- West-Bank
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Das Westjordanland (arabisch الضفة الغربية, DMG aḍ-ḍaffa al-ġarbiyya, hebräisch: הגדה המערבית haGada haMa'arawit), auch Westjordanien, Judäa und Samarien (hebräisch יהודה ושומרון Jehuda we'Schomron) oder englisch West Bank, selten auch Cisjordanien, ist ein Gebiet im Nahen Osten. Es hat eine Fläche von 5.800 km².[1] Nach dem Untergang des Osmanischen Reiches gehörte es zum britischen Völkerbundsmandat für Palästina, wurde von der UN-Vollversammlung im Teilungsplan von 1947 dem zu gründenden arabischen Staat zugesprochen, was von arabischer Seite abgelehnt wurde. Im 1. Nahostkrieg 1948/49 wurde es von Jordanien völkerrechtswidrig besetzt. Seit dem israelischen Sieg über Jordanien im Sechstagekrieg 1967 wird es von Israel verwaltet. Als Kriegsfolge wurde Ost-Jerusalem von Israel erobert und annektiert und zur "unteilbaren Hauptstadt auf ewig" gemacht, doch wird dies international kontrovers betrachtet. Zusammen mit dem von der Hamas regierten Gazastreifen bildet das teils israelisch, teils von den der Fatah verwaltete Westjordanland die palästinensischen Autonomiegebiete.
Inhaltsverzeichnis
Begriffsgeschichte
Der neulateinische Name Cisjordanien bedeutet übersetzt soviel wie auf dieser Seite des Jordanflusses. Das analoge Transjordanien bedeutet übersetzt soviel wie auf der anderen Seite des Jordanflusses. Beide Begriffe waren historisch in Verwendung zur Beschreibung des britischen Völkerbundsmandat für Palästina, das damit in zwei Unterteile zergliedert wurde. Auftrag des britischen Völkerbundmandats war die Hilfe zur "Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina".
Transjordanien bezeichnete vor allem das Gebiet in den Grenzen des heutigen Jordaniens, und Cisjordanien wurde benutzt, um das Gebiet vom Jordanfluss westwärts bis zum Mittelmeer zu bezeichnen. Vor allem im englischen Sprachraum ist mit Cisjordanien das ganze Gebiet westlich des Jordanflusses gemeint, und die Verwendung der Bezeichnung Cisjordanien für das Westjordanland allein ist eher selten. Dies hat Gründe im älteren historischen Sprachgebrauch und in der Geschichte des britischen Völkerbundmandats für Palästina, wovon Cisjordanien das kleinere westliche Teilgebiet bildete. Im deutschen Sprachraum wird Cisjordanien jedoch durchaus als Bezeichnung für Westjordanland allein genommen.
Während der jordanischen Besatzungszeit, von 1948 bis 1967, etablierte sich der Begriff West Bank (zu Deutsch Westufer), einer direkten Übersetzung aus dem Arabischen. Als König Abdullah I. das Gebiet 1950 annektierte, wählte er diesen Namen um die Zugehörigkeit zu Transjordanien, das forthin auch East Bank genannt wurde, zu untermauern.[2] Der deutsche Name Westjordanland etablierte sich forthin als sinngemäße Übertragung aus dem Englischen.
Bereits im 19. Jahrhundert fand der Name Judäa und Samarien Verwendung. Dieser Name geht auf die beiden biblischen Landschaften zurück und wurde von den frühen Zionisten als hebräische Bezeichnung wiederbelebt. Irrtümlicherweise wird oft behauptet, mit der Verwendung von Judäa und Samarien wären bestimmte politische Absichten oder Besitzansprüche über das Westjordanland verknüpft. Tatsächlich handelt es sich aber nur um die korrekte hebräische Bezeichnung für das Gebiet.[2] In amtlichen israelischen Publikationen ist deshalb beinahe ausschließlich dieser Name zu finden, unabhängig von den geäusserten politischen Positionen.
Grenzen
Begrenzt wird das Westjordanland gegen Jordanien durch den Jordan, gegen Israel existiert keine natürliche Begrenzung – die Grenze verläuft südlich vom See Genezareth bogenförmig in Richtung Jerusalem, das sie durchschneidet, und erreicht in einem weiteren Bogen südöstlich von Hebron das Tote Meer.
