Wolfgang Böhme (Handballspieler)

Wolfgang Böhme (Handballspieler)

Wolfgang Böhme (* 17. Dezember 1949 in Wolfen) ist ein Handballtrainer und ehemaliger Handballspieler.

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Werdegang

Der in Heringsdorf aufgewachsene Böhme war zunächst Turner an der Kinder- und Jugendsportschule in Rostock; eine Verletzung zwang ihn zum Aufhören. Er begann daher mit dem Handballspielen, zuerst bei Einheit Heringsdorf[1], von wo er zum SC Empor Rostock wechselte.

Der 1,87 Meter große Linkshänder, der auf den Positionen Halbrechts und Rechtsaußen spielte, belegte 1980 bei der Wahl zum Handballer des Jahres der DDR hinter Wieland Schmidt den zweiten Platz.

Böhme spielte zehn Jahre lang (192 Länderspiele) in der Nationalmannschaft der DDR und war vier Jahre davon deren Mannschaftskapitän. Er stand im Aufgebot bei Olympia 1972[2] und gewann mit dem Team bei der Handballweltmeisterschaft (WM) 1974 die Silbermedaille und bei der WM 1978 die Bronzemedaille[3].

Drei Monate vor den Olympischen Spielen 1980 in Moskau wurde er überraschend aus dem Aufgebot genommen. Über die Hintergründe des plötzlichen Karriereendes gibt es zahlreiche Spekulationen. Böhme selbst gab an, im Januar 1980 beim Ostseepokal ein lukratives Angebot für ein Engagement beim THW Kiel bekommen zu haben, vom dem er das Ministerium für Staatssicherheit der DDR nicht informiert habe; nachdem die Staatssicherheit dennoch davon erfuhr wurde er besonders beobachtet und geächtet[4]. Er wurde wegen angeblich geplanter Republikflucht und weiterer Vergehen wie Schmuggel zur „Unperson“ erklärt und durfte nicht mehr Handball spielen.

In einem Tagebuch führte Böhme auch Protokoll über systematisches Doping; er hätte schon im Alter von 19 Jahren das Anabolikum Oral-Turinabol verabreicht bekommen.

Böhme war verheiratet mit der Rodlerin Ute Rührold, die Ehe wurde geschieden. Nach dem abrupten Ende seiner Karriere wurde er Sportlehrer an einer Betriebsschule, später Türsteher in Berlin[5]. 1987 stellte er mit seiner dritten Ehefrau einen Ausreiseantrag aus der DDR, der im Sommer 1989 genehmigt wurde. Er arbeitete fortan als Trainer und Lehrer bei GWD Minden und diversen Regionalliga- und Oberliga-Teams wie den HF Springe (2004)[6]. Er ist Trainer am Regionalen Leistungszentrum Handball des HRV NWS[7] und beim Nachwuchs des RTV 1879 Basel. Böhme lebt mit seiner Familie in der Schweiz. Sein Zwillingsbruder Matthias Böhme trainiert in St. Gallen die U21-Elite.

Im Juni 2008 wurde Böhme von seinem ehemaligen Verein Empor Rostock rehabilitiert und zum Ehrenmitglied ernannt[8][9].

Literatur

  • Erik Eggers: Böhme – eine deutsch-deutsche Handballgeschichte, Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2008, ISBN 978-3-89533-604-1.

Weblinks

Belege

  1. www.usedom-exclusiv.de
  2. „Der verhinderte Olympiasieger“ auf www.handballworld.com (PDF)
  3. www.sport-komplett.de
  4. „Der ausradierte Star“ auf www.spiegel.de
  5. „Vom Popstar zur Unperson“ auf www.faz.net
  6. www.mtv-rohrsen.de
  7. www.tvreinach.ch
  8. www.mz-web.de
  9. www.hc-empor.de

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