Woldemar Winkler

Woldemar Winkler

Woldemar Winkler (* 17. Juni 1902 in Mügeln; † 30. September 2004 in Gütersloh) war ein deutscher Maler, Zeichner und Bildhauer. Er gilt als Fortführer und Mitgestalter einer romantischen Tradition, wie sie in Deutschland von Max Ernst und Richard Oelze vertreten wurde.[1]

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Betonglasfenster in der Gütersloher Evangeliumskirche, 1960

Winkler arbeitete ab 1919 zunächst in Architekturbüros in Dresden und Pforzheim, weil sein Vater, ein strenger Wirtschaftsberater, gegen einen künstlerischen Beruf war. Nach zwei Jahren fing er an der Staatlichen Akademie für Kunstgewerbe in Dresden an zu studieren - Architektur bei Prof. Simmang, aber auch Malerei bei Prof. Carl Rade, bei dem er 1925 Meisterschüler und ein Jahr später Assistent wurde. Im Dresden der Weimarer Republik traf er auf Künstler wie Otto Dix und Oskar Kokoschka.

1927 ereilte Winkler ein Ruf von Hofrat Prof. Simonson-Castelli an dessen private „Akademie für Zeichnen und Malen“, wo er unter anderem Kate Diehn-Bitt unterrichtete. Bereits ein Jahr später übernahm er bis 1941 die Leitung der Akademie. Winklers Arbeiten, die er ab 1927 für städtische Gebäude in Dresden angefertigt hatte, wurden von den Nationalsozialisten teilweise als "entartet" zerstört. Außerdem wurde ihm unterstellt, Juden und Kommunisten zu unterstützen und versteckt zu halten.

Im Jahr 1941 wurde er zum Kriegsdienst einberufen, wo er als „Lehrangestellter für soldatische Werkarbeit“ tätig war. Winkler geriet 1943 in Kriegsgefangenschaft (bis 1947). Bei der Bombardierung Dresdens wurde ein Großteil seines künstlerischen Schaffens wie auch sein Atelier zerstört. Winkler lernte seine Frau Margret Horstkotte kennen und zog ins ostwestfälische Gütersloh. Er arbeitete als Maler, Illustrator und Gestalter für Bücher, Glasfenster und Wandgemälde. Ab 1960 unternahm er jedes Jahr Arbeits- und Studienreisen nach Vence in Südfrankreich, wo er 1970 Max Ernst kennenlernte.

Seit Mitte der 1960er Jahre wurden Winklers Grafiken, Skulpturen, Collagen und Assemblagen regelmäßig in Galerien, Kunsthallen und Museen ausgestellt, so z.B. im Musée Ingres in Montauban oder im Leonhardi-Museum Dresden. Ein Angebot der DDR, nach Dresden zurückzukehren, lehnte er ab. 1976 und 1980 nahm Winkler an den Biennalen in Spanien teil. Ihm wurde das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1982)[2] und der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen (1987) verliehen. 1992 ernannte man ihn zum Honorar-Professor im Fachbereich Kunst an der Universität Gesamthochschule Paderborn. Am 30. September 2004 starb Winkler im Alter von 102 Jahren in seinem Haus in Gütersloh-Niehorst.

Woldemar-Winkler-Stiftung

1994 brachte Winkler über 200 seiner Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen in die Gütersloher Woldemar-Winkler-Stiftung ein. Die Stiftung verfolgt das Ziel, das künstlerische Lebenswerk Winklers darzustellen und zu pflegen. Darüber hinaus organisiert sie internationale Künstlerbegegnungen und fördert Nachwuchskünstler und die Aus- und Fortbildung auf dem Gebiet der Kunst in Sinne des Schaffens von Woldemar Winkler.

Woldemar-Winkler-Kunstpreis

Seit 1997 verleiht die Woldemar-Winkler-Stiftung im Rhythmus von zwei Jahren den mit 5.000 Euro dotierten Woldemar-Winkler-Kunstpreis. Zusätzlich gibt es einen mit 1.500 Euro dotierten „Förderpreis“. Woldemar Winkler wollte mit den Preisen "jenen Künstlern helfen, die konsequent den Weg des Imaginativen gehen und dabei, wie auch ich, nicht von Anfang an auf Anerkennung stoßen". Bisherige Preisträger waren der Tscheche Milan Nápravník, der Karlsruher Voré, die Kanadierin Mimi Parent, der Franzose Louis Pons und die Malerin Rosa Loy, Mitgründerin der so genannten Leipziger Malschule und Ehefrau des Malers und Grafikers Neo Rauch. Preisträger 2007 ist der in Nürnberg geborene und in Berlin lebende Maler Sid Gastl; der Förderpreis ging an den ebenfalls in Berlin wirkenden Maler Ruprecht von Kaufmann. Preisträger 2009 ist der in Palermo geborene und in München lebende Maler Luigi Troja. 2011 ging der Preis an die aus Würzburg stammende und in Mainz lebende Künstlerin Nikola Jaensch.

Einzelnachweise

  1. Sepp Hiekisch-Picard "Woldemar Winkler und der Surrealismus" in "Woldemar Winkler-Ein Lebenswerk" Wienand Verl., S. 126
  2. http://www.woldemar-winkler.com/inline/biografie.html

Weblinks


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