Wirtschaftschemie

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Wirtschaftschemie ist ein Studienfach, welches der Schnittstelle zwischen der Betriebswirtschaft und Chemie in der Wirtschaft Rechnung trägt. [1]An derzeit fünf deutschen, einer schweizerischen Universität sowie einer deutschen Fachhochschule wird Wirtschaftschemie als Bachelor- und/oder Masterstudiengang angeboten. Die Konzepte unterscheiden sich jeweils in der Schwerpunktsetzung.

Ausgebildete Wirtschaftschemiker sind besonders für die chemische Industrie und chemienahe Branchen von Interesse. Hier ist der Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern mit chemischem und kaufmännischem Hintergrund sehr hoch. [2] [3] In der Praxis ist die Integration von chemischem Fachwissen und Management-Know-How bedeutend, ob in Forschung und Entwicklung, Marketing und Vertrieb, Controlling oder Nachhaltigkeitsmanagement. [4]

Inhaltsverzeichnis

Studienkonzept

Wirtschaftschemie ist die Antwort von Universitäten auf die Anforderungen der chemischen Industrie nach naturwissenschaftlich hoch qualifizierten Mitarbeitern, die gleichzeitig auch ein wirtschaftswissenschaftliches Studium absolviert haben. Durch dieses Lehrkonzept vereinen Wirtschaftschemiker fundierte Kenntnisse der BWL und der Chemie und entwickeln Schnittstellenkompetenzen sowie spezielle analytische und Problemlösungskompetenzen.

Ziel ist die Integration betriebswirtschaftlicher und chemischer Inhalte über die gesamte Studiendauer. Daher werden der Studiengang und das Lehrangebot gemeinsam von der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät getragen. Bei der Abschlussarbeit steht den Studierenden die Wahl zwischen chemischen und wirtschaftswissenschaftlichen Themen offen. Der Grad des Bachelor of Science kann nach sieben, der Master of Science nach weiteren drei Semestern erlangt werden. Eine Promotion mit dem Abschluss Dr. rer. nat. ist in der Chemie und zum Dr. rer. pol. in der Wirtschaftswissenschaft möglich. [5]

An der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf erfolgt die Lehre integriert, parallel und nahezu gleichgewichtig vom ersten Semester an. Die theoretische Ausbildung in Plenumsveranstaltungen, Seminaren und Gruppenarbeiten wird durch Laborpraktika und Gastvorträge ergänzt. Hier lernen die Studierenden die Kulturen und Arbeitsweisen beider Wissenschaften kennen. Neben der Heinrich-Heine-Universität bieten vier weitere Universitäten und eine Fachhochschule in Deutschland einen Studiengang Wirtschaftschemie an. Dies sind die Technische Universität Kaiserslautern, die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster, die Universität Ulm sowie die Hochschule Fresenius in Idstein. Außerhalb Deutschland existiert ein äquivalenter Studiengang an der Universität Zürich.

An der Technischen Universität in Kaiserslautern existiert ein ähnliches Konzept wie in Düsseldorf. Hier wird der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen mit Studienrichtung Chemie angeboten. [6] Es erfolgt ebenfalls eine parallele chemische und kaufmännische Ausbildung über die gesamte Studiendauer. Der Bachelor of Science kann nach sieben Semestern erlangt werden, der Grad des Master of Science nach weiteren drei Semestern. Auch die Christian-Albrechts-Universität in Kiel bietet einen äquivalenten Bachelor-Studiengang von sieben Semestern Dauer an. [7]

Die Universität in Ulm bietet einen Bachelor-/Master-Studiengang an. Die Vermittlung der Inhalte beider Fächer erfolgt im Rahmen eines chemischen Grundstudiums mit einem BWL-Anteil in höheren Fachsemestern. [8] An der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster wird ein vergleichbares Konzept verfolgt. Dort kann nach einem Bachelor-Studium in Chemie oder einem äquivalenten Studiengang ein Master-Studiengang in Wirtschaftschemie, welcher einen Anteil Chemie und schwerpunktmäßig BWL beinhaltet, belegt werden.[9]

An der Hochschule Fresenius in Idstein werden beide Fächer ebenfalls nacheinander gelehrt. Nach vier Semestern Chemiestudium erwerben die Studierenden im fünften Semester in für die Berufspraxis relevanten Feldern wirtschaftliche Zusatzkenntnisse und -kompetenzen. Die Hochschule Fresenius stützt sich dabei sehr stark auf Dozenten aus der Berufspraxis, um Studierende möglichst früh an die Praxis heranzuführen. Im sechsten Semester wenden die Studierenden die erworbenen Kenntnisse im Rahmen einer Abschlussarbeit an, die in Kooperation mit einem Unternehmen der chemischen Industrie an einem Projekt aus der Unternehmenspraxis durchgeführt wird.

