Wekselberg

Wekselberg
Wiktor Wekselberg

Wiktor Felixowitsch Wekselberg (auch Victor Feliksovich Vekselberg, z. B. im Schweizerischen HR[1][2], russisch Виктор Феликсович Вексельберг, wiss. Transliteration Viktor Feliksovič Veksel'berg; * 14. April 1957 in Drohobytsch) gehört als russischer Oligarch mit einem Vermögen von gut über 10 Milliarden Dollar gemäß Forbes Magazine zu den 100 reichsten Menschen der Welt[3]. Er ist Gründer und Besitzer der Renova Holding, die neben dem Ölkonzern TNK-BP und der ehemaligen Siberian-Urals Aluminium Company (SUAL, heute RUSAL), namhafte Beteiligungen unter anderem am Technologiekonzern OC Oerlikon besitzt.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Wekselberg wurde im westukrainischen Drohobytsch südlich von Lemberg geboren. Sein Vater war Jude, seine Mutter Ukrainerin. Sie war Mitglied der Kommunistischen Partei (KPdSU) und ist gemäß Wiktor Wekselberg „bis heute von dieser Ideologie überzeugt“.

Akademische Laufbahn

Durch sein Mathematik-Studium in Moskau kam Wekselberg 1971 erstmals aus Drohobytsch heraus. 1979 schloss er sein Studium an der Moskauer Technischen Hochschule Московский государственный университет путей сообщения (MIIT) ab. Er begann eine Karriere als Wissenschaftler und Forschungsdirektor am „Institute of Advanced Pneumatics“ in Moskau (u.a. Software für staatliche Energiekonzerne). Er begann seine Geschäftskarriere noch bevor die Sowjetunion 1991 zerbrach.

Firmen

KomWek

Noch als Wissenschaftler hatte Wiktor Wekselberg seine erste Firma gegründet, die Forschungs- und spätere Handelsfirma (zuerst die erlaubten Bartergeschäfte) NPO KomVek (Kompanie Wekselberg), die eng mit dem Irkutsk Aluminium Konzern zusammenarbeitete. Er verdiente seine erste Million mit dem Import von sehr begehrten westlichen Computern, ausgerüstet mit eigener Software, die er und seine Partner mit dem Sammeln und Verkauf von liegengelassenem Kupfer der staatlichen Energiekonzerne finanzierten.

Renova in Russland

1991 gründete er mit dem Exilrussen Leonard Blavatnik die Renova Holding (auch Access-Renova). Zwei Drittel der Anteile gehören zu Wekselbergs KomWek und ein Drittel zu Access Industries. Blavatnik lebte in den USA und brachte über sein Investmentunternehmen Access Industries westliches Kapital in die gemeinsame Firma ein. Renova erwarb sich schnell den Ruf, eine der fortschrittlichsten Investment- und Geschäftsfirmen in Russland zu sein, und investierte in zahlreichen Branchen. 1994 führte Renova in Russland die erste feindliche Übernahme einer Firma nach westlichem Muster durch und nutzte konsequent die Möglichkeiten der Privatisierung staatlicher Betriebe.

TNK-BP

Nach Jelzins Wiederwahl 1996 beteiligte sich Wekselberg an den Versteigerungen von Staatsbetrieben. Im Juli 1997 konnte er zusammen mit der Alpha-Gruppe 44 Prozent der Tyumen Oil (TNK) übernehmen. Dafür sollten 810 Millionen US-Dollar in die Tyumen Oil (TNK), einer der größten russischen Öl- und Gasfirmen, investiert werden. 1997 übernahm er die Kontrolle und führte TNK zum Joint Venture mit British Petroleum (BP).

Die TNK-BP wurde 2003 gegründet – sie gehört zu 50 % BP, zu 37,5 % der Alfa-Gruppe des Oligarchen Michail Fridman und zu 12,5 % der Access-Renova-Gruppe von Wiktor Wekselberg.

Auf Druck des Kremls unter Wladimir Putin musste sie im Juni 2007 ihren Anteil am ostsibirischen Gasfeld Kowytka deutlich unter Wert an Gazprom verkaufen. Wekselberg leitete ihre Erdgassparte und versucht, die Anteile zurückzukaufen, allerdings zu weitaus höherem Preis.

