Willkommen, Mr. Chance

Willkommen, Mr. Chance
Filmdaten
Deutscher Titel: Willkommen Mr. Chance
Originaltitel: Being There
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 1979
Länge: 125 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 6
Stab
Regie: Hal Ashby
Drehbuch: Jerzy Kosinski, Robert C. Jones
Produktion: Andrew Braunsberg
Musik: Johnny Mandel
Kamera: Caleb Deschanel
Schnitt: Don Zimmerman
Besetzung

Willkommen Mr. Chance (dt. DVD-Titel: Willkommen, Mr. Chance) ist eine Filmsatire des Regisseurs Hal Ashby aus dem Jahr 1979. Das Drehbuch schrieb Jerzy Kosinski auf der Grundlage seines gleichnamigen Romans. In der Hauptrolle ist Peter Sellers zu sehen, der für diesen Film zum vorletzten Mal vor der Kamera gestanden hat.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Chance hat seit seiner Kindheit als Gärtner eines wohlhabenden Mannes in Washington, D.C. gearbeitet. Da er seine Wirkungsstätte in diesen Jahren nie verlassen hat, kennt er das Leben außerhalb des Grundstückzauns nur aus dem Fernsehen. Für dieses Medium interessiert er sich mittlerweile sogar mehr als für seine Mitmenschen. Nachdem sein Arbeitgeber gestorben ist, ist Chance plötzlich zum ersten Mal damit konfrontiert, sich den Herausforderungen des Alltags in der Welt jenseits der gewohnten Grenzen zu stellen. Dazu gehört, dass er das Haus seines Arbeitgebers auf Weisung von Nachlassverwaltern verlassen und mit der ihm unbekannten Wirklichkeit auf den Straßen der Stadt klarkommen muss. Er lernt jedoch auch, sich der ungewohnten Bedrohung durch unfreundliche Zeitgenossen nicht mit Hilfe der TV-Fernbedienung entziehen zu können.

Vor einem Fernsehgeschäft stehend sieht er das erste Mal sich selbst im Fernsehen und gerät auf die Fahrbahn, wo er durch ein Auto angefahren wird. In diesem Auto sitzt Mrs. Rand, die Gattin des erfolgreichen, aber schwerkranken Geschäftsmanns Ben Rand, die Chances Namen als Chauncey Gärtner (in der Originalfassung: Chauncey Gardiner) missversteht. Zur ärztlichen Versorgung nimmt sie ihn zu sich nach Hause. Dort lernt er Mr. Rand kennen.

Dieser hält seinen neuen distinguiert gekleideten Bekannten für einen bankrottgegangenen Unternehmer. Doch damit längst nicht genug. Die vom Gärtnerleben und nur sehr wenigen sozialen Kontakten geprägte, äußerst einfache Sicht der Dinge wird von Rand als Ausdruck tiefer Weisheit interpretiert.

Da es sich bei Rand um einen Vertrauten des US-Präsidenten Warden handelt, wird der ehemalige Gärtner bald auch dem US-Regierungschef vorgestellt. Dieser versteht ein Statement Chances zum Wechsel der Jahreszeiten als weisen Rat in einer aktuellen politischen Frage. Nachdem er in TV-Auftritten ähnlich simpel gelagerte „Weisheiten“ von sich gegeben hat, alle aus dem Bereich der Botanik, steigt Chance anschließend bald zu einer öffentlich hochangesehenen Persönlichkeit auf.

Das ruft die US-Geheimdienste auf den Plan, die an Informationen über Chance herankommen wollen, aber nichts finden. Da der Präsident ja nicht durch einen Unbekannten beraten werden kann, reden sich die Behörden ein, Chance sei so wichtig, dass seine Akten von den jeweils anderen vernichtet wurden. Die tatsächlichen Verhältnisse erkennt nur Rands Arzt, der sich aus Rücksicht auf seinen im Sterben liegenden Patienten und dessen Sympathie für Chance darüber allerdings ausschweigt. Rand legt das Schicksal seiner Frau in Chances Hände.

Kurze Zeit später stirbt Rand. Bei seiner Beerdigung verständigen sich die Spitzen der von ihm hinterlassenen Firmen darauf, dass der vermeintliche Chauncey Gärtner die ideale Besetzung für die nächste Amtszeit der US-amerikanischen Präsidentschaft sei. Der Kandidat in spe bekommt davon nichts mit. Während der Beisetzungszeremonie verlässt er die Trauergesellschaft, wandert ein Stück durch Rands verschneites Anwesen, rückt in Gärtnermanier die Zweige eines Bäumchens gerade und schreitet schließlich, wie es nach der biblischen Überlieferung Jesus auf dem See Genezareth getan haben soll, über die Oberfläche eines kleinen Sees.

