Willibald-Gymnasium (Eichstätt)

Willibald-Gymnasium (Eichstätt)
Willibald-Gymnasium
Schulform Sprachliches und naturwissenschaftlich-technologisches Gymnasium
Gründung 1564
Ort Eichstätt
Land Bayern
Staat Deutschland
Koordinaten 48° 53′ 13,5″ N, 11° 11′ 41″ O48.88708055555611.194730555556Koordinaten: 48° 53′ 13,5″ N, 11° 11′ 41″ O
Schüler ca. 700
Lehrer ca. 50
Leitung Gerhard Miehling
Website www.willibald-gymnasium.de

Das Willibald-Gymnasium (kurz: WG) ist ein sprachliches und naturwissenschaftlich-technologisches Gymnasium in Eichstätt. Namenspatron der Schule ist der heilige Willibald, der um 700 in Eichstätt lebte.

Inhaltsverzeichnis

Namensgebung

Bis 1965 hieß die Schule „Gymnasium mit Oberrealschule“, seit 1965 dann „Willibald-Gymnasium“, nach dem ehemaligen Collegium Willibaldinum, aus dem sie hervorgegangen war.

Geschichte

Die Wurzeln des Gymnasiums reichen bis in die Zeit der Karolinger zurück. Mitte des 8. Jahrhunderts rief der Bistumsgründer Willibald eine Klosterschule ins Leben. Im 11. Jahrhundert war die Schule bereits eine Domschule geworden. Nach diesem 400-jährigen Aufstieg folgte ein ebenso langer Abstieg, der zum Ende der Domschule führte. 1564 errichtete Bischof Martin von Schaumberg an ihrer Stelle das „Collegium Willibaldinum“. Wie viele andere Schulen in Europa zu dieser Zeit wurde die Schule im Jahr 1614 den Jesuiten übertragen. Sie errichteten ein neues Schulhaus, das spätere „Kasiono-Gebäude“ am Jesuitenplatz, dem heutigen Leonrodplatz. Mit der Aufhebung des Jesuitenordens (1773) ging diese sehr erfolgreiche Schulepoche Eichstätts zu Ende.

Die nächsten Jahre blieb die Schule in bischöflicher Hand und war Studienschule bzw. Bürgerschule. Nach der Säkularisation unterstand die Schule 1803 bis 1805 der Kurfürstlich-salzburgischen Herrschaft und ab 1806 der Königlich-Bayerischen Herrschaft. 1816 wurde die 6- bis 8-kursige Kgl. Studienschule zur 4-kursigen Kgl. Lateinschule abgewertet und erst nach vielen Eingaben der Stadt und des Bischofs bei der königlichen Regierung 1839 zur Königlichen Studienanstalt aufgewertet und erweitert.

Ab diesem Zeitpunkt spricht man von einem humanistischen Gymnasium. Seit 1842 war der ehemalige Domherrnhof der Herren von Ulm-Erbach („Ulmer Hof“) das Hauptgebäude der Schule. Als weitere Gebäudetrakte wurden seit 1897 die Aula als Turnhalle (mit später angebautem Musik- und Zeichensaal) und seit 1952 die ehemalige Standortverwaltung für die Klassen der Oberrealschule (ab 1965 Mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium) genutzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg schnellten die Schülerzahlen von knapp 300 auf über 800 an.

1965 benannte sich das Gymnasium nach seinem Begründer Willibald. 1968 führte die Schule den neusprachlichen Zweig ein (anstelle von Altgriechisch tritt Französisch als Fremdsprache).

Auf die bereits 1970 begonnenen Planungen für ein Schulzentrum Schottenau (mit neuem Gymnasialgebäude) und den Baubeginn im Mai 1975 erfolgte zum Schuljahr 1977/1978 die Fertigstellung. Der Kostenaufwand für den Neubau des Gymnasiums belief sich auf 20,3 Mio. Mark. Die bisherigen Gymnasialeinrichtungen wurden von der Katholischen Universität Eichstätt übernommen.

Die Schule heute

Fremdsprachenfolge: Im sprachlichen Zweig des Gymnasiums kann zwischen Latein-Englisch-Französisch und Englisch-Latein-Französisch gewählt werden, seit 2009 auch Englisch-Französisch-Spanisch. Spanisch kann auch als spätbeginnende Fremdsprache ab der 10. Klasse gewählt werden. Im naturwissenschaftlich-technologischen Zweig kann zwischen Englisch-Latein und Englisch-Französisch gewählt werden.

