Wilhelm Dröscher

Wilhelm Dröscher
Wilhelm Dröscher (links) mit Herbert Wehner 1976 in Dortmund

Wilhelm Dröscher (* 7. Oktober 1920 in Kirn; † 18. November 1977 in Hamburg) war ein deutscher Politiker (SPD). Er starb überraschend während des SPD-Bundesparteitages von 1977 in Hamburg.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Dröscher wurde im Weinbaugebiet Nahe im späteren Bundesland Rheinland-Pfalz geboren. Er war evangelischer Konfession und hatte mit seiner Ehefrau Lydia sechs Kinder. Sohn Peter Wilhelm Dröscher (* 1946) gehört für die SPD seit 1996 dem rheinland-pfälzischen Landtag an, Tochter Dorothee Giani-Dröscher (1947–2010) bekleidete verschiedene Funktionen innerhalb der Partei und war verheiratet mit Paul Leo Giani, Sohn Michael Dröscher (* 1949) ist Professor für Chemie und war 2005/06 Vorsitzender der Deutschen Bunsen-Gesellschaft.

Ausbildung und Beruf

Dröscher machte nach dem Volksschulbesuch eine kaufmännische Lehre und arbeitete bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges als Angestellter bei den Kirner Hartsteinwerken (heute Südwestdeutsche Hartsteinwerke). Von 1939 bis 1945 war er Soldat in der deutschen Wehrmacht, wurde mehrfach verwundet und geriet in Kriegsgefangenschaft. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse und dem Deutschen Kreuz ausgezeichnet.

Von 1945 bis 1948 arbeitete er in einem Sägewerk. Von 1953 bis 1957 ließ er sich in der Verwaltungsakademie Rheinland-Pfalz zum Verwaltungsfachmann ausbilden.

Politik

Partei

Dröschers politische Laufbahn begann 1946 mit dem Eintritt in die KPD. 1949 trennte er sich von dieser Partei und trat in die SPD ein. 1970 übernahm er den Vorsitz der rheinland-pfälzischen SPD und behielt das Amt bis zu seinem Tode 1977. 1973 wurde er in Parteivorstand und Präsidium der Bundes-SPD gewählt und wurde Vorsitzender der Geschäftskommission beim Parteivorstand. 1974 wählte ihn der Bund der Sozialdemokratischen Parteien der Europäischen Gemeinschaft zu seinem Präsidenten. Ab 1975 bekleidete er in der SPD das Amt des Bundesschatzmeisters.

Abgeordneter

Von 1946 bis 1948 saß Dröscher für die KPD im Stadtrat von Kirn.

Nach seinem Wechsel zur SPD war Dröscher von 1955 bis 1957 Landtagsabgeordneter in Rheinland-Pfalz, von 1957 bis zum 12. Oktober 1971 Mitglied des Deutschen Bundestages. Vom 9. Dezember 1965 bis zum 12. Oktober 1971 gehörte er auch dem Europaparlament an. Von 1971 bis 1975 war er erneut Mitglied des Landtages und als Fraktionsvorsitzender seiner Partei Oppositionsführer. In dieser Funktion war er auch zweimal Spitzenkandidat bei der Landtagswahl, unterlag aber immer dem Amtsinhaber Helmut Kohl.

Öffentliche Ämter

1949 wurde Dröscher Amtsbürgermeister von Kirn-Land und übte dieses Amt bis 1967 aus.

Ehrungen

Zum Andenken an Dröscher, den „guten Menschen von Kirn“, wurde schon eine Woche nach seinem Tod von der SPD die Wilhelm-Dröscher-Stiftung gegründet. Witwe Lydia Dröscher hatte zehn Jahre lang den Vorsitz inne; 1987 übernahm ihr Schwiegersohn Paul Leo Giani das Amt.

1982 wurde von der SPD der Wilhelm-Dröscher-Preis gestiftet, der jeweils zum Bundesparteitag vergeben wird und von einer Ausstellung begleitet wird. Der Preis ist (Stand 2005) mit 15.000 € dotiert.

Der SPD-Landesverband Rheinland-Pfalz verleiht die Wilhelm-Dröscher-Plakette.

Nach Dröscher wurden u. a. benannt:

  • in Kirn das Wilhelm-Dröscher-Haus, das ehemalige Amtsgericht, in dem seit 1977 u. a. die Altentagesstätte der Arbeiterwohlfahrt und seit 1998 der Betreuungsverein der AWO untergebracht sind
  • in Kirn die Wilhelm-Dröscher-Schule, eine Förderschule für Lernbehinderte (1994)
  • in Birkenfeld die Wilhelm-Dröscher-Straße (1987 im Beisein von Dröschers Witwe)

Weblinks

 Commons: Wilhelm Dröscher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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