- Wiktor Felixowitsch Wekselberg
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Wiktor Felixowitsch Wekselberg (auch Victor Feliksovich Vekselberg, z. B. im Schweizerischen Handelsregister,[1][2] russisch Виктор Феликсович Вексельберг, wiss. Transliteration Viktor Feliksovič Veksel'berg; * 14. April 1957 in Drohobytsch) ist ein russischer Oligarch und mit einem geschätzten Vermögen von 6,4 Milliarden Dollar gemäß Forbes Magazine 2010 gemeinsam mit vier anderen auf Rang 113 der reichsten Menschen der Welt.[3] Er ist Gründer und Besitzer der Renova Holding, die neben dem Ölkonzern TNK-BP und der ehemaligen Siberian-Urals Aluminium Company (SUAL, heute RUSAL), namhafte Beteiligungen unter anderem am Technologiekonzern OC Oerlikon besitzt. Nach Abschaffung der Pauschalbesteuerung für reiche Ausländer im Kanton Zürich kündigte Wekselberg an, im Herbst 2010 seinen Wohnort in den Kanton Zug zu verlegen. Nach eigenen Aussagen sei die geringe Steuerbelastung im Kanton Zug allerdings nur ein Grund von vielen für den Umzug.[4]
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Wekselberg wurde im westukrainischen Drohobytsch südlich von Lemberg geboren. Sein Vater war Jude, seine Mutter Ukrainerin. Sie war Mitglied der Kommunistischen Partei (KPdSU) und ist gemäß Wiktor Wekselberg „bis heute von dieser Ideologie überzeugt“.
Akademische Laufbahn
Durch sein Mathematik-Studium in Moskau kam Wekselberg 1971 erstmals aus Drohobytsch heraus. 1979 schloss er sein Studium an der Staatlichen Universität für Verkehrswesen Moskau (MIIT) ab. Er begann eine Karriere als Wissenschaftler und Forschungsdirektor am „Institute of Advanced Pneumatics“ in Moskau (u. a. Software für staatliche Energiekonzerne). Er begann seine Geschäftskarriere noch bevor die Sowjetunion 1991 zerbrach.
Unternehmen
KomWek
Noch als Wissenschaftler hatte Wiktor Wekselberg sein erstes Unternehmen gegründet, das Forschungs- und spätere Handelsunternehmen (zuerst die erlaubten Bartergeschäfte) NPO KomVek (Kompanie Wekselberg), das eng mit dem Irkutsk Aluminium Konzern zusammenarbeitete. Nach eigenen Angaben verdiente er seine erste Million mit dem Import von sehr günstigen westlichen Computern, die er mit eigener Software ausrüstete und teuer an die staatlichen Energiekonzerne verkaufte; ausserdem handelten er und sein Partner mit Kupferschrott der staatlichen Energiekonzerne, welchen sie sehr günstig einkauften und über staatliche Außenhandelsfirmen an große deutsche Firmen verkauften.[5]
Renova in Russland
1991 gründete er mit dem Exilrussen Leonard Blavatnik die Renova Holding (auch Access-Renova). Zwei Drittel der Anteile gehören zu Wekselbergs KomWek und ein Drittel zu Access Industries. Blavatnik lebte in den USA und brachte über sein Investmentunternehmen Access Industries westliches Kapital in das gemeinsame Unternehmen ein. Renova erwarb sich schnell den Ruf, eines der fortschrittlichsten Investment- und Geschäftsunternehmen in Russland zu sein, und investierte in zahlreichen Branchen. 1994 führte Renova in Russland die erste feindliche Übernahme eines Unternehmens nach westlichem Muster durch und nutzte konsequent die Möglichkeiten der Privatisierung staatlicher Betriebe.
TNK-BP
Nach Jelzins Wiederwahl 1996 beteiligte sich Wekselberg an den Versteigerungen von Staatsbetrieben. Im Juli 1997 konnte er zusammen mit der Alpha-Gruppe 44 Prozent der Tyumen Oil (TNK) übernehmen. Dafür sollten 810 Millionen US-Dollar in die Tyumen Oil (TNK), eines der größten russischen Öl- und Gasunternehmen, investiert werden. 1997 übernahm er die Kontrolle und führte TNK zum Joint Venture mit British Petroleum (BP).
Die TNK-BP wurde 2003 gegründet – sie gehört zu 50 % BP, zu 37,5 % der Alfa-Gruppe des Oligarchen Michail Fridman und zu 12,5 % der Access-Renova-Gruppe von Wiktor Wekselberg.