Austauschpartner

  • Frankreichaustausch:

Vom Schuljahr 1982/1983 bis 2007/2008 führte das Willibald-Gymnasium einen Schüleraustausch mit dem Collège Louis Aragon in Torcy durch. Der östlich von Paris gelegene Vorort befindet sich im Gebiet Seine-et-Marne (Frankreich). Diese Beziehung kam unter Vermittlung des französischstämmigen Lehrers Jean-Pol Martin zustande, der an der damaligen Gesamthochschule die Stelle für die Didaktik des Französischen innehatte. Bis zum Jahr 2004 haben so mehr als 600 Schüler und Schülerinnen an diesem Austausch teilgenommen. Für seine Bemühungen um die deutsch-französische Beziehung wurde Johann Kraus, der seit 1984 die Organisation des Austausches leitete, im Jahr 1993 mit der Ehrenmedaille der Stadt Torcy ausgezeichnet. Im Schuljahr 2010/2011 findet erstmalig ein Austausch mit dem Collège Les Vieilles Vignes in Cozes (Region Poitou-Charentes, in der Nähe der Atlantikküste, zwischen La Rochelle und Bordeaux) statt.

  • Seit 2002 findet zweijährig ein Schüleraustausch mit Oklahoma (USA) statt.
  • Ebenfalls ist der jährlich abwechselnde Besuch von Schülern des Jesuiten-Gymnasiums Kaunas (Litauen) bzw. des Willibald-Gymnasiums zu erwähnen.
  • Seit 1990 besteht Kontakt zwischen dem Schulchor und dem Jugendchor des Gymnasiums Zschopau mit regelmäßigen gegenseitigen Besuchen und Konzerten.

Pädagogische Neuerungen

Der Didaktiker Jean-Pol Martin hat die Methode Lernen durch Lehren zu Beginn der 1980er-Jahre an dieser Schule entwickelt und von hier aus verbreitet.

Förderverein

Durch Initiative von Martin Regensburger wurde 1971 die Vereinigung der Freunde des Willibald-Gymnasiums e. V. ins Leben gerufen. Vereinsvorsitzender ist derzeit Altlandrat Konrad Regler.

Bekannte Lehrer und Schüler

Schulleiter

  • 1926–1937: Gotthard Brunner
  • 1937–1945: Dr. Michael Bacherler
  • 1945–1946: Dr. Heinrich Brand, Kommissarischer Schulleiter
  • 1950–1953: Dr. Max Ludwig Wolff (* 1.März 1888; † 30. November 1957)
  • 1953–1971: Hans Kunz
  • 1971–1984: Dr. Helmut Hroß
  • 1984–1988: Dr. Ulrich Gößwein
  • 1988–2004: Albert Lell
  • Seit 2004: Gerhard Miehling

Bekannte Lehrer

  • Michael Hemmer, Geographie (1992–1994), Universitätsprofessor für das Fach Didaktik der Geographie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster[1]
  • Jean-Pol Martin, Französisch (1980-2009), Professor für Didaktik der französischen Sprache und Literatur an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (1980-2008) (Lernen durch Lehren)