SUAL

Wekselberg beteiligte sich in den 1990er Jahren auch an den harten Kämpfen um die Kontrolle der russischen Aluminiumindustrie. Er kaufte Raffinerien im Ural und in Ostsibirien auf, um sie 1996 zur Siberian-Urals Aluminium Company (SUAL) zu vereinigen, die rund 20 Prozent des russischen Aluminiums produziert. Besonders wertvoll sind die europaweit größten Bauxitvorkommen des Konzerns und die Kontrolle über den zweitgrößten russischen Energieproduzenten Irkutskenergo, der die billige Energie für die Aluminiumproduktion liefert.

2003 beteiligte Wekselberg dann eine Investmentfirma der britischen Bankdynastie Fleming mit 23 Prozent am umstrukturierten SUAL-Konzern.

RUSAL

Im August 2006 leiteten die russischen Aluminiumriesen RUSAL (Besitzer die Magnaten/Oligarchen Oleg Deripaska und Roman Abramowitsch, gegründet 2000) und Sual (Besitzer Wiktor Wekselberg) mit dem Schweizer Rohstoffhändler Glencore (von Marc Rich gegründet, mit Sitz in Baar) eine Dreierfusion ein.

Am 14. Februar 2007 erfolgte der Zusammenschluss zum, gemessen an der Produktionsmenge, weltgrößten Aluminiumkonzern mit Anteilen von Rusal 64,5 %, Sual 21,5 % und Glencore 14 %.

Der damals weltweit größte Produzent von Rohaluminium hat einen globalen Marktanteil von beinahe einem Fünftel, sein Wert wird auf um die 25 Mrd. $ geschätzt, und unterhält Produktionsstandorte vor allem in Russland, aber auch in den USA, Skandinavien, China und Afrika sowie Bauxit- und Tonerderaffinerien in Russland, der Ukraine, Afrika, Australien und Südamerika.

Rusals Aufsichtsratschef ist Wiktor Wekselberg, die Geschäfte werden von Oleg Deripaska als CEO geführt, der auch im Aufsichtsrat sitzt. Neuer Generaldirektor wurde Aleksandr Bulygin.

Renova auch in Zürich

2004 richtete Wekselberg in Zürich vorerst seinen Zweitwohnsitz ein, wo ihm damals sein Rechtsanwalt Carl Stadelhofer Thomas Borer vorstellte, der dann auch in Wekselbergs Dienste trat, und gründete dort die Renova Group Equity Holdings AG[4] und Renova Management AG[5] – abgekürzt „Renova Holding“ oder „Renova Gruppe“. In der Schweiz kaufte er sich einerseits in die Züblin Immobilien Holding[6] ein, andererseits forciert Wekselberg von hier seine internationalen Beteiligungen. In Südafrika will er Mangan und in der Ukraine Titan fördern.

Die Renova-Gruppe, mit diversen Sitzen und Ablegern weltweit, umfasst Erdöl-, Erdgas-, Maschinenbau-, Chemie-, Telekom-, Immobilien- sowie Versorgungsfirmen, Gold- und Platinminen sowie einen Private Equity Fund. Die Holding hat Aktiven in Höhe von 9 Mrd. $ und beschäftigt indirekt 100 000 Leute.

Sie hält auch, aus Schweizer Sicht bedeutende, Beteiligungen an Nachfolgern einst berühmter Schweizer Konzerne und weiteren Firmen:

  • Züblin Immobilien (Ende 2004)
  • Unaxis (Juli 2006, Übernahme von 10,25 % der Anteilw der Österreicher Ronny Pecik und Georg Stumpf an ihrer Firma Victory Industriebeteiligung)
    OC Oerlikon (im Januar 2007 wurde die Erhöhung auf 13,8% bekanntgegeben, im Mai 2008 auf 39,1%[7])
  • Saurer (Juli 2006, über 10 %, die Victory hielt damals über 33 %, im April 2007 aber "eine kleine, nicht meldepflichtige Beteiligung")
  • Sulzer (April 2007, Übernahme von 32 %, davon 17,5 % in Aktien und als 14,4 % Call-Optionen, mit den Österreichern Ronny Pecik und Georg Stumpf und ihrer Firma Victory Holding über je hälftig gemeinsame Beteiligungsfirma Everest)
  • Ascom (Februar 2007)[8]

Avelar Energy

Im Dezember 2006 gründete die Renova Holding die Firma Avelar Energy Ltd.[9] und Avelar Management Ltd.[10], welche schon im Februar 2007 den italienischen Konzern Energetic Source SPA schluckte, der wiederum ein Drittel der Anteile am größten italienischen Windenergieerzeuger Vento Energia kontrolliert. Gleichzeitig begann Avelar Energy Ltd. mit dem schweizerischen High-Tech-Konzern OC Oerlikon, an welchem die Renova mit knapp 14 Prozent beteiligt ist, die Entwicklung und Produktion von eigenen Solarzellen.

