Wilhelm von Österreich

Wilhelm von Österreich
Erzherzog Wilhelm von Österreich
Eugen-Villa (Haupthaus) am Holzschwemm-Kanal der Schwechat bei Baden bei Wien (1891) [Anm. 1]
Eugen-Villa (Gesamtanlage), von unweit der Burgruine Rauhenstein gesehen. [Anm. 2]

Erzherzog Wilhelm Franz Karl von Habsburg-Lothringen (* 21. April 1827 in Wien; † 29. Juli 1894 in Weikersdorf) war als der vierte Sohn des Feldmarschalls Erzherzog Karl und der Prinzessin Henriette Alexandrine von Nassau-Weilburg Erzherzog von Österreich.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Er machte den italienischen Krieg von 1848 und 1849 als Freiwilliger und den von 1859 als Feldartillerieinspektor mit. 1862 wurde er Gouverneur der Festung Mainz (Bundesfestung) und 1864 Generalinspektor der ganzen Artillerie und Feldmarschallleutnant. Nebenbei bekleidete er auch das Amt des Hoch- und Deutschmeisters des Deutschen Ordens. In der Schlacht von Königgrätz 1866 befehligte er die Artillerie und wurde verwundet. Am 4. Januar 1867 wurde er zum Feldzeugmeister befördert.

Wilhelm war ein eifriger Förderer des k.u.k. Heeresmuseums (heute Heeresgeschichtliches Museum) in Wien. Am 22. Februar 1885 konstituierte sich unter dem Protektorat und Vorsitz des Kronprinzen Rudolf und der Stellvertretung Wilhelms ein Komitee, dem die Bildung und Ausgestaltung des Museums oblag. Wilhelm suchte und fand die Unterstützung des Kaisers, seiner Familie, des Adels und des Bürgertums sowie des Reichskriegsministeriums. Unter seinem Eifer war „eine Fülle von Schätzen zusammengetragen worden, die sich der heutige Mensch kaum mehr vorstellen kann.“ Am 25. Mai 1891 schließlich wurde das neue k.u.k. Heeresmuseum im Arsenal feierlich durch Kaiser Franz Joseph eröffnet und seiner Bestimmung zugeführt. Dies geschah mit einer Geschwindigkeit und Qualität, welche ohne das Wirken des Erzherzog Wilhelm nicht möglich gewesen wäre.[1]

Der Erzherzog verbrachte vor allem die Sommermonate in dem von seinem Vater, Erzherzog Karl, erbauten Schloss Weilburg in Weikersdorf, Baden bei Wien, wo er bisweilen nicht im Haupthause, sondern in dem von seinem Bruder, Albrecht, initiierten kleinen Neubau, dem Stöckl, residierte.[2] Ab 1882 betrieb Erzherzog Wilhelm sein Vorhaben, in nächster Nähe zur Weilburg (300 m) seine eigene Sommerresidenz zu errichten. – Der von Architekt Franz Ritter von Neumann geplanten Villa[3], später und bis heute nach Wilhelms Erben Eugen-Villa genannt, wurde 1886 die Benützungsbewilligung erteilt.[4]

Erzherzog Wilhelm zog sich am 29. Juli 1894 bei einem in Zusammenhang mit einem Zug der elektrischen Bahn Rauhenstein—Baden eingetretenen Reitunfall schwere Kopfverletzungen zu und verstarb selben Tages in seiner unweit des Unfallorts gelegenen Villa.[5][6][7]

Im Hinblick auf den sich erstmals jährenden Todestag wurde von Erzherzog Eugen, dem Neffen (und Erben) des Verünglückten, ein Denkmal gespendet[8], eine Gedenksäule[9], errichtet von Paul Wasserburger[9], welche am 29. Juli 1895 kirchlich eingesegnet und vom Spender in das Eigentum der Gemeinde Weikersdorf übertragen wurde, diese verpflichtend, das Denkmal immerwährend zu erhalten[10]. Die Gedenksäule sollte ursprünglich direkt am Unglücksort aufgestellt werden, wurde jedoch aus verkehrstechnischen Rücksichten unweit davon, an der Ecke Helenenstraße zur Hildegardbrücke, platziert. Die Inschrift an der Tafel auf der Vorderseite des Sockels lautet:

„Erzherzog Wilhelm von Österreich Hoch- und Deutschmeister † 29. Juli 1894 —
Das Andenken des Gerechten währt ewiglich. Psalm CXI, 6557.“[11]

Zum 100. Todestag, 1994, wurde die Gedenksäule[Anm. 3] gemäß Schenkungsverpflichtung renoviert.

Literatur

  • Die k. k. bzw. k. u. k. Generalität 1816-1918 von Antonio Schmidt-Brentano, österreichisches Staatsarchiv
  • Oscar Criste: Wilhelm (Erzherzog von Österreich). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 55, Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 91–93.
  • Johannes Ressel: Kirchen und Kapellen, religiöse Gedenksäulen und Wegzeichen in Baden bei Wien. Ein Beitrag zur Geschichte, Heimatkunde und Kunstgeschichte. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Grasl, Baden 1982, ISBN 3-85098-131-2.

Einzelnachweise

  1. Heeresgeschichtliches Museum (Hrsg.): 100 Jahre Heeresgeschichtliches Museum. Bekanntes und Unbekanntes zu seiner Geschichte. Heeresgeschichtliches Museum, Wien 1991, S. 10.
  2. (…) Als Neubau ist das sogenannte „Stöckl“ zu betrachten (…). In: Badener Bezirks-Blatt, 20. Februar 1895, S. 2 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/bbb
  3. Hermina Hasenauer: Die Villenarchitektur Franz Ritter von Neumanns unter besonderer Berücksichtigung der Villa Erzherzog Wilhelm in Baden (1883–1886). Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 2004, Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  4. Erzherzog Eugen Villa. In: burgen-austria.com, 16. März 2003, abgerufen am 1. Mai 2011.
  5. Seine k. u. k. Hoheit. In: Wiener Zeitung, Extra-Ausgabe, 30. Juli 1894, S. 1 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  6. † Erzherzog Wilhelm.. In: Neue Freie Presse, Abendblatt, 30. Juli 1894, S. 1 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  7. Erzherzog Wilhelm †.. In: Die Presse (1848–1896), 30. Juli 1894, S. 1 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/apr
  8. Denkmal für Erzherzog Wilhelm.. In: Badener Bezirks-Blatt, 27. Juli 1895, S. 3 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/bbb
  9. a b Ressel: Kirchen und Kapellen, S. 144.
  10. Denkmal für Erzherzog Wilhelm.. In: Badener Bezirks-Blatt, 31. Juli 1895, S. 3 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/bbb
  11. Ressel: Kirchen und Kapellen, S. 145.

Anmerkungen

  1. Lage.
  2. Gebäudeteile links: ehemalige Stallungen, in den 1980er-Jahren zu einem Wohntrakt ausgebaut.
  3. Lage.

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Maximilian Joseph von Österreich-Este Hochmeister des Deutschen Ordens
1863–1894
Eugen von Österreich-Teschen
Meyers Konversationslexikons logo.svg Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.



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