Auf Druck des Kremls unter Wladimir Putin musste sie im Juni 2007 ihren Anteil am ostsibirischen Gasfeld Kowytka deutlich unter Wert an Gazprom verkaufen. Wekselberg leitete ihre Erdgassparte und versucht, die Anteile zurückzukaufen, allerdings zu weitaus höherem Preis.
SUAL
Wekselberg beteiligte sich in den 1990er Jahren auch an den harten Kämpfen um die Kontrolle der russischen Aluminiumindustrie. Er kaufte Raffinerien im Ural und in Ostsibirien auf, um sie 1996 zur Siberian-Urals Aluminium Company (SUAL) zu vereinigen, die rund 20 Prozent des russischen Aluminiums produziert. Besonders wertvoll sind die europaweit größten Bauxitvorkommen des Konzerns und die Kontrolle über den zweitgrößten russischen Energieproduzenten Irkutskenergo, der die billige Energie für die Aluminiumproduktion liefert.
2003 beteiligte Wekselberg dann ein Investmentunternehmen der britischen Bankdynastie Fleming mit 23 Prozent am umstrukturierten SUAL-Konzern.
RUSAL
Im August 2006 leiteten die russischen Aluminiumriesen RUSAL (Besitzer die Magnaten/Oligarchen Oleg Deripaska und Roman Abramowitsch, gegründet 2000) und Sual (Besitzer Wiktor Wekselberg) mit dem Schweizer Rohstoffhändler Glencore (von Marc Rich gegründet, mit Sitz in Baar) eine Dreierfusion ein.
Am 14. Februar 2007 erfolgte der Zusammenschluss zum, gemessen an der Produktionsmenge, weltgrößten Aluminiumkonzern mit Anteilen von Rusal 64,5 %, Sual 21,5 % und Glencore 14 %.
Der damals weltweit größte Produzent von Rohaluminium hat einen globalen Marktanteil von beinahe einem Fünftel, sein Wert wird auf um die 25 Mrd. $ geschätzt, und unterhält Produktionsstandorte vor allem in Russland, aber auch in den USA, Skandinavien, China und Afrika sowie Bauxit- und Tonerderaffinerien in Russland, der Ukraine, Afrika, Australien und Südamerika.
Rusals Aufsichtsratschef ist Wiktor Wekselberg, die Geschäfte werden von Oleg Deripaska als CEO geführt, der auch im Aufsichtsrat sitzt. Neuer Generaldirektor wurde Aleksandr Bulygin.
Renova auch in Zürich
2004 richtete Wekselberg in Zürich vorerst seinen Zweitwohnsitz ein, wo ihm damals sein Rechtsanwalt Carl Stadelhofer Thomas Borer vorstellte, der dann auch in Wekselbergs Dienste trat, und gründete dort die Renova Group Equity Holdings AG[6] und Renova Management AG[7] – abgekürzt „Renova Holding“ oder „Renova Gruppe“. In der Schweiz kaufte er sich einerseits in die Züblin Immobilien Holding ein, andererseits forciert Wekselberg von hier seine internationalen Beteiligungen. In Südafrika will er Mangan und in der Ukraine Titan fördern.
Die Renova-Gruppe, mit diversen Sitzen und Ablegern weltweit, umfasst Erdöl-, Erdgas-, Maschinenbau-, Chemie-, Telekom-, Immobilien- sowie Versorgungsunternehmen, Gold- und Platinminen sowie einen Private Equity Fund. Die Holding hat Aktiven in Höhe von 9 Mrd. $ und beschäftigt indirekt 100.000 Leute.
Sie hält auch, aus Schweizer Sicht bedeutende, Beteiligungen an Nachfolgern einst berühmter Schweizer Konzerne und weiteren Unternehmen:
- Züblin Immobilien (Ende 2004)
- Unaxis (Juli 2006, Übernahme von 10,25 % der Anteile der Österreicher Ronny Pecik und Georg Stumpf an ihrem Unternehmen Victory Industriebeteiligung)
OC Oerlikon (im Januar 2007 wurde die Erhöhung auf 13,8 % bekanntgegeben, im Mai 2008 auf 39,1 %[8], im Juni 2010 auf 46,11 %)[9] - Saurer (Juli 2006, über 10 %, die Victory hielt damals über 33 %, im April 2007 aber "eine kleine, nicht meldepflichtige Beteiligung")
- Sulzer (April 2007, Übernahme von 32 %, davon 17,5 % in Aktien und als 14,4 % Call-Optionen, mit den Österreichern Ronny Pecik und Georg Stumpf und ihrem Unternehmen Victory Holding über das je hälftig gemeinsame Beteiligungsunternehmen Everest)
- Ascom (Februar 2007)[10]
Avelar Energy
Im Dezember 2006 gründete die Renova Holding das Unternehmen Avelar Energy Ltd.[11] und Avelar Management Ltd.,[12] welches schon im Februar 2007 den italienischen Konzern Energetic Source SPA kaufte, der wiederum ein Drittel der Anteile am größten italienischen Windenergieerzeuger Vento Energia kontrolliert. Gleichzeitig begann Avelar Energy Ltd. mit dem schweizerischen High-Tech-Konzern OC Oerlikon, an welchem die Renova mit knapp 14 Prozent beteiligt ist, die Entwicklung und Produktion von eigenen Solarzellen.