Für Unruhe sorgt in der letzten Zeit der von der israelischen Regierung betriebene Bau einer provisorischen[3] israelischen Sperranlage entlang der Grenze zu Israel, die nur an wenigen Stellen entlang der Grünen Linie führt und sich bei den größeren israelischen Siedlungsblöcken tief ins Westjordanland einschneidet. Israel begründet die an einigen Stellen als Schutzmauer ausgebildete in weiten Teilen zaunartige Sperranlage mit dem Schutz des israelischen Staatsgebiets vor radikal-islamischen arabischen Terroristen und Selbstmordattentätern. Die Palästinenser vermuten jedoch eine geplante Annexion der auch nach Ansicht eines Gutachtens des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag illegal durch die Sperranlage vom Kernland abgetrennten Gebiete.[4] Diese Anlage umfasst teilweise im Westjordanland gelegene israelische Siedlungen, die weiter ausgebaut werden, was den Eindruck einer zukünftig entlang der Sperranlage vorgesehenen Grenze verstärkt - wie bereits bei der bei Ost-Jerusalem realisierten, einseitig von Israel gezogenen Grenze mit Annexion der großen Siedlungsblöcke. Durch diesen Zaun- beziehungsweise Mauerbau werden Verkehrswege zerschnitten und Anwohner enteignet.[5] Am deutlichsten zeigt sich dies im Gebiet östlich von Jerusalem und bei Qalqiliya, wo deren Einwohner trotz großer arabischer Bevölkerungsballungen zum Schutz jüdischer Siedlungen weitgehend erschwerten Zugang zum arabischen Kernland bekommen, während die radikalislamischen und arabischen Bombenattacken, Selbstmordattentate und Raketenangriffe gegen israelisches Staatsgebiet und zivile Bürger weitergehen. Die Regierung der palästinensischen Autonomiegebiete, sowohl die Hamas als auch die Fatah, sind in diese Attentate und Raketenangriffe verstrickt.
Bevölkerung
Die Bevölkerung des Westjordanland wird je nach Quelle mit ca. 1,5[6] bis 2,3[7] Millionen Arabern und mehr als 400.000 Juden (inklusive Ost-Jerusalem) angegeben. Die jüdischen Bewohner leben in Siedlungen, neben den arabischen Bewohnern und in den Gebieten, wo die Araber verdrängt wurden. Der arabische Bevölkerungsteil wächst vor allem durch seine hohe Geburtenrate. Westjordanland beherbergt noch einige Flüchtlingslager arabischer Kriegsflüchtlinge, die 1947/48 aus dem heutigen Staatsgebiet Israels in dieses Gebiet flohen. Dieser arabische Bevölkerungsteil schmilzt jedoch stetig in die arabische Bevölkerung und nimmt stetig ab. Auch die Zahl der jüdischen Bewohner nimmt derzeit im Vergleich viel langsamer aber stetig zu[8]. Der Zuwachs jüdischer Bewohner hängt stark von der politischen Lage und vom Bau neuer Siedlungen ab.
Wirtschaft
- Zur Wirtschaft in den palästinensischen Autonomiegebieten: siehe unter Palästinensische Autonomiegebiete
- Zur Wirtschaft in den israelischen Siedlungen: siehe unter Israel
Verkehr
Da keine Eisenbahnen mehr existieren, findet der Gesamtverkehr auf der Straße statt. Das Westjordanland besitzt ein Straßennetz von 4.500 km, von denen 2.700 km asphaltiert sind. Es existieren zwei getrennte Straßennetze zwischen den israelischen Siedlungen einerseits und den palästinensischen Städten und Dörfern andererseits. Es gibt drei asphaltierte Flughäfen, die jedoch nicht zivil genutzt werden.
Städte
Zu Städten im Westjordanland siehe Liste der Städte in den palästinensischen Autonomiegebieten oder Orte in Palästina
Siehe auch
- Nahostkonflikt
- Gazastreifen
- Golanhöhen
- Sechstagekrieg
- Schovrim Schtika
- Portal:Israel und Palästina
Quellen
- ↑ Länderinformationen des Auswärtigen Amtes zu den Palästinensischen Gebieten
- ↑ a b Forward: The Battle Over ‘Judea and Samaria’, 27.01.06, abgerufen am 17. Januar 2009
- ↑ Notwendig, legitim und provisorisch - Shimon Stein, israelischer Botschafter in Berlin zur Israelischen Sperranlage Deutschlandfunk-Interview von Hans-Joachim Wiese, 23. Februar 2004
- ↑ Internationaler Gerichtshof: Legal Consequences of the construction of a wall in the occupied Palestinian territory, 9. Juli 2004
- ↑ Moshe Zuckermann: Eine Mauer wird errichtet − Israel ist an einem Scheideweg angelangt. In: Aus Politik und Zeitgeschichte Nr. 35-36, 9. September 2002
- ↑ Israelischer Zensus 2006 + internationale Quellen: The Million Person Gap - The Arab Population in the West Bank and Gaza 2006 [1] [2]
- ↑ Palästinensischer Census 2007: [3] p.14
- ↑ der Standard: Jüdische Siedlungen im Westjordanland wachsen weiter, 27. Oktober 2006
31.96666666666735.3Koordinaten: 32° N, 35° O
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