Studium

Beispielhaft soll der Studienaufbau der Wirtschaftschemie nach dem integrativen Konzept verdeutlicht werden.

Bachelor of Science

Anforderungen

Die wichtigste Voraussetzung für das Studium Wirtschaftschemie sind das Interesse an chemischen und wirtschaftlichen Fragestellungen. Neben dem Hochschulreifezeugnis gibt es in der Regel keine zusätzlichen Anforderungen an Studienbewerber.[10] Sprachkenntnisse, praktische und Auslandserfahrungen sind von Vorteil, können jedoch auch während des Studiums erlangt werden. Die Wirtschaftschemie ist lokal zulassungsbeschränkt. Es gibt einen örtlichen Numerus clausus, der auf den Internetseiten der Universitäten eingesehen werden kann. Aufgrund dessen erfolgt die Bewerbung online nach den aktuellen Zulassungsbedingungen.

Inhalte, Aufbau und Umfang

Der Bachelor-Studiengang zielt auf die Integration und Vereinigung von chemischen und wirtschaftswissenschaftlichen Inhalten. Das Studium befähigt Wirtschaftschemiker dazu, im Labor wissenschaftlich zu arbeiten sowie betriebswirtschaftliche Fragestellungen zu analysieren. Über die gesamte Studiendauer von sieben Semestern mit einem Umfang von 210 ECTS erfolgt die Lehre parallel und nahezu gleichgewichtig. Die Kerngebiete, relevante Nebenfächer sowie einige Spezialisierungen beider Fachrichtungen sind im Studenplan verankert.

Seitens der Chemie werden die Grundlagen in Anorganischer, Organischer und Physikalischer Chemie vermittelt. Laborpraktika erweitern diese durch praktische Erfahrungen in der Analyse und Synthese von Verbindungen. Die chemische Basisausbildung wird durch die Lehre von Mathematik und Physik komplettiert. Im weiteren Verlauf des Studiums werden vertiefende und Wahlpflichtmodule vorgesehen, welche die Absolventen auch zum eigenständigen und wissenschaftlichen Arbeiten und Forschen befähigen. Aufgrund der Laborpraktika scheint der Anteil der Chemie im Studium zu überwiegen, wobei inhaltlich nach diesem Konzept jedoch eher ein Gleichgewicht mit der Wirtschaftswissenschaft vorliegt.

Die wirtschaftswissenschaftliche Lehre umfasst Plenumsveranstaltungen, Gruppensitzungen und Seminare in den Fächern BWL, VWL und den Spezialisierungsrichtungen. Hier beschäftigen sich die Studierenden mit den allgemeinen Grundlagen, Absatz und Beschaffung, Produktion und Logistik einerseits, mit dem Rechnungswesen, Finanz- und Wertmanagement und Statistik andererseits. Das Fachgebiet der VWL wird durch Grundlagenvorlesungen abgedeckt. Im weiteren Studienverlauf wählen Studierende zwei Schwerpunktmodule, in deren Rahmen sie wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen lernen. Das sonst generalistisch ausgelegte BWL- Studium bietet verschiedene Individualisierungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten wie Controlling, Finanzierung und Investition, Marketing, Umweltmanagement u.v.a. Bei der Vertiefung und Diskussion spezieller Fragestellungen eröffnen sich den Studierenden hier die wirtschaftschemischen Probleme.

Das Bachelorstudium der Wirtschaftschemie wird durch eine Abschlussarbeit im siebten Semester, die ein eng abgegrenztes chemisches oder wirtschaftswissenschaftliches Thema behandelt, beendet.

Master of Science

Zugangsvoraussetzungen

Da der Master-Studiengang inhaltlich auf dem Bachelor-Studiengang aufbaut und diesen vertieft, ist die nötige Voraussetzung der Grad des Bachelor of Science Wirtschaftschemie oder ein äquivalenter Abschluss. Darüber hinaus bestehen Notengrenzen, die einen Abschluss mit der Note „gut“ oder besser fordern. An einigen Universitäten werden Industriepraktika gefordert, wobei dies in den individuellen Eignungsfeststellungsordnungen einsehbar ist.

Inhalte, Aufbau und Umfang

Der dreisemestrige Master-Studiengang dient der Vertiefung und Erweiterung der im Bachelor gewonnenen Kenntnisse. Das Konzept der Integration und Gleichgewichtung von BWL und Chemie wird fortgeführt. Idealerweise sollten hier die Wahlmodule in Anlehnung an das Bachelor-Studium zusammengestellt werden. Durch die Masterarbeit im dritten Semester, welche entweder ein chemisches oder wirtschaftswissenschaftliches Thema behandelt, wird das Studium abgeschlossen.

