- Bachelor of Laws
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Bachelor of Laws ist ein akademischer Grad, der durch ein entsprechendes Studium der Rechtswissenschaft erworben werden kann. Die Abkürzung dieses Bachelorgrades lautet LL.B., was für Legum Baccalaureus steht, wobei LL. die lateinische Art der Abkürzung für den Plural „Rechte“ ist. An diesen Abschluss kann man einen - dann konsekutiven - Master of Laws (LL.M.) anschließen. Dabei bezeichnete dieser ehemals originär englische akademische Grad den Abschluss eines Studiums des römischen Rechts und des englischen Rechts (common law und equity). Bei der Übertragung nach Deutschland wurde die Bezeichnung unkritisch übernommen. Der Plural ist dabei jedoch ebenso unpassend, wie der Plural von Jus: Jura in Deutschland, der auf die Gesamtheit von kanonischem Recht und weltlichem Recht zurückgeht. In der Schweiz wurde mit der Gradbezeichnung Bachelor of Law (B Law) insofern eine zeitgemäße Abkürzung gewählt.
Inhaltsverzeichnis
Deutschland
Der LL.B. kann in Deutschland an einigen Hochschulen erworben werden. Er allein eröffnet jedoch nicht den Weg zum Rechtsreferendariat. Da erst mit dem zweiten Staatsexamen die Befähigung zum Richteramt (als Zugangsvoraussetzung für die sog. reglementierten juristischen Berufsfelder) erworben wird, bleibt der Zugang zu den klassischen juristischen Berufen Richter, Staatsanwalt und Rechtsanwalt zunächst verschlossen. Aktuell bereitet der Bundesverband der Wirtschaftsjuristen von Fachhochschulen e.V. allerdings eine Verfassungsbeschwerde vor, um zumindest eine teilweise Öffnung des Marktes für Rechtsberatungen bzgl. wirtschaftsrechtlicher Zusammenhänge für Juristen ohne Status eines Volljuristen zu erreichen.[1]
Es ist jedoch bereits nach aktueller Rechtslage möglich, in Verfahren ohne Anwaltszwang vor den Amtsgerichten (§ 79 Abs. 2 Satz 2,3 ZPO), Verwaltungsgerichten (§ 67 Abs. 2 Satz 2,3 VwGO), Arbeitsgerichten (§ 11 Abs. 2 Satz 2,3 ArbGG), Sozialgerichten (§ 73 Abs. 2 Satz 2,3 SGG) und vor den Finanzgerichten (§ 62 Abs. 2,3 FGO) aufzutreten. Durch die genannten Vorschriften erhalten unter anderem Behörden und juristische Personen des öffentlichen Rechts sowie Unternehmen die Berechtigung, sich von ihren entsprechend bevollmächtigten Beschäftigten gerichtlich vertreten zu lassen. Das gleiche gilt für Gewerkschaften und Sozialverbände, die als Prozessbevollmächtigte ihrer Mitglieder ihre hauptamtlichen Mitarbeiter mit der Prozessvertretung beauftragen.
In diesem Rahmen und im Rahmen des Rechtsdienstleistungsgesetzes sind folglich auch die LL.B. berechtigt, klassische außergerichtliche und gerichtliche Rechtsarbeit zu leisten. Dazu gehört sowohl die Rechtsberatung als auch die Vertretung vor Gericht.