Am 7. März 2007 gab die Avelar Energy Ltd. bekannt, dass sie in Italien, der Schweiz und Deutschland innerhalb von fünf Jahren 1 Milliarde Dollar in erneuerbare Energien investieren werde. Mit Wind-, Sonnen- und Bioenergie sollen 1.000 Megawatt produziert werden.

Immobilien

Kroatien

(eher Trivia)

Im Mai 2007 wurde bekannt (Artikel in der österreichischen Tageszeitung Kurier), dass Wekselberg "die teuerste Immobilie Kroatiens" - eine gründerzeitliche Prachtvilla im Zentrum von Dubrovnik - erworben habe und zu renovieren beabsichtige. Für "Bevorzugungen" beim Erwerb habe Wekselberg der Stadt Dubrovnik eine Konzerthalle versprochen.

Vermögen

Wiktor Wekselberg gehörte im Jahre 2006 mit einem Vermögen von 11,2 Milliarden Dollar gemäß Forbes Magazine zu den 44 reichsten Menschen der Welt. In der Liste der 61 russischen Dollar-Milliardäre vom Februar 2007 steht er damit gemäß dem Moskauer Wirtschaftsmagazin „Finans“ auf Rang 10.

Familie

Wiktor Wekselberg ist verheiratet mit Marina und hat zwei Kinder, Irina (geb. 1980) und Alexander (geb. 1988). Irina absolvierte die Business School in Yale und arbeitet für die Renova Group in Manhattan.

Mäzenatentum

Wiktor Wekselberg gründete 2000 die kulturhistorische Stiftung The Link of Times Cultural and Historical Foundation, welche außer Landes gebrachte historische und kulturelle Schätze suchen und nach Russland zurückholen soll.

Fabergé-Eier

Weksleberg kaufte im Februar 2004 von der Familie Forbes in New York City für rund 100 Millionen Dollar ihre berühmte Fabergé-Collection mit 190 Kunststücken, darunter auch neun kaiserlichen Fabergé-Eiern [1], die er im Kreml und weiteren Ausstellungen, wie auch in Zürich[11][12] oder Berlin[13] ausstellte.

Glocken des Danilow-Klosters

Eines der größeren Projekte sind auch die Glocken des Danilow-Klosters, welche 1930 vom amerikanischen Diplomaten und Industriellen Charles Crane vor dem Einschmelzen durch die Bolschewiken gerettet und auf verschlungenen Wegen nach Harvard gebracht worden waren. Dort wurde für sie eigens ein Turm im Lowell House der Harvard-Universität errichtet. Im September 2006 schenkte Wekselberg 1 Mil. $, um ihre Rückführung in das Danilow-Kloster in Russland im Sommer 2007 zu finanzieren und Ersatzglocken zu giessen.[14][15][16]

Fußball

  • 2006/07 Vermarktungsrechte für die internationalen Freundschaftsspiele des argentinischen Fußballteams

Einzelnachweise

  1. HR-Monitor: Victor Feliksovich Vekselberg
  2. HR-Monitor: Victor Feliksovich Vekselberg
  3. Viktor Vekselberg auf Platz 61 der The World’s Billionaires
  4. HR-Monitor: Renova Group Equity Holdings AG
  5. HR-Monitor: Renova Management AG
  6. Handelsregister des Kantons Zürich: Züblin Immobilien Holding AG
  7. NZZ online (10. Mai 2008): Vekselberg hält neu fast 40 Prozent an OC Oerlikon – Renova im Machtkampf vorne
  8. NZZ Online (15. Februar 2007): Ascom entlässt Konzernchef
  9. HR-Monitor: Avelar Energy Ltd.
  10. HR-Monitor: Avelar Management Ltd.
  11. Krusenstern (9. Juni 2006): Vernissage von "Fabergé in Zürich"
  12. Fabergé in Zürich
  13. Fabergé in Berlin
  14. The Harvard Crimson (11. September 2006): Lowell Bells May Return to Motherland
  15. Welt Online (1. August 2004): Kostbarkeiten für den Kreml
  16. Krusenstern (20. März 2007): Die legendären Glocken des Danilow-Klosters kehren heim

Weblinks

Artikel


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