- Walter Bau
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Walter Bau Rechtsform Aktiengesellschaft Gründung 1865 (ab 1991 als Walter Bau) Auflösung 1. April 2005 (Eröffnung des Insolvenzverfahrens) Sitz Augsburg, Deutschland Mitarbeiter etwa 9.367 (2005) Branche Bauunternehmen Die Walter Bau AG war einer der großen deutschen Baukonzerne. Seine Geschichte geht bis in das Jahr 1865 zurück, am 1. April 2005 wurde das Insolvenzverfahren eröffnet.
Der internationale Baukonzern war in sämtlichen Baubereichen tätig, insbesondere im Schlüsselfertigbau, Ingenieurbau, Vorspann- und Geotechnik, Verkehrstechnik sowie in der Projektentwicklung. Der Konzern beschäftigte zuletzt rund 9.367 Mitarbeiter (weltweit), davon 6.888 in Deutschland, und erzielte 2004 eine Bauleistung von 3,283 Mrd. Euro. Die starke Konzentration auf den schwierigen deutschen Baumarkt wird als eine der Ursachen für die Insolvenz des Konzerns gesehen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Geschichte der konzernangehörigen Unternehmen ging bis in das Jahr 1865 zurück. Die Konzerngeschichte im engeren Sinn begann 1978, als Ignaz Walter die Mehrheit der Anteile an der Thosti Bauaktiengesellschaft übernahm. Sie entstand 1917 in Augsburg aus der Personengesellschaft Thormann + Stiefel, die 1876 von Alfred Thormann, Jean Stiefel und Tobias Schueller gegründet worden war.
1982 übernahm die Thosti AG die Düsseldorfer Boswau + Knauer AG und fusionierte 1983 mit ihr zu Walter Thosti Boswau (WTB) mit Sitz in Augsburg. 1988 übernahm WTB von der Schörghuber Gruppe die Heilit+Woerner Bau-AG, die 1980 durch Fusion des Münchener Bauunternehmens Heilmann & Littmann Bau-AG mit der KG Sager & Woerner entstanden war. 1871 hatte Jakob Heilmann ein Baugeschäft gegründet, in das 1892 der Architekturprofessor Max Littmann eintrat. Sager & Woerner wiederum ging auf das 1869 von Heinrich von Hügel und Michael Sager gegründete Bauunternehmen Hügel & Sager zurück, das 1898 mit dem der Gebrüder Woerner (namentlich Franz und Roman Woerner) fusioniert war.
1991 wurde WTB in Walter Bau-Aktiengesellschaft umfirmiert, und 1992 übernahm die Walter Beteiligungen und Immobilien AG zusammen mit der Stuttgarter Ed. Züblin AG die Aktienmehrheit an der DYWIDAG. Sie war 1865 als Lang und Cie., Betonwarenfabrik, Karlsruhe, durch Wilhelm Gustav Dyckerhoff und Heinrich Lang gegründet und 1867 nach dem Eintritt von Gottlieb Widmann in Dyckerhoff & Widmann KG umfirmiert worden, 1972 mit der Siemens-Bauunion zur Dyckerhoff & Widmann AG (DYWIDAG) fusioniert und hatte 1991 die Union-Bau AG, Hoyerswerda - vormals VEB Bau- und Montagekombinat Kohle und Energie - übernommen.
Nach dem Börsengang wurde die Walter Bau AG im Jahr 2000 mit der Heilit+Woerner Bau-AG und 2001 mit DYWIDAG fusioniert und trat fortan als Walter Bau AG vereinigt mit DYWIDAG am Markt auf. 2004 folgte ein Versuch, mit der Ed. Züblin AG zu fusionieren.
Am 13. Oktober 2008 kaufte Ignaz Walter die ehemalige Firmenzentrale im Zwangsversteigerungsverfahren zurück.
Insolvenz
Am 1. Februar 2005 stellte die Walter Bau AG den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Augsburg, nachdem eine Finanzierungslücke von 200 Millionen Euro entstanden war. Weitere Insolvenzanträge wurden am 4. Februar 2005 für elf Tochtergesellschaften gestellt. Das Insolvenzverfahren wurde am 1. April 2005 eröffnet und zum Insolvenzverwalter Wirtschaftsprüfer Werner Schneider, Schneider, Geiwitz & Partner, Augsburg, bestimmt. Die erste Gläubigerversammlung fand im Juni 2005 statt. Am Ende wurde der Baukonzern Opfer einer verfehlten Geschäftspolitik seines Namensgebers und der fehlenden Bereitschaft der Gläubiger und Banken, den Konzern zu retten.
Das Unternehmen STRABAG SE übernahm am 1. April 2005 die neu gegründete DYWIDAG Holding GmbH und stellte so die Fortführung eines Kernbereiches des Unternehmens sicher. Von den 6800 Stellen der Walter Bau AG bleiben 800 vorerst erhalten. Die kompletten Hoch- und Schlüsselfertigbau-Aktivitäten der STRABAG AG sind ab 1. Juli 2006 bei der Ed. Züblin AG vereinigt.
Im Rahmen des Insolvenzverfahrens geriet die Walter Bau AG im Juli 2011 erneut in die Schlagzeilen, nachdem der Insolvenzverwalter Werner Schneider eine Boeing 737 der Royal Thai Air Force bzw. des thailändischen Kronprinzen Maha Vajiralongkorn am Münchener Flughafen festsetzen ließ, um eine seit 20 Jahren offene Forderung von 36 Millionen € für den Bau einer Mautautobahn zwischen Bangkok und dem dortigen Flughafen durchzusetzen.[1] Am 1. August 2011 erklärte der Kronprinz, dass er – obwohl sonst an der Schuldangelegenheit unbeteiligt – die vom Insolvenzverwalter geforderte Sicherheitsleistung von 20 Millionen € aus eigener Kasse vorschießen wolle.[2] Das gepfändete Flugzeug wurde am 9. August 2011 nach Zahlung von 38 Millionen € durch die thailändische Regierung wieder freigegeben.[3]
Herausragende Baumaßnahmen
- Frauenkirche (Dresden)
- Sanierung Olympiastadion Berlin
- Riemarkaden München (Flughafen München-Riem)
- LTU arena in Düsseldorf
- Strelasundquerung
Einzelnachweise
- ↑ Walter-Bau-Insolvenz: Thailändisches Flugzeug beschlagnahmt. Bayerischer Rundfunk online, 13. Juli 2011, abgerufen am 13. Juli 2011.
- ↑ Affäre um gepfändeten Jet Kronprinz löst Boeing selbst aus. Bayerischer Rundfung online, 1. August 2011, abgerufen am 1. August 2011.
- ↑ Affäre um gepfändete Boeing: Starterlaubnis für thailändischen Prinzenjet. Bayerischer Rundfung online, 9. August 2011, abgerufen am 9. August 2011.
Weblinks
- Konzernvernichtung - (Prof. Ignaz Walter)
- Walter Bau ist am Ende - (Artikel in der Welt)
- Walter Bau im Insolvenzverfahren - 4000 Stellen weg - (Artikel in der FAZ)
- Pikantes Pfand: Kronprinz muss weiter auf Boeing verzichten - (Augsburger Allgemeine, Juli 2011)
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