Bologna-Prozess
Anlass für die Einführung des LL.B.-Abschlusses in Deutschland ist die 1999 in Bologna getroffene Vereinbarung der EU-Staaten über die Vereinheitlichung der Hochschulabschlüsse. Ein Element dieser Vereinbarung war die Schaffung konsekutiver Studiengänge, also die Einführung der Abschlüsse Bachelor und Master für alle Studiengänge. In Deutschland führte dies aber im Bereich der Rechtswissenschaften zu Konflikten, weil die juristische Ausbildung traditionell stark reglementiert ist und ein anderes, aber ebenfalls zweistufiges Ausbildungssystem, der sog. Volljurist, existiert. Logische Folge der Bologna-Erklärung wäre es zwar gewesen, dass auch in Deutschland die Abschlüsse LL.B. und LL.M. eingeführt werden, aber bisher weigern sich Staat und Standesvertreter und wollen das System des Einheitsjuristen erhalten. So sind inzwischen nur Diskussionen über eine Reform der Juristenausbildung geführt und kleinere Änderungen vorgenommen worden. Der Bologna-Prozess findet daher im Bereich juristischer Ausbildung nur sehr begrenzt statt.
Entwicklung
Die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald hatte zum Wintersemester 2000/2001 als erste Universität in Deutschland einen modularisierten juristischen Studiengang mit dem Abschluss Bachelor of Laws eingeführt, welcher parallel zum oder separat vom fortdauernd angebotenen juristischen Staatsexamen erworben werden konnte. Der Studiengang Bachelor of Laws wurde im Jahr 2002 von der ZEvA in Hannover akkreditiert. Die Akkreditierung war zeitlich auf fünf Jahre befristet und ist laut Akkreditierungsrat am 30. September 2007 ausgelaufen. Eine Reakkreditierung wurde von der Universität Greifswald nicht mehr beantragt.[2]
Der Bachelor of Laws an der Universität Greifswald wurde im Sommersemester 2010 geschlossen. [3]
Hingegen bietet die Fernuniversität Hagen, die als zweite staatliche Universität einen juristischen Studiengang entsprechend den Vorgaben des Bologna-Prozesses schuf, diesen auch weiterhin an.[4]
An der Universität Hamburg bestand die Möglichkeit, den akademischen Grad Baccalaureus Juris zu erwerben. Um diese Variante des LL.B. zu erhalten, war erforderlich, dass man mindestens sechs Semester im Rahmen eines regulären Studiums auf das Erste Juristische Staatsexamen hin studiert, einige Zusatzkurse, eine Baccalaureaus-Arbeit geschrieben und die entsprechenden Leistungspunkte erzielt hat. Nach dem Abschluss Baccalaureus Juris bestand darüber hinaus die Möglichkeit, nach einem weiteren Jahr den Abschluss Magister Juris zu erwerben.[5]
Die Hochschule Fulda bietet seit dem Wintersemester 2007/2008 einen Bachelorstudiengang im Sozialrecht an, der ebenfalls zum Bachelor of Laws (LL.B.) führt.[6] Weiterhin wird in Zusammenarbeit mit der Universität Kassel das weiterführende Studium zum LL. M. Sozialrecht / Sozialwirtschaft angeboten.[7]
Die HTWG Konstanz hat zum Wintersemester 2010/2011 einen Bachelorstudiengang im Bereich Wirtschaftsrecht mit dem Abschluss Bachelor of Laws (LL.B.) eingeführt.[8]
Die Universität Hamburg hat ihren Studiengang reformiert. Der Abschluss Baccalaureus Juris wird nicht mehr angeboten und wurde durch einen Studiengang zum Bachelor of Laws (LL.B.) ersetzt. Der neue Studienabschluss kann in zwei verschiedenen Ausführungen belegt werden. Angeboten werden die Varianten Finanzen und Versicherung mit Schwerpunkt Recht (LL.B.) und Arbeits- und Sozialmanagement mit Schwerpunkt Recht (LL.B.). Nach Abschluss eines LL.B. kann man nach einem zweisemestrigen Aufbaustudiengang zusätzlich den Hochschulgrad des Master of Laws erreichen.[9]
Die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin bietet neben einem wirtschaftsrechtlichen LL.B.[10] und einem Studiengang Rechtsmanagement (LL.B.)[11], in dem auch das Zwangsvollstreckungsrecht stärker im Vordergrund steht, seit 2008 einen generalistischen Studiengang Recht - Ius (LL.B.) an, der in sechs Semestern ausschließlich die drei Rechtsgebiete Privatrecht, Öffentliches Recht und Strafrecht vermittelt, ohne wirtschaftswissenschaftliche Inhalte.[12]
Seit 2010 wird an der Universität Rostock der achtsemestrige Studiengang Good Governance (LL.B.) angeboten, der nach einem interdisziplinären ersten Studienjahr ebenfalls ein generalistisches Rechtsstudium aller drei Rechtsgebiete beinhaltet.[13]
An einigen Hochschulen, wie der Bucerius Law School in Hamburg, ist der LL.B.-Grad jedoch ein Abschluss, der während des Studiums auf dem Weg zu den Staatsexamina (die den Zugang zu den klassischen Berufen erlauben) verliehen wird, sodass der Weg hier zum klassischen Volljuristen auch über einen LL.B. führen kann.[14]
Studienmöglichkeiten im Sommersemester 2010
Universitäten
- Universität Bielefeld (hier handelt es sich um ein juristisches Studium, der zu erwerbende Titel heißt aus formalen Gründen allerdings B. A.)