Um dem Anspruch eines hohen wissenschaftlichen Niveaus gerecht zu werden, sind selbständiges und intensives Arbeiten erforderlich. Der Besuch von Sprach- und Zusatzkursen wird ebenso empfohlen wie Auslandsaufenthalte und Industriepraktika. Auf diese Weise werden ein enger Praxis- und Forschungsbezug hergestellt und die Funktionsweisen und Unternehmensprozesse in der chemischen Industrie abgebildet.

Diplom

Die Diplom-Studiengänge Wirtschaftschemie wurden im Wintersemester 2006/07 zum letzten Mal angeboten und laufen derzeit aus. Mit einer Regelstudienzeit von zehn Semestern ist der Diplomabschluss äquivalent zum Master of Science und unterscheidet sich in der Strukturierung. Das Grundstudium umfasst in der Regel vier Semester und wird mit zwei Fachprüfungen in der BWL sowie drei chemischen Prüfungen in der Anorganischen, Organischen und Physikalischen Chemie abgeschlossen. Diese Basis wird im sechs-semestrigen Hauptstudium vertieft und durch Wahlfächer bzw. Spezialisierungen in beiden Disziplinen erweitert. Die Diplomprüfung besteht gleichgewichtig aus zwei betriebswirtschaftlichen und chemischen Fachprüfungen und wird durch die Diplomarbeit abgeschlossen. Diese kann fachspezifische und auch fachübergreifende, wirtschaftschemische Themen umfassen.

Einsatzgebiete

Das Studium der Wirtschaftschemie qualifiziert die Absolventen durch vielseitige Kompetenzen für diverse Schnittstellen zwischen Chemie und BWL. In Unternehmen der Chemieindustrie, chemienaher Branchen wie der Pharma- oder Mineralölindustrie oder in der Unternehmensberatung betreffen viele Fragestellungen beide Wissenschaftsgebiete.

Durch die individuelle Kombination der Schwerpunkte und Wahlfächer sind Wirtschaftschemiker einerseits sehr vielseitig und breit aufgestellt. Andererseits weisen sie Expertise in ihren jeweiligen Wahlbereichen auf. Mögliche Einsatzgebiete für Wirtschaftschemiker sind unter anderem die Forschung und Entwicklung, Beschaffung, Logistik, Produktion, Controlling, Marketing, Vertrieb, Kundendienst, Personalwesen und auch die Unternehmenskommunikation in der Chemiebranche. Für solch interdisziplinäre Bereiche sind Wirtschaftschemiker eine Alternative, da sie chemisches Fachwissen und Management-Kompetenzen vereinen. Der integrierende Charakter des Studiums ermöglicht die Entwicklung einzigartiger Fähigkeiten sowie eines offenen Horizonts. Aufgrund dessen können Wirtschaftschemiker einen wesentlichen Beitrag bei den wertschöpfenden Tätigkeiten der Chemiewirtschaft leisten, deren Prozesse immer komplexer werden und stärker miteinander verzahnt sind.[11]

Einzelnachweise

  1. Ulrike Hartmann.Wirtschaftschemie bei studieren.de. Studienberatung. Studium mit Zukunft. Abgerufen Juni 2011.
  2. Nachricht aus der Chemiewirtschaft. Journal der Vereinigung für Chemie und Wirtschaft der GDCh, 2006. Seite 6/7.Abgerufen Juni 2011
  3. Wirtschaftschemie Brücke zwischen Chemie und Wirtschaft. Chemie studieren. GDCh. 2011. Seite 64-67. Abgerufen Juni 2011
  4. Steckbrief Wirtschaftschemie BS. Website der Universität Düsseldorf. Angebotene Studiengänge. Stand Januar 2011. Abgerufen 2011
  5. Homepage Wirtschaftschemie. Offizielle Wirtschaftschemie-Homepage der Universität Düsseldorf. Abgerufen Juni 2011.
  6. Information zum Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen. Homepage des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der TU Kaiserslautern. Abgerufen Juni 2011.
  7. Studieninformationsblatt Wirtschaftschemie Bachelor. Studienfächer der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Stand Juni 2011. Abgerufen Juni 2011
  8. Flyer Studiengang Wirtschaftschemie Bachelor/ Master. Studium im Fachbereich Chemie an der Universität Ulm. Stand März 2011.Abgerufen Juni 2011
  9. Masterstudium Wirtschaftschemie. Chemische Studiengänge der Universität Münster. Abgerufen Juni 2011.
  10. Jens Leker Was ist charakteristisch am Studiengang Wirtschaftschemie? Was sind die Anforderungen? Homepage Chemie im Fokus. Abgerufen Juni 2011.
  11. Jens Leker Was ist charakteristisch am Studiengang Wirtschaftschemie? Aufgabengebiete im späteren Berufsleben. Homepage Chemie im Fokus. Abgerufen Juni 2011.

Weblinks


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