Am 7. März 2007 gab die Avelar Energy Ltd. bekannt, dass sie in Italien, der Schweiz und Deutschland innerhalb von fünf Jahren 1 Milliarde Dollar in erneuerbare Energien investieren werde. Mit Wind-, Sonnen- und Bioenergie sollen 1.000 Megawatt produziert werden.
Projekt Russisches Silicon Valley
Im März 2010 erhielt Wiktor Wekselberg von Präsident Dmitri Medwedew den Auftrag, in Skolkowo bei Moskau mit dem Innovationszentrum Skolkowo das russische Pendant zum amerikanischen Innovationszentrums Silicon Valley aufzubauen.
Immobilien
Kroatien
(eher Trivia)
Im Mai 2007 wurde bekannt (Artikel in der österreichischen Tageszeitung Kurier), dass Wekselberg "die teuerste Immobilie Kroatiens" - eine gründerzeitliche Prachtvilla im Zentrum von Dubrovnik - erworben habe und zu renovieren beabsichtige. Für "Bevorzugungen" beim Erwerb habe Wekselberg der Stadt Dubrovnik eine Konzerthalle versprochen.
Familie
Wiktor Wekselberg ist verheiratet mit Marina und hat zwei Kinder, Irina (geb. 1980) und Alexander (geb. 1988). Irina absolvierte die Business School in Yale und arbeitet für die Renova Group in Manhattan.
Mäzenatentum
Wiktor Wekselberg gründete 2000 die kulturhistorische Stiftung The Link of Times Cultural and Historical Foundation, welche außer Landes gebrachte historische und kulturelle Schätze suchen und nach Russland zurückholen soll.
Fabergé-Eier
Wekselberg kaufte im Februar 2004 von der Familie Forbes in New York City für rund 100 Millionen Dollar ihre berühmte Fabergé-Collection mit 190 Kunststücken, darunter auch neun kaiserlichen Fabergé-Eiern, die er im Kreml und weiteren Ausstellungen, wie auch in Zürich[13] oder Berlin[14] ausstellte.
Glocken des Danilow-Klosters
Eines der größeren Projekte sind auch die Glocken des Danilow-Klosters, welche 1930 vom amerikanischen Diplomaten und Industriellen Charles Crane vor dem Einschmelzen durch die Bolschewiken gerettet und auf verschlungenen Wegen in die USA gebracht worden waren. Dort wurde für sie eigens ein Turm im Lowell House der Harvard-Universität errichtet. Im September 2006 schenkte Wekselberg 1 Mio. US-$, um ihre Rückführung in das Danilow-Kloster in Russland im Sommer 2007 zu finanzieren und Ersatzglocken zu gießen.[15][16]
Fußball
- 2006/07 Vermarktungsrechte für die internationalen Freundschaftsspiele des argentinischen Fußballteams
Strafuntersuchungen
Fall Sulzer
Im April 2009 kündigte das Eidgenössische Finanzdepartement die Eröffnung eines Verwaltungsstrafverfahrens gegen Wekselberg, Ronny Pecik und Georg Stumpf an. Ihnen wurde vorgeworfen, beim Kauf von Beteiligungen am Maschinenbauunternehmen Sulzer gegen Meldepflichten verstossen zu haben.[17][18] Im Oktober 2010 wurde das Verfahren gegen Wekselberg, Ronny Pecik und Georg Stumpf gegen eine Wiedergutmachungszahlung von insgesamt zehn Millionen Franken eingestellt.[19]
Fall OC Oerlikon