- Technische Universität Dresden (LL.B. Law in Context) [15]
- Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
- Fernuniversität Hagen
- Universität Hamburg
- Universität Kassel
- Leuphana Universität Lüneburg
- Universität Mannheim [16]
- Universität Bremen zusammen mit Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg - Comparative and European Law - Hanse Law School (Fach-Bachelor) [17] [18]
- Universität Osnabrück [19]
- Universität Rostock
- Universität Siegen (LL.B. Deutsches und Europäisches Wirtschaftsrecht) [20]
- Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) (LL.B. German and Polish Law)
Monofakultäre Hochschulen
Fachhochschulen
- Hochschule Pforzheim
- HTWG Konstanz
- Fachhochschule Köln
- Hochschule Aschaffenburg
- Fachhochschule Anhalt, Abteilung Bernburg (auch LL.M.-Studium)
- Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung Recklinghausen [21] (auch LL.M.-Studium)
- Europäische Fernhochschule Hamburg
- HFH Hamburger Fern-Hochschule
- Technische Fachhochschule Wildau
- Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften (auch LL.M.-Studium)
- Fachhochschule Bielefeld
- Fachhochschule Frankfurt am Main (auch LL.M.-Studium)
- Fachhochschule Mainz
- Fachhochschule Wiesbaden (auch LL.M.-Studium)
- Fachhochschule für Oekonomie & Management (auch LL.M.-Studium)
- Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen
- Fachhochschule Osnabrück [22]
- Fachhochschule Schmalkalden [23]
- SRH Hochschule Heidelberg (auch LL.M.-Studium)
- Hochschule Fresenius an den Standorten Idstein & Köln
- Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg
- Hochschule Niederrhein
- Hochschule Hof (auch LL.M.-Studium)
- Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin [24]
- Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (auch LL.M.-Studium)
- Hochschule Wismar [25]
- Hochschule Fulda - University of Applied Sciences [26]
- Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen
- Technische Akademie Wuppertal
- Fachhochschule Schmalkalden
- DIPLOMA – Fachhochschule Nordhessen [27]
- Rheinische Fachhochschule Köln [28]
- Fachhochschule der Wirtschaft Paderborn [29]
Österreich
An österreichischen Universitäten wurde der Bachelor für das rechtswissenschaftliche Studium noch nicht eingeführt. Eine Umsetzung ist in Planung, wird von den juristischen Fakultäten aber häufig abgelehnt.[30]
Die Wirtschaftsuniversität Wien[31] und die Johannes Kepler Universität Linz[32] bieten jedoch ein Bachelor-Studium Wirtschaftsrecht an, das ebenfalls mit dem Titel LL.B. abgeschlossen wird. An der Universität Salzburg wird mittlerweile ein Bachelorstudium Recht und Wirtschaft[33] angeboten.
