- Heinrich von Hügel
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Georg Heinrich von Hügel (* 7. August 1828 in Mainz; † 2. August 1899 in Berlin) war ein deutscher Architekt und Eisenbahn-Bauunternehmer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nachdem Heinrich von Hügel 1850 in Darmstadt eine „spezielle Prüfung im Baufach“ abgelegt hatte, fand er von 1854 bis 1856 Beschäftigung beim Eisenbahnbau in der Pfalz. Danach machte er sich in den 50er/60er Jahren des 19. Jahrhunderts einen Namen als leitender Architekt (Direktions-Architekt) der Bayerischen Ostbahn. In dieser Funktion plante und errichtete er für seinen Arbeitgeber Eisenbahntrassen und die dazugehörenden Betriebsgebäude. Hierzu zählte auch der 1859 eröffnete, Regensburger Hauptbahnhof.
Später machte sich Heinrich von Hügel in München als Architekt selbstständig. So erbaute er dort das Zeughaus und das Palais des Grafen Schack. Ebenfalls von Hügel erbaut wurden die Villa Kustermann in Tutzing und 1867 das Theater in Franzensbad (heute Františkovy Lázně, Tschechien). In Bad Kissingen ließ er von 1878 bis 1880 in Zusammenarbeit mit seinem Bauleiter Wilhelm Carl von Doderer das Spielkasino errichten. 1883 erfolgte nach den Plänen und unter der Bauausführung von Heinrich von Hügel die Fertigstellung des Alice-Hospitals in Darmstadt (Dieburger Straße 21). Zwecks Förderung dieses wohltätigen Projekts, verzichtete von Hügel auf sein Honorar.
Neben seinen wechselnden Hauptwohnsitzen in München, Wien und Berlin, erwarb Hügel 1878 in Darmstadt die „Villa Breitwiesenweg“ als „Sommerwohnung“ (Wahrscheinlich, weil seine erste Frau, Marie Luise Vietor, aus Darmstadt stammte). Dem 1836 von dem Architekten Heinrich Lerch im klassizistischen Stil erbauten Haus, fügte Hügel zwei Anbauten an und errichtete daneben noch ein Gartenhaus und Ställe. Zusätzlich legte er einen Park an und erweiterte ihn. Bis auf das Gartenhaus (heutige Adresse: Brahmsweg 8), fiel das Anwesen im Zweiten Weltkrieg den Bomben zum Opfer.
Heinrich von Hügel nahm auch an vielen Konkurrenzen teil (z.B. für das Rathaus in München und das Parlamentsgebäude in Den Haag) und stellte auf der internationalen Kunstausstellung in München 1869 zahlreiche Pläne aus.
Bei seiner Bauplanung bediente er sich meistens der Formensprache der italienischen Renaissance. Sein Baustil zählt daher zu der Neurenaissance.
In das Baugewerbe stieg Heinrich von Hügel 1869 ein, als er gemeinsam mit Michael Sager in München das Bauunternehmen Hügel & Sager gründete. Rasch sehr erfolgreich, expandierte die Firma auch nach Österreich-Ungarn. Im Staatsauftrag errichtete sein Unternehmen in fast allen Reichteilen Bahnstrecken. Als Beispiele können genannt werden:
- Die Pustertalbahn (1869–1871): Eine normalspurige, eingleisige Eisenbahnstrecke im Pustertal zwischen Franzensfeste und Innichen.
- Die Temeswar-Orsowa-Bahn (1876-1878): Eine Schmalspurbahn entlang der Donau zwischen den Städten Timișoara nach Orșova im heutigen Rumänien.
- Die Bosnabahn (1878-1879): Eine schmalspurige, militärische genutzte Feldbahn von Bosnisch Brod (heute Bosanski Brod) nach Zenica.
Heinrich von Hügel stieg im Verlauf weniger Jahre zu einem der größten Eisenbahn-Bauunternehmer seiner Zeit auf. In Wien erwarb er ein Palais am Wiener Kolowratring (Seit 1928 Schubertring), welches sich zu einem gesellschaftlichen Treffpunkt entwickelte. Neben Musikern wie Johannes Brahms und Künstlern wie Caspar von Zumbusch, verkehrten dort vor allem die bekanntesten Architekten der Gründerzeit, darunter auch Heinrich von Ferstel und Carl Wilhelm von Doderer.
Nach seinem Tod wurde Hügel in Darmstadt auf dem „Alten Friedhof“ begraben. Das Grabmal wurde 1890-91 von dem Wiener Architekten Max von Ferstel errichtet und ist noch erhalten.
Ehrungen
Für seine Verdienste erhielt Heinrich Hügel verschiedene Ehrungen. So wurde er sowohl zum „Großherzoglich Hessischen Geheimen Baurat“ (1867), als auch zum „Königlich Bayerischen Baurat“ (1883) ernannt. Zudem wurden Heinrich Hügel 1875 von Österreich-Ungarn der persönliche Adel (auf Lebenszeit) und 1881 vom Königreich Bayern der erbliche Adel verliehen.
Familie
Heinrich von Hügel stammte aus bürgerlichen Verhältnissen. Sein Vater, David Martin Hügel (1794–1875), hatte es in Mainz erst zum Rhein-Reeder und später dann in Gießen zum „Großherzoglich Hessischen Güterexpedient“ der „Main-Weser-Bahn“ gebracht. Seine Mutter hieß Margarethe Brehm (1799–18?).
Seine erste Frau, Marie Luise Vietor (1836-1890), heiratete Heinrich von Hügel am 10. Juni 1857 in Darmstadt. Mit ihr hatte er vier Kinder. Seine Tochter Johanne Caroline Louise (1862-1946) heiratete Hügels leitenden Mitarbeiter und späteren Bauunternehmer Wilhelm Carl von Doderer (1855-1932). Eine anderer Tochter, Friederike Charlotte (1863-1949) heiratete den österreichischen Architekten Max von Ferstel (1859-1936). Mit dem österreichischen Schriftsteller Heimito von Doderer hatte Heinrich von Hügel zudem einen sehr berühmten Enkel.
Heinrich von Hügel heiratete in Berlin am 15. September 1891 in zweiter Ehe Anna (Aenny) Louise Garbe (1870-1931). Die Ehe blieb kinderlos.
Literatur
- Anton Bettelheim (Hrsg.): Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Band 4. Reimer, Berlin 1902, S. 149.
- Wolfgang Fleischer: Heimito von Doderer. Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00603-1, S. 11 ff..
- Eduard Grimmel: Hessisches Geschlechterbuch. Verlag von C.A.Starke, Limburg an Lahn 1964, S.240 f. und 249 f..
- Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler. 1. Band. Verlag von E.A. Seemann, Leipzig 1925, S. 53.
- Personalakte liegt im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt (Laufzeit: 1851-83). Kann auf Anfrage eingesehen werden.
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