William H. Rehnquist

William H. Rehnquist
William Rehnquist

William Hubbs Rehnquist (* 1. Oktober 1924 in Milwaukee, Wisconsin; † 3. September 2005 in Arlington, Virginia) war ein US-amerikanischer Jurist und von 1986 bis 2005 Vorsitzender Richter des Supreme Court of the United States (Chief Justice of the United States).

Leben

Rehnquist stammte von schwedischen Einwanderern ab. Er wurde 1924 als Sohn des Papierhändlers William Benjamin Rehnquist und der Übersetzerin Margery geb. Peck geboren und bekam den Namen William Donald. Seinen mittleren Namen änderte er während seiner Zeit an der High School in Hubbs, den Geburtsnamen seiner Großmutter. Er diente von 1943 bis 1946 in der US Army. An der Stanford University erwarb er die Titel Bachelor, Master und LL.B.; er besaß auch einen Master der Harvard University. Rehnquist war 1951 und 1952 als Praktikant beim Supreme Court tätig; von 1953 bis 1969 praktizierte er in Phoenix, Arizona, als Rechtsanwalt. Daneben engagierte er sich in der Republikanischen Partei, unter anderem als Rechtsberater bei der Präsidentschaftskandidatur Barry Goldwaters 1964.

1969 ging Rehnquist nach Washington, D.C. und war dort als Assistant Attorney General im Justizministerium tätig, bis er am 7. Januar 1972 offiziell zum Richter (Associate Justice) am Supreme Court wurde. Präsident Richard Nixon hatte ihn als Nachfolger des ausgeschiedenen John Marshall Harlan vorgeschlagen, und der Senat hatte mit 68:26 Stimmen zugestimmt.

Zum Vorsitzenden Richter (Chief Justice) des höchsten Bundesgerichts wurde William H. Rehnquist nach dem Rücktritt von Warren E. Burger 1986 auf Vorschlag von Präsident Ronald Reagan ernannt; auch hier stimmte der Senat, trotz heftiger Auseinandersetzungen, schließlich mit 65:33 Stimmen zu. Antonin Scalia übernahm seinen Sitz als Associate Justice.

In seiner langen Amtszeit hat Rehnquist den Supreme Court und indirekt die US-amerikanische Politik geprägt. Er galt als pragmatischer Konservativer und war Verfechter einer streng am Text bleibenden Auslegung der Verfassung der Vereinigten Staaten. In entsprechenden Fällen votierte er für die Beibehaltung bzw. Wiedereinführung der Todesstrafe, gegen Abtreibung und für mehr Rechte der Einzelstaaten (Föderalismus). In seinen frühen Jahren am Supreme Court, als dieser unter Warren Burger sehr liberale Standpunkte einnahm, war er oft in der Minderheit. Seine abweichenden Meinungen etwa im Fall Roe v. Wade trugen ihm den Spitznamen „Lone Ranger“ (einsamer Hüter) ein. Durch seine Urteilsbegründungen stärkte er die Macht des US-Präsidenten und der Bundesstaaten, während er gleichzeitig die Befugnisse des Kongresses beschränkte.

Mit der Ernennung weiterer konservativer Richter wurden aber seine Standpunkte wieder mehrheitsfähig, obwohl das Gericht sich bemühte, frühere Entscheidungen nicht völlig umzustoßen. Spätestens nach seiner Ernennung zum Chief Justice wurde er zum Mehrheitsführer. Allgemein galt der Supreme Court unter Rehnquist als konservativer als in früheren Zusammensetzungen. Richter Rehnquist und eine knappe Mehrheit traf so die umstrittene Entscheidung von Bush v. Gore (Dez. 2000). Andererseits stimmte er auch mit der Mehrheit in Dickerson v. United States (Jun. 2000), in der die wichtige Entscheidung Miranda v. Arizona (Jun. 1966) vom liberalen Warren Court aufrechterhalten wurde.

1998 leitete er die Sitzungen des Senates zum Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Bill Clinton.

In den Jahren 2004/2005 konnte Rehnquist an einer großen Zahl von Sitzungen des Gerichts nicht teilnehmen, da er an Schilddrüsenkrebs litt. Er vereidigte jedoch im Januar 2005 Präsident George W. Bush für seine zweite Amtszeit. Seine Erkrankung ließ jedoch Spekulationen laut werden, ob er nicht von seinem Amt frühzeitig zurücktreten würde, die sich nach dem Rücktrittsschreiben seiner Kollegin Sandra Day O’Connor im Juli 2005 verstärkten. Am 14. Juli stellte er jedoch öffentlich klar, dass er seinen Posten behalten würde, solange seine Gesundheit ihm dies erlauben würde. Er starb am 3. September 2005 und war damit der erste Richter des Supreme Court seit Fred M. Vinson († 1953), der im Amt starb. Der konservative Jurist John Roberts wurde Nachfolger von Rehnquist und am 29. September 2005 als neuer Oberster Richter der USA vereidigt. Rehnquists Leichnam wurde auf dem Nationalfriedhof Arlington beigesetzt.

Rehnquist war seit 1953 mit Natalie Cornell († 1991) verheiratet. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: James, Janet und Nancy.

Weblinks

 Commons: William Rehnquist – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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