Kritiken

Roger Ebert sah in seiner Besprechung des Films Parallelen zwischen Chances begrenztem Intellekt und den ebenfalls eingeschränkten Kommunikationsfähigkeiten eines nach dem Prinzip der Künstlichen Intelligenz funktionierenden Computerprogramms. Außerdem wies er darauf hin, dass die Satire im amerikanischen Film eine bedrohte Lebensform sei, die sich üblicherweise, wie in den Werken Mel Brooks', platt und slapstickartig präsentiere. Ashbys Film sei hingegen ein seltenes Exemplar der feinsinnigen Satire. Schließlich stellte Ebert einen Zusammenhang zwischen Chances Plattitüden, dem öffentlichen Auftritten von Politikern sowie dem Rezeptionsvermögen der Öffentlichkeit her: Botschaften an das Publikum dürften nicht länger als zehn Sekunden dauern und keine konkreten Absichten oder Versprechungen enthalten. Andererseits verfüge das mit der Fernbedienung ausgerüstete Publikum auch nur über eine sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne. [1]

  • Lexikon des Internationalen Films: „Eine tragikomische, teilweise sarkastische Satire über die Schwächen der modernen Industrie- und Finanzgesellschaft, insbesondere den unbegrenzten, abstumpfenden Konsum der allzu mächtigen Fernsehprogramme. Hervorragend gespielte Unterhaltung mit Substanz.“ [2]
  • Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“ (1990): „(...) bitterböse Satire mit einem hervorragenden Sellers in seiner letzten Rolle.“ (Wertung: 3½ Sterne = außergewöhnlich) [3]

Hintergrund und Wirkung

Nach der Veröffentlichung des Romans Being There im Jahr 1971 erhielt dessen Autor Jerzy Kosinski ein Telegramm mit der Botschaft "Available in my garden or outside of it." (Verfügbar in meinem Garten oder außerhalb). Die zusätzlich angegebene Telefonnummer stellte sich dann als die von Peter Sellers heraus. Sellers bemühte sich in den folgenden Jahren intensiv um eine Verfilmung Kosinskis Vorlage. Möglich wurde dies erst nach Sellers' Erfolgen mit weiteren Filmen der Pink-Panther-Reihe. [4]

"Life is a state of mind" (Das Leben ist ein Gemütszustand) - Diese letzte Zeile des Films schmückt auch die letzte Ruhestätte Peter Sellers', der sieben Monate nach der Uraufführung (19. Dezember 1979) verstarb. Chance war dessen vorletzte Rolle.

"I like to watch" - In mehreren Szenen des Films beschreibt Chance mit diesen Worten, dass er sehr gern fernsieht. In zwei Fällen wird diese Bemerkung gründlich missverstanden. Zunächst interpretiert ein homosexuell orientierter Gesprächspartner dieses Bekenntnis als Wunsch, ihm und einem anderen Mann beim Geschlechtsverkehr zuzusehen. In der zweiten Szene fühlt sich Rands Ehefrau Eve dadurch aufgefordert, im Beisein von Chance zu masturbieren. Was allerdings nichts daran ändert, dass dessen Aufmerksamkeit sich bald wieder dem Fernsehprogramm zuwendet. "I like to watch" (für die deutsche Filmfassung übersetzt mit "Ich gucke gern" bzw. "Ich gucke am liebsten") gilt im englischsprachigen Raum als geflügeltes Wort, das seitdem insbesondere im voyeuristischen Kontext häufig verwendet wird.

Der Vorspann des Films wurde von Pablo Ferro gestaltet.

Auszeichnungen

Willkommen Mr. Chance ist mit einer Reihe bedeutender Filmpreise ausgezeichnet worden. Dazu gehören der Oscar in der Kategorie Bester Nebendarsteller (Douglas), der BAFTA Film Award in der Kategorie Bestes Drehbuch sowie Golden Globes in den Kategorien Bester Schauspieler Musical/Comedy (Sellers) und Bester Nebendarsteller (Douglas). Nominiert war dieser Film außerdem unter anderem für die Goldene Palme der Internationalen Filmfestspiele von Cannes 1980 und in der Oscar-Kategorie Bester Hauptdarsteller (Sellers). Dennoch ist anzumerken, dass im Jahre 1980 alle wichtigen Filmpreise an Kramer gegen Kramer verliehen wurden und Willkommen Mr. Chance in dieser Hinsicht möglicherweise unterbewertet ist.

In der vom American Film Institute herausgegebenen Liste der 100 witzigsten amerikanischen Filmkomödien aller Zeiten rangiert dieser Film auf Position 26.

Literatur

  • Jerzy Kosinski: Willkommen, Mr. Chance (Originaltitel: Being There). Deutsch von Kurt Heinrich Hansen. Vollständige Taschenbuchausgabe. Droemer-Knaur, München und Zürich 1980, 127 S., ISBN 3-426-00715-0 (die deutsche Übersetzung erschien zunächst unter dem Titel Chance. Roman)

Weblinks

Quellen

  1. Roger Ebert in der Chicago Sun-Times
  2. Lexikon des Internationalen Films
  3. Adolf Heinzlmeier, Berndt Schulz: Lexikon Filme im Fernsehen (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 932-933
  4. Satire Screening Room: Peter Sellers' Masterpiece Being There

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