- Harlan Fiske Stone
-
Harlan Fiske Stone (* 11. Oktober 1872 in Chesterfield, Cheshire County, New Hampshire; † 22. April 1946 in Washington D.C.) war ein US-amerikanischer Jurist und Politiker. Er fungierte als US-Justizminister unter US-Präsident Calvin Coolidge sowie als der zwölfte Chief Justice of the United States.
Inhaltsverzeichnis
Studium und Beruf
Stone absolvierte zunächst ein allgemein bildendes Studium am Amherst College in Massachusetts, das er 1894 mit einem Bachelor of Arts (B.A.) beendete. Von 1895 bis 1896 war er dann Geschichtslehrer an der Adelphi Academy in Brooklyn.
1895 begann er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Columbia Law School, das er 1898 mit einem Bachelor of Laws (LL.B.) abschloss. Nach der Zulassung zum Rechtsanwalt war er zunächst in der Kanzler Satterlee, Sullivan & Stone und später als Partner in der Kanzlei Sullivan & Cromwell tätig. Bereits 1899 wurde er Assistenzprofessor an der Columbia Law School, die ihn von 1902 bis 1905 zum Professor für Rechtswissenschaften berief. Von 1910 bis 1923 war er dann als Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Columbia University tätig.
Familie
Stone war mit Agnes Harvey Stone (1873–1958) verheiratet. Sie hatten (mindestens) zwei Kinder.
Der Sohn Marshall Harvey Stone war ein Mathematiker, dessen Hauptarbeitsgebiet die Analysis, besonders die Funktionalanalysis, war und der auch zur Theorie der Booleschen Algebren beitrug.
Daneben hatten sie noch den Sohn Lauson Harvey Stone (1904 - 1999), der mit Jane Hunter Colwell Stone (1901 - 2001) verheiratet war.
Politische Laufbahn
Justizminister unter Präsident Coolidge
Am 7. April 1924 berief ihn Präsident Calvin Coolidge, sein Klassenkamerad am Amherst College, als Nachfolger von Harry M. Daugherty zum Justizminister (Attorney General) in sein Kabinett. In dieser Funktion war er am 10. Mai 1924 verantwortlich für die Berufung von J. Edgar Hoover zum Direktor des Ermittlungsbüros des Justizministeriums, das dieser zum Federal Bureau of Investigation (FBI) ausbaute und bis zu seinem Tod am 2. Mai 1972 leitete.
Am 2. Mai 1925 trat er von seinem Amt als Justizminister zurück. Nachfolger wurde John G. Sargent.
Oberster Gerichtshof
Richter am Supreme Court
Nach seinem Rücktritt als Justizminister wurde er von Präsident Coolidge zum Richter (Associate Judge) am United States Supreme Court nominiert.
Seine 1926 verfasste Urteilsbegründung in einem Streitverfahren der Bundesstaaten Massachusetts und New York wird noch heute von Rechtswissenschaftlern und Studenten wegen des Schreibstils als eine der schlechtesten Urteilsbegründungen in der Geschichte des Obersten Gerichtshofes betrachtet. Im Laufe der Jahre wurde er jedoch zu einem angesehenen Richter des Supreme Court.
Zusammen mit den Richtern Louis Brandeis und Benjamin N. Cardozo bildete er zwischen 1932 und 1937 den liberalen Flügel des Obersten Gerichts. Die als „Drei Musketiere“ bezeichneten Richter unterstützten mit ihren Meinungen im Wesentlichen die von Präsident Franklin D. Roosevelt eingeleitete Politik des New Deal.
Auf der anderen Seite sahen sie sich jedoch den vier konservativen Richtern (den sogenannten „Vier Reitern“) James C. McReynolds, George Sutherland, Pierce Butler und Willis Van Devanter gegenüber. Aufgrund des insoweit neutralen damaligen Chief Justine Charles Evans Hughes und dem Richter Owen Roberts kam es daher oftmals zu unterschiedlichen Entscheidungsmehrheiten. In dieser Zeit war er Verfasser mehrerer bedeutender Entscheidungen zum Arbeits- und Handelsrecht.