Schweiz
Die Stiftung Universitäre Fernstudien Schweiz bietet einen Bachelor-Studiengang der Rechtswissenschaften an[34]. Ebenso haben die Universitäten von Fribourg, Basel, Bern, Luzern und Zürich einen sechs Semester dauernden, in Modulen strukturierten Bachelorstudiengang der Rechtswissenschaften eingeführt, allerdings wird dieser Abschluss nicht mit LL.B., sondern mit B Law abgekürzt.[35] Inhaltlich umfasst das Studium nach dem Hagener Modell die drei grundlegenden Rechtsgebiete Zivil-, Straf- und öffentliches Recht.
Literatur
- Claus Dieter Classen: Juristische Bachelor- und Masterabschlüsse - neue Wege der Juristenausbildung. Eine protokollarische Dokumentation, Greifswald 2001, Ernst-Moritz-Arndt-Universität, ISBN 3-86006-171-2.
Weblinks
- Streitgespräch zum LL.B. (PDF-Datei; 89 kB).
- Zur Reform der Juristenausbildung.
- Die Modulare Juristenausbildung.
Einzelnachweise
- ↑ Bundesverband der Wirtschaftsjuristen von Fachhochschulen e. V.: Vorbereitung einer Verfassungsbeschwerde (abgerufen am 30. März 2011)
- ↑ Bachelor und Master: Universität Greifswald verzichtet auf Akkreditierungen
- ↑ Vgl. Bachelor of Laws in Greifswald geschlossen
- ↑ Erste Bachelor of Laws-Absolventen an der Fernuni Hagen
- ↑ Bewerbungsinformationen für die Online-Bewerbung, Wintesemester 2008/2009, Gliederungspunkte 3.5
- ↑ http://www.hs-fulda.de/index.php?id=445
- ↑ http://www.hs-fulda.de/index.php?id=8778
- ↑ http://www.htwg-konstanz.de/Wirtschaftsrecht.3681.0.html
- ↑ Bachelorstudiengänge an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät Hamburg
- ↑ Wirtschaftsrecht (LL.B.)
- ↑ Rechtsmanagement (LL.B.)
- ↑ Recht-Ius (LL.B.)
- ↑ Good Governance (LL.B.)
- ↑ http://www.law-school.de/jurastudium.html?&L=0
- ↑ http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/juristische_fakultaet/studium/bachelor_laws
- ↑ http://www.unternehmensjurist.uni-mannheim.de/startseite/index.html
- ↑ http://www.uni-oldenburg.de/studium/30135.html?id_studg=331
- ↑ http://www.jura.uni-bremen.de/typo3/cms405/index.php?id=273
- ↑ http://www.jura.uos.de/html/195.htm
- ↑ http://www.dewr.de
- ↑ http://www.fh-gelsenkirchen.de/fb10
- ↑ http://www.wiso.fh-osnabrueck.de/wir-ba.html
- ↑ http://www.fh-schmalkalden.de/Wirtschaftsrecht.html
- ↑ http://www.htw-berlin.de/
- ↑ http://www.hs-wismar.de/528+M54a708de802.html
- ↑ http://www.hs-fulda.de/index.php?id=445
- ↑ http://www.blindow-gruppe.de/index.php?type=ausbildung&BID=64
- ↑ http://www.rfh-koeln.de/de/Studienangebote/Wirtschaft/WR/index.php?navid=14
- ↑ http://fhdw.de/Startseite-FHDW-in-Paderborn.aspx
- ↑ http://www.bachelor-studium.net/bachelor-of-laws.html
- ↑ http://www.wu-wien.ac.at/lehre/guidebachelor
- ↑ http://www.llb.jku.at/
- ↑ http://www.uni-salzburg.at/portal/page?_pageid=73,57757&_dad=portal&_schema=PORTAL
- ↑ http://www.bachelorlaw.ch/
- ↑ http://www.unilu.ch/deu/rechtswissenschaft_159932.aspx
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