1921. Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 35/36, H. 4 Berlin, 1925-1926, S. 229-252
- Über P. Jensens Methode der vergleichenden Sagen-forschung. Eesti Vabariigi Tartu Ülikooli Toimetused, Dorpat, 1930.
- Der Schwank vom alten Hildebrand. Eine vergleichende Studie (I+II). Eesti Vabariigi Tartu Ülikooli Toimetused, Dorpat, 1932.
- Ein volkskundliches Experiment. Folklore Fellows' Communications 141, Helsinki, 1951.
Literatur
- Kurt Ranke (Hrsg.): Beiträge zur vergleichenden Erzählforschung. Festschrift für Walter Anderson. In: Folklore Fellows' Communications. Vol. LXIV, ACADEMIA SCIENTIARUM FENNICA, Helsinki
- Kurt Ranke: Anderson, Walter. In: Enzyklopädie des Märchens Bd. 1 (1977), Sp. 493-494
- Elo-Hanna Seljamaa: Walter Anderson: A Scientist beyond Historic and Geographic Borders, in: Kristin Kuutma & Tiu Jaago, Studies in Estonian Folkloristics and Ethnology. A Reader and Reflexive History, Tartu University Press, Tartu 2005 ISBN 9949-11-110-2
- Otto A. Webermann: Walter Anderson (1885-1962) [Nachruf]. In: Zeitschrift für Ostforschung. 12/1963, S. 708-718
Weblinks
- Literatur von und über Walter Anderson im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Folkloristik - Universität Tartu
- Volkskunde - Universität Kiel
- Folklore Fellows
Einzelnachweise
- ↑ Mitglied der Preußische Akademie der Wissenschaften auf BBAW.de
Kategorien:- Erzählforscher
- Ethnologe
- Volkskundler
- Märchenforschung
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