Im Januar 2010 wurden Ronny Pecik, Georg Stumpf und Wekselberg vom Eidgenössischen Finanzdepartement je eine Buße von 40 Mio. Franken wegen vermeintlicher Nicht-Meldung einer Gruppe beim Verkauf eine Aktienpakets der damaligen Unaxis (heute OC Oerlikon) von Victory an Wekselberg auferlegt.[20] Der russische Vize-Ministerpräsident und Finanzminister Alexei Kudrin beschwerte sich daraufhin über die Buße.[21] Nach einem Brief Wekselbergs an den russischen Ministerpräsidenten Putin im März 2010 intervenierte dieser und beauftragte den stellvertretenden Ministerpräsidenten Igor Schuwalow mit dem Fall.[22] Werner Stauffacher, der Präsident des Kooperationsrats Schweiz/Russland, verlangte öffentlich eine „politische Lösung“.[23] Ende Mai 2010 wurde bekannt, dass Wekselberg die Buße ans Bundesstrafgericht in Bellinzona weiterzog.[24] Wekselberg, Pecic und Stumpf wurden vom Bundestrafgericht am 23. September 2010 freigesprochen. Die Bußen in der Höhe von je 40 Mio. Franken sind hinfällig.[25] Das Eidgenössische Finanzdepartement verzichtete nach eingehender Analyse der Urteilsbegründung auf den Weiterzug des Urteils vor das Schweizerische Bundesgericht in Lausanne.[26]
Weblinks
- Renova Group (engl.)
- Renova Group (rus.)
- Forbes List
- Wekselberg auf Russland Aktuell
- Machtnetz von Viktor Vekselberg: Russische Sphinx
Artikel
- Walter Mayr: Traumpaar vom Zürichsee, Der Spiegel, 22. Juli 2007
Einzelnachweise
- ↑ HR-Monitor: Victor Feliksovich Vekselberg
- ↑ HR-Monitor: Victor Feliksovich Vekselberg
- ↑ Forbes, The World's Billionaires 2010: Viktor Vekselberg auf Platz 113 der The World’s Billionaires
- ↑ Neue Zuger Zeitung Online, 9. Mai 2010: Russischer Milliardär zieht nach Zug
- ↑ Spiegel Online, 6. März 2006: | Im Westen wartet keiner auf mich, abgerufen am 2. Juni 2010
- ↑ HR-Monitor: Renova Group Equity Holdings AG
- ↑ HR-Monitor: Renova Management AG
- ↑ NZZ online (10. Mai 2008): Vekselberg hält neu fast 40 Prozent an OC Oerlikon – Renova im Machtkampf vorne
- ↑ Handelszeitung: OC Oerlikon: Renova hat Block von Victory übernommen und hält nun 46,11% Artikel vom 14. Juni 2010
- ↑ NZZ Online (15. Februar 2007): Ascom entlässt Konzernchef
- ↑ HR-Monitor: Avelar Energy Ltd.
- ↑ HR-Monitor: Avelar Management Ltd.
- ↑ Fabergé-Eier kommen nach Zürich
- ↑ Fabergé-Sammlung im Berliner Schloss Charlottenburg
- ↑ The Harvard Crimson (11. September 2006): Lowell Bells May Return to Motherland
- ↑ Welt Online (1. August 2004): Kostbarkeiten für den Kreml
- ↑ Eidg. Finanzdepartement, 6. April 2009: Fall Sulzer - Eröffnung des Verwaltungsstrafverfahrens
- ↑ NZZ, 6. April 2009: Strafverfahren gegen Vekselberg im Fall Sulzer
- ↑ Sulzer/EFD stellt Verfahren gegen Vekselberg, Pecik und Stumpf ein in: Handelszeitung vom 18. Oktober 2010
- ↑ Stocks, 28. Januar 2010: Oerlikon/Renova: EFD büsst Vekselberg - Russischer Investor rekurriert
- ↑ SF Tagesschau, 29. Januar 2010: Vekselberg-Busse belastet Beziehungen zu Russland
- ↑ Der Sonntag, 16. Mai 2010: Schweizer Busse gegen Viktor Vekselberg: Putin schaltet sich ein
- ↑ Tagesanzeiger, 16. Mai 2010: Putin knöpft sich die Schweiz vor
- ↑ sf.tv: Vekselberg zieht Rekordbusse ans Bundesstrafgericht weiter Artikel vom 30. Mai 2010
- ↑ 40-Millionen-Busse vorerst vom Tisch in: NZZ Online vom 23. September 2010
- ↑ Kein Weiterzug des Urteils in Sachen OC Oerlikon in: admin.ch vom 14. Dezember 2010
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