Wandsbeker Industriebahn

Wandsbeker Industriebahn

Die Wandsbeker Industriebahn GmbH diente im Stadtteil Hamburg-Wandsbek 50 Jahre lang der Zustellung von Güterwagen vom eigenen Übergabebahnhof Hamburg-Wandsbek zu fast vierzig Industriebetrieben. Rund zwanzig davon waren die Gesellschafter dieser GmbH.

Bemerkenswert an dieser Bahn, die am 15. März 1916 eröffnet wurde, waren die Spurweite und der elektrische Betrieb.

Der Übergabebahnhof war mit dem Güterbahnhof der Lübeck-Büchener Eisenbahn-Gesellschaft – seit 1938 Deutsche Reichsbahn (bzw. nach dem Zweiten Weltkrieg Bundesbahn) – verbunden. Er besaß normal- und schmalspurige Gleise, die Strecken in den Straßen der Stadt waren ausschließlich in Meterspur verlegt worden. Ein Strang davon führte in nördlicher Richtung über den Holstenhofweg und die Straße Am Stadtrand (bis zum Groß-Hamburg-Gesetz 1937 die damalige Landesgrenze zwischen Hamburg und Preußen) zu über zwanzig Gleisanschlüssen mit dem Hauptkunden BECKACITE KUNSTHARZ G.m.b.H.. Der andere Strang zweigte auf eigenem Bahnkörper nach Westen ab zur Holzmühlenstraße, wo der zweite Großkunde, die Norddeutsche Hefe-Industrie (DHW), neben einigen kleineren Betrieben bedient wurde. Die Statistik nennt für 1961 eine Gesamtgleislänge von 7,8 km in Meterspur und 1,7 km Normalspur.

Die normalspurigen Güterwagen wurden auf Rollböcken, später auf Rollwagen[1] zugestellt. Die Züge wurden anfangs mit elektrischen Akku-Lokomotiven, die im Bahnhof auch an der Oberleitung betrieben werden konnten, ab 1919/20 bis 1957 mit Dampfloks befördert. Von 1941 bis zur Stilllegung am 30. Juni 1966 waren auch Dieselloks eingesetzt. Im Übergabebahnhof war bis zuletzt eine Ellok im Oberleitungsbetrieb tätig, obwohl die Bahnstrecke Lübeck–Hamburg (Vogelfluglinie) erst 2008 elektrifiziert wurde.

Nach Stilllegung der Industriebahn wurden bis in die 1980er Jahre noch normalspurige Güterwagen mit DB-Culemeyer-Straßenrollern zugestellt, wobei die Kesselwagen für die Firma Reichold (früher: BECKACITE KUNSTHARZ G.m.b.H.) im Werksgelände auf Schmalspur-Rollwagen abgesetzt wurden. Anders als bei der ebenfalls meterspurigen Ottensener Industriebahn sind heute keinerlei Schienenreste oder Oberbauten mehr sichtbar.

Lokomotiven

  1. AEG/Benrather Maschinenfabrik FNr.: ?/1896 – Bo-el, 1000 mm
    neu geliefert an Zementwerk, Raum Paderborn / Industriebetrieb in Münster (Hazemag oder Lancier ?) /1924 Wandsbeker Industriebahn »1« /1967 AEG, Berlin (zunächst vorgesehen als Museumsstück, um 1983 verschrottet)
  2. O&K FNr.: 25691/1957, Typ MV8 – Bdm, 1000 mm
    19. Oktober 1957 geliefert an Wandsbeker Industriebahn »2« /1966 Steinhuder Meer-Bahn (StMB) »101« /1971 Appenzeller Bahn [CH] »Tm 501« (September 1994 „iE“)
  3. O&K FNr.: 25692/1957, Typ MV8 – Bdm, 1000 mm
    19. Oktober 1957 geliefert an Wandsbeker Industriebahn »3« /1966 Steinhuder Meer-Bahn »103« /1972 Glaser, München (Händler) /1972 Bauunternehmung STRABAG, Hamburg, für Hafenausbau Lomé, Togo/Afrika (1980 „a vh“)
  4. Jung, Jungenthal (Kirchen (Sieg)) FNr.: 2888/1919, Typ 160/175 PS – 16,3 t, Bn2t (Dampflok), 1000 mm
    28. April 1919 geliefert an Wandsbeker Industriebahn »4«, 1957 stillgelegt, 1960 verschrottet
  5. O&K FNr.: 8784/1919 – Bt (Dampflok), 1000 mm
    neu geliefert an Wandsbecker Industriebahn »5« (1957 „a“, 1960 verschrottet)
  6. Deutz AG FNr.: 36778/1941, Typ A6M420 F – B, 1000 mm
    3. April 1941 geliefert an Wandsbeker Industriebahn, Wandsbeck »6« (1966 „a“, 1967 verschrottet)

Literatur

  • Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen, Teil 1: Schleswig-Holstein/Hamburg, Gifhorn 1972, ISBN 3-921237-14-9
  • Festschrift zum 700-ten Bestehen von Wandsbek, Herausgeber: Bezirksamt Wandsbek, 1996, Buchverlag Otto Heinevetter GmbH, Hamburg

Quellen und Weblinks

  1. 1940 von Orenstein & Koppel (O&K) gebaut, ca. 1950 auf 45 t Tragfähigkeit verstärkt

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