Bekannte Absolventen

Auszeichnungen für Schüler

  • 1980/1981: Anton Strobel, 11. Klasse, Reisepreis Wien im Schülerwettbewerb "Alltag im Nationalsozialismus" der Körber-Stiftung, Hamburg, für den Beitrag "Das Schicksal der ländlichen Familie im Nationalsozialismus". Nach Materialien aus Familienbesitz beschreibt der Verfasser die Geschichte seines Großvaters, der als Bürgermeister, BVP- und Bauernverbandsfunktionär in Mittelfranken wirkte. Wegen seiner konsequenten Gegnerschaft zum NS-Regime wurde er verfolgt, mehrfach verhaftet und ins KZ eingeliefert. [5]
  • 1991/1992: Birgit Kaussner, 13. Klasse, Buchpreis im Schülerwettbewerb „Deutsche Geschichte“ der Körber-Stiftung, Hamburg, für eine Untersuchung über das Tabuthema: „Die Thingstätte in Eichstätt als Denkmal“ [amphitheaterähnliche Anlage, 1933 von den Nationalsozialisten errichtet und für Sonnenwendfeiern und Propagandaveranstaltungen benutzt][6]
  • 1996: Nicole Kreuzer, Willibald-Gymnasium Eichstätt, Hauptpreis beim Ostkunde-Schülerwettbewerb „Die deutsche Ostsiedlung – von der Völkerwanderung bis ins 20. Jahrhundert“. als Beitrag zur Völkerversöhnung und zum Abbau der Vorurteile und Feindbilder[7];
  • Oliver Daltrop vom Willibald-Gymnasium Eichstätt, 3. Platz beim Landesentscheid von „Jugend forscht“ im Bereich Chemie für die „Bestimmung des Eisengehaltes verschiedener Doggererzproben aus der Umgebung von Nennslingen“
  • 2000: Ludwig Klam (19 Jahre) vom Willibald-Gymnasium Eichstätt, Landessieger des Wettbewerbs „Jugend forscht 2000“ im Bereich Physik für „die Simulation von Interferenzen an speziellen Gittern“[8];
  • Theresia Asbach vom Willibald-Gymnasium Eichstätt, 3. Platz beim Landesentscheid von „Jugend forscht“ in der Sparte Geo- und Raumwissenschaften für eine Arbeit zum Thema: „Die Tauglichkeit der Verkehrsinfrastruktur für Radfahrer am Beispiel Eichstätt“
  • 2002: Elisabeth Beck vom Willibald-Gymnasium, Sieg beim Regionalentscheid von „Jugend forscht“ in der Sparte Biologie für die Facharbeit: „Brutbiologische Beobachtungen an einem Wanderfalkenhorst“ mit Hilfe der Videoaufzeichnungen aus dem Jahr 2000[9]

Schülerorganisationen

Schülerzeitung Durchblick

Die Schülerzeitung Durchblick, mit zahlreichen Auszeichnungen versehen, blickt auf eine Historie von mehr als 25 Jahren und inzwischen 61 Ausgaben zurück. Sie wurde im April 1978 mit Unterstützung des Lehrers Hans Drechsler gegründet. Die fünfte Ausgabe wurde vom Kultusministerium zur besten Schülerzeitung Bayerns gekürt. 1983 erschienen, nach einer internen Krise, der vorläufig letzte „Durchblick“ (Nr. 15). Jüngere Schüler gaben stattdessen den „Junior Durchblick“ heraus. Ab dem 20. „Durchblick“ verschwand der Zusatz „Junior“ wieder aus dem Namen der Zeitung, da sich ab dieser Ausgabe wieder Redakteure aller Jahrgangsstufen beteiligten. Im Juli 1986 konnte die Redaktion mit einer 100 Seiten dicken 25. Ausgabe ihr Jubiläum feiern.

Die 36. Ausgabe wurde als zweitbeste Schülerzeitung Bayerns ausgezeichnet. 1997 erhielt der „Durchblick“ Nr. 48 im neu ausgeschriebenen Spiegel-Wettbewerb den dritten Platz der Kategorie Layout/Gestaltung. Ab der 50. Ausgabe erscheint die Schülerzeitung im DIN-A4-Format, statt wie bisher in DIN-A5, um dem nun vollelektronischen Layout mehr Gestaltungsräume zu eröffnen.

Arbeitsgemeinschaft Schulradio

Im Schuljahr 1999/2000 wurde die Arbeitsgemeinschaft (AG) Schulradio des Willibald-Gymnasiums gegründet. Jedes Schuljahr werden insgesamt fünf bis sechs Sendungen von maximal zehn Minuten in Form eines reinen Wortradios (Interviews und Berichte) zusammengestellt und während des Unterrichts zu festen Terminen über die schuleigene Sprechanlage in alle Klassenzimmer gesendet, um aktuelle Informationen zu vermitteln. Außerdem veröffentlicht das Schulradio am Ende jeden Schuljahres einen Jahresüberblick in Form einer selbst hergestellten CD. Auch die alljährlichen Schulkonzerte des Willibald-Gymnasiums werden auf einer Musik-CD veröffentlicht. Um steigenden Ansprüchen an die Qualität der Sendungen gerecht zu werden, veranstaltet das Schulradio unter anderem jedes Jahr ein Wochenendseminar. Für dieses konnten bisher stets Mitarbeiter von professionellen Sendern, wie dem Bayerischen Rundfunk, als Referenten gewonnen werden. Im Jahr 2003 wurde die AG Schulradio als eine von 30 Projektgruppen zum ersten bayerischen Schülerkongress des Kultusministeriums nach Nürnberg eingeladen und konnte dort ihre Arbeit einem breiten Publikum vorstellen.