Aufstieg zum Chief Justice
Seine Unterstützung für Roosevelts New Deal brachte ihm die Sympathie des Präsidenten ein, der ihn am 3. Juli 1941 als Nachfolger von Hughes zum 12. Chief Justice of the United States ernannte. In dieser Funktion begründete er am 31. Juli 1942 die Entscheidung „Ex parte Quirin“, in der das Oberste Gericht die durch ein Militärgericht gegen mehrere deutsche Saboteure verhängten Urteile zu langjährigen Haftstrafen sowie mehreren Todesurteilen bestätigte. Außerdem war er am 3. Dezember 1945 Verfasser eines Grundsatzurteils zur Prozessführung in Zivilprozessen.
Am 22. April 1946 verstarb er während einer Urteilsverkündung. Stone war bis heute der einzige Richter, der auf allen neun Richterstühlen des Supreme Courts saß.
Zu einer Kontroverse kam es, als er in seinen posthum erschienenen Memoiren den Nürnberger Gerichtshof, der die Hauptkriegsverbrecher der Zeit des Nationalsozialismus verurteilte, als eine gegen Deutsche gerichtete „Lynchpartie ersten Ranges" bezeichnete.
Sonstige Ämter und Auszeichnungen
Neben seiner juristischen Laufbahn war er auch Präsident der Vereinigung der Rechtswissenschaftlichen Fakultäten. Außerdem war er Vorstandsvorsitzender der National Gallery of Art in Washington. Bereits 1900 wurde ihm von seiner Alma Mater, dem Amherst College, ein Master of Arts (M.A. h. c.) verliehen, dem sich 1913 die Verleihung eines Doctor of Laws LL.D. h. c. anschloss. 1924 erhielt er den Ehrendoktortitel der Yale University sowie 1925 jeweils einen Doctor of Laws h. c. der Columbia University sowie des Williams College in Williamstown (Massachusetts).
Veröffentlichungen und wichtige Entscheidungen
- Stone, H. F.: "Public Control of Business", 1940 (Entscheidungssammlung)
- Stone, H. F.: "United States v. Darby, 1941"
- Stone, H. F.: "International Shoe v. State of Washington, 1945"
- Stone, H. F.: "Law and Its Administration", New Jersey, Ausgabe 2001.
- Mason, Alpheus T./ Stone, H. F.: "Harlan Fiske Stone: Pillar of the Law", New York, 1956 (Memoiren, posthum)
Weblinks und Hintergrundliteratur
Allgemeine biographische Informationen und Hintergrundliteratur:
- Harlan Fiske Stone in der Datenbank von Find A Grave
- Biographien der Kabinettsmitglieder von Präsident Coolidge
- Biographie auf der Homepage des Justizministeriums
- Biographie auf der Homepage des U.S. Supreme Court
- Biographie im US-Rechtslexikon
- Galston, Miriam: "Activism and Restraint: The Evolution of Harlan Fiske Stone's Judicial Philosophy", 1995
- Konefsky, Samuel Joseph: "Chief Justice Stone and the Supreme Court. Reprint, 1971. New York
- Urofsky, Melvin I.: "Division and Discord: The Supreme Court Under Stone and Vinson, 1941–1953". Columbia: Univ. of South Carolina Press, 1997.
Artikel im TIME-Magazine über Stones Berufung und Amtszeit als Justizminister:
- "A Resignation", Artikel im TIME-Magazine vom 15. Oktober 1923
- "From New Hampshire", Artikel im TIME-Magazine vom 14. April 1924
- "Enforce The Law!", Artikel im TIME-Magazine vom 21. April 1924
- "Confirmed", Artikel im TIME-Magazine vom 16. Februar 1925
Artikel im TIME-Magazine über Stones Amtszeit als Richter am Supreme Court:
- "Decisions", Artikel im TIME-Magazine vom 6. Dezember 1926
- "Supreme Matters", Artikel im TIME-Magazine vom 6. Mai 1929
- "Enforcer-in-Chief", Artikel im TIME-Magazine vom 27. Januar 1930
- "Question of Conscience", Artikel im TIME-Magazine vom 25. Januar 1932
- "Cardozo for Holmes", Artikel im TIME-Magazine vom 22. Februar 1932
- "Old Men, New Battles", Artikel im TIME-Magazine vom 15. November 1937
- Underdog into Cow", Artikel im TIME-Magazine vom 17. Februar 1941
Artikel im TIME-Magazine über Stones Amtszeit als Chief Justice und Nachruf:
- "Ominous Decision", Artikel im TIME-Magazine vom 22. Juni 1942
- "The Dissenting Court", Artikel im TIME-Magazine vom 9. Oktober 1944
- "In Trust", Artikel im TIME-Magazine vom 24. Dezember 1944
- "The Case Should Be Stayed...", Artikel im TIME-Magazine vom 29. April 1946
Randolph | Bradford | Lee | Lincoln | Breckinridge | Rodney | Pinkney | Rush | Wirt | Berrien | Taney | Butler | Grundy | Gilpin | Crittenden | Legaré | Nelson | Mason | Clifford | Toucey | Johnson | Crittenden | Cushing | Black | Stanton | Bates | Speed | Stanbery | Evarts | Hoar | Akerman | Williams | Pierrepont | Taft | Devens | MacVeagh | Brewster | Garland | Miller | Olney | Harmon | McKenna | Griggs | Knox | Moody | Bonaparte | Wickersham | McReynolds | Gregory | Palmer | Daugherty | Stone | Sargent | W. Mitchell | Cummings | Murphy | Jackson | Biddle | T. Clark | McGrath | McGranery | Brownell | Rogers | Kennedy | Katzenbach | R. Clark | J. Mitchell | Kleindienst | Richardson | Saxbe | Levi | Bell | Civiletti | Smith | Meese | Thornburgh | Barr | Reno | Ashcroft | Gonzales | Mukasey | Holder
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Harlan Fiske Stone — Infobox Chief Justice name = Harlan Fiske Stone imagesize = caption = office = 12th Chief Justice of the United States termstart = July 3 1941 termend = April 22 1946 nominator = Franklin Delano Roosevelt appointer = predecessor = Charles Evans… … Wikipedia
Harlan Fiske Stone — noun United States jurist who served on the United States Supreme Court as chief justice (1872 1946) • Syn: ↑Stone • Instance Hypernyms: ↑jurist, ↑legal expert … Useful english dictionary
Harlan F. Stone — 12th Chief Justice of the United States In office July 3, 1941 – April 22, 1946 … Wikipedia
Harlan F. Stone — Harlan Stone (um 1930) Harlan Fiske Stone (* 11. Oktober 1872 in Chesterfield, New Hampshire; † 22. April 1946 in Washington (D.C.)) war ein US amerikanischer Jurist, Politiker, Justizmin … Deutsch Wikipedia
Stone, Harlan Fiske — born Oct. 11, 1872, Chesterfield, N.H., U.S. died April 22, 1946, Washington, D.C. U.S. jurist. He studied at Columbia Law School and later practiced law while serving as dean (1910–23). Pres. Calvin Coolidge appointed him U.S. attorney general… … Universalium
Stone, Harlan Fiske — (1872 1946) Born in Chesterfield, New Hampshire, and a graduate of Amherst College in 1894 and Columbia University Law School in 1898, Harlan Fiske Stone became the eleventh chief justice of the Supreme Court. After beginning his own private… … Historical Dictionary of the Roosevelt–Truman Era
Stone, Harlan Fiske — (11 oct. 1872, Chesterfield, N.H., EE.UU.–22 abr. 1946, Washington, D.C.). Jurista estadounidense. Estudió en la escuela de derecho de la Universidad de Columbia y más tarde ejerció la profesión mientras se desempeñaba como decano (1910–23). El… … Enciclopedia Universal
Stone,Harlan Fiske — Stone, Harlan Fiske. 1872 1946. American jurist who served as an associate justice (1925 1941) and the chief justice (1941 1946) of the U.S. Supreme Court. * * * … Universalium
Harlan — may refer to:Peopleurname*Bob Harlan, Chairman and CEO of the NFL s Green Bay Packers *Byron B. Harlan (1886 1949), American attorney and politician *Byron G. Harlan (1861–1936), American singer *Christiane Harlan (b. 1932), German actress,… … Wikipedia
Harlan — ist der Vorname folgender Personen: Harlan Coben (* 1962), US amerikanischer Autor Harlan Erwin Mitchell (1924–2011), US amerikanischer Politiker Harlan Fiske Stone (1872–1946), US amerikanischer Jurist und Politiker Harlan ist der Familienname… … Deutsch Wikipedia