Arbeitsgemeinschaft Amateurfunk

Die Anfänge Arbeitsgemeinschaft (AG) Amateurfunk und der Schulfunkstation reichen zurück in das Jahr 1979, als ein einjähriger Versuchslehrgang von zwei lizenzierten Funkern eingeleitet wurde. Erfolge in der Anfangszeit des Kurses waren Funkkontakte mit dem Amerikaner Owen Kay Garriott, der mit dem Spacelab die Erde umkreiste, sowie mit den Astronauten Ernst Messerschmid und Reinhard Furrer, die an der D1-Mission teilnahmen. Nach einem kurzzeitigen Stillstand der Tätigkeit folgte die Wiederbelebung der AG, so dass im Jahr 1993 die Astronauten Ulrich Walter und Ulf Merbold, die sich zur Ausführung der D2-Mission in der Columbia befanden, kontaktiert werden konnten. Ein Höhepunkt der AG Amateurfunk war der Funkkontakt zur Raumstation Mir im Januar 1996. In den folgenden Jahren fand eine Spezialisierung auf Satellitenfunk statt. Seit der Jahrtausendwende ist ein Mangel an Kursteilnehmern festzustellen.

Schülermitverantwortung

Die SMV ist eine ehrenamtliche Vereinigung von Schülern, deren Ziel es ist, mit Engagement und Elan die Situation ihrer Mitschüler zu verbessern. Erkennbar ist dies zum Beispiel an folgenden Veranstaltungen: die SMV-Skifahrt, der Frühlingsball, die Faschingsrevue, die Rosenaktion am Valentinstag oder das Gartenfest als Höhepunkt am Ende des Schuljahres. Außerdem stärken sie die Schulgemeinschaft durch ein Angebot an Schulshirts.

Literatur

  • Willibald-Gymnasium Eichstätt: Jahresbericht ... Willibald-Gymnasium Eichstätt, Humanistisches, Neusprachliches und Mathematisch-Naturwissenschaftliches Gymnasium. 1969/1970 ff. Eichstätt: Willibald-Gymnasium (bis 1968/1969 unter dem Titel: Willibald-Gymnasium Eichstätt. Bericht)
  • Zur Geschichte des Willibald-Gymnasiums in den Jahren 1953-1980. In: Gerorg Schörner: Festschrift zum 4. Studiengenossenfest vom 18. bis 20. Juli 1980, Eichstätt: Vereinigung der Freunde des Willibald-Gymnasiums e. V. o. J., S. 12-38
  • Vereinigung der Freunde des Willibald-Gymnasiums Eichstätt e. V.: 25 Jahre Willibald-Gymnasium im neuen Gebäude. Eichstätt: Vereinigung der Freunde des Willibald-Gymnasiums, 2003, 96 S. + 1 CD-ROM
  • Vereinigung der Freunde des Willibald-Gymnasiums Eichstätt e. V.: Willibaldiner über Willibaldiner, Eichstätt: Vereinigung der Freunde des Willibald-Gymnasiums, Polyglon-Verlag, 1. Aufl. Juli 2008.

Weblinks

Quellen

  1. Prof. Dr. rer. nat. habil. Michael Hemmer
  2. Professor Dr. Hans Mendl
  3. Thomas Obermeier, Abgeordneter des Bayerischen Landtags
  4. Biographie von Richard Reindl
  5. Lernen aus der Geschichte e.V.: Prämierte Schülerbeiträge aus dem Wettbewerb 1980/81: Alltag im Nationalsozialismus – Vom Ende der Weimarer Republik bis zum 2. Weltkrieg (PDF 340kB)
  6. Prize-winning student reports 1991/1992, Memorial: Remembrance – Admonition – Annoyance
  7. Bayerisches Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst, Toni Schmid, Pressereferent: Wieder hohe Beteiligung beim Schülerwettbewerb „Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn“ – Kultusminister Zehetmair verleiht Hauptpreise, Pressemitteilung vom 17. Juli 1996
  8. Bayerische Staatskanzlei: Ministerpräsident Stoiber zeichnet Landessieger des Wettbewerbs „Jugend forscht 2000“ aus: Junge Forscher aus Bayern entwickeln neue Produkte von der nutzerfreundlichen Internet-Box bis zur Korrektur von Abbildungsfehlern des menschlichen Auges. Presseinfo vom 5. Mai 2000
  9. Johann Kraus: „Big Brother“-Projekt im Falkennest. Die Eichstätter Kollegiatin Elisabeth Beck siegte bei „Jugend forscht“. Donaukurier vom 12. März 2002

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